Das Bargeschäftsprivileg gemäß § 142 InsO nach dem neuen Anfechtungsrecht
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Das Bargeschäftsprivileg gemäß § 142 InsO nach dem neuen Anfechtungsrecht
Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 332
(2022)
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Jonas Prauß studierte von 2011 bis 2016 Rechtswissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Nach seinem ersten Staatsexamen war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Bürgerliches Recht, Zivilverfahrensrecht und Handelsrecht von Prof. Dr. Nicola Preuß an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie am Institut für Insolvenz- und Sanierungsrechts (ISR) tätig. Im Juni 2020 trat er seinen juristischen Vorbereitungsdienst im OLG-Bezirk Düsseldorf an. Im Oktober 2021 wurde er mit seiner Arbeit zum insolvenzrechtlichen Bargeschäft promoviert. Seit September 2023 arbeitet er als Rechtsanwalt in einer auf Wirtschaftsrecht spezialisierten Kanzlei im Bereich Corporate/M&A in Düsseldorf.Abstract
Rechtshandlungen, die vor der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vorgenommen wurden und sich nachteilig auf die Befriedigungsaussichten der Insolvenzgläubiger auswirken, können nach Maßgabe der §§ 130 ff. InsO angefochten werden. Wären sämtliche Rechtsgeschäfte im Vorfeld der Insolvenz der Anfechtung unterworfen, wären in die Krise geratene Unternehmen praktisch vom Wirtschaftsleben ausgeschlossen, weil potenzielle Vertragspartner das Risiko scheuten, mit ihnen Geschäfte abzuschließen. Diesem Problem trägt die Insolvenzordnung mit dem sog. »Bargeschäftsprivileg« gemäß § 142 InsO Rechnung. Der Autor erarbeitet in einem allgemeinen Teil die dogmatischen Grundlagen und wendet diese in einem besonderen Teil auf praxisrelevante Fallgruppen an. Der Autor spricht sich in seiner gesamten Arbeit für eine tendenziell großzügigere Auslegung des § 142 InsO aus.»The Contestation Privilege According to Section 142 of the German Insolvency Code under the New Contestation Law«: The Act to Improve Legal Certainty in Respect of Insolvency Contestation of March 29, 2017 made selective adjustments to the contestation law. The legislator has only partially met its goal of eliminating previously existing questions of doubt and creating legal certainty. With his work, the author attempts to address remaining and newly emerged uncertainties, particularly with regard to the »Bargeschäft«-privilege pursuant to Section 142 InsO.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung und Gang der Untersuchung | 15 | ||
Teil 1: Grundlagen zum Bargeschäft | 19 | ||
A. Unterschiedliche Rechtswirkungen ex ante und ex post | 19 | ||
B. Ratio legis des § 142 InsO | 20 | ||
I. Ermöglichung der fortgesetzten Teilnahme des Schuldners am Geschäftsverkehr | 21 | ||
1. Anfechtungsrisiken zulasten der Vertragspartner als Ausgangsproblematik | 22 | ||
2. Schutz des Schuldners vor einer insolvenzauslösenden Kettenreaktion | 24 | ||
3. Schutz potenzieller Vertragspartner vor einer Anfechtung als Kehrseite | 25 | ||
II. Sicherung des wirtschaftlichen status quo und Erhalt von Sanierungschancen zugunsten einer bestmöglichen Gläubigerbefriedigung | 26 | ||
III. Zusammenfassung | 28 | ||
C. Einordnung des § 142 InsO in das System der Insolvenzanfechtung | 29 | ||
I. Ziele und Reichweite der besonderen Insolvenzanfechtung und deren Auswirkungen auf die Legitimation des Bargeschäftsprivilegs | 30 | ||
II. Verhältnis von § 142 InsO zu § 129 Abs. 1 InsO | 35 | ||
1. Die verschiedenen Arten der Gläubigerbenachteiligung | 36 | ||
2. Berücksichtigung von in die Masse geflossenen Vermögensvorteilen | 37 | ||
a) Unzulässige Vorteilsausgleichung und zulässige Vorteilsanrechnung | 39 | ||
b) Zurechenbarkeit als Voraussetzung einer zulässigen Vorteilsanrechnung | 43 | ||
c) Erbringung von Gegenleistungen als Unterfall einer zulässigen Vorteilsanrechnung | 45 | ||
d) Konsequenzen für die konkrete Regelungsanordnung des § 142 Abs. 1 InsO | 48 | ||
e) Keine teilweise Saldierung | 49 | ||
3. Zusammenfassung | 50 | ||
III. Verhältnis des § 142 InsO zur besonderen Insolvenzanfechtung | 51 | ||
1. Verhältnis zur Anfechtung gemäß § 130 Abs. 1 InsO | 51 | ||
2. Verhältnis zur Anfechtung gemäß § 131 Abs. 1 InsO | 52 | ||
a) Keine entgegenstehenden Rechtsgründe gegen die Anwendbarkeit des § 142 InsO auf inkongruente Deckungen | 54 | ||
aa) Keine zwingende Verdächtigkeit inkongruenter Deckungen | 56 | ||
bb) Kein Ausschluss der Anwendbarkeit des § 142 Abs. 1 InsO wegen Kenntnis der Krise | 62 | ||
b) Keine entgegenstehenden wirtschaftlichen Gründe | 63 | ||
c) Zwischenergebnis | 64 | ||
3. Verhältnis zur Anfechtung gemäß § 132 Abs. 1 InsO | 64 | ||
IV. Zusammenfassung | 69 | ||
D. Ergebnisse der systematischen Analyse | 71 | ||
E. Die einzelnen Tatbestandsmerkmale des § 142 Abs. 1 InsO | 72 | ||
I. Leistungsaustausch | 73 | ||
II. Verknüpfung von Leistung und Gegenleistung | 75 | ||
III. Gleichwertigkeit von Leistung und Gegenleistung | 76 | ||
1. Erfordernis einer Befriedigungstauglichkeit der Gegenleistung | 79 | ||
2. Erfordernis einer Massenützlichkeit der Gegenleistung | 80 | ||
3. Sonderfall: Vergütung erfolgloser Sanierungsberatung | 81 | ||
4. Kein Widerspruch zur Geschäftsleiterhaftung gemäß § 64 S. 1 GmbHG a.F. bzw. § 15b Abs. 4 S. 1 InsO | 84 | ||
a) Sinn und Zweck der Geschäftsleiterhaftung | 86 | ||
b) Unterschiedliche Reichweite von Geschäftsleiterhaftung und Bargeschäftsprivileg | 87 | ||
c) Rechtslage seit dem SanInsFoG | 89 | ||
5. Zwischenergebnis | 89 | ||
IV. Unmittelbarkeit des Leistungsaustauschs | 90 | ||
1. Funktion der Unmittelbarkeit | 92 | ||
a) Keine Abgrenzung zum Kreditgeschäft | 92 | ||
b) Systemgerechte Funktion der Unmittelbarkeit | 95 | ||
aa) Konkretisierungs- und Vereinfachungsfunktion | 95 | ||
bb) Anreizfunktion zur schnellen Erbringung der Gegenleistung | 96 | ||
cc) Beherrschbarkeit von Anfechtungsrisiken | 97 | ||
2. Konkrete Bestimmung des maßgeblichen Zeitraums | 97 | ||
a) Relevante Faktoren zur Bestimmung des maßgeblichen Zeitraums | 98 | ||
aa) Keine Differenzierung nach Übernahme des Vorleistungsrisikos | 98 | ||
bb) Verzögerungen beim Leistungsaustausch | 99 | ||
(1) Verzögerungen durch Dritte | 99 | ||
(2) Verzögerung durch Gläubiger | 100 | ||
(3) Verzögerung durch Schuldner | 100 | ||
(4) Zwischenergebnis | 102 | ||
b) Art der ausgetauschten Leistungen unter Berücksichtigung der Gepflogenheiten des Geschäftsverkehrs | 102 | ||
aa) Keine Orientierung an Handelsbräuchen und der Beschaffenheit von Leistung und Gegenleistung | 103 | ||
bb) Verzugsfrist des § 286 Abs. 3 Hs. 1 BGB als Ausgangspunkt | 104 | ||
cc) Anpassung an die Besonderheiten des Einzelfalls | 104 | ||
c) Zwischenergebnis | 106 | ||
d) Privilegierung von Arbeitsentgelten gemäß § 142 Abs. 2 S. 2, 3 InsO | 106 | ||
3. Zusammenfassung | 110 | ||
V. Vorsatzanfechtung gemäß § 133 Abs. 1–3 InsO und die erkannte Unlauterkeit des anderen Teils | 111 | ||
1. Unlauterkeit des Schuldners | 113 | ||
a) Indizwirkung masseunnützer und betriebsfremder Gegenleistungen | 115 | ||
b) Keine Unlauterkeit wegen fortlaufender Insolvenzverschleppung | 117 | ||
c) Subjektive Anforderungen an den Vorsatz des Schuldners und die korrespondierende Kenntnis des Anfechtungsgegners | 120 | ||
2. Zusammenfassung | 121 | ||
F. Ergebnisse der Tatbestandsanalyse | 122 | ||
Teil 2: Praxisrelevante Anwendungsfälle des § 142 InsO | 124 | ||
A. Verrechnungen im Kontokorrent | 125 | ||
I. Kein Erlöschen der Verrechnungsbefugnis im Eröffnungsverfahren | 128 | ||
II. Anfechtungsgegenstand bei Verrechnungen im Kontokorrent | 130 | ||
III. Kongruenz und Inkongruenz der Kontokorrentverrechnung | 131 | ||
1. Verrechnungen im offenen und ungekündigten Kontokorrentkredit | 132 | ||
2. Stellungnahme | 135 | ||
3. Zwischenergebnis | 136 | ||
IV. Konkrete Anwendung des § 142 Abs. 1 InsO auf Kontokorrentverrechnungen | 136 | ||
V. Zusammenfassung | 140 | ||
B. Besicherung von Gesellschafterdarlehen im Sinne der §§ 39 Abs. 1 Nr. 5, 135 InsO | 140 | ||
I. Entwicklung des Sonderrechts der Gesellschafterdarlehen | 143 | ||
II. Legitimationsgrund des Sonderrechts | 145 | ||
III. Reichweite und Begrenzung der Besicherungsanfechtung | 148 | ||
1. Verhältnis zwischen Nachrang und Anfechtung | 149 | ||
2. Begrenzung der Anfechtung im Falle der Sicherheitenverwertung | 151 | ||
IV. Bargeschäftliche Privilegierung anfänglicher Sicherheiten | 154 | ||
1. Anwendbarkeit des Bargeschäftsprivilegs auf anfängliche Sicherheiten | 155 | ||
a) Auffassung der Rechtsprechung | 155 | ||
b) Gegenauffassung in der Literatur | 157 | ||
c) Stellungnahme | 158 | ||
2. Subsumtion unter die Tatbestandsmerkmale des § 142 Abs. 1 InsO | 162 | ||
a) Auszahlung der Darlehensvaluta gegen Bestellung der Sicherheit als Leistungsaustausch | 162 | ||
b) Rechtsgeschäftliche Verknüpfung von Darlehensgewährung und Sicherheitenbestellung | 163 | ||
c) Gleichwertigkeit von Darlehensvaluta und Sicherheit | 163 | ||
d) Unmittelbarkeit zwischen Auszahlung der Darlehensvaluta und der Sicherheitenbestellung | 164 | ||
e) Vorsatzanfechtung und erkannte Unlauterkeit | 165 | ||
3. Exkurs: COVID-19-Insolvenzaussetzungsgesetz | 167 | ||
V. Zusammenfassung | 172 | ||
Gesamtergebnis und Thesen | 174 | ||
Literaturverzeichnis | 178 | ||
Stichwortverzeichnis | 192 |