Präventive Gewinnabschöpfung im Polizeirecht
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Präventive Gewinnabschöpfung im Polizeirecht
Verbindlichkeit ihrer exekutiven Ausgestaltung im Innen- wie Außenverhältnis sowie eine vertiefte Betrachtung des ersten Verfahrensstadiums, der Sicherstellung nach niedersächsischem Landesrecht
Das Recht der inneren und äußeren Sicherheit, Vol. 14
(2022)
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Katharina M. Peukert studierte von 2006 bis 2011 Rechtswissenschaften an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität in Hannover und legte die Erste Juristische Prüfung ab. Während des Studiums war sie an selbiger Universität beschäftigt am Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaften von Prof. Dr. Hubert Treiber, am Dekanat und am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie von Prof. Dr. Kai Waechter. An letzterem arbeitete und promovierte sie im Anschluss an das Studium von 2012 bis 2020. Seit 2019 ist sie Rechtsreferendarin beim OLG Celle.Abstract
Das Werk beschäftigt sich primär mit dem niedersächsischen Landesrecht und diskutiert unter Einbeziehung eigenständig erhobener Umfragewerte gründlich Voraussetzungen und Grenzen der Präventiven Gewinnabschöpfung. Es bespricht Begriff und Historie, zeigt, dass der strafrechtlich geprägte Terminus nun ebenso für gefahrenabwehrrechtliche Maßnahmen steht, sowie, dass im Rahmen der Kompetenz strafrechtliche Normen teils illegitim und nicht rechtlich vorrangig sind. Zur sachlichen Zuständigkeit zeigt es eine Regelungslücke auf und erarbeitet einen Gesetzesvorschlag. Die Arbeit diskutiert u. a., warum der Sachbegriff auch Unkörperliches wie Buchgeld erfasst. Sie zeigt Indizes auf, die eine gegenwärtige Gefahr begründen können, und Anforderungen für eine Widerlegung der Eigentumsvermutung. Sie legt dar, dass ein Einschreiten auch bei Unkenntnis des Berechtigten zulässig sein kann und dass ein generell unantastbares Schonvermögen nicht existiert. Festgestellt wird außerdem, dass die Nds. SOG-Reform vom 20.05.2019 keine Veränderung der Arbeitsergebnisse bewirkte.»Preventive Profit Skimming in Police Law. Binding Nature of its Executive Design in Internal and External Relations as well as an In-Depth Consideration of the first Procedural Stage, the Seizure under Lower Saxony State Law«: Work deals mainly with law of Lower Saxony, discusses the prerequisites and limits of the PräGe with the inclusion of self-raised survey data, and offers assistance for norm users. It shows, i.a., that criminal law norms are partly illegitimate and have no priority, a gap in the regulation of subject-matter jurisdiction including a legislative proposal, that the concept of subject-matter also covers incorporeal objects, indices for a present danger and for rebutting the presumption of ownership.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
A. Einführung | 25 | ||
I. Einleitung | 25 | ||
II. Methode und Struktur der Untersuchung | 28 | ||
B. Begriff und Historie der Gewinnabschöpfung | 30 | ||
I. Repressive Gewinnabschöpfung | 30 | ||
II. Präventive Gewinnabschöpfung | 33 | ||
III. Mögliche Variante des klassischen Polizeirechts | 40 | ||
C. Rechtsgrundlagen der Gewinnabschöpfung | 43 | ||
I. Erweiterte Einziehung – § 73a StGB | 44 | ||
II. Sicherungseinziehung – § 74b StGB | 47 | ||
III. Selbständige Einziehung – § 76a StGB | 49 | ||
1. § 76a I–III StGB – Nachträgliche Vermögensabschöpfung | 49 | ||
2. §§ 76a IV StGB, 437 StPO – Einziehung von Vermögen unklarer Herkunft | 51 | ||
IV. Bedürfnis eines PräGe-Verfahrens – §§ 26 ff. Nds. SOG | 53 | ||
1. Verbliebene Regelungslücken | 54 | ||
2. Zweifel an Legitimität strafrechtlicher Einziehungsregelungen | 55 | ||
a) Kritik betreffs § 73a StGB | 55 | ||
b) Kritik betreffs § 74b StGB | 59 | ||
c) Kritik betreffs § 76a IV StGB i. V. m. § 437 StPO | 59 | ||
3. Zwischenergebnis | 62 | ||
D. Kompetenz für eine Präventive Sicherstellung inkriminierter Sachen | 63 | ||
I. Grundsatz: Landesgesetzgebungskompetenz | 63 | ||
II. Sperrwirkung – qua Annexkompetenz zu Art. 74 I Nr. 1 GG | 64 | ||
III. Vorrang strafrechtlicher Einziehungsregelungen | 71 | ||
IV. Zwischenergebnis | 71 | ||
E. Rechtsprobleme/rechtliche Grenzen bei der Durchführung der Präventiven Gewinnabschöpfung | 73 | ||
I. Landesrechtliche Grenzen der Präventiven Gewinnabschöpfung | 73 | ||
1. Gemeinsamer Runderlass des Ministeriums für Inneres und Sport (MI) und des Justizministeriums (MJ) | 73 | ||
a) Darstellung des Runderlasses | 74 | ||
b) Verbindlichkeit des Runderlasses für Gemeinden | 77 | ||
c) Verbindlichkeit des Runderlasses im Außenverhältnis | 80 | ||
aa) Organisatorische Verwaltungsvorschriften | 81 | ||
bb) Verhaltenslenkende Verwaltungsvorschriften | 89 | ||
(1) Außenwirkung ermessensleitender Verwaltungsvorschriften | 89 | ||
(a) Unmittelbare Außenwirkung | 90 | ||
(b) Mittelbare Außenwirkung durch Selbstbindung | 91 | ||
(aa) Fingierte oder faktische Verwaltungspraxis maßgeblich? | 94 | ||
(bb) Zwischenergebnis | 99 | ||
(cc) Zulässigkeit und Gebot einer Neubegründung der faktischen Verwaltungspraxis | 100 | ||
(dd) Erforderliches Ausmaß einer Abweichung zur Neubegründung und Reichweite der Bindung nach Art. 3 I GG | 101 | ||
(ee) Zwischenergebnis | 104 | ||
(c) Mittelbare Außenwirkung aufgrund Vertrauensschutzes | 105 | ||
(d) Zwischenergebnis | 107 | ||
(2) Außenwirkung norminterpretierender Verwaltungsvorschriften | 107 | ||
cc) Zwischenfazit | 109 | ||
d) Folgen einer rechtswidrigen Verwaltungsvorschrift im Innen- und Außenverhältnis | 110 | ||
e) Folgen der Nichtbeachtung einer rechtmäßigen Verwaltungsvorschrift | 112 | ||
f) Zwischenfazit | 114 | ||
2. Verfahrensstadium 1: Sicherstellung nach § 26 Nds. SOG | 114 | ||
a) Rechtsnatur des § 26 Nds. SOG | 115 | ||
b) Formelle Rechtmäßigkeit | 117 | ||
aa) Zuständigkeit | 117 | ||
(1) Subsidiaritätsgrundsatz – § 1 II 1 Nds. SOG | 117 | ||
(2) Straftatenverhütung – § 1 I 3 Nds. SOG | 118 | ||
(a) Vorrang der Polizei oder Gleichrangigkeit i. R. v. § 1 I 3 Nds. SOG? | 118 | ||
(b) Spanne der Anwendbarkeit – begrenzt auf das Vorfeld? | 122 | ||
(c) Ende des Vorrangs und Übergang auf die Verwaltungsbehörden | 125 | ||
(3) Einschränkung – § 1 III Nds. SOG | 136 | ||
(4) Zwischenergebnis | 137 | ||
bb) Verfahren | 137 | ||
cc) Form | 138 | ||
c) Materielle Rechtmäßigkeit | 139 | ||
aa) Tauglicher Sicherstellungsgegenstand | 139 | ||
(1) Bargeld | 139 | ||
(2) Buchgeld | 144 | ||
(a) Bargeld, welches von der StA auf ein Konto eingezahlt wurde | 145 | ||
(aa) Sachbegriff im Gefahrenabwehrrecht | 146 | ||
(bb) Verfassungsrechtliches Analogieverbot | 148 | ||
(α) Analogieverbot nach Art. 103 II GG | 148 | ||
(β) Analogieverbot nach Art. 104 I 1 GG | 153 | ||
(γ) Allgemeines Analogieverbot aus Art. 20 II, III GG | 155 | ||
(δ) Analogieverbot aus Grundrechten | 161 | ||
(ε) Analogiegebot aus Art. 3 I GG i. V. m. Art. 20 III GG | 162 | ||
(cc) Einfachrechtliches Analogieverbot | 163 | ||
(dd) Analogievoraussetzungen | 164 | ||
(α) Regelungslücke | 165 | ||
(β) Planwidrigkeit | 167 | ||
(γ) Vergleichbare Interessenlage | 171 | ||
(δ) Zusammenfassung und Abwägung | 174 | ||
(ee) Zwischenergebnis | 175 | ||
(b) Buchgeld bei dem Verdächtigen | 176 | ||
(3) Untypisches: Grundstücke – Immobilien – Räume | 178 | ||
(4) Typische Sicherstellungsobjekte einer PräGe | 180 | ||
bb) Tauglicher Sicherstellungsgrund | 180 | ||
(1) § 26 Nr. 1 Nds. SOG – Gegenwärtige Gefahr – zulässige Bewertungskriterien | 181 | ||
(a) Gefahrbegriff | 181 | ||
(aa) Gefahrenquelle | 181 | ||
(bb) Gefahrbegriff und Schutzgüter | 187 | ||
(cc) Öffentliches Interesse an Verhinderung des Schadenseintritts | 189 | ||
(b) Erforderlicher Grad der zeitlichen Nähe und der Wahrscheinlichkeit | 193 | ||
(aa) Indiztatsachen bei BtM-Delikten | 197 | ||
(α) Szenetypische Stückelung und Relevanz der illegalen Herkunft | 200 | ||
(β) Mehrfache Ermittlungen bzw. Verurteilungen, ihre Vereinbarkeit mit Unschuldsvermutung und Resozialisierungsgebot | 202 | ||
(γ) Höhe des aufgefundenen Geldbetrages | 204 | ||
(δ) Aktuelle Kontakte oder Drogenkonsum | 204 | ||
(bb) Indiztatsachen bei Hehlerei oder ähnlichen Delikten | 205 | ||
(cc) Zwischenergebnis | 210 | ||
(c) Bar- oder Buchgeld | 211 | ||
(d) Andere Sachen | 213 | ||
(e) Gegenwärtige Gefahr auch bei Sicherung von Rückforderungsansprüchen? | 213 | ||
(aa) Vorrang von § 26 Nr. 2 Nds. SOG? | 214 | ||
(α) Direkte Anwendung von § 26 Nr. 2 Nds. SOG bei unkörperlichen Sachen? | 215 | ||
(β) Analoge Anwendung von § 26 Nr. 2 Nds. SOG bei unkörperlichen Sachen? | 216 | ||
(bb) Fehlender zivilrechtlicher Schutz als Hindernis einer präventiven Maßnahme | 218 | ||
(cc) Zwischenergebnis | 219 | ||
(2) § 26 Nr. 2 Nds. SOG – Schutz privater Rechte – zulässige Bewertungskriterien | 220 | ||
(a) Zum Schutz privater Rechte vor Verlust oder Beschädigung | 221 | ||
(aa) Widerlegung der Eigentumsvermutung – § 1006 I 1 BGB | 221 | ||
(α) Grundsätzliche Anforderungen an die primäre Darlegungs- und Beweislast | 223 | ||
(β) Beweislastumkehr / besondere Anforderungen im Gefahrenabwehrrecht? | 226 | ||
(γ) Erhöhte Anforderungen bei Bargeld? | 229 | ||
(δ) Zwischenergebnis | 230 | ||
(bb) Zulässigkeit trotz unbekanntem Berechtigten? | 231 | ||
(cc) Zivilrechtlicher Schutz | 232 | ||
(b) Dem Besitz entgegenstehender Wille des Berechtigten | 233 | ||
(c) Erforderlichkeit einer gegenwärtigen oder konkreten Gefahr? | 234 | ||
(d) Bargeld und die Folgen einer Einzahlung zwecks Verwahrung | 235 | ||
(e) Indiztatsachen für eine Widerlegung von § 1006 I 1 BGB mangels Eigentums | 236 | ||
(f) Deliktische Herkunft allein ausreichend? | 239 | ||
(3) Runderlass: Sicherstellung von Bargeld bevorzugt nach § 26 Nr. 1 Nds. SOG | 240 | ||
cc) Polizeipflichtigkeit – Adressierung | 241 | ||
d) Rechtsfolge – Möglichkeiten und Grenzen | 241 | ||
aa) Entschließungsermessen: Anspruch / matr. Pflicht auf Einschreiten? | 242 | ||
bb) § 26 Nr. 1: Ermessensreduktion auf Null bei Bargeld | 247 | ||
cc) § 26 Nr. 2: Ermessensreduktion auf Null bei fehlendem zivilrechtlichen Schutz | 248 | ||
dd) §§ 26 Nr. 2, 4 III Nds. SOG: Zulässigkeit trotz unbekanntem Berechtigten? | 249 | ||
ee) Erforderlichkeit der Belassung eines „Schonvermögens“ | 253 | ||
ff) Entzug des Tatanreizes als zulässiger Gesichtspunkt? | 255 | ||
gg) Zulässiger Anreiz, dass die investierte Arbeit nicht „wirkungslos verpuffen“ soll? | 257 | ||
hh) Fiskalische Beweggründe als zulässige Motive? | 258 | ||
(1) Zielsetzung der 500 € Bagatellgrenze des Runderlasses | 259 | ||
(2) Staatsaufgabe Sicherheit – ihre Vereinbarkeit mit Beschränkungen aufgrund fiskalischer Erwägungen | 260 | ||
(3) Einfachrechtliche Ausgestaltung der Sicherheit – Zulässigkeit von fiskalischen Erwägungen? | 262 | ||
(4) Haushaltsrecht als zu beachtende innere Grenze | 262 | ||
(a) Rechtswirksamkeit des Haushaltsrechts | 264 | ||
(b) Grad der Beachtlichkeit des Haushaltsrechts und seine Auswirkungen auf das zu gewährleistende Maß an Sicherheit | 266 | ||
(c) Unzulässigkeit der Mittelbeschaffung als entscheidungstragender Zweck | 268 | ||
(d) Beachtlichkeit fiskalischer Erwägungen im Rahmen der Spielräume des Nds. SOG | 268 | ||
(e) Zulässige Zweckbegrenzung aufgrund unverhältnismäßigen Kostenaufwands? | 271 | ||
(5) Zwischenergebnis | 274 | ||
3. Dauer der Rechtswirksamkeit einer Sicherstellung nach § 26 Nds. SOG | 275 | ||
a) Keine Präklusion wegen fehlender oder fehlerhafter Mitwirkung | 276 | ||
b) Ende der Rechtswirksamkeit trotz Bestandskraft der Sicherstellung | 280 | ||
aa) Bindungswirkung | 282 | ||
bb) Erledigung gemäß § 43 II VwVfG | 285 | ||
cc) Verstoß gegen Treu und Glauben | 289 | ||
dd) Verpflichtung zum Widerruf / Rücknahme | 290 | ||
c) Zwischenergebnis | 291 | ||
II. Veränderung der Grenzen durch Novellierung des Nds. SOG mit Gesetz vom 20.05.2019 | 292 | ||
F. Schlussbetrachtung | 296 | ||
Literaturverzeichnis | 312 | ||
Sachverzeichnis | 337 |