Die Neuregelung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten
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Die Neuregelung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten
Eine verfassungs- und europarechtliche Untersuchung des § 36a AufenthG
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1472
(2022)
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Bernhard Gröhe studierte Rechtswissenschaft an der Juristischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und an der Péter-Pázmány-Universität in Budapest mit dem Schwerpunkt Internationales Recht, Europarecht und IPR. Nach Abschluss des 1. Staatsexamens promovierte er bei Prof. Dr. Fabian Wittreck zur Neuregelung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten. Daneben arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer internationalen Wirtschaftskanzlei in Düsseldorf in den Bereichen Kapitalmarktrecht, Öffentliches Wirtschaftsrecht und Regulierte Industrien. Im Jahr 2020 begann er seinen juristischen Vorbereitungsdienst beim OLG Düsseldorf.Abstract
Im Jahr 2018 beschloss der Bundestag die Neuregelung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten. Dieser erhält durch § 36a AufenthG eine ›Obergrenze‹, weshalb nur noch maximal 1.000 Visa monatlich verteilt werden. Die Arbeit geht der Frage nach, ob diese Einschränkung des Familiennachzugs mit dem deutschen Grundgesetz, der EMRK und dem Unionsrecht vereinbar ist. Dabei stellt sie auch die grundlegende Struktur sowohl des Familiennachzugs als auch des subsidiären Schutzes dar. Zudem befasst sich die Arbeit in einem Exkurs mit der Frage, ob syrischen Bürgern, die nach Deutschland geflohen sind, der Schutz nach der Genfer Flüchtlingskonvention oder subsidiärer Schutz zu gewähren ist. Insgesamt kommt die Arbeit zu dem Ergebnis, dass die Neuregelung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten zwar mit dem Grundgesetz, der EMRK und der EU-Grundrechtecharta vereinbar ist, jedoch gegen die Familienzusammenführungsrichtlinie verstößt und daher unionsrechtswidrig ist.»New Regulation of Family Reunification for Persons eligible for Subsidiary Protection. A Constitutional and European Law Examination of Sec. 36a AufenthG«: Since the new regulation, only 1,000 family members per month are allowed to enter Germany for family reunification with persons eligible for subsidiary protection. The thesis addresses the question of whether this restriction is in accordance with constitutional and European law. It concludes that this regulation of family reunification to persons eligible for subsidiary protection is compatible with the German Constitution, the ECHR and the CFR, but violates the Family Reunification Directive.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
A. Einleitung | 17 | ||
B. Der Familiennachzug | 23 | ||
I. Gesetzeshistorie und Systematik | 24 | ||
II. Allgemeine Voraussetzungen und Versagungsgründe | 26 | ||
1. Allgemeine Voraussetzungen | 26 | ||
2. Versagungsgründe | 28 | ||
a) Nichtzulassung des Familiennachzugs | 29 | ||
b) Neue Versagungsgründe des Familiennachzugs | 30 | ||
III. Begünstigter Personenkreis | 30 | ||
1. Ehegatten | 31 | ||
a) Bestand einer wirksam geschlossenen Ehe | 31 | ||
b) Mindestalter, § 30 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 AufenthG | 33 | ||
c) Spracherfordernis, § 30 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 AufenthG | 35 | ||
2. Kinder | 36 | ||
a) Vor Vollendung des 16. Lebensjahres | 37 | ||
b) Nach Vollendung des 16. Lebensjahres | 39 | ||
3. Eltern minderjähriger Kinder | 40 | ||
a) Minderjährig bis zur Gewährung des Familiennachzugs | 41 | ||
b) Minderjährig bis zur Asylantragsstellung | 43 | ||
c) Keine Ungleichbehandlung zwischen Eltern- und Kindernachzug | 45 | ||
4. Sonstige Familienangehörige | 46 | ||
a) Allgemein | 46 | ||
b) Die Geschwister als Problemkinder | 47 | ||
IV. Schlussfolgerungen | 50 | ||
C. Der subsidiäre Schutz | 53 | ||
I. Vom nationalen zum europäischen Begriff: Historie des subsidiären Schutzes | 54 | ||
1. Auf dem Weg zu europäischen Standards | 55 | ||
2. Die Qualifikationsrichtlinie | 58 | ||
II. Voraussetzungen für die Gewährung des subsidiären Schutzes | 60 | ||
1. Todesstrafe | 61 | ||
2. Folter oder unmenschliche oder erniedrigende Behandlung | 62 | ||
a) Folter | 63 | ||
b) Unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung | 64 | ||
3. Individuelle Bedrohung im Rahmen eines bewaffneten Konflikts | 66 | ||
a) Individuelle Betroffenheit | 67 | ||
b) Willkürliche Gewalt | 68 | ||
c) Bewaffneter Konflikt | 69 | ||
4. Ausschlusstatbestände | 70 | ||
III. Internationaler Schutz: Flüchtlingsschutz und subsidiärer Schutz im Vergleich | 73 | ||
1. Die Tatbestandsebene | 74 | ||
a) Tatbestandsvoraussetzungen | 74 | ||
b) Ausschlusstatbestände | 77 | ||
2. Die Rechtsfolgen | 78 | ||
3. Schlussfolgerungen | 80 | ||
IV. Exkurs: Schutzstatus von syrischen Staatsangehörigen | 83 | ||
1. Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft | 84 | ||
2. Gewährung des subsidiären Schutzes | 91 | ||
3. Nach Europa geflohenen Syrern droht Verfolgung in Syrien | 95 | ||
D. Die Regelung des Familiennachzugs zu subsidiär Schutzberechtigten | 102 | ||
I. Regelungshistorie | 103 | ||
1. 1990–2013: Der „subsidiäre Schutz“ im Ausländer- und Zuwanderungsgesetz | 104 | ||
2. 2013: Umsetzung der Qualifikationsrichtlinie | 105 | ||
3. 2015: Gleichstellung beim Familiennachzug | 106 | ||
4. 2016: Aussetzung des Familiennachzugs | 107 | ||
5. 2018: Begrenzung des Familiennachzugs | 109 | ||
II. Der neue § 36a AufenthG | 110 | ||
1. Personenkreis: Kernfamilie | 112 | ||
2. Obergrenze: 1.000 Visa pro Monat | 114 | ||
3. Der unbestimmte Begriff der „humanitären Gründe“ | 116 | ||
a) Lange Dauer der Trennung | 118 | ||
b) Besonderer Schutz minderjähriger Kinder | 119 | ||
c) Ernsthafte Gefährdung von Leib, Leben oder Freiheit | 120 | ||
d) Schwerwiegende Erkrankung oder Pflegebedürftigkeit | 121 | ||
4. Ausschlussgründe: „Soll-Nicht“-Vorschriften | 122 | ||
a) Erst nach Flucht geschlossene Ehe | 123 | ||
b) Straftaten durch den subsidiär Schutzberechtigten | 125 | ||
c) Absehbares Aufenthaltsende des subsidiär Schutzberechtigten | 127 | ||
5. Verhältnis zu anderen Normen | 129 | ||
III. Schlussfolgerungen | 131 | ||
E. Verfassungsrechtliche Betrachtung | 134 | ||
I. Vereinbarkeit mit dem Schutz von Ehe und Familie (Art. 6 Abs. 1 GG) | 135 | ||
1. Inhalt und Ausgestaltung des besonderen Schutzes von Ehe und Familie | 136 | ||
a) Eröffnung des abwehrrechtlichen Schutzbereichs | 138 | ||
b) Neuregelung des Familiennachzugs greift in Art. 6 Abs. 1 GG ein | 141 | ||
c) Institutsgarantie und wertentscheidende Grundsatznorm | 152 | ||
2. Abwägung zwischen den Interessen der betroffenen Familien und denen der Allgemeinheit | 153 | ||
a) Widerstreitendes Verfassungsrecht | 154 | ||
b) Verfassungslegitime Zwecke für die Steuerung der Zuwanderung | 158 | ||
c) Geeignetheit der Neuregelung des Familiennachzugs | 159 | ||
d) Erforderlichkeit der Neuregelung des Familiennachzugs | 163 | ||
e) Angemessener Ausgleich zwischen den widerstreitenden Interessen | 165 | ||
aa) Die widerstreitenden Interessen der Familien und des Staates | 166 | ||
bb) „Warteschlangenprinzip“ statt Einzelfallprüfung? | 172 | ||
cc) Das Grundgesetz gebietet keine fixe Höchstgrenze der Trennungsdauer | 175 | ||
dd) Keine Verletzung von Art. 6 Abs. 1 GG | 178 | ||
3. Keine Verletzung des Elternrechts nach Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG | 180 | ||
II. Vereinbarkeit mit dem Gleichheitsgebot (Art. 3 Abs. 1 GG) | 182 | ||
1. Der speziellere Gleichheitssatz des Art. 6 Abs. 1 GG ist nicht anwendbar | 183 | ||
2. Die Ungleichbehandlung von subsidiär Schutzberechtigten und Konventionsflüchtlingen | 184 | ||
3. Sachlicher Grund und Grad der Ungleichbehandlung | 186 | ||
4. Keine Verletzung von Art. 3 Abs. 1 GG | 194 | ||
III. Vereinbarkeit mit dem Bestimmtheitsgebot (Art. 20 Abs. 3 GG) | 196 | ||
IV. Die Neuregelung des Familiennachzugs ist verfassungsgemäß | 202 | ||
F. Europarechtliche Betrachtung | 205 | ||
I. Vereinbarkeit mit europäischen Grundrechten | 206 | ||
1. Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens, Art. 8 EMRK | 207 | ||
a) Bedeutung der Europäischen Konvention für Menschenrechte im Unionsrecht | 207 | ||
b) Allgemeine Schutzgewährleistung durch Art. 8 EMRK | 209 | ||
c) Familiennachzugsneuregelungsgesetz mit Art. 8 EMRK vereinbar | 212 | ||
2. Recht auf Achtung des Familienlebens, Art. 7 GRCh | 214 | ||
3. Keine Verletzung von Art. 8 EMRK und Art. 7 GRCh | 215 | ||
II. Vereinbarkeit mit europäischem Sekundärrecht | 216 | ||
1. Europarechtliche Grundlagen | 218 | ||
a) Familienzusammenführungsrichtlinie | 218 | ||
b) Qualifikationsrichtlinie | 220 | ||
2. Möglicher Anspruch auf Nachzug zu subsidiär Schutzberechtigten aus der Familienzusammenführungsrichtlinie | 222 | ||
a) Subsidiärer Schutz als subsidiäre Schutzform? | 223 | ||
b) Die Privilegierung von Flüchtlingen | 232 | ||
c) Sonderfall: Ausschluss von nach der Flucht geschlossenen Ehen (§ 36a Abs. 3 Nr. 1 AufenthG) | 240 | ||
d) § 36a AufenthG ist teilweise europarechtswidrig | 243 | ||
3. Europarechtswidrig und nun? – Die Folgen | 245 | ||
III. Die Neuregelung des Familiennachzugs ist teilweise europarechtswidrig | 248 | ||
G. Ergebnis | 252 | ||
Literaturverzeichnis | 263 | ||
Sachwortverzeichnis | 272 |