Die notwendige Teilnahme
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Die notwendige Teilnahme
Zum Strafgrund der Beteiligung im Rahmen der Zuständigkeitslehre
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 302
(2022)
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Xueshuang Zhao hat an der Universität Tsinghua in Beijing, China den LL.B. (2013) und den LL.M. (2015) absolviert. Im Jahr 2014 hat sie das juristische Staatsexamen Chinas bestanden. An der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg erwarb sie 2018 den Titel Legum Magister. Von 2018 bis 2021 hat sie in Freiburg unter der Betreuung von Prof. Dr. Dr. hc mult. Michael Pawlik, LL.M. (Cantab.) promoviert. Seit 2021 arbeitet sie als Assistant Professorin an der Chinesischen Universität für Politikwissenschaft und Recht (CUPL).Abstract
In dieser Arbeit wurde der Frage nachgegangen, ob und, wenn ja, warum die notwendige Mitwirkung im Rahmen der von Zuständigkeitsgesichtspunkten geprägten allgemeinen Beteiligungslehre straflos sein kann. Die Zurechnungsformel der Beteiligung lautet: Verbindet der Einzelne aufgrund seiner Selbstbestimmung seinen Organisationskreis mit den Organisationskreisen anderer, so übernimmt er akzessorisch die Verantwortung für die Konsequenzen der Verbindung. Der Sterbewillige ist trotz seiner Mitwirkung an der Tötung auf Verlangen (§ 216) straflos, nicht weil ein eigenständiger Rechtsgutsangriff erforderlich ist, sondern weil niemand zum Weiterleben verpflichtet ist, was nicht durch die Akzessorietät der Teilnahme modifiziert wird. Der wesentlich auf kriminalpolitische Erwägungen zurückführende Grundsatz der straflosen Mindestmitwirkung ist nicht in der Lage, den begünstigten Gläubiger (§ 283c) und den Käufer des pornographischen Werkes (§ 184 Nr. 3) als straflos zu erklären.»The Necessary Participation: Penalty Reason for Participation in the Context of the Responsibility Theory«: Neither the theory of the subject of protection without punishment nor the theory of minimum participation without punishment can provide a satisfactory solution to the problem of necessary participation. In this thesis, the question was investigated whether and, if so, why the necessary participation within the framework of the general participation theory, which is shaped by aspects of responsibility, can be unpunished. An opportunity is offered to reflect on the currently dominant general participation theory.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 11 | ||
A. Krise der Rechtsfigur „notwendige Teilnahme“ | 11 | ||
B. Abstecken des Problembereichs | 13 | ||
I. Konvergenz- und Begegnungsdelikte | 13 | ||
II. Unterschiedliche Bezugspunkte der Figur „notwendige Teilnahme“ | 16 | ||
III. Anforderung einer begrifflichen „Notwendigkeit“? | 18 | ||
Erstes Kapitel: Der Meinungstand in der Literatur | 21 | ||
A. Analyse der einzelnen Auffassungen | 21 | ||
I. Straflosigkeit aufgrund des Schweigens des Gesetzgebers? | 22 | ||
II. Der Erst-recht-Schluss von Freudenthal | 26 | ||
III. Die Unterlegenheitsthese von Lange | 30 | ||
IV. Parallele zwischen Mittäter und notwendigem Beteiligten bei Zöller | 33 | ||
V. Gropps Rückgriff auf verfassungsrechtliche Grundsätze | 37 | ||
VI. Funktionales Privilegierungsmodell von Sowada | 43 | ||
B. Rückblick: Rechtsgutsdogma als Roter Faden? | 47 | ||
I. Rechtsgutsträger als Beteiligte | 49 | ||
1. Die Schwierigkeit bei der notwendigen Teilnahme | 49 | ||
2. Das Rechtsinstitut der Einwilligung und die Akzessorietät der Teilnahme | 51 | ||
3. Vermittlungsfunktion des Rechtsgutsbegriffs? | 54 | ||
II. Rechtsgutsdogma und Auslegung der Einzeltatbestände | 58 | ||
1. Die Ratlosigkeit der rechtsgutsbezogenen Lösungswege | 59 | ||
2. Allgemeiner oder Besonderer Teil? | 65 | ||
Zweites Kapitel: Strafgrund der Teilnahme | 69 | ||
A. Das Scheitern der Schuldteilnahmetheorie | 70 | ||
B. Rechtsgutsbasierte Teilnahmekonzeption – Verursachungstheorie und ihre Varianten | 73 | ||
I. Die reine Verursachungstheorie | 74 | ||
1. Sperrgebiet der Zuständigkeitserwägungen | 75 | ||
2. Eigenständiges Teilnahmeunrecht | 79 | ||
II. Die akzessorische Ansicht | 81 | ||
1. Akzessorietät nach dem gängigen Verständnis | 83 | ||
2. Akzessorietät aufgrund faktischer Förderung der Haupttat? | 86 | ||
3. Akzessorietät und die positiv-rechtlichen Regelungen | 90 | ||
III. Der akzessorische Rechtsgutsangriff | 94 | ||
1. Unmöglichkeit der Kombination | 95 | ||
2. Selbständiger Rechtsgutsangriff aufgrund der Lehre von der objektiven Zurechnung? | 99 | ||
IV. Zwischenergebnis | 101 | ||
C. Zuständigkeitsbasierte Teilnahmekonzeption | 102 | ||
I. Regressverbot und eigenständiges Teilnahmeunrecht | 104 | ||
1. Schumanns Ansatz | 104 | ||
2. Renzikowskis Ansicht | 108 | ||
a) Teilnahme als Verletzung der eigenständigen Gefährdungsverbote? | 109 | ||
b) Schwierigkeiten bei der Mittäterschaft | 113 | ||
3. Zwischenergebnis | 116 | ||
II. Radikal normativistische Beteiligungslehre von Jakobs und seinen Schülern | 117 | ||
1. Konstruktion eines Gesamtsubjekts? | 120 | ||
2. Als Moment der objektiven Zurechnung | 123 | ||
a) Die subjektive Tatseite der Beteiligten | 124 | ||
b) Die Formel der Rollenverteilung | 128 | ||
3. Die maßgebliche Unzulänglichkeit – Begrenztheit der Perspektive | 130 | ||
Drittes Kapitel: Eigene Ansicht – Beteiligung als Verbindung der Organisationskreise | 134 | ||
A. Freiheitsverständnis und strafrechtliches Unrecht | 135 | ||
I. Der naturalistische Freiheitsbegriff und der Schmerzpunkt der Strafrechtsdogmatik | 136 | ||
II. Das normative Freiheitsverständnis | 142 | ||
1. Freiheit als Selbstgesetzgebung | 142 | ||
2. Rechtsgesetz und das subjektive Recht | 145 | ||
3. Pflichtverletzung als Mittelpunkt des Verbrechensbegriffs | 149 | ||
III. Die Mitwirkungspflicht des Bürgers | 151 | ||
1. Normverletzung und Normrehabilitierung | 152 | ||
2. Der Normbrecher als Bürger | 156 | ||
3. Verletzung eines besonderen Rechts als allgemeines Recht | 160 | ||
IV. Zwischenergebnis | 164 | ||
B. Das System der Zuständigkeiten | 165 | ||
I. Die Parallele zur Problematik der unechten Unterlassungsdelikte | 165 | ||
II. Die Kategorie der Rechtsperson als Scharnier | 169 | ||
III. Respektierungsgebote im Fall des Alleinhandelns | 174 | ||
1. Skizze der Respektierungserwartung | 174 | ||
2. Grundaxiom: Respektierungspflichten als Kosten der Organisationsfreiheit | 176 | ||
3. Die konkreten Ausprägungen der Organisationsfreiheit | 179 | ||
IV. Kooperationsfreiheit – die Ausprägung der Respektierungsgebote im Fall des gemeinsamen Handelns | 187 | ||
1. Zuständigkeit für die Tatbestandsverwirklichung | 188 | ||
2. Kooperationsfreiheit als Bestandteil der Organisationsfreiheit | 191 | ||
3. Abgrenzung zum Regressverbot | 195 | ||
C. Konstruktive Erfassung der Verbindung mehrerer Organisationskreise | 200 | ||
I. Repräsentanzgedanke | 200 | ||
1. Die Denkmöglichkeit der Verbindung der Organisationskreise | 202 | ||
2. Repräsentanzgedanke als Sondergut der Mittäterschaft? | 206 | ||
II. Die Bestimmung der Zuständigkeitsverbindung | 213 | ||
1. Zuständigkeitsverbindung statt der modifizierten kausalen Beziehung | 214 | ||
2. Irrelevanz der individuellen Sinngebung | 218 | ||
III. Zusammenfassung | 221 | ||
Viertes Kapitel: Die notwendige Teilnahme in einzelnen Deliktstatbeständen | 223 | ||
A. Die Zuständigkeit des Mitwirkenden statt des eigenständigen Rechtsgutsangriffs: Die Mitwirkung des seine Tötung Verlangenden (§ 216) | 223 | ||
I. Rechtspflicht zum Weiterleben? | 225 | ||
1. Berufung auf übergeordnete Interessen der Allgemeinheit | 225 | ||
a) Das Bestandsschutzargument | 225 | ||
b) Das Tabubruch-Argument und andere auf Generalprävention bezogene Argumente | 228 | ||
2. Intrapersonale Pflicht aufgrund der kantischen Vernunft | 232 | ||
II. Der weich-paternalistische Schutz vor Übereilung | 235 | ||
1. Selbsttötung und Vollzugsreife | 235 | ||
2. Autonomie unter dem weich-paternalistischen Schutz | 237 | ||
III. Die Straflosigkeit des Sterbewilligen trotz Mitwirkung | 240 | ||
B. Die Strafbarkeit der sogenannten Mindestmitwirkung | 243 | ||
I. Die Mitwirkung des begünstigten Gläubigers (§ 283c StGB) | 244 | ||
1. Der Grund der Privilegierung des begünstigten Gläubigers | 245 | ||
2. Das Kriterium der Tatbestandsnotwendigkeit | 247 | ||
3. Die Strafbarkeit des begünstigten Gläubigers | 250 | ||
II. Die Mitwirkung des Käufers von Raubkopien (§ 106 UrhG) oder pornographischen Werken (§ 184 I Nr. 3) | 251 | ||
1. Kriminalpolitische Erwägungen und das Unrecht der Teilnahme | 252 | ||
2. Der prozessuale Lösungsweg statt des materiellrechtlichen Lösungswegs | 256 | ||
3. Die Straftheorie und Opportunitätserwägungen bei der Strafverfolgung | 260 | ||
III. Fazit | 264 | ||
Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse | 265 | ||
Literaturverzeichnis | 271 | ||
Sachwortverzeichnis | 296 |