Mittelbare Täterschaft durch Versetzen in einen Motivirrtum
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Mittelbare Täterschaft durch Versetzen in einen Motivirrtum
Die Rechtsfigur des Täters hinter dem Täter im Bereich der Irrtumsherrschaft
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 303
(2022)
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About The Author
Alexander Lehmann studierte Rechtswissenschaften an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg und absolvierte dort sein erstes Staatsexamen mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsstrafrecht und Internationales Straf- und Strafprozessrecht. Nach Abschluss des ersten Staatsexamens 2016, verfasste er seine Dissertation bei Prof. Dr. Arnd Koch und war daneben von 2016 bis 2020 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Martin Kment tätig. Seit 2020 ist er Rechtsreferendar beim Freistaat Bayern im OLG-Bezirk München.Abstract
Die Abhandlung stellt einen Beitrag zur Diskussion um die Möglichkeit eines Täters hinter dem Täter dar. Sie nimmt hierbei die Fälle der Irrtumserregung in den Fokus und untersucht die Möglichkeit der mittelbaren Täterschaft bei vollverantwortlichem - aber einem Motivirrtum erliegenden - Tatmittler. Dabei legt die Arbeit besonderen Wert auf die Beleuchtung der Entwicklungsgeschichte der mittelbaren Täterschaft und der Rechtsfigur des Täters hinter dem Täter. Dieser historische Blickwinkel offenbart die Gründe, weshalb sich ein Täter hinter dem Täter seit jeher teilweise erheblicher Kritik ausgesetzt sieht. Darüber hinaus wird deutlich, dass diese historisch bedingten Vorbehalte mittlerweile obsolet sind. Im weiteren Verlauf der Untersuchung werden die einzelnen Fallgruppen der mittelbaren Täterschaft durch Hervorrufen eines Motivirrtums anhand der einzelnen Irrtumskonstellationen herausgearbeitet, wobei auch die Selbstschädigungsfälle mit einbezogen werden.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Einleitung | 19 | ||
I. Relevanz der Untersuchung – Entscheidungserheblichkeit | 21 | ||
II. Herangehensweise der Untersuchung | 25 | ||
Kapitel 1: Der Motivirrtum | 27 | ||
I. Die kodifizierten Motivirrtümer | 28 | ||
1. Der vermeidbare Verbotsirrtum nach § 17 S. 2 StGB | 28 | ||
2. Die vermeidbare irrtümliche Annahme eines entschuldigenden Notstands, § 35 Abs. 2 S. 2 StGB | 30 | ||
II. Die nicht kodifizierten Motivirrtümer | 31 | ||
1. Selbstschädigung aufgrund eines Motivirrtums | 31 | ||
2. Fremdschädigung aufgrund eines Motivirrtums | 32 | ||
3. Zwischenfazit | 33 | ||
III. Möglichkeiten der rechtlichen Bewertung der Erregung von Motivirrtümern | 33 | ||
Kapitel 2: Der Täter hinter dem Täter | 34 | ||
I. Der Begriff des Täters hinter dem Täter | 34 | ||
II. Die Entwicklung der Rechtsfigur des Täters hinter dem Täter | 36 | ||
1. Die Entwicklung in der Literatur | 36 | ||
a) Die Anfänge | 37 | ||
b) Die Willensherrschaft kraft organisatorischer Machtapparate | 42 | ||
c) das Konzept der Tatherrschaftsstufen und der Irrtum über den konkreten Handlungssinn | 42 | ||
d) Grenzbereich der Entschuldigungsgründe und Benutzung eines Tatentschlossenen | 46 | ||
e) Der graduelle Tatbestandsirrtum | 47 | ||
f) Reaktionen und aktueller Stand | 48 | ||
2. Die Entwicklung in der Rechtsprechung | 50 | ||
a) Die Rechtsprechung des Reichsgerichts | 50 | ||
b) Die Rechtsprechung des BGH | 54 | ||
III. Ergebnis | 60 | ||
Kapitel 3: Die mittelbare Täterschaft | 62 | ||
I. Allgemeine Täterschaftsvoraussetzungen | 62 | ||
II. Wortlaut, Systematik und Telos | 63 | ||
III. Die Historie der mittelbaren Täterschaft | 68 | ||
1. Das Reichsstrafgesetzbuch von 1871 | 71 | ||
2. Versuche der Reform des Strafrechts | 76 | ||
3. Die Strafrechtsangleichungsverordnung von 1943 | 81 | ||
4. Der Weg zur Strafrechtsreform | 84 | ||
5. Nach der Strafrechtsreform von 1975 | 85 | ||
6. Bindungswirkung der Historie | 88 | ||
IV. Zwischenergebnis | 89 | ||
V. Die Beteiligungslehren im Laufe der Zeit und deren Auswirkungen auf die Reichweite der mittelbaren Täterschaft | 90 | ||
1. Die Lehre vom Tatbestand und dessen Auswirkungen auf die Beteiligungslehren | 91 | ||
a) Entwicklung des Kausalitätsbegriffs und der objektiven Zurechnung | 91 | ||
b) Die Leistungsfähigkeit des Kausalbegriffs | 95 | ||
c) Die Unterbrechung des Kausalzusammenhangs und der Gedanke des Ausschlusses mittelbarer Täterschaft bei frei und vorsätzlich handelndem Tatmittler | 96 | ||
2. Die rein subjektiven Theorien | 100 | ||
a) Die Dolus- und Interessentheorie | 101 | ||
b) Kritik an den rein subjektiven Theorien | 102 | ||
3. Die materiell-objektiven Theorien | 105 | ||
a) Die wirksamste Bedingung als Ursache | 106 | ||
b) Abgrenzung nach physisch und psychische vermittelter Kausalität | 107 | ||
c) Abgrenzung anhand adäquater Kausalität | 108 | ||
d) Abgrenzung durch Differenzierung zwischen direkter und indirekter Kausalität | 110 | ||
e) Abgrenzung nach Kriterien der Über- und Unterordnung | 111 | ||
f) Zwischenergebnis | 112 | ||
4. Die formal-objektive Theorie | 112 | ||
a) Versuche der Erklärung der mittelbaren Täterschaft | 113 | ||
b) Mittelbare Täterschaft als gestufte Täterschaft | 114 | ||
5. Ganzheitliche Theorien | 116 | ||
a) Die neuere Rechtsprechung | 116 | ||
b) Die Ganzheitstheorie | 118 | ||
6. Die Tatherrschaftslehre | 119 | ||
a) Die Entwicklung der Tatherrschaftslehre | 120 | ||
aa) Der Durchbruch durch Welzel | 122 | ||
bb) Die Umschreibung Maurachs und die Eingrenzung durch Gallas | 124 | ||
cc) Die Ausdifferenzierung durch Roxin und aktueller Stand | 125 | ||
b) Kritik und Stellungnahme | 128 | ||
7. Entscheidungsträgerschaft | 136 | ||
8. Die Beteiligung als Zurechnungsproblem | 137 | ||
a) Handlungszurechnung, Erfolgszurechnung oder Tätigkeitszurechnung? | 138 | ||
b) Die Beteiligungslehre als reines Zurechnungsproblem | 142 | ||
aa) Die Beteiligungslehre als Teil der objektiven Zurechnung | 142 | ||
bb) Differenzierung zwischen Primärer und sekundärer Pflichtverletzung | 143 | ||
cc) Unterordnung einer fremden Rechtssphäre | 145 | ||
dd) Dringlichkeit der Verhaltensnorm | 147 | ||
9. Autonomieprinzip | 148 | ||
10. Zwischenergebnis | 152 | ||
VI. Der Täterbegriff | 152 | ||
1. Der restriktive und der extensive Täterbegriff | 153 | ||
2. Primärer und sekundärer Täterbegriff | 157 | ||
3. Formell-objektiver und materiell-objektiver Täterbegriff | 159 | ||
4. Zwischenergebnis | 161 | ||
VII. Ergebnis | 161 | ||
Kapitel 4: Das Drei-Personen-Verhältnis | 164 | ||
I. Vollständige Anerkennung | 164 | ||
1. Tatveranlassung in eigener Sache | 165 | ||
2. Wille zur Begehung einer eigenen Straftat | 166 | ||
3. Entscheiden über die Begehung der Tat entgegen dem wahren Willen des Tatmittlers | 166 | ||
4. Kritik und Würdigung | 167 | ||
II. Vollständige Ablehnung | 170 | ||
1. Die Rechtsprechung des Reichsgerichts und die anfängliche Rechtsprechung des BGH | 170 | ||
2. Das Verantwortungsprinzip | 171 | ||
a) Entwicklung und Reichweite des Verantwortungsprinzips | 173 | ||
b) Die Willensfreiheit des Vordermanns | 176 | ||
aa) Widerspruch bei der Benutzung eines rechtlich frei Handelnden als Tatmittler | 178 | ||
bb) Das Problem des fahrlässig handelnden Vordermanns | 180 | ||
cc) Zwischenergebnis | 183 | ||
c) Das Verantwortungsprinzip als positives und negatives Konstitutionsprinzip der Tatherrschaft | 184 | ||
aa) Tatherrschaft im faktischen Sinn | 184 | ||
bb) Tatherrschaft im normativen Sinn | 186 | ||
(1) Bestimmtheit der Abgrenzung | 187 | ||
(2) Häufig gemachte Ausnahmen | 188 | ||
(3) Mangel an Alternativen | 189 | ||
(4) Fehlende positive Begründung der Tatherrschaft | 191 | ||
(5) Möglichkeit der Teilung der Tatherrschaft zwischen den Beteiligten | 193 | ||
(6) Das Problem des fahrlässig handelnden Vordermanns | 195 | ||
(7) Exkurs: Verantwortungsverschiebung | 195 | ||
d) Zwischenergebnis | 196 | ||
3. Der Werkzeugbegriff | 197 | ||
4. Bestehende Hemmungskräfte | 200 | ||
5. Fehlende Notwendigkeit | 201 | ||
6. Zwischenergebnis | 201 | ||
III. Teilweise Anerkennung | 202 | ||
1. Der vermeidbare Verbotsirrtum, § 17 S. 2 StGB | 202 | ||
a) Die Rechtsprechung des BGH | 204 | ||
b) Anknüpfung an die objektive Zurechnung | 207 | ||
c) Grenzbereich der Entschuldigungsgründe | 209 | ||
d) Angleichung an die Fälle des fahrlässig handelnden Tatmittlers und modifiziertes Verantwortungsprinzip | 212 | ||
e) Freiverantwortlichkeit und Beseitigung von Hemmungsmotiven | 215 | ||
f) Differenzierung zwischen Kenntnis der formellen und der materiellen Rechtswidrigkeit | 220 | ||
g) Zwischenergebnis | 224 | ||
2. Die vermeidbare irrtümliche Annahme einer entschuldigenden Situation | 225 | ||
3. Der Dohna-Fall – Der manipulierte error in persona | 228 | ||
a) Das kriminalpolitische Argument | 229 | ||
b) Die Einstufung des Hintermanns als Nebentäter | 231 | ||
c) Die Einstufung des Hintermanns als Anstifter | 235 | ||
d) Die Einstufung des Hintermanns als Gehilfe | 237 | ||
e) Die Einstufung des Hintermanns als mittelbarer Täter | 239 | ||
aa) Der Irrtum über den konkreten Handlungssinn | 240 | ||
bb) Abstellen auf das verletzte personale Rechtsverhältnis | 244 | ||
cc) Herrschaft über das Opfer | 248 | ||
dd) Die Benutzung eines Tatentschlossenen | 248 | ||
ee) Beseitigen von Hemmungsmotiven | 251 | ||
f) Zwischenergebnis | 253 | ||
4. Der Irrtum über die Unrechtshöhe | 254 | ||
a) Herrschaft über überschießenden Unwertgehalt | 256 | ||
b) Aufspaltung in eine Anstiftungs- und eine Täterschaftskomponente | 257 | ||
c) Für die Strafzumessung erhebliche Irrtümer über den konkreten Handlungssinn | 259 | ||
d) Beseitigen von Hemmungsmotiven | 260 | ||
e) Zwischenergebnis | 261 | ||
5. Der Irrtum über Qualifikationsvoraussetzungen | 261 | ||
a) Die Rechtsprechung des BGH | 262 | ||
b) Tatumstandsirrtum oder Motivirrtum? | 264 | ||
c) Beurteilung in der Wissenschaft | 266 | ||
d) Beseitigen von Hemmungsmotiven | 267 | ||
e) Einbeziehung von Qualifikationen, die auf schulderhöhenden Umständen beruhen | 269 | ||
f) Zwischenergebnis | 271 | ||
6. Sonstige Irrtümer | 271 | ||
a) Dolus generalis Situationen | 272 | ||
b) Der Risikoirrtum | 273 | ||
c) Der Irrtum über taterhebliche Handlungsvoraussetzungen | 274 | ||
d) Weitere relevante Irrtümer | 274 | ||
IV. Ergebnis | 277 | ||
Kapitel 5: Das Zwei-Personen-Verhältnis | 279 | ||
I. Möglichkeit mittelbarer Täterschaft im Zwei-Personen-Verhältnis | 281 | ||
II. Überblick über das Meinungsspektrum | 286 | ||
III. Irrtümer, die zum Suizid führen | 287 | ||
IV. Behandlung in der Rechtsprechung | 289 | ||
V. Behandlung in der Wissenschaft | 292 | ||
1. Ältere Ansichten | 293 | ||
2. Fehlende Unterlassungspflicht | 295 | ||
3. Freiverantwortlichkeit der Selbstverletzung | 296 | ||
a) Fiktives Verantwortungsprinzip | 297 | ||
b) Exkulpationslehre | 297 | ||
c) Einwilligungslösung | 299 | ||
d) Autonomiegedanke | 304 | ||
4. Einwirkung auf die Abwägung zwischen Hemmungsmotiven und Handlungsimpulsen | 307 | ||
a) Herrschaft über den Grund des Erfolges | 309 | ||
b) Aufopferungsschwellenrelevantes Entscheidungsdefizit | 311 | ||
c) Eigene Bewertung | 314 | ||
Kapitel 6: Fazit | 319 | ||
Anhänge | 327 | ||
Literaturverzeichnis | 330 | ||
Sachwortverzeichnis | 344 |