Die Hauptverhandlung als Forum der Wahrheit
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Die Hauptverhandlung als Forum der Wahrheit
Eine Analyse mit Blick auf die Strafprozessreformen von Argentinien und Mexiko
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 305
(2022)
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About The Author
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Buenos Aires, Argentinien, war Mariana Sacher zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin und sodann Assistentin bei Professor Dr. Dr. h.c. mult. Bernd Schünemann. Nach einem Magisterstudium folgte die Promotion zum Thema »Sonderwissen und Sonderfähigkeiten in der Lehre vom Straftatbestand« (Band 172). Die Juristische Fakultät der LMU München hat die vorliegende Arbeit im WS 2020/2021 als Habilitationsschrift angenommen. Seit 2021 ist Mariana Sacher Privatdozentin an der LMU München.Abstract
Der Blick auf die globale Entwicklung lässt ernüchtert konstatieren, dass die Uhr des hauptverhandlungszentrierten Prozessmodells als Ausdruck des liberalen Rechtsstaates abgelaufen ist. Das weltweit siegreiche abgekürzte Strafverfahren ohne eine substantielle mündliche und unmittelbare Hauptverhandlung, sei es als plea bargaining, als procedimiento abreviado oder als Verständigung, ist auf eine »Jagd nach dem Geständnis« angewiesen wie der gemeinrechtliche Inquisitionsprozess. Wenn man die großen Reformbögen betrachtet, führt das Abspracheverfahren wieder zu der einseitigen Wahrheitsfindung des Inquisitionsverfahrens zurück, wobei die Errungenschaften der Hauptverhandlung dem Angeklagten nicht mehr durch die Folter geraubt, sondern durch die vorgebliche Strafmilderung abgekauft werden. Als Prüfstein für die globale Entwicklung werden die lateinamerikanischen Strafprozessreformen mit dem fast unmittelbaren Übergang vom spanischen Inquisitionsprozess zu einem adversatorischen Verfahren kritisch beleuchtet.»The main hearing as a forum of truth. An Analysis with a View on the Criminal Procedure Reforms of Argentina and Mexico«: The clock of the main hearing-centered criminal procedure has run down. Abbreviated criminal proceedings without a substantive oral and direct main hearing, whether plea bargaining, procedimiento abreviado or plea bargaining, rely on a »hunt for the confession« like the common law inquisition trial. Material truth falls by the wayside. As a touchstone, recent Latin American criminal procedure reforms are critically examined.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 21 | ||
Kapitel 1: Die mündliche und unmittelbare Hauptverhandlung in der europäischen Rechtsgeschichte | 27 | ||
A. Vom Partei- zum Inquisitionsprozess | 28 | ||
I. Die Herausbildung des Inquisitionsprozesses | 28 | ||
II. Das magische Prozessverständnis | 32 | ||
III. Die „Entzauberung der Welt“ im Prozessrecht | 35 | ||
IV. Die Entstehung des öffentlichen Strafsystems | 37 | ||
1. Keine „lineare“ Entwicklung | 37 | ||
2. Steigerung von Herrschaft durch Zentralisierung | 40 | ||
V. Fortschritt und sein Preis | 41 | ||
1. Umstellung des Beweisrechts | 41 | ||
2. Das Beweisrecht des Inquisitionsprozesses als Fortschritt!? | 43 | ||
a) „Rationalisierung“ des Beweisrechts | 43 | ||
b) Schriftlichkeit | 44 | ||
3. Preis der Entwicklung | 45 | ||
a) Die schwer zu füllende Lücke im Beweisrecht | 45 | ||
b) Gesetzliche Beweisregeln | 45 | ||
c) Das Dilemma der bindenden Beweisregeln | 47 | ||
d) Die Aufwertung des Geständnisses zur regina probationum | 49 | ||
aa) Die theologischen Wurzeln des Geständnisses | 49 | ||
bb) Die zentrale Bedeutung des Geständnisses | 50 | ||
cc) Geständniserzwingung durch Folter | 53 | ||
(1) Ursprung der Folter im Inquisitionsverfahren | 53 | ||
(2) Eigenschaften des Ketzerverfahrens und Folter | 55 | ||
(3) Logik der Folter | 56 | ||
(4) Gründe für den Foltergebrauch im Inquisitionsverfahren | 58 | ||
(5) Abschaffung der Folter | 59 | ||
B. Die Entstehung der Hauptverhandlung | 61 | ||
I. Das französische Modell | 61 | ||
1. Quellen der Reformbewegung | 61 | ||
2. Prozessuale Strukturveränderung | 61 | ||
3. „Système mixte“ | 63 | ||
4. Ziel der materiellen Wahrheit | 66 | ||
II. Ablehnung des „accusatorischen“ Systems | 66 | ||
III. Die Rezeption des französischen Systems in Deutschland | 67 | ||
C. Die Verteilung der Prozessrollen in der deutschen Reichsstrafprozessordnung von 1877 | 70 | ||
D. Ergebnis | 72 | ||
Kapitel 2: Wahrheit und Verfahren | 76 | ||
A. Strafprozessmodelle und Wahrheitserforschung | 76 | ||
I. Das kontinentaleuropäische Modell | 76 | ||
1. Richterliche Aufklärung im Dienst der materiellen Wahrheit | 76 | ||
a) Das Festhalten am Untersuchungsgrundsatz | 76 | ||
b) Förderung der materiellen Wahrheit durch die richterliche Aufklärungspflicht? | 79 | ||
c) Das Schuldprinzip als Ausgangspunkt | 80 | ||
d) Wahrheit als Korrespondenz | 81 | ||
e) Erkenntnistheoretische Einwände | 87 | ||
f) Normative Einwände | 91 | ||
g) Ergebnis | 93 | ||
2. Sachaufklärung von Amts wegen | 97 | ||
3. Umfang der Aufklärungspflicht | 98 | ||
4. Tatrichterliche Beweiswürdigung als materiellrechtliches Erfordernis | 100 | ||
5. Der Schritt zur freien Beweiswürdigung | 101 | ||
6. Rezeption in Lateinamerika | 103 | ||
II. Wahrheit im adversatorischen Modell | 104 | ||
1. Methode der Rechtsvergleichung | 104 | ||
2. Verhältnis zur Wahrheitsermittlung | 105 | ||
3. Unterschiedliche Methoden der Wahrheitserforschung | 106 | ||
B. Annäherung beider Modelle | 110 | ||
I. Durch richterliche Pozessleitung im US-Beweisrecht | 110 | ||
II. Durch Schwächung der Stellung des Angeklagten | 110 | ||
1. Ausnahmen für das Verbot vom Hörensagen | 110 | ||
2. Einschränkungen beim Beweisantragsrecht und bei der Beweisverwertung | 111 | ||
C. Ergebnis | 115 | ||
Kapitel 3: Verfahrensrecht und materielles Recht | 117 | ||
A. Der Bezug beider Strafverfahrensmodelle zum materiellen Strafrecht | 117 | ||
B. Wechselwirkung | 121 | ||
I. Bedeutung | 121 | ||
II. Prozessrecht im Dienst des materiellen Rechts | 121 | ||
III. Moderate Sichtweise | 123 | ||
IV. Bewertung | 124 | ||
C. Innerprozessuale Orientierung | 125 | ||
I. Verschiedene Varianten | 125 | ||
II. Diskurstheoretische Legitimation des Strafverfahrens | 126 | ||
1. Frühe diskurstheoretische Ansätze | 126 | ||
2. Konsens als diskursive Wahrheit im Strafverfahren | 129 | ||
3. Einwände gegen die diskurstheoretische Fundierung des Strafverfahrens und der Absprachen | 130 | ||
a) Zirkularität und Inhaltsleere | 130 | ||
b) Interessenorientiertes Handeln | 133 | ||
c) Herrschaftsfreiheit und Zwanglosigkeit | 136 | ||
4. Revision der Diskurstheorie | 137 | ||
III. Verselbständigtes Prozessrecht | 141 | ||
D. Ergebnis | 143 | ||
I. Materiellrechtliche Orientierung des Strafverfahrens | 143 | ||
II. Ablehnung einer rein innerprozessualen Orientierung des Strafverfahrens | 144 | ||
Kapitel 4: Straftheorien und Schuldprinzip als Ausgangspunkt der Wechselbeziehung | 145 | ||
A. Straftheorien und Verfahrensstruktur | 145 | ||
B. Absolute Straftheorien | 148 | ||
C. Relative Straftheorien | 153 | ||
I. Spezialprävention | 153 | ||
II. Generalprävention | 155 | ||
1. Positive Generalprävention | 157 | ||
2. Negative Generalprävention | 159 | ||
3. Androhungsgeneralprävention und Schuldprinzip | 162 | ||
D. Folgerungen für das Strafverfahren | 163 | ||
I. Ziel der materiellen Wahrheit | 163 | ||
II. Materielle Wahrheit und Gesetzlichkeitsprinzip | 164 | ||
III. Ergebnis | 165 | ||
Kapitel 5: Begründungen in Lateinamerika für die Ausgestaltung des adversatorischen Strafprozesses | 166 | ||
A. Der Unparteilichkeitsgedanke | 166 | ||
I. In den Zeiten vor der Etablierung des adversatorischen Systems | 166 | ||
II. Als Begründung für die neue, adversatorische Ausgestaltung des Strafprozesses | 167 | ||
B. Kritik der adversatorischen Strömung an der früheren Übernahme des europäischen reformierten Strafprozesses in Lateinamerika | 169 | ||
C. Wahrheitsgebot nur im Fall der Verurteilung | 169 | ||
D. Parallele Ansichten in der deutschen Literatur | 170 | ||
I. Der Richter als unbeteiligter Dritte | 170 | ||
II. Wahrheitsgebot nur im Fall der Verurteilung | 170 | ||
III. Ablehnung von Ableitungen aus dem Schuldprinzip für das Strafverfahren | 171 | ||
E. Erwiderung | 172 | ||
I. Gegen das Argument der fehlenden Unparteilichkeit des Richters | 172 | ||
II. Allgemeines Wahrheitsgebot bzw. umfassende Klärung des Sachverhalts im Strafprozess auch als Ableitung aus dem Schuldprinzip | 173 | ||
F. Weitere Begründungen in Lateinamerika für eine adversatorische Struktur: das ultima-ratio-Prinzip | 174 | ||
Kapitel 6: Die strafprozessualen Wurzeln in Lateinamerika auf Grundlage des kontinentaleuropäischen Modells | 177 | ||
A. Einleitung | 177 | ||
B. Das spanische Inquisitionsverfahren in den Kolonien | 178 | ||
C. Der Reformursprung in Argentinien | 182 | ||
I. Ein Inquisitionsprozess bis 1992 | 182 | ||
II. Die Entstehung des reformierten Inquisitionsverfahrens nach dem kontinentaleuropäischen Modell | 185 | ||
1. Das Strafprozessgesetz der Provinz Córdoba von 1939 | 185 | ||
a) Bedeutung und Ursprung | 185 | ||
b) Entstehung | 186 | ||
c) Konzept | 186 | ||
d) Verbreitung | 189 | ||
2. Musterstrafprozessgesetz für Iberoamerika von 1978 | 190 | ||
3. Musterstrafprozessgesetz für Iberoamerika von 1988 | 191 | ||
4. Zwei Entwürfe für das Bundesstrafprozessgesetz Argentiniens | 191 | ||
a) Proyecto Maier | 193 | ||
aa) Entstehung | 193 | ||
bb) Gesetzgebungsverfahren | 194 | ||
cc) Konzept | 195 | ||
(1) Prinzipien | 195 | ||
(2) Vom Ministerio Público geführtes Ermittlungsverfahren | 195 | ||
(3) Hauptverhandlung mit Amtsaufklärungspflicht | 197 | ||
dd) Reform der Gerichtsorganisation | 200 | ||
ee) Verbreitung | 202 | ||
b) Proyecto Levene | 205 | ||
aa) Entstehung und Gesetzgebungsverfahren | 205 | ||
bb) Bedeutung | 206 | ||
cc) Konzept | 206 | ||
(1) Ermittlungsverfahren mit Untersuchungsrichter | 206 | ||
(2) Hauptverhandlung mit Amtsaufklärungspflicht | 207 | ||
dd) Kritik am Proyecto Levene | 208 | ||
(1) Die Figur des Untersuchungsrichters | 208 | ||
(2) Der Schwerpunkt des Strafverfahrens im Ermittlungsverfahren | 210 | ||
(3) Die Spannung zwischen dem Untersuchungsrichter und der Staatsanwaltschaft | 211 | ||
(4) Die Ernennung weiterer Bundesrichter | 213 | ||
(5) Die alten Strukturen | 213 | ||
5. Neues Bundesstrafprozessgesetz in Argentinien | 214 | ||
6. Einführung der Absprachen in Argentinien | 214 | ||
Kapitel 7: Die Reformbewegung in Lateinamerika | 216 | ||
A. Verbreitung | 216 | ||
B. Die Verwandlung des ursprünglichen Konzepts | 217 | ||
I. Zwei Reformströmungen: Argentinien bzw. Costa Rica gegenüber Chile | 217 | ||
II. Das chilenische adversatorische Muster | 221 | ||
C. Mexikanische Reformentwicklung | 225 | ||
I. Verfassung von 1917 und Bundesstrafprozessgesetz von 1934 | 225 | ||
1. Mündliche Hauptverhandlung | 225 | ||
2. Die Rolle der Staatsanwaltschaft | 226 | ||
II. Reformen seit 1983, ohne Veränderung des Prozessmodells | 227 | ||
III. Die Reformbewegung | 227 | ||
IV. Die dezentrale Gesetzgebung | 228 | ||
V. Die Reformdiskussion seit dem Demokratisierungsprozess | 229 | ||
VI. Die Verfassungsreform von 2008 | 231 | ||
VII. Die Reform der Strafprozessgesetze der Bundesstaaten und die Vereinheitlichung durch den Código von 2014 | 233 | ||
Kapitel 8: Kontinentaleuropäische vs. adversatorische Verfahrensstruktur in Lateinamerika am Beispiel Mexikos | 236 | ||
A. Die Verteilung der Prozessrollen und das Beweisverfahren als Kernpunkt der Modelldichotomie | 236 | ||
I. Vergleichsgegenstand | 236 | ||
II. Rollenverständnis im kontinentaleuropäischen Verfahren | 238 | ||
1. Beweiserhebung durch das Gericht | 238 | ||
2. Mitwirkung der anderen Verfahrensbeteiligten | 240 | ||
a) Allgemeines | 240 | ||
b) Staatsanwaltschaft | 240 | ||
aa) Einrichtung als objektive Untersuchungsbehörde | 240 | ||
bb) Kennzeichnende Elemente | 242 | ||
cc) Bedeutung ihrer Verfahrensrolle | 243 | ||
dd) Der Ministerio Público in Lateinamerika | 245 | ||
(1) Relevanz | 245 | ||
(2) Ursprung | 246 | ||
(3) Legalitätsprinzip und Objektivitätspflicht | 247 | ||
(4) Rechtsstellung und Weisungsgebundenheit | 249 | ||
(a) Modelle | 249 | ||
(b) Die intensive Debatte in Lateinamerika | 250 | ||
(c) Verteidigung | 254 | ||
III. Rollenverständnis im adversatorischen Verfahren | 257 | ||
1. Akkusatorisches Verfahren | 257 | ||
2. Wahrheitskonzept in der mexikanischen Verfassung | 260 | ||
3. Parteiführung | 261 | ||
a) Allgemeines | 261 | ||
b) Staatsanwaltschaft | 263 | ||
aa) Ursprung | 263 | ||
bb) Legalitätsprinzip | 264 | ||
cc) Objektivitätspflicht | 266 | ||
dd) Beweisführung | 268 | ||
ee) Die erwartete Waffengleichheit | 270 | ||
ff) Rechtsstellung | 270 | ||
gg) Die Wirklichkeit | 271 | ||
c) Verletzter | 271 | ||
d) Verteidigung | 273 | ||
e) Gerichtliche Aufgaben | 274 | ||
aa) Im herkömmlichen adversatorischen System | 274 | ||
bb) Im lateinamerikanischen Raum, insbesonders in Mexiko | 275 | ||
4. „Teoría del caso“ | 278 | ||
a) Die Darstellung der Sachverhaltsversion | 278 | ||
b) Kritische Betrachtung | 283 | ||
5. Adversatorische Verfahrensstruktur in Mexiko | 290 | ||
a) Adversatorische Elemente bereits im Ermittlungsverfahren | 290 | ||
b) Adversatorische Elemente im Zwischenverfahren | 291 | ||
aa) Offenlegung der Beweismittel | 291 | ||
bb) Vereinbarungen über die Auswahl der Beweismittel | 292 | ||
cc) Parteienherrschaft bei der Auswahl der Beweismittel für die Hauptverhandlung | 292 | ||
c) Adversatorische Elemente in der Hauptverhandlung | 293 | ||
aa) Unvoreingenommenheit des erkennenden Gerichts? | 293 | ||
bb) Rolle der Parteien in der Hauptverhandlung | 294 | ||
cc) Reihenfolge der Beweismittel | 294 | ||
d) Die praktische Umsetzung des gesetzlichen Beweisverfahrens | 294 | ||
6. Beweisausschlussregeln und ihr Korrelat im kontinentaleuropäischen Modell | 295 | ||
B. Die Absprachen im neuen Bundesstrafprozessgesetz Mexikos von 2014 | 297 | ||
I. Der procedimiento abreviado in Lateinamerika | 297 | ||
II. Die gesetzliche Regelung im mexikanischen CPPN | 300 | ||
1. Bezeichnung | 300 | ||
2. Initiative | 301 | ||
3. Zeitpunkt und Verlauf | 302 | ||
4. Voraussetzungen | 303 | ||
a) Verkürzte Anklage, Inhalt | 303 | ||
aa) Angabe der Tat, rechtliche Beurteilung | 303 | ||
bb) Staatsanwaltschaftliche Beweismittel (datos de prueba) | 304 | ||
cc) Beantragung des Strafmaßes | 305 | ||
b) Anerkenntniserklärung des Angeklagten über seine Beteiligung an der Begehung der Tat | 306 | ||
aa) Zustimmung zu und Anerkennung von Tatsachen | 306 | ||
bb) Richterliche Überprüfung und Zulässigkeit | 308 | ||
cc) Kein Geständnis, weil dieses in Mexiko auch rechtliche Aspekte umfasst | 308 | ||
dd) Mehr plea als bargaining? | 310 | ||
5. Strafurteil im Anschluss an den procedimiento abreviado | 312 | ||
a) Erforderlichkeit eines richterlichen Urteils, Entscheidungsorgan | 312 | ||
b) Der für das Strafurteil erforderliche Nachweis der Tat | 313 | ||
aa) „Datos de prueba“ (Beweismittel) vs. „Medios de convicción suficientes“ (ausreichende Überzeugungsmittel) | 313 | ||
bb) Erste Ansicht: Procedimiento abreviado nur für Verurteilungen vorgesehen | 314 | ||
cc) Zweite Ansicht: Freispruch auch beim abreviado möglich | 315 | ||
(1) Allgemeines | 315 | ||
(2) Überprüfung nur rechtlicher Fragen beim Urteil des abreviado | 316 | ||
(3) Überprüfung auch von Tatsachen beim Urteil des abreviado | 316 | ||
(a) Gesetzgebungsdebatte und Schrifttum | 316 | ||
(b) Rechtsprechung | 317 | ||
(aa) Frühere Rechtsprechung mit einem Modell der „Sachverhaltsaufklärung“ beim abreviado | 317 | ||
(bb) Neuere Rechtsprechung mit Anspruch nur auf den Vergleich mit der Aktenlage | 322 | ||
III. Ableitung aus dem Opportunitätsprinzip | 324 | ||
IV. Statistiken | 324 | ||
V. Der procedimiento abreviado im Rechtsvergleich | 326 | ||
1. Ähnlichkeit zum deutschen Strafbefehlsverfahren | 326 | ||
2. Parallelen und Unterschiede zu der französischen comparution | 326 | ||
3. Parallele und Unterschiede zum plea bargaining | 327 | ||
a) Die Hauptinspiration und verschiedene Vergleichsaspekte | 327 | ||
b) Verteilung der Prozessrollen | 327 | ||
c) Inhaltliche Unterschiede | 328 | ||
aa) Gegenstand der guilty plea gegenüber dem Gegenstand der Anerkenntniserklärung | 328 | ||
bb) Gegenstand des plea agreement gegenüber der Zustimmung beim abreviado | 329 | ||
d) Richterliche Kontrolle | 332 | ||
aa) Beim plea bargaining | 332 | ||
bb) Beim abreviado | 333 | ||
e) Fazit | 333 | ||
aa) Verteilung der Prozessrollen | 333 | ||
bb) Kompatibilität des plea bargaining und des abreviado mit der Rechtsordnung? | 334 | ||
4. Parallelen und Unterschiede zur deutschen Verständigung | 335 | ||
a) Verteilung der Prozessrollen | 335 | ||
aa) Abspracheinitiative und -führung | 335 | ||
bb) Richterliche Kompetenz nach Scheitern der Absprache | 339 | ||
b) Inhalt der Verständigung und Maßstäbe für die richterliche Beurteilung | 340 | ||
aa) Paradoxon der Wahrheitssuche mit zusätzlichen Beweiserhebungen | 340 | ||
bb) Ablehnung einer Konsensmaxime | 343 | ||
cc) Zulässiger Gegenstand der Anerkenntniserklärung und der Verständigung | 344 | ||
dd) Die erforderliche Überzeugung des Gerichts | 347 | ||
ee) Die richterliche Überprüfung der Anerkenntniserklärung und des Geständnisses | 348 | ||
C. Schlussfolgerungen | 351 | ||
I. Die internationale Tendenz zum adversatorischen Strafverfahren | 351 | ||
II. Typische Schwachpunkte und Vorzüge der Beweisverfahrensmodelle | 352 | ||
1. Unterschiedliche Beweisverfahrensstrukturen | 352 | ||
2. Das Defizit an Waffengleichheit | 353 | ||
3. Legalitätsprinzip und Objektivitätspflicht der Staatsanwaltschaft | 356 | ||
4. Weitere relevante Aspekte in der Dichotomie | 357 | ||
Kapitel 9: Zusammenfassung und Ausblick | 359 | ||
A. Resümee | 359 | ||
Kapitel 1: Die zentrale Bedeutung des durch Folter abgenötigten Geständnisses im Inquisitionsprozess | 359 | ||
Kapitel 2: Wahrheit und Verfahren | 362 | ||
1. Das Schuldprinzip als Ausgangspunkt | 362 | ||
2. Forderungen des materiellen Strafrechts an den Strafprozess | 362 | ||
3. Wahrheit als Korrespondenz | 363 | ||
4. Das System der richterlichen Sachverhaltsaufklärung | 363 | ||
5. Das adversatorische System | 364 | ||
a) Fehlende Vollständigkeit der Beweisaufnahme | 364 | ||
b) Die unerreichbare „Waffengleichheit“ | 365 | ||
6. Tatrichterliche Beweiswürdigung | 365 | ||
Kapitel 3: Verfahrensrecht und materielles Recht | 366 | ||
Kapitel 4: Straftheorien und Schuldprinzip als Ausgangspunkt der Wechselbeziehung | 366 | ||
1. Androhungsgeneralprävention und Schuldprinzip | 366 | ||
2. Strafprozessuale Konsequenzen | 367 | ||
3. Materielle Wahrheit und Gesetzlichkeitsprinzip | 367 | ||
Kapitel 5: Begründungen in Lateinamerika für die Ausgestaltung des adversatorischen Strafprozesses | 367 | ||
1. Innerprozessuale Orientierung der Begründungen | 367 | ||
2. Erwiderung auf das Argument der fehlenden Unparteilichkeit des Richters | 368 | ||
3. Erwiderung gegen ein Wahrheitsgebot nur bei Verurteilungen | 368 | ||
4. Erwiderung auf die Einbeziehung des ultima-ratio-Prinzips zur Bevorzugung des adversatorischen Systems | 368 | ||
Kapitel 6: Kontinentaleuropäische Wurzeln der lateinamerikanischen Reform | 369 | ||
1. Bedeutung der Entwicklung | 369 | ||
2. Vom Inquisitionsprozess zunächst zur kontinentaleuropäischen Verfahrensform | 369 | ||
Kapitel 7: Das Aufkommen des adversatorischen Systems in Lateinamerika | 371 | ||
Kapitel 8: Kontinentaleuropäische vs. lateinamerikanische adversatorische Verfahrensstruktur am Beispiel Mexikos | 371 | ||
1. Verteilung der Prozessrollen | 371 | ||
a) Vergleichsgegenstand | 371 | ||
b) Rollenverständnis im kontinentaleuropäischen Verfahren | 371 | ||
aa) Prozessuale Rolle der Staatsanwaltschaft | 371 | ||
bb) Bedeutung der Verteidigung als Gegengewicht | 372 | ||
c) Rollenverständnis im adversatorischen Verfahren | 373 | ||
aa) Mexikanische adversatorische Verfahrensform | 373 | ||
bb) Einhaltung der Waffengleichheit und hohe Verantwortung der Verteidigung | 373 | ||
(1) Machtposition der Strafverfolgungsbehörden | 373 | ||
(2) Objektivitätspflicht der Staatsanwaltschaft | 374 | ||
(3) Ungleichgewicht durch den Verletzten als Prozessbeteiligter | 374 | ||
(4) Richterliche Aktenkenntnis und Zusatzbefugnisse | 374 | ||
(5) Erhöhte Verantwortung der Verteidigung | 375 | ||
(6) Verletzung der Mitwirkungsfreiheit durch die theory of the case? | 376 | ||
(7) Freie Beweiswürdigung anstatt Beweisausschlussregeln | 376 | ||
2. Abreviado und Urteilsabsprachen | 376 | ||
a) Rückschritt | 376 | ||
b) Verteilung der Prozessrollen | 377 | ||
c) Inkompatibilität der Urteilsabsprachen und des abreviado mit der bestehenden Rechtsordnung | 377 | ||
B. Ergebnis | 379 | ||
C. Ausblick | 381 | ||
I. Die wachsende Bedeutung der Ermittlungsphase im Strafprozess | 381 | ||
II. Der notwendige Blick auf das Ermittlungsverfahren | 382 | ||
Literaturverzeichnis (auszugsweise) | 384 |