Der Glücksspielbegriff im Strafrecht
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Der Glücksspielbegriff im Strafrecht
Schriften zum Strafrecht, Vol. 392
(2022)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Der Autor studierte Rechtswissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen und legte dort 2013 die Erste Juristische Prüfung ab. Sein Referendariat, welches er am Landgericht Tübingen mit Stationen in Stuttgart und Hongkong absolvierte, schloss er 2015 mit der Zweiten Juristischen Staatsprüfung ab. Seit 2016 ist der Autor als Rechtsanwalt zugelassen. 2021 wurde er von der Eberhard Karls Universität Tübingen mit einer Arbeit zum Glücksspielstrafrecht promoviert.Neben seiner juristischen Ausbildung nahm der Autor an internationalen Pokerturnieren teil und erzielte dort über 250.000 Dollar an Preisgeldern.Abstract
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Glücksspielstrafrecht. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der in den §§ 284 f. StGB verwendete Begriff des Glücksspiels. Was genau unter »Glücksspiel« im Sinne dieser Vorschriften zu verstehen ist, definiert das Strafrecht nicht. Die in Rechtsprechung und Literatur vorherrschende Interpretation des strafrechtlichen Glücksspielbegriffs wurde wesentlich durchdas Reichsgericht geprägt und ist im Kern seit über 100 Jahren unverändert. Die Arbeit stellt dieses traditionelle Begriffsverständnis auf den Prüfstand. Dabei orientiert sich der Autor vor allem am Strafgrund der Glücksspieldelikte, den er im Schutz der Gesundheit und des Vermögens des einzelnen Spielers sieht. Unter Berücksichtigung der neueren Erkenntnisse in der Forschung zu den Ursachen von pathologischem Spielverhalten und dem Gefährdungspotential moderner Spielerscheinungen kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass der strafrechtliche Glücksspielbegriff an mehreren Stellen revisionsbedürftig ist, und erläutert seine Vorschläge für eine Neujustierung.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung und Gang der Arbeit | 15 | ||
Teil 1: Das deutsche Glücksspielstrafrecht im Überblick | 18 | ||
A. Historische Entwicklung | 18 | ||
I. Die ersten städtischen und landesherrlichen Spielverbote | 19 | ||
II. Die Hazardspiele aus Gewinnsucht ab dem 18. Jahrhundert | 20 | ||
III. Das Preußische Allgemeine Landrecht | 21 | ||
IV. Die Entwicklungen im 19. Jahrhundert | 23 | ||
V. Die Entwicklungen im Deutschen Reich bis 1945 | 26 | ||
VI. Die Entwicklungen in Ost und West nach Ende des Zweiten Weltkrieges | 29 | ||
VII. Die jüngsten Reformen | 33 | ||
B. Das geltende Recht | 34 | ||
I. Der Verbotstatbestand des § 284 StGB | 35 | ||
II. Der Verbotstatbestand des § 285 StGB | 42 | ||
III. Der Verbotstatbestand des § 287 StGB | 43 | ||
Teil 2: Der Strafgrund der Glücksspieldelikte | 45 | ||
A. Rechtsgüterschutz als Auslegungs- und nLegitimationsgrundlage | 45 | ||
B. Die Sozialschädlichkeit des Glücksspiels | 48 | ||
I. Spielsucht als Krankheit | 49 | ||
1. Begriff und nosologische Einordnung | 50 | ||
2. Diagnostische Kriterien | 53 | ||
3. Verbreitung in Deutschland | 54 | ||
II. Ursachen von Spielsucht | 57 | ||
1. Eigenschaften des Spielers | 57 | ||
a) Spielertypen | 57 | ||
b) Soziodemographische Merkmale | 58 | ||
c) Persönlichkeitsstruktur und genetische Disposition | 59 | ||
d) Komorbiditäten | 60 | ||
2. Eigenschaften des sozialen Umfelds | 61 | ||
3. Eigenschaften des Glücksspiels | 62 | ||
a) Die monetäre Komponente | 63 | ||
b) Strukturelle Suchtmerkmale | 64 | ||
aa) Ereignisfrequenz | 64 | ||
bb) Einsatz- und Gewinnstruktur | 65 | ||
cc) Die Kontrollillusion | 66 | ||
III. Folgen von Spielsucht | 67 | ||
1. Individuelle Folgen | 68 | ||
a) Verschuldung | 68 | ||
b) Existenzgefährdung und emotionale Belastung | 69 | ||
c) Familiäre Belastung | 69 | ||
2. Soziale Folgen | 70 | ||
a) Delinquenz | 70 | ||
b) Soziale Kosten | 70 | ||
IV. Gefährdungspotential nach Spielarten | 71 | ||
1. Das Automatenspiel | 72 | ||
2. Online-Glücksspiele | 74 | ||
3. Lotterien | 77 | ||
4. Exkurs: Social Gam(bl)ing | 78 | ||
a) Simuliertes Glücksspiel | 79 | ||
b) Mit Geldeinsatz: Pay2Play und Pay2Win | 79 | ||
c) Mit Gewinnchance: eSports, Fantasy Sports und virtuelle Güter | 80 | ||
d) Gefahrenkonvergenz | 83 | ||
C. Das geschützte Rechtsgut | 84 | ||
I. Mögliche Rechtsgüter | 85 | ||
1. Staatliche Kontrolle | 85 | ||
2. Sitte und Moral | 86 | ||
3. Fiskalische Interessen | 86 | ||
4. Gesundheit | 88 | ||
a) Betroffenheit und Rechtsgutsqualität | 88 | ||
b) Unzulässiger Paternalismus vs. staatliche Schutzpflicht | 89 | ||
aa) Meinungsstand | 89 | ||
bb) Eigene Position | 90 | ||
c) Zwischenergebnis | 94 | ||
5. Volksgesundheit | 94 | ||
a) Ursprung und Inhalt | 95 | ||
b) Zweck | 96 | ||
c) Kritik und Stellungnahme | 99 | ||
d) Zwischenergebnis | 101 | ||
6. Vermögen | 101 | ||
a) Allgemeines | 101 | ||
b) Schutzrichtung | 102 | ||
aa) Suchtbedingte Vermögensgefährdung | 102 | ||
bb) Manipulationsbedingte Vermögensgefährdung | 103 | ||
cc) Verhinderung vermögensrelevanter Begleit- und Folgedelikte | 106 | ||
c) Zwischenergebnis | 107 | ||
7. Ergebnis | 107 | ||
II. Verhältnismäßiger Schutz | 107 | ||
1. § 284 StGB | 108 | ||
a) Geeignetheit im Lichte der verwaltungsakzessorischen Ausgestaltung | 108 | ||
b) Erforderlichkeit und Angemessenheit | 115 | ||
c) Zwischenergebnis | 117 | ||
2. § 285 StGB | 117 | ||
3. § 287 StGB und sonstige Spezialtatbestände | 119 | ||
D. Ergebnis | 120 | ||
Teil 3: Der strafrechtliche Glücksspielbegriff | 121 | ||
A. Die konstituierenden Merkmale | 122 | ||
I. Einsatz und Gewinnchance | 122 | ||
1. Vermögensopfer | 122 | ||
a) Ablehnende Stimmen | 123 | ||
b) Stellungnahme | 124 | ||
2. Geldwerte Gewinnchance | 127 | ||
a) Beispiel: Lootboxen | 127 | ||
aa) Rechtliche Bewertung | 129 | ||
bb) Stellungnahme | 129 | ||
b) Eigene Betrachtungen | 132 | ||
3. Bagatellschwelle | 133 | ||
a) Meinungsstand | 134 | ||
b) Implikationen durch § 3 I GlüStV | 136 | ||
aa) Verhältnis zwischen straf- und ordnungsrechtlichem Glücksspielbegriff | 136 | ||
(1) Begriffsdivergenz | 136 | ||
(2) Begriffsidentität | 138 | ||
(3) Stellungnahme | 139 | ||
bb) Auswirkungen auf das strafrechtliche Begriffsverständnis | 143 | ||
c) Implikationen durch § 11 I MStV (§ 8a I RStV) | 144 | ||
aa) Sachlicher Anwendungsbereich | 145 | ||
bb) Verhältnis zu § 284 I StGB | 147 | ||
d) Eigene Position | 148 | ||
4. Unmittelbarer Zusammenhang | 152 | ||
a) Beispiel: Kettenbriefaktion | 153 | ||
aa) Entscheidung des BGH | 153 | ||
bb) Stellungnahme | 154 | ||
b) Beispiele: Super-Manager und Turnierpoker | 155 | ||
aa) Entscheidungen des BVerwG | 157 | ||
bb) Stellungnahme und eigene Position | 158 | ||
5. Zwischenergebnisse | 162 | ||
II. Zufall | 164 | ||
1. Definition des Zufalls | 164 | ||
2. Struktur der Prüfung überwiegender Zufallsabhängigkeit | 167 | ||
a) Maßstab | 168 | ||
aa) Gemischt spiel- und spielerbezogene Betrachtung | 168 | ||
(1) Durchschnitt der konkreten Spielteilnehmer | 169 | ||
(2) Durchschnitt aller potentiellen Spielteilnehmer | 170 | ||
(3) Durchschnitt aller spielinteressierten Teilnehmer | 171 | ||
bb) Rein spielbezogene Betrachtung | 172 | ||
b) Ermittlung | 173 | ||
3. Problem: Rechtsanwendung | 174 | ||
a) Einphasige Spiele für Einzelpersonen | 174 | ||
aa) Verhältnis von Geschicklichkeits- und Zufallstreffern | 175 | ||
bb) Maß der Verbesserung der Zufallstrefferquote | 177 | ||
cc) Verhältnis von Treffern und Nichttreffern | 178 | ||
dd) Zwischenfazit | 179 | ||
b) Agonale Mehrpersonenspiele | 179 | ||
aa) Anpassung der Prüfungsmethode | 180 | ||
bb) Beispiel: Poker | 181 | ||
(1) Spielprinzip | 182 | ||
(a) Zufallselemente | 184 | ||
(b) Geschicklichkeitselemente | 185 | ||
(2) Konkrete Ermittlungsansätze | 186 | ||
(b) Feldversuch: Durchschnittsspieler vs. Zufallsspieler | 186 | ||
(b) Kritische Wiederholungshäufigkeit (CRF-Wert) | 188 | ||
cc) Zwischenfazit | 190 | ||
4. Eigene Lösungsvorschläge | 191 | ||
a) Abschaffung des „Überwiegenserfordernis“ | 191 | ||
b) Abschaffung des „Durchschnittsspielers“ als Prüfungsmaßstab | 195 | ||
5. Zwischenergebnisse | 195 | ||
B. Negativabgrenzungen | 196 | ||
I. Die Abgrenzung zur Wette anhand des Kriteriums des „ernsthaften Meinungsstreits“ | 197 | ||
1. Meinungsstand | 197 | ||
2. Stellungnahme | 199 | ||
a) Zum „Wetten“ auf vergangene Ereignisse | 199 | ||
b) Zum „Wetten“ auf zukünftige Ereignisse | 201 | ||
c) Fazit | 202 | ||
II. Die Abgrenzung nach dem „ernsthaften wirtschaftlichen Zweck“ | 203 | ||
1. Beispiel: Finanzinstrumente | 204 | ||
a) Formen und Begrifflichkeiten | 204 | ||
b) Möglicher Glücksspielcharakter | 206 | ||
c) Wirtschaftliches Interesse vs. Spekulation | 209 | ||
d) Stellungnahme | 212 | ||
aa) Gefährdungspotential | 212 | ||
bb) Wirtschaftliche Funktionen von Spekulation | 215 | ||
cc) Fazit | 217 | ||
2. Wirtschaftliches Interesse an der Veranstaltung „klassischer“ Glücksspiele | 218 | ||
3. Zwischenergebnis | 218 | ||
4. Alternative Einschränkungsansätze | 219 | ||
a) Teleologische Reduktion | 219 | ||
b) Die „Erlaubnislösung“ | 221 | ||
c) Lösung über das Merkmal der „Öffentlichkeit“ | 223 | ||
III. Ergebnisse | 224 | ||
Teil 4: Zusammenfassung und Ausblick | 226 | ||
A. Thesen | 226 | ||
B. Reformvorschläge | 233 | ||
Literaturverzeichnis | 237 | ||
Stichwortverzeichnis | 248 |