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1933 – Die Versuchung der Theologie

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Kodalle, K. (2022). 1933 – Die Versuchung der Theologie. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58370-6
Kodalle, Klaus-Michael. 1933 – Die Versuchung der Theologie. Duncker & Humblot, 2022. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58370-6
Kodalle, K (2022): 1933 – Die Versuchung der Theologie, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58370-6

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1933 – Die Versuchung der Theologie

Kodalle, Klaus-Michael

Zeitgeschichtliche Forschungen, Vol. 62

(2022)

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About The Author

Klaus-M. Kodalle war Professor für Praktische Philosophie an der Universität Jena. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zum Verhältnis von Politik und Religion (u.a. zu Hobbes, C. Schmitt, Bonhoeffer). Er lenkt die Aufmerksamkeit auf die Konstellation von Ausnahmezustand und Nonkonformität des Einzelnen. Wichtigster Anreger ist hier Kierkegaard (Publikation »Die Eroberung des Nutzlosen«, 1988). Seit dem weltgeschichtlichen Umbruch von 1989/90 wandte sich Kodalle der politisch wie moralisch außerordentlichen Erfahrungsdimension der Verzeihung zu. In mehreren Büchern untersuchte Kodalle die systematischen Dimensionen und historischen Ausprägungen von Idee und Begriff der Verzeihung (»Verzeihung denken«, 2013). Im politischen Kontext von Systemwechseln erkundete er die Möglichkeit einer Ethik der Verschonung. Er ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und Ehrendoktor der Universität Hamburg (Ev. Theologie).

Abstract

Das moralische Urteil über den Nationalsozialismus als System des gigantischen Verbrechens steht fest. Die Selbstverständlichkeit dieser Distanznahme und das Gefühl moralischer Überlegenheit gegenüber den früheren Generationen lassen die Energien schwinden, in gründlichen Detailstudien verständlich zu machen, wie die geistigen Konstellationen in einzelnen Fachgebieten aussahen, in denen eine Neuorientierung vom demokratischen Pluralismus hin zur Führer-Diktatur vorbereitet wurde. Diese Vorbereitung erfolgte auf dem zur damaligen Zeit höchsten Reflexionsniveau. Von einer Primitivität der Diskurse kann demnach gar keine Rede sein. Wie Heiliger Geist und Zeitgeist sich in dem Bemühen, Orientierung zu gewinnen und zu vermitteln, verschränkten, demonstriert der Autor an Texten aus dem Fachgebiet der evangelischen Theologie: Von der Führervollmacht Jesu zu der Führervollmacht Adolf Hitlers.»The Temptation of Theology«: The greater the temporal interval to an epoch of severe crises and guilty entanglements, the more difficult it is to make transparent, turned against the compactness of self-assured moral condemnation, the ambivalences of the historical moment. The intellectual theoretical work after 1933 reflected the pressure of expectation to meet the collective wishful thinking for a reorientation. The author focuses attention on theoretically sophisticated texts of Protestant theology. In detailed analyses it is shown how familiar traditions of thought could be reconciled with the receptiveness for the authoritarian leader state.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhaltsverzeichnis 5
Einleitung: 1933 – die Versuchung der Theologie 9
I. Einige Schlaglichter 10
II. Heiliger Zeitgeist. Eine Vorbemerkung zu den methodischen Grenzen dieser Studien 14
A. Paul Tillich: Auf der Grenze 15
I. 1933: Schwankend zwischen Hoffnung und Enttäuschung 15
II. Auf der Grenze? Paul Tillichs Verhältnis zum Existentialismus 19
1. Einleitung: Tillich im Spannungsfeld Kierkegaards 19
2. Macht-orientierte Daseinsanalytik. Tillichs begründungsschwache Option für den Vorrang kollektiven Einheitsdranges 24
3. Die ontologische Priorität von Substanz/Gehalt gegenüber Subjekt/Form 30
4. Macht und Machtverzicht im Kontext ambivalenter Weltstaat-Spekulation 33
5. Geschichtstheologie: ‚metaphysischer Positivismusˋ 36
6. Christologie: ästhetische Unterbietung des Paradoxes 39
B. Emmanuel Hirsch: Nationalsozialistische Existenztheologie 46
I. Nationalsozialistische Existenztheologie 46
II. Mit und gegen Søren Kierkegaard 47
C. Karl Heim: Der Wunsch nach Identifizierbarkeit des göttlichen Willens 60
I. Gegen die Selbstgenügsamkeit der Theologie – für Bewährung im kritischen Diskurs und im Kraftfeld des Politischen 60
II. Identifizierbarkeit des Göttlichen? Karl Heims Rückfall in Theologisches Wunschdenken 62
1. Vorbemerkung 62
2. Die unbewusste Dynamik des Einheitsbedürfnisses 62
3. Die offene Wunde. Das ‚Paradoxˋ im Apriori der ‚Dimensionenˋ 64
4. Kontingenzflucht: Die Forderung nach Identifizierbarkeit des Göttlichen und der Wille zur Selbst-Preisgabe 68
5. Plädoyer für eingreifende Praxis im Zeichen theologischer Endsieg-Visionen. Gottes ‚Ja zum Volkskörperˋ 71
6. Ohnmacht Gottes als Ärgernis. Religiöse Durchhalteparolen im Horizont sicherheitsfixierter Enderwartung 75
7. Die Warum-Frage – „in den Mund zurückgestoßen“. Die Reaktion Bonhoeffers auf Karl Heim 81
D. Hans Michael Müller: Nachmetaphysische Theologie – nationalsozialistisch 83
I. Einleitende Vorbemerkungen 83
II. Unvermeidlicher Individualismus – unvermeidbarer Antagonismus. Die Potenzierung der Militanz durch Glauben und Theologie 84
III. Ansätze zu einer Kritik des militanten Polytheismus 89
IV. Paradox-Christologie und Systematiken als Dialekte der Heilssucht. Müller im Bezugsfeld von Kierkegaard und Barth 90
V. „Erschreckende Lieblichkeit“: Die Last der Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst. Maßlose Wahrhaftigkeit 92
VI. Die unaufhebbare Machtstruktur des Lebens – Der Tod Jesu als Besiegelung und Verklärung eines praxis-immunen Glaubens 95
VII. Der Einzelne als Opfer der Willkür des Machthaber-Gottes. Eine suizidäre Theologie 97
VIII. Gesellschaft als Raum profaner Sachlichkeit und antagonistischer Willensdynamik – Gemeinde als Kraftfeld der Verbundenheit und Spielraum der Freiheit 101
IX. Politische Prophetie als Parteinahme – ‚vor dem Evangelium her…ˋ 104
X. Die Konstellation von Opferbereitschaft – Geborgenheitssehnsucht – Autoritätshörigkeit 106
XI. Vom Staatsfeind 109
XII. Vitalismus und Drang zur Hingabe an den ‚letzten Sinnˋ. Generalabsolution aus dem Geist des Evangeliums 115
Nachtrag: Zur Kritik Müllers an Karl Barth 119
E. Gerhardt Kuhlmann: Aufhebung der Theologie 121
I. Fragmente einer Biografie 121
II. Holzwege der Selbstsicherung und einige Sackgassen 122
III. Das nichtige Dasein in seiner Transzendenzdynamik 127
IV. Der Zusammenbruch des Gesetzes der Verallgemeinerung: Eine divinatorische Rechtfertigung des scheiternden Willens 132
V. Gemeinschaft, Gemeinsamkeiten, das „Sein In der Mitte“ 135
F. Erik Peterson: Der Kierkegaard-Impuls – Abschied vom Protestantismus 138
Nachwort: Andeutung einer theologischen Alternative 146