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Kreutzmann, J. (2022). Rechtsqualität und Wirkung des »Staatsvertrages mit Muslimen« in Hamburg – das Staatskirchenrecht im Fluss. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58440-6
Kreutzmann, Jana Katharina. Rechtsqualität und Wirkung des »Staatsvertrages mit Muslimen« in Hamburg – das Staatskirchenrecht im Fluss. Duncker & Humblot, 2022. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58440-6
Kreutzmann, J (2022): Rechtsqualität und Wirkung des »Staatsvertrages mit Muslimen« in Hamburg – das Staatskirchenrecht im Fluss, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58440-6

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Rechtsqualität und Wirkung des »Staatsvertrages mit Muslimen« in Hamburg – das Staatskirchenrecht im Fluss

Kreutzmann, Jana Katharina

Staatskirchenrechtliche Abhandlungen, Vol. 61

(2022)

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Abstract

Der Hamburger »Staatsvertrag mit Muslimen« vom 13.11.2012 kann - trotz inhaltlicher Parallelen zu Konkordaten und Kirchenverträgen - nicht zu den Staatskirchenverträgen im engeren Sinne gezählt werden, es handelt sich vielmehr um einen kooperationsrechtlichen Vertrag sui generis. Der tiefere Sinn der Vereinbarung besteht darin, dass die Religionsgemeinschaftseigenschaft der Verbände festgestellt worden ist.

Insbesondere die Kooperationsfähigkeit des DITIB-Landesverbandes bleibt angesichts seiner Anbindung an den türkischen Staat fraglich. Der Weg strukturell-rechtlicher Integration islamischer Verbände als Indikator des staatskirchenrechtlichen Wandels wird erst mit der Erlangung eines staatskirchenrechtlichen Körperschaftsstatus und mit dem Abschluss eines Staatskirchenvertrages im engeren Sinne beschritten sein. Durch seinen spezifischen Charakter leitet der Vereinbarungsabschluss die »Generation 3, 5« des Vertragsstaatskirchenrechts ein und markiert einen Meilenstein im aktuellen Wandel des Staatskirchenrechts.
»Legal Quality and Impact of the Hamburg State Treaty with Muslims - The German Statechurch Law in a State of Flux«: The Hamburg »State treaty with Muslims« signed 11-13-2012 is a cooperative treaty sui generis. So it can´t be characterized as a state-church treaty in the stricter sense. Although the Hamburg treaty awards the necessary legal quality to the three muslim federations that are involved there are legal questions that stay unanswered, especially concerning islamic religous instruction. Towards the Hamburg state association of the (Turkish islamic) DITIB-Federation there remain doubts to its ability to legal cooperation because of its proximity to the Turkish state. So the Hamburg treaty marks »generation 3, 5« of the German state-church law.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Einleitung und Untersuchungsansatz 17
Teil 1: Hintergründe und Rechtsprobleme eines „Staatsvertrages mit Muslimen“ in Hamburg – noch eine „juristische Unmöglichkeit“? 22
A. Strukturell-rechtliche Einpassung „des Islams“ und Kompatibilitätsprobleme 24
I. Die Frage nach staatskirchenrechtlicher Teilhabe oder „Anerkennung“ 24
II. Bestandsaufnahme der innerislamischen Gründe für rechtliche Kompatibilitätsprobleme 26
1. Islamische Glaubenspluralität „im Islam“ 28
2. Organisatorische Schwierigkeiten in islamischen Organisationstypen in der Bundesrepublik Deutschland 32
3. Inhaltliche Kompatibilitätsprobleme von Glaubensüberzeugungen mit verfassungsrechtlichen Grundentscheidungen 37
a) Das andere Menschenrechtsverständnis 37
b) Allgemeingültigkeitsanspruch „im Islam“ 40
c) Islamismus 41
4. Schlussfolgerungen für die Untersuchung 44
B. Entstehungsgeschichte und Binnenorganisation der kontrahierenden Verbände 47
I. Der DITIB-Landesverband 47
II. Die Schura 49
III. Der VIKZ 52
Teil 2: Die Entstehung und der Inhalt des „Staatsvertrages“ 55
A. Zur Entstehung 56
I. Der Verhandlungsverlauf 56
II. Die Unterzeichnung 58
III. Die Zuleitung an die Bürgerschaft und Beschlussfassung 59
IV. Inkrafttreten und Verkündung im Hamburger Gesetz- und Verordnungsblatt 61
B. Der Inhalt der Vereinbarung 61
I. Die Präambel 61
II. Artikel 1: Glaubensfreiheit und Rechtsstellung 64
III. Artikel 2: Gemeinsame Wertegrundlagen 66
IV. Artikel 3: Islamische Feiertage 68
V. Artikel 4: Bildungswesen 69
VI. Artikel 5: Hochschulausbildung 70
VII. Artikel 6: Religionsunterricht 71
1. Der „Religionsunterricht für alle“ 72
2. Die Bestimmung des Art. 6 Vereinbarung als „Herzstück“ 73
VIII. Artikel 7: Religiöse Betreuung in besonderen Einrichtungen 74
IX. Artikel 8: Rundfunkwesen 75
X. Artikel 9: Gewährleistung der Vermögensrechte; Errichtung und Betrieb von Moscheen, Versammlungsräumen, Bildungseinrichtungen und sonstigen Gemeindeeinrichtungen 77
XI. Artikel 10: Bestattungswesen 80
XII. Artikel 11, 12: Verständigung und Zusammenwirken 81
XIII. Artikel 13 Abs. 1: Inkrafttreten 82
C. Zusammenfassung mit Blick auf die Funktionen der Vereinbarung 83
Teil 3: Die Rechtsqualität der Vereinbarung: „Staatsvertragsschluss“ mit islamischen Verbänden 86
A. Einführung und methodologische Vorbemerkung 86
I. Bezeichnungsfrage 86
II. Rechtsprobleme eines (potentiellen) „Staatsvertrages“ mit islamischen Verbänden und methodologische Vorbemerkung 87
B. Historische Herausbildung und Rechtsqualität von Konkordaten und Kirchenverträgen 89
I. Die historische Herausbildung der „Referenzgröße christlicher Staatskirchenvertrag“ 89
1. Die staatskirchenrechtliche Vorgeschichte 89
2. Erste Generation von 1924 – 1933 91
3. Zweite Generation von 1955 – 1990 92
4. Dritte Generation ab 1990, Anbruch einer vierten Generation durch Vertragsschlüsse mit Muslimen? 93
II. Rechtssystematische Einordnung der Konkordate 94
1. Als völkerrechtliche oder quasi-völkerrechtliche Verträge 94
2. Ergebnis 98
III. Rechtssystematische Einordnung der Kirchenverträge 99
1. Als völkerrechtliche oder quasi-völkerrechtliche Verträge 99
2. Als Verwaltungsverträge 99
3. Als Staatsverträge 102
a) Der Staatsvertrag im Grundgesetz 103
b) Die Wesensmerkmale eines Staatsvertrages und rechtssystematische Zuordnung der evangelischen Kirchenverträge 107
aa) Form, Titulierung und Wille der Vertragsparteien 107
bb) Vertragspartner 108
cc) Vertragsinhalt und parlamentarisches Zustimmungsgesetz 110
(1) Inhalt von Kirchenverträgen und abstrakte Vergleichbarkeit 110
(2) Das Verhältnis von Staatsvertrag/Staatskirchenvertrag und parlamentarischem Zustimmungsgesetz 112
(3) Verfassungsgewohnheitsrechtliche Verfestigung des parlamentarischen Zustimmungserfordernisses in Gesetzesform 116
c) Ergebnis 116
C. Die Rechtsqualität der Vereinbarung 117
I. Der öffentlich-rechtliche Vertragscharakter der Vereinbarung 117
II. Paritätsrechtliche Überlegungen 119
III. Rechtssystematische Einordnung der Vereinbarung 121
1. Die Vereinbarung als „Staatskirchenvertrag“ 121
a) Als völkerrechtlicher Vertrag 121
b) Als Staatsvertrag 122
aa) Die Vertragsparteien 122
(1) Verbands- und Organzuständigkeit 122
(2) Vertragsfähigkeit 122
(a) Erforderlichkeit des Körperschaftsstatus 122
(b) Staatsvertragswürde, Staatsloyalität oder -kompatibilität 124
bb) Vertragsinhalt und parlamentarisches Zustimmungsgesetz 125
(1) Parallelen in der Typologie der Staatskirchenverträge 125
(2) Regelungsverhältnis von institutioneller Bedeutsamkeit 125
cc) Ergebnis 128
2. Die Vereinbarung als Verwaltungsvertrag 128
3. Die Vereinbarung als kooperationsrechtlicher Vertrag sui generis 129
a) Zulässigkeit einer Klassifizierung als „Vertrag eigener Art“ 129
b) Voraussetzungen für eine Klassifizierungsform „sui generis“ 130
c) Die Charakteristika der Vereinbarung als kooperationsrechtlicher Vertrag sui generis 131
aa) Der Rechtsraum und dessen kooperationsrechtliche Ausrichtung 131
bb) Die Vertragsparteien 134
cc) Besonderheiten im Inhalt 135
dd) Der schlichte Parlamentsbeschluss 135
d) Ergebnis 135
IV. Die Verbindlichkeit und die Wirkung der Vereinbarung 136
1. Der Rang der Vereinbarung 137
2. Die Bindung der Vertragsparteien 137
3. Bindungswirkung und Erlöschensgründe 138
a) Konkretisierung der Fragestellung mit Blick auf die Vertragsgegenstände 138
b) Erlöschensgründe 140
aa) Die einvernehmliche Aufhebung 140
bb) Die ordentliche Kündigung 140
cc) Die außerordentliche Kündigung 141
4. Der eigentliche rechtliche Nutzen der Vereinbarung 144
D. Die Vereinbarung als kooperationsrechtlicher Vertrag sui generis 146
Teil 4: Das Staatskirchenrecht/Religionsverfassungsrecht im Fluss? Die Bedeutung der Rechtsstatusfeststellung „Religionsgemeinschaft“ 150
A. Der Verfassungsbegriff der Religionsgemeinschaft 152
I. Als staatskirchenrechtlicher Grundstatus von „unmittelbarer verfassungsrechtlicher Relevanz“ 152
II. Begriffsbestimmung und Prüfungshoheit 158
1. Deskriptive Begriffsbestimmung nach Gerhard Anschütz 160
2. Der Maßstab der „Plausibilitätskontrolle“ 161
B. Die Klassifizierung der islamischen Verbände als Religionsgemeinschaft 164
I. Religionsgemeinschaftseigenschaft und islamische Verbände 167
1. Zusammenschluss natürlicher Personen innerhalb eines bestimmten Gebiets 167
a) Das erforderliche Maß an rechtlicher Organisation 168
b) Die Problematik der personalen Rückbindung von Dachverbänden 170
aa) Kontroverse in der rechtlichen Beurteilung von Dachverbänden 170
(1) Erfordernis eines „persönlichen Substrats“ 170
(2) Der Grad personaler Rückbindung im Lichte der Legitimationsproblematik „Überstülpung der Mitgliedschaft“ 172
bb) Paradigmenwechsel durch die Rechtsprechung des BVerwG 172
c) Ergebnis 174
2. Vorhandensein eines religiösen (Grund-)‌Konsenses 175
a) Wahrung des Homogenitätsniveaus bei Verwandtschaft der islamischen Bekenntnisse vs. Erfordernis einer konfessionellen Spezifizierung 176
b) Angehörige desselben Bekenntnisses in verschiedenen (Religions-)‌Gemeinschaften 179
c) Ausschließlichkeitsanspruch des religiösen Konsenses: Statthaftigkeit von Doppelmitgliedschaften 180
d) Ergebnis 181
3. Umfassende Bezeugung des religiösen Konsenses 181
a) Maßstab und Prüfungsparameter zur Bestimmung des Merkmals der „allseitigen Pflege religiöser Aufgaben“ 184
aa) Maßstab: Qualitative Bestimmung der Zwischen- und Endzwecke 184
bb) Prüfungsparameter: Vornahme von Kultushandlungen 185
b) Besondere Anforderungen an die Konsensbezeugung durch Dachverbände: Identitätsstiftende Aufgabenwahrnehmung und gläubigenumfassender Glaubensvollzug 187
aa) Identitätsstiftende Aufgabenwahrnehmung 187
bb) Gläubigenumfassender Glaubensvollzug 189
c) Zusammenhang mit der Praxis „Überstülpung der Mitgliedschaft“ 190
II. Zusammenfassung mit Blick auf das Urteil des OVG Münster vom 09.11.2017 sowie den Beschluss des BVerwG vom 20.12.2018 191
C. Die Klassifizierung des DITIB-Landesverbandes, der Schura und des VIKZ als Religionsgemeinschaft 194
I. Die Gutachtenerstellung in Hamburg 194
II. Überprüfungsmaßstab und -gegenstand 195
III. Die Religionsgemeinschaftseigenschaft der islamischen Verbände 197
1. Behauptung und entsprechendes Selbstverständnis der islamischen Verbände 197
2. Die Religionsgemeinschaftseigenschaft 197
a) Zusammenschluss von natürlichen Personen – die bei mehrgliedrigen, formalrechtlichen Organismen der nachgeordneten Ebene angehören können 197
aa) DITIB-Landesverband 198
bb) Schura 199
cc) VIKZ 199
b) Religiöser Konsens 200
aa) DITIB-Landesverband 200
bb) Schura 201
cc) VIKZ 202
c) Umfassende Bezeugung des religiösen Konsenses durch eine identitätsstiftende Aufgabenwahrnehmung und einen gläubigenumfassenden Glaubensvollzug 203
aa) DITIB-Landesverband 203
bb) Schura 206
cc) VIKZ 208
IV. Fazit 210
D. Die Anforderungen an die Kooperationsfähigkeit von Religionsgemeinschaften im Rahmen des Art. 7 Abs. 3 S. 2 GG 211
I. Geschriebene Anforderungen 213
1. Gewähr der Dauer 215
2. Verfassung 215
a) Der tatsächliche Gesamtzustand der Gemeinschaft 215
b) Mitgliederzahl als eigenständiges Merkmal 216
3. Anforderungen an das Mitgliedschaftsrecht und die Funktion eines Ansprechpartners 219
a) Zugehörigkeitsregelungen im Regelungszusammenhang des Art. 7 Abs. 3 GG 219
b) Ansprechpartnerqualität 221
II. Ungeschriebene Anforderungen 222
1. Staatsfreie Definition der Grundsätze des Religionsunterrichts: Das Problem der Einflussnahme des Diyanets auf die DITIB-Gesamtorganisation 222
2. Weitere ungeschriebene Anforderungen 228
a) Kulturadäquanz, Gemeinwohlorientierung 229
b) Rechtstreue 230
c) Erfordernis einer bestimmten inneren Grundhaltung 231
III. Zusammenfassung: Geschriebene und ungeschriebene Anforderungen an die Kooperationsfähigkeit im Rahmen des Art. 7 Abs. 3 GG 234
IV. Ausblick zur Kooperationsfähigkeit der islamischen Verbände 236
E. Zweck und Stellung der Religionsgemeinschaft im inneren System der Verfassung sowie Einordnung ihrer veränderten Rezeption 237
I. Der Perspektivendualismus „Staatskirchenrecht vs. Religionsverfassungsrecht“ 238
1. Das Konzept des „Staatskirchenrechts“ – institutionelle Deutung 238
2. Das Konzept des „Religionsverfassungsrechts“ – Vergrundrechtlichung 239
II. Konzeptionelle Auswirkungen auf den Religionsgemeinschaftsbegriff und Einordnung der Rechtsprechungsentwicklung und der Art der Rechtsfindung durch das BVerwG 240
1. Konzeptionelle Auswirkungen auf den Religionsgemeinschaftsbegriff 240
2. Entwicklungen in der Rechtsprechung 243
3. Rechtsfindung durch das BVerwG 245
F. Zusammenfassung 248
Teil 5: Aktuelle Entwicklungen, wesentliche Ergebnisse: Die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des Staatskirchenrechts/Religionsverfassungsrechts 254
A. Aktuelle vertragsrechtliche Entwicklungen und Probleme 254
I. Vereinbarungen mit der Alevitischen Gemeinde Deutschland e.V. 254
II. Weitere Entwicklungen im Lichte der Hamburger Vereinbarung 256
III. Aussetzungen und Zwischenlösungen 257
B. Wesentliche Ergebnisse der Arbeit 260
C. Die Zukunftsfähigkeit des Staatskirchenrechts/Religionsverfassungsrechts oder die Frage nach der strukturell-rechtlichen Integration islamischer Gemeinschaften 262
Anhang 264
Literaturverzeichnis 271
Sachwortverzeichnis 294