Die Verantwortungsübernahme des Geschäftsführers einer GmbH für das Insolvenzrisiko der Gläubiger durch die persönliche Inanspruchnahme im Regelinsolvenzverfahren
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Die Verantwortungsübernahme des Geschäftsführers einer GmbH für das Insolvenzrisiko der Gläubiger durch die persönliche Inanspruchnahme im Regelinsolvenzverfahren
Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 335
(2022)
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About The Author
Katharina Robert absolvierte zunächst ihr Bachelor- und anschließend ihr Masterstudium im Studiengang »Deutsches und Europäisches Wirtschaftsrecht« an der Universität Siegen. Nach der Erlangung des Masterabschlusses arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht, Arbeitsrecht an der Universität Siegen. Während dieser Beschäftigung fertigte sie ihre Dissertation an und erlangte ihren Doktortitel. Seit Januar 2021 ist sie als Wirtschaftsjuristin bei Oppenhoff in Köln tätig.Abstract
Die Arbeit behandelt die Frage, inwieweit das Haftungsrisiko des Geschäftsführers in der Insolvenz der GmbH zur Reduzierung des Insolvenzrisikos der ungesicherten Gläubiger dient bzw. dienen soll. Für die in Anspruch genommenen Geschäftsführer ist die Beantwortung dieser Frage regelmäßig von wirtschaftlich existentieller Bedeutung. Die Untersuchung zeigt u. a. auf, dass § 64 S.1 GmbHG a. F. als wichtigste gesellschaftsrechtliche Haftungsnorm für die Risikoübernahme mit der insolvenzrechtlichen Antragspflicht gem. §15a Abs.1 InsO und der Neuregelung der Ersatzpflicht gem. § 15b InsO zu harmonisieren und entsprechend auszulegen ist. So setzt die Übernahme des Insolvenzrisikos durch den Geschäftsführer ein Überschreiten seiner gesellschaftsrechtlichen Kompetenzen und damit eine Fortführung des Unternehmens der GmbH, anstelle der Antragstellung i. S. v. § 15a Abs. 1 InsO voraus. Insoweit können die gesellschafts- und insolvenzrechtlichen Regelungen des Haftungsrisikos harmonisiert werden.»The assumption of responsibility of the managing director of a GmbH for the insolvency risk of the creditors through the claim in the regular insolvency proceedings«: The thesis deals with the question to what extent the liability risk of the managing director in the insolvency of a GmbH serves or should serve to reduce the insolvency risk of the unsecured creditors. The study shows that the regulations on the assumption of risk in German corporate and insolvency law, in particular § 64 GmbHG a.F. and § 15a InsO, must be harmonized so that the managing director is only liable for the insolvency risk of the unsecured creditors for which he is responsible.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 17 | ||
1. Teil: Gesamtüberblick | 21 | ||
2. Teil: Inanspruchnahme des Geschäftsführers im Regelinsolvenzverfahren aufgrund seiner Verantwortung | 33 | ||
A. Haftung des Geschäftsführers bei Insolvenzreife der GmbH | 33 | ||
I. Die Insolvenzreife der GmbH | 33 | ||
1. Vorliegen der Zahlungsunfähigkeit der GmbH | 34 | ||
a) Zahlungsunfähigkeit gem. § 17 Abs. 2 S. 2 InsO | 35 | ||
b) Zahlungsunfähigkeit gem. § 17 Abs. 2 S. 1 InsO | 37 | ||
2. Vorliegen der Überschuldung der GmbH | 40 | ||
a) Fortbestehensprognose | 41 | ||
b) Überschuldungsstatus | 45 | ||
c) Insolvenzrechtliche Überschuldung i.S.v. § 19 Abs. 2 InsO | 47 | ||
3. Verhältnis zwischen den beiden Insolvenzgründen und deren Erkennbarkeit | 48 | ||
II. Insolvenzverschleppungshaftung gem. § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. § 15a Abs. 1 InsO | 50 | ||
1. Verstoß gegen den Tatbestand von § 15a Abs. 1 InsO | 51 | ||
a) Verstoß durch schuldhaftes Zögern | 52 | ||
b) Verstoß durch Ablauf der entsprechenden Wochenfrist | 54 | ||
c) Haftungsrelevanter Zeitpunkt | 58 | ||
d) Ausnahme: Aussetzung der Eröffnungsantragspflicht gem. § 1 COVInsAG | 59 | ||
aa) Grundlegende Aussetzung der Antragspflicht | 61 | ||
bb) Gesetzliche Vermutung gem. § 1 Abs. 1 S. 3 COVInsAG | 63 | ||
cc) (Rück-)Ausnahmen gem. § 1 Abs. 1 S. 2 COVInsAG | 64 | ||
(1) „Beruhen“ der Insolvenzreife auf den Folgen der Ausbreitung der Corona-Pandemie | 64 | ||
(2) Keine Aussichten auf Beseitigung bestehender Zahlungsunfähigkeit | 65 | ||
dd) Kein Verstoß gegen § 15a Abs. 1 InsO | 67 | ||
2. Verschulden | 68 | ||
3. (Gesamt-)Schaden der Altgläubiger | 69 | ||
4. Rechtsfolge, Geltendmachung und Relevanz der Insolvenzverschleppungshaftung | 71 | ||
III. Ersatzpflicht für Zahlungen nach Eintritt der materiellen Insolvenz | 72 | ||
1. Ersatzpflicht gem. § 64 S. 1 GmbHG a.F. | 72 | ||
a) Relevanz nach Aufhebung der Norm am 1.1.2021 | 73 | ||
b) Kurzüberblick über das herrschende Verständnis von § 64 S. 1 GmbHG | 74 | ||
aa) Zweck der Ersatzpflicht | 74 | ||
bb) Zahlungen i.S.v. § 64 S. 1 GmbHG | 74 | ||
cc) Anrechenbare Gegenleistungen | 75 | ||
dd) Privilegierte Zahlungen i.S.v. § 64 S. 2 GmbHG | 77 | ||
ee) Verschulden | 78 | ||
ff) Rechtsfolgen | 78 | ||
c) Einwände gegen dieses Verständnis | 79 | ||
d) Einordnung der Zahlungen i.S.v. § 64 S. 1 GmbHG a.F. in den Verfahrensablauf | 82 | ||
e) Notwendiges Problembewusstsein für zeitliche Differenzierung und Haftungsumfang | 84 | ||
aa) Hauptentscheidungen des BGH zu § 64 S. 1 GmbHG | 84 | ||
bb) Differenzierte Ansichten in der Literatur | 86 | ||
(1) Überblick der Ansicht von Altmeppen | 87 | ||
(2) Überblick der Ansicht von Karsten Schmidt | 87 | ||
(3) Überblick der Ansicht von Bitter | 89 | ||
cc) Vorhandenes Problembewusstsein | 90 | ||
f) Korrigierende Auslegung von § 64 S. 1 GmbHG | 91 | ||
aa) Auslegung von § 64 S. 1 GmbHG für den Hauptanwendungsfall | 92 | ||
(1) Ersatzpflicht gem. § 64 S. 1 GmbHG als Regelfall | 92 | ||
(2) Generelle Ausnahme für Zahlungen bei Pflichtenkollisionen | 95 | ||
(3) Generelle Ausnahme für Zahlungen mit Zustimmung des vorläufigen schwachen Insolvenzverwalters | 96 | ||
bb) Verbleibende Anwendungsfälle | 97 | ||
(1) Zahlungen während der laufenden Dreiwochenfrist | 97 | ||
(a) Methodische Herangehensweise | 97 | ||
(b) Notwendigkeit der Ausstrahlungswirkung des Zwecks aus § 15a Abs. 1 S. 1 InsO a.F. auf § 64 S. 1 GmbHG | 99 | ||
(c) Ausstrahlung des Zwecks aus § 15a Abs. 1 S. 1 InsO a.F. auf § 64 S. 1 GmbHG | 100 | ||
(aa) Generelle Ausnahme für Zahlungen während der Wochenfrist des § 15a Abs. 1 S. 1 InsO a.F. | 100 | ||
(bb) Ersatzpflicht gem. § 64 S. 1 GmbHG im Einzelfall | 102 | ||
(2) Zahlungen im Zeitraum zwischen Antragstellung und Anordnung vorläufiger Sicherungsmaßnahmen | 103 | ||
(a) Vorangegangene Insolvenzverschleppung | 104 | ||
(b) Rechtzeitige Antragstellung | 104 | ||
cc) Verschulden | 105 | ||
dd) Rechtsfolgen und Problem des Haftungsumfangs | 105 | ||
g) Zwischenergebnis zur korrigierenden Auslegung der Ersatzpflicht gem. § 64 S. 1 GmbHG | 106 | ||
h) Geltendmachung der Ersatzpflicht gem. § 64 S. 1 GmbHG | 107 | ||
aa) Allgemeines zur Geltendmachung im Prozessweg | 108 | ||
bb) Darlegung und Beweis des Tatbestands | 110 | ||
(1) Darlegung und Beweis für Zahlungen nach Eintritt der Antragspflicht | 110 | ||
(a) Darlegung und Beweis der Insolvenzreife im Zahlungszeitpunkt und der Zahlung | 110 | ||
(b) Darlegung und Beweis der Insolvenzreife im Zahlungszeitpunkt | 111 | ||
(aa) Darlegung und Beweis der Zahlungsunfähigkeit i.S.v. § 17 InsO | 111 | ||
(bb) Darlegung und Beweis der insolvenzrechtlichen Überschuldung i.S.v. § 19 InsO | 115 | ||
(cc) Darlegung und Beweis der Insolvenzreife im Zahlungszeitpunkt | 117 | ||
(c) Exkulpation durch den Geschäftsführer i.S.v. § 64 S. 2 GmbHG | 118 | ||
(2) Darlegung und Beweis für Zahlungen während der Antragsfrist | 119 | ||
(3) Zahlungen nach der Stellung des Eröffnungsantrags | 119 | ||
cc) Darlegung und Beweis des Haftungsumfangs | 120 | ||
2. Ausnahme gem. § 2 Abs. 1 Nr. 1 COVInsAG | 121 | ||
a) Zweck und allgemeine Voraussetzungen der Ausnahme | 121 | ||
b) „Ordnungsgemäßer Geschäftsgang“ i.S.v. § 2 Abs. 1 Nr. 1 COVInsAG | 123 | ||
c) Privilegierte Zahlungen nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 COVInsAG | 124 | ||
d) Änderungen bei der Geltendmachung der Ersatzpflicht durch die Anwendung des COVInsAG | 125 | ||
e) Bewertung der Ausnahme | 126 | ||
3. Ersatzpflicht gem. § 15b Abs. 1 bis 4 InsO | 127 | ||
a) Zahlungsverbot gem. § 15b Abs. 1 S. 1 InsO | 127 | ||
b) Privilegierte Zahlungen | 127 | ||
aa) Konkretisierung des Sorgfaltsmaßstabs | 128 | ||
(1) Übernahme der Ausnahme gem. § 2 Abs. 1 Nr. 1 COVInsAG | 128 | ||
(2) Zeitpunkt der Zahlung als Ausgangspunkt | 128 | ||
(a) Zahlungen im Verschleppungszeitraum | 129 | ||
(b) Zahlungen während der Antragsfrist | 129 | ||
(c) Zahlungen nach der Stellung des Eröffnungsantrags | 130 | ||
(3) Weitere Regelungen und vorübergehende Privilegierung | 131 | ||
bb) Korrektur der privilegierten Zahlungen durch den Gesetzgeber | 132 | ||
c) Verschulden | 133 | ||
d) Rechtsfolgen | 133 | ||
e) Geltendmachung der Ersatzpflicht gem. § 15b Abs. 1 bis 4 InsO und Relevanz in der Praxis | 134 | ||
f) Korrektur der Ersatzpflicht durch den Gesetzgeber | 135 | ||
4. Vergleich der Ersatzpflicht unter Geltung der verschiedenen Regelungen | 135 | ||
5. Zwischenergebnis zu den ersatzpflichtigen Zahlungen | 139 | ||
IV. Verpflichtung zur Zahlung eines Vorschusses i.S.v. § 26 Abs. 4 InsO | 143 | ||
1. Sinn und Zweck der Vorschusspflicht | 143 | ||
2. Anwendungsbereich der Vorschrift | 144 | ||
3. Voraussetzungen der Vorschusspflicht | 145 | ||
4. Rechtsfolge | 146 | ||
5. Bedeutungslosigkeit des Vorschusses i.S.v. § 26 Abs. 4 S. 1 InsO | 146 | ||
a) Probleme aufgrund der gesetzlichen Lage | 146 | ||
b) Tatsächliche Gründe für die praktische Bedeutungslosigkeit | 147 | ||
B. Ersatzpflichten für Zahlungen an Gesellschafter | 148 | ||
I. Ersatzpflicht gem. § 43 Abs. 3 S. 1, 1. Alt. GmbHG | 148 | ||
1. Verstoß gegen § 30 Abs. 1 GmbHG | 149 | ||
a) Auszahlung i.S.v. § 30 Abs. 1 S. 1 GmbHG | 149 | ||
b) Ausnahmen gem. § 30 Abs. 1 S. 2 GmbHG | 151 | ||
aa) Ausnahme gem. § 30 Abs. 1 S. 2, 2. Alt. GmbHG | 152 | ||
(1) Vollwertigkeitsgebot | 152 | ||
(2) Deckungsgebot | 153 | ||
bb) Ausnahme gem. § 30 Abs. 1 S. 3 GmbHG | 154 | ||
2. Verschulden | 154 | ||
3. Schaden | 154 | ||
4. Rechtsfolgen gem. § 43 Abs. 3 S. 1, 1. Alt. GmbHG | 155 | ||
5. Geltendmachung der Ersatzpflicht für Zahlungen an Gesellschafter gem. § 43 Abs. 3 S. 1, 1. Alt. GmbHG | 155 | ||
II. Ersatzpflicht für zur Zahlungsunfähigkeit führende Zahlungen an Gesellschafter | 158 | ||
1. Ersatzpflicht gem. § 64 S. 3 GmbHG a.F. | 158 | ||
a) Voraussetzungen der Ersatzpflicht | 159 | ||
aa) Zahlung i.S.v. § 64 S. 3 GmbHG | 159 | ||
bb) Gesellschafter als Zahlungsempfänger | 160 | ||
cc) Kausale Herbeiführung der Zahlungsunfähigkeit i.S.v. § 17 InsO | 160 | ||
dd) Privilegierung der Zahlung gem. § 64 S. 2 GmbHG | 163 | ||
ee) Verschulden des Geschäftsführers | 164 | ||
b) Rechtsfolgen i.S.v. § 64 S. 3 GmbHG | 164 | ||
c) Geltendmachung der Ersatzpflicht für Zahlungen an Gesellschafter gem. § 64 S. 3 GmbHG a.F. | 164 | ||
aa) Allgemeines zur Geltendmachung | 165 | ||
bb) Hauptproblem: Darlegung und Beweis der kausalen Herbeiführung der Zahlungsunfähigkeit | 165 | ||
cc) Darlegung und Beweis der übrigen Tatbestandsmerkmale | 167 | ||
d) (Rechts-)Folgen der Geltendmachung und Relevanz in der Praxis | 168 | ||
2. Erstattungspflicht gem. § 15b Abs. 5 InsO | 169 | ||
C. Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem 2. Teil | 169 | ||
3. Teil: Bedeutung dieser Rechtslage | 177 | ||
A. Auswirkungen für den Geschäftsführer | 177 | ||
I. Grenze der Leistungsfähigkeit und Möglichkeit der D&O-Versicherung | 177 | ||
II. Keine Haftungsbeschränkung bei Insolvenzreife der GmbH | 180 | ||
III. Notwendiges Verantwortungsbewusstsein zur Haftungsvermeidung | 180 | ||
IV. Veranlassung zur frühzeitigen Stellung eines Eröffnungsantrags | 185 | ||
B. Bedeutung für das Ausfallrisiko der Gläubiger | 186 | ||
C. Angemessene Rechtslage | 189 | ||
D. Auswirkungen durch die Corona-Gesetzgebung | 191 | ||
I. Rechtfertigung des COVInsAG | 192 | ||
II. Erschwernis bei der Geltendmachung der Ansprüche | 196 | ||
Zusammenfassung der Ergebnisse | 197 | ||
Entscheidungsregister | 205 | ||
Literaturverzeichnis | 208 | ||
Stichwortverzeichnis | 222 |