Die Erfassung psychischer Erkrankungen in der gesetzlichen Unfallversicherung
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Die Erfassung psychischer Erkrankungen in der gesetzlichen Unfallversicherung
Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 67
(2022)
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Claire-Kathrin Presting studierte von 2013 bis 2019 Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie der Université de Strasbourg (Frankreich) mit dem Schwerpunkt Arbeits und Sozialrecht. Nach Abschluss des ersten Staatsexamens promovierte sie bei Prof. Dr. Katharina von Koppenfels-Spies. Seit Oktober 2021 ist sie Rechtsreferendarin am Landgericht Freiburg.Abstract
An der Schnittstelle zwischen medizinischen und sozialversicherungsrechtlichen Fragestellungen widmet sich die Arbeit dem Thema, ob und inwieweit psychische Erkrankungen aktuell in der gesetzlichen Unfallversicherung erfasst werden können. Die derzeitige Ausnahmesituation der Covid-19-Pandemie, durch die Pflegekräfte auf Intensivstationen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch an die Grenzen ihrer Belastbarkeit kommen, verdeutlicht die Dringlichkeit der Beschäftigung mit der Thematik. Im Unterschied zur gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung ist für die gesetzliche Unfallversicherung eine Kausalbeziehung zwischen der eingetretenen Krankheit bzw. dem Gesundheitsschaden und der versicherten Tätigkeit notwendig. Der Nachweis dieser bereitet bei psychischen im Vergleich zu somatischen Erkrankungen noch größere Probleme. Die Arbeit analysiert diese und weitere Schwierigkeiten und geht auf für Praxis und Wissenschaft bedeutsame Lösungsansätze für die Anerkennung als Arbeitsunfall oder Berufskrankheit ein.»Recognition of Mental Illness by the Statutory Accident Insurance«: Placed at the interface between scientific questions of medicine and social security law, the study examines whether and how far mental illness caused at the workplace can be covered by the statutory accident insurance. The author analyses existing problems such as the proof of causality and discusses possible solutions for the recognition as an accident at work or as an occupational disease.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Einleitung | 17 | ||
A. Gegenstand der Untersuchung | 17 | ||
B. Gang der Untersuchung | 20 | ||
1. Kapitel: Erfassung psychischer Erkrankungen als Versicherungsfall in der gesetzlichen Unfallversicherung nach aktuellem Stand | 21 | ||
A. Überblick | 21 | ||
I. Begriff der psychischen Erkrankungen im Kontext der gesetzlichen Unfallversicherung | 21 | ||
II. Historie | 24 | ||
III. Aktuelle Diskussion | 27 | ||
IV. Fazit | 29 | ||
B. Erfassung psychischer Erkrankungen als Versicherungsfall | 30 | ||
I. Psychische Erkrankungen im Rahmen des Arbeitsunfalls | 31 | ||
1. Die Anerkennung als Arbeitsunfall gem. § 8 Abs. 1 SGB VII | 31 | ||
a) Zurechnung einer Verrichtung zur versicherten Tätigkeit | 31 | ||
aa) Versicherte Tätigkeit | 31 | ||
bb) Verrichtung | 32 | ||
cc) Erfüllung des Versicherungstatbestandes | 32 | ||
b) Unfallereignis | 34 | ||
aa) Ereignis | 35 | ||
bb) Von außen einwirkend | 35 | ||
cc) Zeitlich begrenzt | 37 | ||
c) Unfallkausalität | 38 | ||
aa) Theorie der wesentlichen Bedingung | 39 | ||
bb) Vermutung der Unfallkausalität | 41 | ||
cc) Konkurrenzursachen | 42 | ||
(1) Innere Ursachen | 42 | ||
(2) Allgemein wirkende Gefahr | 44 | ||
(3) Privat motivierte Überfälle auf Beschäftigte | 45 | ||
d) Gesundheitsschaden | 45 | ||
e) Haftungsbegründende Kausalität | 47 | ||
aa) Aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisstand | 48 | ||
bb) Gelegenheitsursachen | 49 | ||
f) Gesundheitsfolgeschäden und haftungsausfüllende Kausalität | 50 | ||
g) Verfahrens- und Beweisfragen | 51 | ||
aa) Beweismaßstab für rechtserhebliche Tatsachen | 52 | ||
bb) Beweismaßstab für Kausalzusammenhänge | 52 | ||
cc) Umgang mit medizinischen Sachverständigengutachten | 54 | ||
dd) Keine Beweislastumkehr | 55 | ||
ee) Grundsatz der objektiven Beweislast | 56 | ||
h) Zwischenergebnis | 57 | ||
2. Probleme bei der Anerkennung als Arbeitsunfall | 57 | ||
a) Probleme bei der Feststellung des Unfallereignisses | 57 | ||
aa) Zeitliche Begrenzung | 57 | ||
(1) Kriterium der zeitlichen Begrenzung häufig nicht erfüllt | 57 | ||
(2) PTBS | 60 | ||
(3) Fälle psychischer Gewalt, insbesondere Mobbing | 62 | ||
bb) Von außen einwirkendes Ereignis | 64 | ||
(1) Voraussetzung der Änderung des physiologischen Körperzustandes | 64 | ||
(2) Fälle einer nur eingebildeten Zugkollision und Beinaheunfälle | 66 | ||
cc) Mindestintensität | 69 | ||
b) Probleme bei der Feststellung des Gesundheitsschadens | 71 | ||
aa) Notwendige exakte Definition | 71 | ||
bb) Missverständnis um das Erfordernis eines Gesundheits-„erst“-schadens bei der PTBS | 72 | ||
cc) Nachweis | 76 | ||
c) Probleme bei der Feststellung der haftungsbegründenden Kausalität | 77 | ||
aa) Beurteilung des Kausalzusammenhangs | 78 | ||
(1) Gelegenheitsursache | 79 | ||
(2) Missverhältnis oder zeitlich verzögertes Auftreten bei Unfallereignis und psychischer Reaktion | 80 | ||
(3) Bewusstseinsnahe Begehrensvorstellungen | 81 | ||
bb) Nachweis | 82 | ||
d) Zwischenergebnis | 84 | ||
3. Ergebnis | 85 | ||
II. Psychische Erkrankungen im Rahmen der Berufskrankheit | 85 | ||
1. Die Anerkennung als Berufskrankheit gem. § 9 Abs. 1 SGB VII | 86 | ||
a) Abstrakte Anerkennung als Listen-Berufskrankheit | 87 | ||
aa) Abgrenzung zu arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren nund Erkrankungen | 87 | ||
bb) Die Berufskrankheiten-Liste | 88 | ||
(1) Ermächtigung der Bundesregierung als Verordnungsgeberin gem. § 9 Abs. 1 S. 2 SGB VII | 88 | ||
(2) Listensystem | 91 | ||
(3) Normenstruktur der Berufskrankheiten-Tatbestände | 92 | ||
cc) Voraussetzungen für die abstrakte Anerkennung | 93 | ||
(1) Krankheit und besondere Einwirkung | 93 | ||
(2) Genereller Ursachenzusammenhang | 94 | ||
(3) Einwirkungsexposition einer bestimmten Personengruppe in erheblich höherem Grad als die übrige Bevölkerung | 96 | ||
(4) Funktion des Ärztlichen Sachverständigenbeirats Berufskrankheiten | 99 | ||
b) Konkrete Anerkennung | 100 | ||
aa) Die Voraussetzungen gem. § 9 Abs. 1 S. 1 SGB VII | 100 | ||
bb) Beweis- und Verfahrensfragen | 101 | ||
c) Zwischenergebnis | 102 | ||
2. Die Anerkennung als Wie-Berufskrankheit gem. § 9 Abs. 2 SGB VII | 103 | ||
a) Funktion von § 9 Abs. 2 SGB VII | 103 | ||
b) Voraussetzungen der Anerkennung als Wie-Berufskrankheit | 104 | ||
c) Psychische Erkrankungen im Rahmen der Wie-Berufskrankheit | 106 | ||
aa) PTBS | 106 | ||
(1) Personengruppe der im Ausland im Bereich der Entwicklungshilfe Tätigen | 106 | ||
(2) Personengruppe der Ersthelfenden bei traumatischen Ereignissen | 109 | ||
bb) Erkrankungen infolge von beruflichem Stress generell | 112 | ||
cc) Burn-out Syndrom im Speziellen | 113 | ||
dd) Mobbing im Speziellen | 114 | ||
ee) Sonstige psychische Erkrankungen | 115 | ||
d) Zwischenergebnis | 116 | ||
3. Probleme bei der Anerkennung als Berufskrankheit | 116 | ||
a) Probleme bei der abstrakten Anerkennung als Listen-Berufskrankheit | 117 | ||
aa) Sozialpolitische Erwägungen für die Aufnahme als Listen-Berufskrankheit | 117 | ||
bb) Ermittlung des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes | 118 | ||
cc) Ärztlicher Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten | 122 | ||
dd) Uneinheitlichkeit der Berufskrankheiten-Tatbestände | 124 | ||
ee) Systembedingter Ausschluss bestimmter Erkrankungen | 125 | ||
b) Probleme bei der konkreten Anerkennung als Berufskrankheit | 127 | ||
c) Probleme bei der Anerkennung als Wie-Berufskrankheit | 128 | ||
d) Vergleich auf europäischer Ebene | 129 | ||
e) Bewertung der Änderungen durch das Siebte Gesetz zur Änderung des SGB IV und anderer Gesetze | 134 | ||
f) Zwischenergebnis | 135 | ||
4. Ergebnis | 136 | ||
C. Gesamtbetrachtung des 1. Kapitels | 138 | ||
2. Kapitel: Analyse im Hinblick auf Gründe für eine umfangreichere Erfassung psychischer Erkrankungen in der gesetzlichen Unfallversicherung | 139 | ||
A. Die hinter dem versicherten Personenkreis und den Versicherungsfällen stehenden Grundprinzipien und Vergleich des Leistungsniveaus mit rgesetzlicher Kranken- und Rentenversicherung | 139 | ||
I. Versicherter Personenkreis und Versicherungsfälle | 139 | ||
II. Telos der gesetzlichen Unfallversicherung | 141 | ||
1. Die Grundprinzipien | 141 | ||
2. Veränderungen in der gesetzlichen Unfallversicherung | 143 | ||
a) Ausdehnung des versicherten Personenkreises | 143 | ||
b) Ausdehnung des Versicherungsschutzes | 144 | ||
aa) Berufskrankheiten | 144 | ||
bb) Wegeunfälle | 147 | ||
3. Folgerungen für die Erfassung psychischer Erkrankungen | 148 | ||
4. Ergebnis | 149 | ||
III. Vergleich des Leistungsniveaus der gesetzlichen Unfallversicherung mit dem der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung | 150 | ||
1. Allgemeines | 151 | ||
2. Das Leistungsniveau bestimmende Prinzipien | 152 | ||
3. Leistungsniveau bei Heilbehandlung und Geldleistungen während der Heilbehandlung | 154 | ||
4. Leistungsvoraussetzungen und -niveau bei Renten | 155 | ||
5. Ergebnis | 157 | ||
IV. Fazit | 158 | ||
B. Die Aufgaben der gesetzlichen Unfallversicherung | 159 | ||
I. Die Aufgaben der gesetzlichen Unfallversicherung in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen | 159 | ||
1. Prävention | 159 | ||
a) Zuständigkeitsverteilung innerhalb der Prävention | 160 | ||
b) Verschiedene Bereiche der Prävention | 161 | ||
c) Zwischenergebnis | 165 | ||
2. Rehabilitation | 166 | ||
a) Das Psychotherapeutenverfahren der DGUV | 166 | ||
b) Problem der Meldung von Unfällen | 169 | ||
c) Zwischenergebnis | 170 | ||
3. Entschädigung | 171 | ||
a) Bemessung der Minderung der Erwerbsfähigkeit | 171 | ||
b) Aberkennung der Minderung der Erwerbsfähigkeit und Entzug der Verletztenrente | 175 | ||
c) Zwischenergebnis | 177 | ||
4. Ergebnis | 177 | ||
II. Folgerungen für die Erfassung psychischer Erkrankungen | 178 | ||
III. Fazit | 179 | ||
C. Gesamtbetrachtung des 2. Kapitels | 179 | ||
3. Kapitel: Lösungsansätze | 182 | ||
A. Lösungsansätze im Rahmen des Arbeitsunfalls | 182 | ||
I. Exkurs: Soziales Entschädigungsrecht | 182 | ||
II. Lösungsansätze in rechtlicher Hinsicht | 184 | ||
1. Einführung eines zusätzlichen Versicherungsfalls „wiederkehrendes Ereignis“ vergleichbar § 1 Abs. 3 SGB XIV | 184 | ||
2. Beweislastumkehr vergleichbar § 4 Abs. 5 SGB XIV | 187 | ||
3. Ergebnis | 190 | ||
III. Fazit | 190 | ||
B. Lösungsansätze im Rahmen der Berufskrankheit | 190 | ||
I. Lösungsansätze in tatsächlicher Hinsicht | 191 | ||
1. Ermittlung des wissenschaftlichen Erkenntnisstandes | 191 | ||
2. Verbesserungen beim Ärztlichen Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten | 192 | ||
3. Ergebnis | 194 | ||
II. Lösungsansätze in rechtlicher Hinsicht | 195 | ||
1. Aufnahme einer neuen Listen-Berufskrankheit | 195 | ||
2. Einführung von Beweiserleichterungen | 198 | ||
3. Einführung einer Härtefallklausel | 202 | ||
4. Ergebnis | 203 | ||
III. Fazit | 204 | ||
C. Gesamtbetrachtung des 3. Kapitels | 204 | ||
4. Kapitel: Zusammenfassung | 206 | ||
Literatur- und Quellenverzeichnis | 211 | ||
A. Literatur | 211 | ||
B. Weitere Quellen | 225 | ||
Anhang | 228 | ||
Sachwortverzeichnis | 236 |