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Narrative zum Gerechten Krieg im Völkerrecht

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Dolezik, J. (2022). Narrative zum Gerechten Krieg im Völkerrecht. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58543-4
Dolezik, Joachim. Narrative zum Gerechten Krieg im Völkerrecht. Duncker & Humblot, 2022. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58543-4
Dolezik, J (2022): Narrative zum Gerechten Krieg im Völkerrecht, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58543-4

Format

Narrative zum Gerechten Krieg im Völkerrecht

Dolezik, Joachim

Schriften zum Völkerrecht, Vol. 255

(2022)

Additional Information

Book Details

Abstract

Das Narrativ vom ›bellum legale‹, also des Ausschlusses »gerechter« Kriegsgründe aus dem kollektiven Sicherheitssystem, hat den ›bellum iustum‹-Begriff im Völkerrecht nicht unschädlich gemacht, noch könnte es das. Denn selbst wenn man glaubt, der Lesart einer positivistischen Adaption des ›bellum iustum‹-Begriffs rigoros eine Absage erteilen zu müssen, kommt man letztlich nicht umhin zuzugestehen, dass der Rekurs auf naturrechtliche Gedanken nicht ausgeschlossen werden kann, da Recht wertbezogen ist. Das Völkerrecht und seine Narrative können den ›bellum iustum‹-Begriff nicht »überwinden«. Sie können ihn allenfalls in ihrem Sinne prägen beziehungsweise zu prägen versuchen. Denn das Völkerrecht ist im Kern ein Recht des Krieges und des Friedens, ›de jure belli ac pacis‹. Das heißt, eine völkerrechtliche Kriegsrechtfertigung kann nicht wertfrei sein. Letztlich kann es hier lediglich um eine begriffliche respektive narrative Distanzierung zu Gerechtigkeitsvorstellungen gehen.»Narratives on Just War in International Law«: A large part of contemporary legal scholarship maintains the opinion that ›bellum iustum‹ doctrine was never part of international law. However, the subject remains controversial. The work in hand attempts to cast new light on the longstanding ›bellum iustum - bellum legale‹ controversy in correspondence with the more recent narrative turn in international law. It is shown that any categorical denial of the just war doctrine in international law is flawed from the outset since law is value related.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 14
Einführung 19
I. Die Rolle des Völkerrechts als Gentle Civilizer of Nations 19
II. Die zwei Lager 22
III. Die Bedeutung des Themas 24
IV. Begriffsklärung 25
1. Narrativ 25
2. Tradition 27
3. Theorie/Lehre/Doktrin 29
4. Die Ambivalenz der Theorie eines gerechten Krieges 31
5. Rechtstheoretischer/Völkerrechtsinhaltlicher Kriegsbegriff 36
6. Rechtstheoretisches Vorverständnis 36
7. Argument – Rechtstheorie – Narrativ 37
8. Normative Steuerungskraft von Narrativen 41
9. Mythos – Narrativ – Paradigma 42
V. Zur Gliederung der Arbeit 44
VI. Prolegomena zur Begriffsgeschichte 44
1. Kapitel: Die bellum iustum-Tradition und die Herkunft des ius gentium 47
A. Ideengeschichtliche Ursprünge 47
B. Römisches ius fetiale 47
C. Ciceros materiell-rechtliche Vertiefung des ius fetiale 48
D. Die römische Herkunft des ius gentium 49
E. Augustinus und die frühchristliche Verurteilung des Krieges 49
F. Die Systematisierung der bellum iustum-Lehre bei Thomas von Aquin 51
G. Die Säkularisierung der „klassischen“ bellum iustum-Lehre 52
I. Spanische Spätscholastik und Protestantischer Humanismus 54
II. Francisco de Vitoria – „Bellum iustum ex utraque parte“ 55
III. Alberico Gentili – „Bellum iuste geri utrique“ 57
2. Kapitel: Das Narrativ der „Ent-Rechtlichung“ der Kriegslegitimation 61
A. Hugo Grotius und die moderne Begründung des Völkerrechts 61
B. Das Narrativ der Abkehr von der Lehre des gerechten Krieges bei Grotius 63
C. Das Narrativ der Aufspaltung der frühneuzeitlichen Völkerrechtslehre 67
D. Der Dualismus von gerechten und legalen Kriegen 71
E. „Imperfekte Kriege“ und Vorläufer des Konzepts einer humanitären Intervention 74
F. Die duale Grundkonzeption der Völkerrechtsquellen (ius naturae et gentium) 77
G. Die Einführung des Begriffs des „zivilisierten Staates“ in das Völkerrecht 80
3. Kapitel: Das Narrativ vom positivistischen 19. Jahrhundert 82
A. Das Narrativ einer Hochphase der Völkerrechtsleugnung 82
B. Das Narrativ vom Untergang des Naturrechts 84
C. Das Narrativ eines freien Kriegsführungsrechts 87
D. Das Narrativ der Wertneutralität des „klassischen“ Völkerrechts 103
I. Vom droit public de l'Europe zum international law 106
II. Das Völkerrecht der zivilisierten Staaten 108
III. Humanitätsinterventionen 111
E. Epilegomena zur „großen Ära des Positivismus“ 113
4. Kapitel: Das Narrativ vom bellum legale 117
A. Der Völkerbund 117
I. Die Errichtung eines kollektiven Sicherheitssystems 118
II. Der Gedanke des gerechten Krieges in der Völkerbundsatzung 119
III. Bellum iustum und bellum legale 122
B. Der Briand-Kellogg-Pakt 124
I. Kriegsächtung und die „Entkopplung gerechter Kriegsgründe“ 124
II. Das Narrativ der Abschaffung des ius ad bellum 128
C. Die UN-Charta 129
I. Das Narrativ des ius contra bellum 131
II. Das Narrativ des Gewaltmonopols des UN-Sicherheitsrates 134
III. Das Narrativ der Neutralität des Gewaltverbotes 137
IV. Das Narrativ der Antinomie von Frieden/Sicherheit und Gerechtigkeit im ko‍l‍le‍k‍tiven Sicherheitssystem 140
V. Das Narrativ der Neutralität des völkerrechtlichen Friedensbegriffs 143
5. Kapitel: Das Narrativ vom positiven Frieden 147
A. Paradoxien und Ambivalenzen des positiven Friedensbegriffs 149
B. Die Qualifikation einer friedensgefährdenden Situation 154
C. Das Narrativ der Vorrangstellung des negativen Friedensbegriffs 155
D. Strukturelle, nichtmilitärische Friedensbedrohungen 156
E. Das Narrativ vom legibus solutus 158
F. Der bellum iustum-Begriff im Kontext normativ angeleiteter Friedenssicherung 163
6. Kapitel: Rechtfertigungsnarrative zur unilateralen Gewaltanwendung 168
A. Drei völkerrechtsdogmatische Anknüpfungsebenen 168
B. Anthropozentrische Legitimitätsnarrative 171
I. Nationale Befreiungskriege 171
II. Das Narrativ vom demokratischen Frieden 173
1. Immanuel Kant – „Zum ewigen Frieden“ 173
2. Antinomien des Narrativs vom demokratischen Frieden 175
III. Humanitäre Interventionen 177
7. Kapitel: Das Narrativ einer internationalen Schutzverantwortung 181
A. Vorbemerkung: Das Human Security Concept 181
B. Das Konzept der Responsibility to Protect 182
I. The Report of the International Commission on Intervention and State So‍vereignty (2001) 184
1. Responsibility to prevent 184
2. Responsibility to react 185
a) Just cause 185
b) Right authority 186
c) Right intention 188
d) Last resort, proportional means and reasonable prospects 188
3. Responsibility to rebuild 189
II. The Report of the High-level Panel on Threats, Challenges and Change (2004) 189
III. Report of the Secretary-General: In Larger Freedom: Towards Development, Security and Human Rights for All (2005) 190
IV. The World Summit Outcome Document (2005) 191
C. Zur Rechtsverbindlichkeit der Responsibility to Protect 192
D. Hauptkritikpunkte 196
E. Der bellum iustum-Begriff im Kontext der Responsibility to Protect 199
8. Kapitel: Das Konstitutionalisierungsnarrativ 201
A. Der Aufstieg des Konstitutionalisierungsnarrativs 201
B. Das Narrativ einer objektiven Wertordnung 204
C. Die konstitutive Wirkung des Konstitutionalisierungsnarrativs 208
9. Kapitel: Das Fortschrittsnarrativ im Völkerrecht 212
A. Die Wurzeln des Fortschrittsnarrativs 212
B. Die Kontinuität des Fortschrittsnarrativs 216
C. Fortschrittsglauben und Skeptizismus im Völkerrecht 218
D. Der bellum iustum-Begriff im Kontext völkerrechtlicher Fortschrittsnarrative 221
10. Kapitel: Der bellum iustum-Begriff im Kontext von Politik, Recht und Macht 225
A. Das Narrativ der Scheidung der Seins- von der Sollensebene 225
B. Das Narrativ der „wahren“ Bedeutung von Rechtssätzen 231
C. Der Kampf ums Recht 234
D. Universalistische und Partikularistische Narrative 240
11. Kapitel: Schlussbetrachtung 243
A. Das Ineinandergreifen von logos und mythos 243
B. Das Fortschrittsnarrativ der Ächtung des Krieges 245
C. Die legitimatorische Funktion des Indifferenznarrativs 247
D. Souveränitätsnarrative 251
E. Ergebnis 258
Literaturverzeichnis 267
Stichwortverzeichnis 315