KI-Schöpfungen und Urheberrecht
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KI-Schöpfungen und Urheberrecht
Internetrecht und Digitale Gesellschaft, Vol. 35
(2022)
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Monika Muhr studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Augsburg und Jean Moulin Lyon 3 mit Schwerpunkt im gewerblichen Rechtsschutz. 2017 schloss sie das Referendariat am Oberlandesgericht München mit dem Zweiten Juristischen Staatsexamen ab. Seit 2018 arbeitet sie als Rechtsanwältin in der auf gewerblichen Rechtsschutz spezialisierten Kanzlei Lorenz Seidler Gossel in München. Ihre Promotion erfolgte berufsbegleitend am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Recht des Geistigen Eigentums und Technikrecht von Herrn Prof. Dr. Franz Hofmann, LL.M. (Cambridge) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.Abstract
Künstliche Intelligenz erobert als eine der bedeutendsten Technologien des 21. Jahrhunderts alle Lebensbereiche und macht dabei vor der Kreativbranche nicht Halt: Künstliche Intelligenz malt inzwischen Bilder, schreibt Gedichte und Geschichten, übersetzt Texte und komponiert Musik, die menschlichen Werken in nichts mehr nachstehen. Es gilt daher die Frage zu klären, wie solche Werke, bei denen der Computer den eigentlichen Schöpfungsakt übernimmt, urheberrechtlich zu bewerten sind.Ausgehend von der Feststellung der Gemeinfreiheit solcher »KI-Schöpfungen« fragt die Untersuchung nach ihrer Schutzbedürftigkeit und -würdigkeit und untersucht die Möglichkeiten ihrer sinnvollen Einordnung in das bestehende Immaterialgüterrechtsgefüge. Dabei bedient sie sich nicht nur des ökonomietheoretischen Instruments der ökonomischen Analyse, sondern wirft auch einen Blick über den nationalen Tellerrand auf die Integrationsbemühungen in den anglo-amerikanischen Rechtskreisen, sowie auf europäischer und internationaler Ebene.»AI Creations and Copyright Law«: Artificial Intelligence (AI) as one of the most important technologies of the 21st century, is entering all areas of life and does not spare the creative industry: Artificial intelligence now paints pictures, writes poems and stories, translates texts without errors and composes music. The present study examines the need for and worthiness of protection of such AI creations under German copyright law and addresses the question of their appropriate integration into the existing structure of intellectual property law.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Künstliche Intelligenz erobert die Kunst | 17 | ||
I. Anlass und Ziel der Untersuchung | 17 | ||
II. Forschungsgegenstand und Grundbegriffe | 18 | ||
III. Gang der Untersuchung | 19 | ||
IV. Forschungsstand | 21 | ||
Erster Teil: Die Digitalisierung in der Kunst aus urheberrechtlicher Perspektive | 24 | ||
Kapitel 1: Der urheberrechtliche Werkbegriff | 24 | ||
I. Persönliche Schöpfung | 27 | ||
II. Geistiger Gehalt | 29 | ||
III. Formgestaltung | 30 | ||
IV. Individualität | 30 | ||
Kapitel 2: Kunstschaffen in der analogen Welt | 32 | ||
I. Vom klassisch geführten Pinsel zum zufälligen Werfen von Farbe | 32 | ||
II. Urheberrechtliche Bewertung analoger Kunst | 33 | ||
1. Klassische Malerei | 33 | ||
2. Action Painting | 33 | ||
Kapitel 3: Einbeziehung des Computers in der Computerkunst | 35 | ||
I. Der Einsatz von Zufallsgeneratoren | 35 | ||
II. Urheberrechtliche Bewertung | 37 | ||
1. Persönliche Schöpfung | 37 | ||
2. Geistiger Gehalt | 40 | ||
3. Individualität und Formgestaltung | 40 | ||
Kapitel 4: Eigenständiges Kunstschaffen durch künstliche Intelligenz | 41 | ||
I. Begriff und Funktionsweise künstlicher Intelligenz | 42 | ||
1. Begriff der künstlichen Intelligenz | 42 | ||
2. Funktionsweise künstlicher Intelligenz | 43 | ||
a) Maschinelles Lernen | 43 | ||
b) Ablauf des maschinellen Lern- und Schaffensprozesses | 44 | ||
aa) Programmbibliothek als Ausgangsprogramm | 44 | ||
bb) Konfiguration künstlicher neuronaler Netze | 44 | ||
cc) Training künstlicher neuronaler Netze | 46 | ||
dd) Eigenständige Produktion von KI-Schöpfungen durch fertiges KI-System | 47 | ||
II. Entstehung von „Edmond de Belamy“ | 48 | ||
III. Grundlegende Unterschiede zur Computerkunst | 49 | ||
IV. Urheberrechtliche Bewertung | 50 | ||
1. Persönliche Schöpfung | 50 | ||
2. Geistiger Gehalt | 54 | ||
3. Individualität | 54 | ||
4. Formgestaltung | 55 | ||
Kapitel 5: Ergebnis | 55 | ||
Zweiter Teil: Schutzlücke hinsichtlich KI-Schöpfungen | 57 | ||
Kapitel 1: Schutz von KI-Schöpfungen außerhalb des Urheberrechts | 57 | ||
I. Leistungsrechtlicher Schutz | 57 | ||
1. Schutz von KI-Schöpfungen als Lichtbilder gemäß § 72 UrhG | 58 | ||
2. Schutz von KI-Schöpfungen als Laufbilder gemäß § 95 UrhG | 58 | ||
3. Schutz von KI-Schöpfungen als Datenbanken gemäß §§ 87a ff. UrhG | 59 | ||
4. Schutz von KI-Schöpfungen über den Tonträgerherstellerschutz des § 85 UrhG | 60 | ||
5. Schutz von KI-Schöpfungen über den Schutz des Presseverlegers nach §§ 87f ff. UrhG | 61 | ||
6. Zwischenergebnis | 63 | ||
II. Patentrechtlicher Schutz | 63 | ||
III. Designschutz | 65 | ||
IV. Markenrechtlicher Schutz | 65 | ||
V. Wettbewerbsrechtlicher Schutz | 65 | ||
1. Ergänzender wettbewerbsrechtlicher Leistungsschutz aus § 4 Nr. 3 UWG | 66 | ||
2. Unmittelbarer Leistungsschutz aus § 3 Abs. 1 UWG | 68 | ||
VI. Geheimnisschutz | 69 | ||
VII. Schutz aus eingerichtetem und ausgeübtem Gewerbebetrieb gemäß § 823 Abs. 1 BGB | 70 | ||
VIII. Vertraglicher Schutz | 70 | ||
IX. Zwischenergebnis | 71 | ||
Kapitel 2: Abgeleiteter Schutz von KI-Schöpfungen | 71 | ||
I. Abgeleiteter Schutz über Schutz der künstlichen neuronalen Netze | 72 | ||
1. Schutz vor dem Trainingsvorgang | 72 | ||
a) Urheberrechtlicher Schutz als Computerprogramm | 72 | ||
aa) Künstliche neuronale Netze als Computerprogramm im Sinne des § 69a UrhG | 72 | ||
bb) Künstliche neuronale Netze als eigene geistige Schöpfung im Sinne des § 69a Abs. 3 UrhG | 74 | ||
(1) Persönliche Schöpfung | 75 | ||
(2) Geistiger Gehalt | 75 | ||
(3) Formgestaltung | 75 | ||
(4) Individualität | 75 | ||
(5) Zwischenergebnis | 77 | ||
cc) Derivativer Schutz für KI-Schöpfungen | 77 | ||
b) Patentrechtlicher Schutz als Computerprogramm | 78 | ||
aa) Patentrechtliche Behandlung von Computerprogrammen | 78 | ||
bb) Patentschutz für Programmbibliotheken | 80 | ||
cc) Derivativer Schutz für KI-Schöpfungen | 81 | ||
2. Schutz nach dem Trainingsvorgang | 81 | ||
a) Urheberrechtlicher Schutz | 81 | ||
aa) Schutz als Computerprogramm gemäß § 69a UrhG | 82 | ||
bb) KI-System als Umarbeitung des ursprünglichen Computerprogramms | 83 | ||
(1) Anforderungen an das Vorliegen einer Umarbeitung | 83 | ||
(2) Ausnahme vom Zustimmungserfordernis nach § 69d UrhG | 84 | ||
cc) Schutz als Datenbankwerk oder Datenbank gemäß § 4 UrhG und §§ 87a ff. UrhG | 85 | ||
b) Patentrechtlicher Schutz | 90 | ||
aa) Schutz als Weiterentwicklung des Ausgangsprogramms | 90 | ||
bb) Eigenständiger Schutz | 91 | ||
cc) Derivativer Schutz für KI-Schöpfungen | 92 | ||
c) Geheimnisschutz | 92 | ||
II. Abgeleiteter Schutz über Schutz der Trainingsdaten | 94 | ||
1. Urheberrechtliche Implikationen bei der Erstellung der Trainingsdatensätze | 95 | ||
2. Trainingsdatensätze als Datenbankwerk im Sinne des § 4 Abs. 2 UrhG | 95 | ||
3. Trainingsdatensätze als Datenbank im Sinne der §§ 87a ff. UrhG | 97 | ||
4. Trainingsdatensätze als Geschäftsgeheimnis im Sinne des § 2 Nr. 1 GeschGehG | 98 | ||
5. Schutzrechtserstreckung auf KI-Schöpfungen | 98 | ||
Kapitel 3: Ergebnis | 100 | ||
Dritter Teil: Schutzbedürftigkeit von KI-Schöpfungen | 101 | ||
Kapitel 1: Marktversagen auf dem Markt für KI-Schöpfungen | 102 | ||
I. Situation auf der Angebotsseite des Marktes für KI-Schöpfungen | 103 | ||
1. Programmierer der künstlichen neuronalen Netze | 103 | ||
a) Programmierung der Programmbibliothek | 103 | ||
b) Interesse an Kostenamortisation | 103 | ||
c) Möglichkeiten der Kostenamortisation bei der geltenden Rechtslage | 103 | ||
2. Trainer der künstlichen neuronalen Netze | 105 | ||
a) Entwicklung des KI-Systems und Herstellung von KI-Schöpfungen | 105 | ||
aa) Konfiguration der künstlichen neuronalen Netze und Eingabe der Trainingsdaten | 105 | ||
bb) Überwachung des Lernprozesses unter Zurverfügungstellung von Rechenleistung | 106 | ||
cc) Auswahl brauchbarer KI-Schöpfungen | 106 | ||
b) Wirtschaftliche Interessen | 106 | ||
c) Möglichkeiten der Kostenamortisation bei der geltenden Rechtslage | 108 | ||
aa) Kostenamortisation über Vermarktung der Trainingsdaten | 109 | ||
bb) Kostenamortisation über Vermarktung des KI-Systems | 110 | ||
cc) Kostenamortisation über Vermarktung der KI-Schöpfungen | 114 | ||
dd) Zwischenergebnis | 115 | ||
3. Verwerter der KI-Schöpfungen | 116 | ||
a) Unterstützung bei der Vermarktung | 116 | ||
b) Wirtschaftliche Interessen | 118 | ||
c) Möglichkeiten der Kostenamortisation bei der geltenden Rechtslage | 118 | ||
II. Situation auf der Nachfrageseite des Marktes für KI-Schöpfungen | 119 | ||
1. Interesse der Allgemeinheit an der Schaffung von KI-Schöpfungen | 119 | ||
2. Interesse der potenziellen Konsumenten an der Schaffung von KI-Schöpfungen | 121 | ||
3. Interessensbefriedigung von Allgemeinheit und individuellem Konsumenten | 122 | ||
III. Zwischenergebnis | 122 | ||
Kapitel 2: Gefahr der Leugnung von KI-Beteiligung | 123 | ||
Kapitel 3: Ergebnis | 126 | ||
Vierter Teil: Eignung eines Schutzrechts für KI-Schöpfungen zur Auflösung des gegebenen Marktversagens | 127 | ||
Kapitel 1: Anwendung der ökonomischen Analyse des Rechts | 127 | ||
I. Ziele und methodischer Ansatz | 127 | ||
II. Allgemeine Kritik an der ökonomischen Analyse | 129 | ||
III. Kritik am Ansatz der Anreiz- und Nutzenoptimierung – Alternative Anreizmechanismen | 131 | ||
1. Anreizsetzung durch intrinsische Motive | 132 | ||
2. Anreizsetzung durch Kopien überlegenes Original | 134 | ||
3. Anreizsetzung durch „first mover advantage“ | 134 | ||
4. Refinanzierung durch Werbung | 135 | ||
5. Anreizsetzung durch Digital Rights Management | 135 | ||
6. Anreizsetzung durch anderweitige staatliche Förderung und Abbau regulatorischer Hemmnisse | 138 | ||
7. Zwischenergebnis | 139 | ||
Kapitel 2: Auswirkungen eines Schutzrechts für KI-Schöpfungen auf das Verhalten der Marktakteure | 139 | ||
I. Ökonomische Verhaltensmodelle | 140 | ||
II. Hypothetisches Verhalten der Marktakteure auf der Angebotsseite | 141 | ||
III. Hypothetisches Verhalten der Marktakteure auf der Nachfrageseite | 142 | ||
Kapitel 3: Bewertung des ermittelten Verhaltens mittels ökonomischer Bewertungskriterien | 143 | ||
I. Pareto-Kriterium | 144 | ||
II. Kaldor-Hicks-Kriterium | 145 | ||
III. Anwendung auf hypothetisch durch Schutzrecht erzeugten Zustand | 146 | ||
1. Bewertung der Veränderungen auf der Angebotsseite | 146 | ||
2. Bewertung der Veränderungen auf der Nachfrageseite | 149 | ||
3. Nutzensaldo | 150 | ||
Kapitel 4: Integrative Berücksichtigung des Ansatzes der Transaktionskostenökonomik | 150 | ||
Kapitel 5: Ergebnis | 153 | ||
Fünfter Teil: Integration des Schutzes von KI-Schöpfungen in das Immaterialgüterrecht – Lösungsansätze | 154 | ||
Kapitel 1: Lösung über das Urheberrecht | 154 | ||
I. Urheberrechtliche Begründungsansätze | 154 | ||
1. Individualistische Begründungsansätze | 155 | ||
2. Utilitaristische Begründungsansätze | 155 | ||
3. Deutscher Weg | 156 | ||
II. Urheberrecht für einen der menschlichen Beteiligten | 159 | ||
1. Europäischer Ansatz | 159 | ||
a) Europäischer Werkbegriff | 159 | ||
b) Europäische Initiativen zur Integration von künstlicher Intelligenz | 159 | ||
2. Anglo-amerikanische Regelungsansätze | 164 | ||
a) Britische Lösung der KI-Problematik | 165 | ||
aa) Die Regelung des Art. 9 Abs. 3 CDPA | 165 | ||
bb) Zugrundeliegende Urheberrechtskonzeption | 166 | ||
cc) Kritik an der britischen Regelung | 168 | ||
dd) Brauchbarkeit der britischen Lösung für das deutsche Urheberrecht | 169 | ||
b) Regelungsansätze in den USA | 171 | ||
aa) Grundkonzeption des US-Urheberrechts | 171 | ||
bb) Aktuelle Behandlung computergenerierter Erzeugnisse | 173 | ||
cc) Lösung über die WMFH-Doktrin | 179 | ||
dd) Übertragbarkeit auf das deutsche Urheberrecht | 182 | ||
3. Internationaler Ansatz der WIPO | 183 | ||
4. Zwischenergebnis | 184 | ||
III. Urheberrecht für die künstliche Intelligenz selbst | 185 | ||
1. Künstliche Intelligenz als Rechtssubjekt im Sinne einer natürlichen Person | 186 | ||
2. Künstliche Intelligenz als Rechtssubjekt im Sinne einer juristischen Person | 190 | ||
3. Zwischenergebnis | 192 | ||
IV. Zwischenergebnis | 192 | ||
Kapitel 2: Lösung über die verwandten Schutzrechte | 194 | ||
I. Investitionsschutz als möglicher Schutzzweck | 194 | ||
II. Schaffung eines neuen Leistungsschutzrechts | 196 | ||
1. Person des Trainers als geeignetes Zurechnungssubjekt | 197 | ||
2. Ideen für die Ausgestaltung einer konkreten Regelung | 199 | ||
a) Anleihen bei Art. 9 Abs. 3 CDPA | 199 | ||
b) Anleihen bei bestehenden Leistungsschutzrechten | 199 | ||
aa) Anleihen beim Lichtbilderschutz des § 72 UrhG | 200 | ||
bb) Anleihen beim Schutz des Datenbankherstellers gemäß §§ 87a ff. UrhG | 200 | ||
3. Versuch einer Formulierung | 202 | ||
Kapitel 3: Unmittelbarer Leistungsschutz aus § 3 Abs. 1 UWG als Übergangslösung | 204 | ||
KI-Schöpfungen als Totengräber des Urheberrechts | 207 | ||
Schrifttumsverzeichnis | 209 | ||
Sachregister | 223 |