»Hoffnungslose Kriminelle« und »Neigungstäter«
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»Hoffnungslose Kriminelle« und »Neigungstäter«
Die Erfassung der Frühkriminalität im wissenschaftlichen Wirken von Friedrich Schaffstein (1905–2001)
Schriften zur Rechtsgeschichte, Vol. 204
(2022)
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Tim Schütz studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Wolverhampton. Nach dem ersten Staatsexamen im Jahr 2017 arbeitete er bis Anfang 2020 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Deutsche Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht der Universität Göttingen bei seiner Doktormutter Prof. Dr. Eva Schumann. Hiernach absolvierte er den juristischen Vorbereitungsdienst im OLG-Bezirk Hamm mit Stationen beim Bundeskartellamt sowie einer international tätigen Wirtschaftskanzlei. Seit 2023 ist er als Rechtsanwalt in einer mittelständischen Kanzlei in Essen tätig.Abstract
Die Arbeit widmet sich dem Strafrechtler Friedrich Schaffstein, der über den Großteil des 20. Jahrhunderts das deutsche Jugendstrafrecht prägte. Elementares Forschungsvorhaben Schaffsteins war dabei die Prognostizierbarkeit kriminellen Verhaltens, dem er zunächst während der Zeit des Nationalsozialismus ideologische Parameter zugrunde legte. In der Bonner Republik versuchte Schaffstein Prognosekriterien durch zahlreiche empirische Arbeiten zu ermitteln, sodass er bis in die 1970er Jahre ein Alleinstellungsmerkmal in der westdeutschen Rückfallforschung besaß. In der Arbeit werden Verbindungen zwischen diesen beiden vorgeblich methodisch getrennten, jedoch gleichsam zweckgerichteten Vorhaben beleuchtet. Darüber hinaus wird Schaffsteins biografischer Werdegang dargestellt, um die Entstehung und Entwicklung der für sein wissenschaftliches Wirken essentiellen personellen Verbindungen und kriminologischen Strömungen aufzeigen zu können.»›Hopeless Criminals‹ and ›Habitual Offenders‹. The Detection of Early Crime in the Scientific Work of Friedrich Schaffstein (1905-2001)«: The study deals with the criminal lawyer Friedrich Schaffstein, his biographical career and his influence on German juvenile criminal law in the 20th century. A focus is placed on his research project to be able to scientifically predict criminal behaviour of young people, which he pursued across the various political systems.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einleitung | 9 | ||
B. Friedrich Schaffsteins Werdegang bis 1945 | 14 | ||
I. Wissenschaftliche Anfänge | 14 | ||
1. Kindheit und Jugend | 14 | ||
2. Studium und Promotion | 15 | ||
3. Vorbereitungsdienst und Habilitation | 18 | ||
II. Profilierung und Engagement im Nationalsozialismus | 25 | ||
1. Kampfschrift und Berufung nach Leipzig | 25 | ||
2. „Politische Strafrechtswissenschaft“ in Leipzig | 31 | ||
3. Wissenschaft und Praxis in Kiel | 37 | ||
III. Erste Beiträge zum Jugendstrafrecht | 46 | ||
1. Trennung zwischen Strafe und Erziehung | 51 | ||
2. Rassegedanke und Eugenik | 57 | ||
3. Empirische Forschung und Kriminalpolitik | 62 | ||
IV. Debatten in der Akademie für Deutsches Recht | 67 | ||
1. Die Bewahrung von „unerziehbaren“ Jugendlichen | 70 | ||
2. Das Konzept der „schädlichen Neigungen“ | 75 | ||
V. Das Reichsjugendgerichtsgesetz von 1943 | 82 | ||
VI. Gründungsdekanat in Straßburg und Kriegsende | 86 | ||
VII. Würdigung des wissenschaftlichen Wirkens Schaffsteins im Nationalsozialismus | 89 | ||
C. Schaffstein und die Jugendkriminologie nach 1945 | 98 | ||
I. Flucht in die Dogmatik und Rückkehr an die Universität | 99 | ||
1. Entnazifizierung und wissenschaftlicher Neuanfang | 99 | ||
2. Seilschaften als Berufungsqualifikation | 107 | ||
II. „Neue Wege zur Bekämpfung der Jugendkriminalität“? | 115 | ||
III. Legitimierung und Rückgriff als wissenschaftliche Strategie | 127 | ||
1. Die § 105er-Problematik als Vorzeichen umfassender „Erfolgsprognosen“ | 128 | ||
2. Erste Forschungen zur Erfolgsprognose | 132 | ||
3. Schaffsteins Lehrbuch zum Jugendstrafrecht | 136 | ||
a) Erklärungsversuche und Konzepte zur Jugendkriminalität | 137 | ||
b) Rezeption von Lehrbuch und Verfasser | 141 | ||
4. Zusammenfassende Einordnung Schaffsteins nin die Jugendkriminologie der 1950er Jahre | 142 | ||
IV. Erste Erfolge kritischer Empirie: Schaffstein im Spannungsverhältnis von tradierter und reformorientierter Kriminologie | 146 | ||
1. Umbruchstimmung und Generationenkonflikt in der Kriminologie | 146 | ||
2. Die statistische Rückfallprognose zur Identifikation des „Hangtäters“ | 151 | ||
3. Zur besonderen Vorteilhaftigkeit längerer Haftstrafen | 157 | ||
4. Die Sicherungsverwahrung als „letzter Erziehungsversuch“ | 160 | ||
5. Der Einbruch kritischer Empirie bei Schaffstein | 166 | ||
V. Kriminologische Wertungszentren und ihr Fortwirken bei Schaffstein | 172 | ||
1. „Neigung“ und „Hang“ als kriminologische Wahrnehmungskonstanten | 174 | ||
2. Jugendkriminalität als „Wurzel des Rückfallverbrechertums“? | 186 | ||
3. Die fehlende Vergangenheitsbewältigung in der deutschen Strafrechtswissenschaft als Kontinuitätsgarant | 193 | ||
4. Vergangenheitsnarrative im Werk von Friedrich Schaffstein | 202 | ||
5. Netzwerke und Rehabilitation | 213 | ||
VI. Zusammenfassung | 217 | ||
1. Technisches Erkenntnisinteresse im „Dritten Reich“ | 218 | ||
2. „Modernität“ als Strohmann-Argument im Jugendstrafrecht | 224 | ||
3. Nachwirkungen | 233 | ||
D. Fazit | 239 | ||
Anhang | 243 | ||
I. Empirische Dissertationen unter Schaffstein | 243 | ||
II. Schriftenverzeichnis Friedrich Schaffstein | 245 | ||
1. Monographien | 245 | ||
2. Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelwerken | 246 | ||
Literaturverzeichnis | 257 | ||
Quellenverzeichnis | 305 | ||
Personenverzeichnis | 308 |