Duales Studium aus arbeitsrechtlicher Perspektive
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Duales Studium aus arbeitsrechtlicher Perspektive
Dual Studierende im Spannungsverhältnis zwischen Arbeitsrecht und Hochschulrecht
Schriften zum Sozial- und Arbeitsrecht, Vol. 374
(2022)
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About The Author
Max Christian Loges studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Rechtswissenschaften mit arbeitsrechtlichem Schwerpunkt. Anschließend promovierte er am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Arbeitsrecht von Prof. Dr. Rüdiger Krause und war dort zweieinhalb Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Im Anschluss arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einer internationalen Wirtschaftskanzlei in Düsseldorf im Bereich Arbeitsrecht. Das Referendariat absolvierte er am Landgericht Düsseldorf mit Stationen u.a. beim nordrhein-westfälischen Landtag und bei zwei Arbeitsrechts-Boutiquekanzleien in Düsseldorf und Hamburg. Seit 2023 ist er als Rechtsanwalt tätig.Abstract
Der Autor untersucht die arbeitsrechtliche Dimension des dualen Studiums, das sich als Hybridformat mit seiner systematischen Theorie-Praxis-Verzahnung in verschiedene Erscheinungsformen unterteilt. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass das Berufsbildungsgesetz (BBiG) als passendes Regulativ zur rechtlichen Einhegung der Praxisphasen dualer Studiengänge taugt. Durch das bestehende individual- und kollektivarbeitsrechtliche Regelungssystem sind dual Studierende im Betrieb hinreichend geschützt. An der Schnittstelle von Arbeitsrecht und Hochschulrecht wird eine Aufspaltung des privatrechtlichen Praxisphasenvertrages vom öffentlich-rechtlichen Studienverhältnis vorgenommen. Unter Berücksichtigung kompetenzrechtlicher Wertungen sind die Praxis- und Theoriephasen nicht als öffentlich-rechtliche Einheit, sondern rechtlich getrennt voneinander zu betrachten. In einem zweiten Schritt werden die Folgen der Anwendbarkeit des BBiG - insbesondere auf die Vertragsgestaltungspraxis - untersucht.»Dual Studies from a Labour Law Perspective. Dual Track Students in the Area of Tension between Labour Law and Higher Education Law«: The author examines the labour law dimension of dual studies, a hybrid format with its systematic interlinking of theory and practice, which is subdivided into different types. He comes to the conclusion that the Vocational Training Act (BBiG) is an appropriate regulation for the legal containment of the practical phases of dual study programmes. The existing individual and collective labour law system provides sufficient protection for dual track students in the company.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 14 | ||
Erster Teil: Grundlagen | 21 | ||
§ 1 Einführung | 21 | ||
A. Themenaufriss: Das duale Studium als Hybridformat | 21 | ||
B. Duale Studiengänge – damals und heute | 26 | ||
I. Ursprung und geschichtliche Entwicklung | 26 | ||
1. Auslösender Faktor | 27 | ||
2. Entstehungs- und Etablierungsphase | 27 | ||
II. Empirie des tatsächlichen Vorkommens | 30 | ||
1. Zahlenmäßige Entwicklung | 31 | ||
2. Bundesweite Verbreitung | 33 | ||
3. Verteilung des Fächerspektrums bei dualen Bildungsanbietern | 33 | ||
4. Allgemeine Folgerung | 34 | ||
C. Gang und Ziele der Untersuchung | 35 | ||
§ 2 Duale Studiengänge aus bildungspolitischer Perspektive | 37 | ||
A. Bestrebungen der Bildungspolitik | 37 | ||
I. Bekämpfung des Fachkräftemangels | 38 | ||
II. Erhöhung der Durchlässigkeit im Bildungssektor | 41 | ||
III. Eindämmung der sozialen Selektivität | 43 | ||
IV. Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit im Zeitalter der Digitalisierung | 44 | ||
B. Kritik am dualen Studienangebot | 47 | ||
I. Fehlende Standardisierung | 47 | ||
II. Wissenschaftliche Mängel | 49 | ||
III. Gefahr unternehmensspezifischer Studiengänge | 50 | ||
IV. Verdrängung der dualen Berufsausbildung | 53 | ||
V. Defizitäre Internationalisierung | 57 | ||
VI. Begriffliche Unschärfe | 58 | ||
C. Bewertung | 60 | ||
§ 3 Allgemeine Interessenlage der Akteure | 62 | ||
A. Motive der dual Studierenden | 62 | ||
I. Anwendungsorientiertes Lernen durch Theorie-Praxis-Verknüpfungen | 62 | ||
II. Zügige Abschlussfinalisierung | 63 | ||
III. Finanzielle Unabhängigkeit | 64 | ||
IV. Attraktive Berufsperspektive | 64 | ||
B. Motive der Kooperationsunternehmen | 66 | ||
I. Recruiting und Nachwuchssicherung | 66 | ||
II. Employer Branding | 67 | ||
III. Passgenaue Unternehmensintegration | 68 | ||
IV. Wissenstransfer durch Kooperation mit Akteuren des Wissenschaftssektors | 69 | ||
V. Fluktuationsreduzierung nach Ausbildungsende | 70 | ||
C. Motive der Bildungseinrichtungen | 71 | ||
I. Erhöhung der Lehrqualität durch den Ausbau von Praxisbezügen | 71 | ||
II. Imagesteigerung durch innovative Bildungsangebote | 72 | ||
III. Ausbau des Kontakts zur Wirtschaft | 73 | ||
D. Motivüberschneidungen und -divergenzen | 74 | ||
I. Synergien | 74 | ||
II. Konflikte | 75 | ||
Zweiter Teil: Typologisierung, Differenzierung und rechtliche Einordnung dualer Studiengänge | 78 | ||
§ 4 Charakteristika und Erscheinungsformen dualer Studiengänge | 78 | ||
A. Begriff | 78 | ||
I. Gesetzliches Begriffsverständnis | 79 | ||
1. Legaldefinitorische Ansätze in den Hochschulgesetzen der Länder | 79 | ||
2. Detaillierte Regelungen in den Berufsakademiegesetzen der Länder | 82 | ||
3. Baden-Württemberg in der Vorreiterrolle | 84 | ||
II. Definitorische Ansätze im Schrifttum | 85 | ||
III. Terminologische Annäherung | 86 | ||
IV. Begriffseinhegung | 89 | ||
B. Ausgestaltung | 91 | ||
I. Formate der Erstausbildung | 92 | ||
1. Ausbildungsintegrierende Studiengänge | 92 | ||
2. Praxisintegrierende Studiengänge | 94 | ||
II. Formate der Weiterbildung | 96 | ||
1. Berufsintegrierende Studiengänge | 96 | ||
2. Berufsbegleitende Studiengänge | 98 | ||
III. Sonderformen | 99 | ||
1. Ausbildungsbegleitende Studiengänge | 99 | ||
2. Praxisbegleitende Studiengänge | 99 | ||
3. Triale Studiengänge | 100 | ||
IV. Bewertung | 101 | ||
§ 5 Abgrenzung des dualen Studienkonzepts von benachbarten Bildungsphänomenen | 103 | ||
A. Duale Berufsausbildung | 104 | ||
I. Rechtsnatur des Berufsausbildungsvertrages | 105 | ||
II. Wesentliche Regelungen zur Berufsausbildung | 109 | ||
III. Vergleich zum dualen Studium | 111 | ||
B. Praktikantenverhältnisse mit Studienbezug | 113 | ||
I. Gesetzliche Regelungssystematik | 114 | ||
II. Erscheinungsformen und Rechtsstatus | 116 | ||
1. Freiwillige Praktika | 117 | ||
a) „Schnupperpraktika“ als Einfühlungsverhältnis | 117 | ||
b) Studienbegleitende Praktika | 118 | ||
aa) Rechtliche Einordnung | 119 | ||
bb) Vergleich zum dualen Studium | 121 | ||
2. Pflichtpraktika und verpflichtende Praxissemester | 121 | ||
a) Rechtliche Einordnung | 122 | ||
b) Vergleich zum dualen Studium | 124 | ||
3. „Unechte“ Praktika | 127 | ||
a) Rechtliche Einordnung | 127 | ||
b) Vergleich zum dualen Studium | 129 | ||
4. Sonderfall: Werkstudierende | 130 | ||
C. Volontärverhältnisse | 132 | ||
I. Grundlegendes Verständnis | 132 | ||
II. Gegenüberstellung von Volontariat und freiwilligem Praktikum | 134 | ||
III. Vergleich zum dualen Studium | 136 | ||
IV. Sonderfall: Traineeverhältnisse | 137 | ||
D. Zusammenfassung: Das Alleinstellungsmerkmal dualer Studiengänge | 138 | ||
§ 6 Rechtsstatus dual Studierender und Anwendbarkeit des BBiG | 139 | ||
A. Tripolare Rechtsbeziehung | 140 | ||
B. Erwägungen zur rechtlichen Stellung dual Studierender im Kooperationsbetrieb | 143 | ||
I. Arbeitsverhältnis | 143 | ||
1. Arbeitnehmerbegriff | 144 | ||
2. Arbeitnehmerstellung dual Studierender | 145 | ||
a) Pflicht zur Arbeitsleistung | 147 | ||
b) Persönliche Abhängigkeit | 149 | ||
c) Die Bedeutung des Ausbildungszwecks | 152 | ||
d) Zwischenergebnis und etwaige Missbrauchsgestaltungen | 155 | ||
II. Berufsausbildungsverhältnis | 159 | ||
1. Praxisintegrierende duale Studiengänge | 159 | ||
2. Berufsintegrierende duale Studiengänge | 161 | ||
3. Ausbildungsintegrierende duale Studiengänge | 162 | ||
4. Zwischenergebnis | 163 | ||
III. Anderes Vertragsverhältnis i.S.d. § 26 BBiG | 164 | ||
1. Privatrecht versus öffentliches Recht? | 165 | ||
a) Grundentscheidung BAG, Urt. v. 19.6.1974 – 4 AZR 436/73 | 167 | ||
aa) Leitlinien | 167 | ||
bb) Kritik | 169 | ||
(1) Privatrechtsverhältnis | 169 | ||
(a) Kein Privatrechtsverhältnis bei Unselbstständigkeit der Praxisausbildung | 170 | ||
(b) Selbstständiges Privatrechtsverhältnis trotz parallel bestehender öffentlich-rechtlicher Vorschriften | 171 | ||
(2) Kompetenzrechtliche Dimension | 175 | ||
(a) Kompetenzzerlegung | 176 | ||
(b) Kompetenzzuordnung | 177 | ||
(3) Zwischenergebnis | 179 | ||
cc) Bedeutung für duale Studiengänge | 181 | ||
(1) Privatrecht neben öffentlichem Recht | 181 | ||
(2) Keine Überlagerung des Privatrechtsverhältnisses durch öffentliches Recht | 182 | ||
(a) Praxisphase als hochschulunabhängige Veranstaltung | 183 | ||
(b) Keine Vereinnahmung des Privatrechtsverhältnisses durch die Bildungseinrichtungen mittels Musterverträgen | 188 | ||
(c) Kooperationsvertrag zwischen Bildungseinrichtung und Ausbildungsbetrieb kein Vertrag zugunsten Dritter | 190 | ||
(3) Zwischenergebnis | 191 | ||
b) Zuspitzung durch BAG, Urt. v. 18.11.2008 – 3 AZR 192/07 | 192 | ||
aa) Praxisphase kein Teil des Studiums | 194 | ||
bb) Staatliche Anerkennung der Praxisphase | 195 | ||
cc) Zwischenergebnis | 197 | ||
c) Flankierung durch BSG, Urt. v. 1.12.2009 – B 12 R 4/08 R | 197 | ||
aa) Leitlinien | 198 | ||
bb) Reaktion des Gesetzgebers | 200 | ||
cc) Zwischenergebnis | 201 | ||
d) Weitere relevante Entscheidungen | 202 | ||
aa) Höchstrichterliche Grundsätze | 202 | ||
bb) Schiedsspruch zur Tarifsituation dual Studierender | 205 | ||
e) Folgerung | 206 | ||
2. Der Tatbestand des § 26 BBiG | 207 | ||
a) Kein Arbeitsverhältnis | 207 | ||
b) Keine Berufsausbildung | 208 | ||
c) Einstellung | 209 | ||
d) Zum Erwerb beruflicher Fertigkeiten, Kenntnisse, Fähigkeiten oder Erfahrungen | 211 | ||
e) Zwischenergebnis | 212 | ||
3. Die Bereichsausnahme des § 3 Abs. 2 Nr. 1 BBiG | 212 | ||
a) Gesetzgeberischer Regelungshintergrund | 213 | ||
b) Kein Ausschluss der Anwendbarkeit des BBiG | 214 | ||
c) Zwischenergebnis | 216 | ||
IV. Rechtsverhältnis sui generis | 216 | ||
V. Abschließende Bewertung | 217 | ||
C. Dual Studierende unter dem Schutzschirm des BBiG | 218 | ||
Dritter Teil: Individual- und kollektivarbeitsrechtliches Schutzgeflecht für dual Studierende | 221 | ||
§ 7 Allgemeine Rechtsfolgen der Statusfeststellung | 221 | ||
A. Unmittelbare Rechtsfolgen nach dem BBiG | 221 | ||
I. Vergütung in der Praxisphase | 222 | ||
1. Die Vergütungsregelung des § 17 BBiG | 222 | ||
a) „Angemessenheit“ als unbestimmter Rechtsbegriff | 224 | ||
b) Angemessene Vergütung für dual Studierende | 226 | ||
2. Ausschluss des Mindestlohns | 229 | ||
a) Ausbildungsintegrierende Form als Mindestlohnausnahme des § 22 Abs. 3 MiLoG | 230 | ||
b) Praxisintegrierende Form außerhalb vom Anwendungsbereich des MiLoG | 231 | ||
c) Konklusion | 232 | ||
II. Sonstige Vorgaben des BBiG | 233 | ||
1. Pflichtenkanon der §§ 13–16 BBiG | 234 | ||
2. Beendigung nach den §§ 21, 22 BBiG | 235 | ||
3. Unabdingbarkeitsregelung und Ausschluss der Weiterarbeitsregelung | 238 | ||
B. Mittelbare Rechtsfolgen über den Verweis des § 10 Abs. 2 BBiG | 240 | ||
I. Anwendung arbeitsrechtlicher Rechtsvorschriften | 241 | ||
II. Anwendung arbeitsrechtlicher Rechtsgrundsätze | 243 | ||
C. Zusammenschau | 244 | ||
§ 8 Bindungs- und Rückzahlungsklauseln als typische Instrumente der Vertragsgestaltung im Verhältnis dual Studierender und Kooperationsbetrieb | 246 | ||
A. Ausgangslage | 246 | ||
B. Maßstab des BBiG | 249 | ||
I. Nichtigkeit von Vereinbarungen über Entschädigungszahlungen für die Ausbildung nach § 12 Abs. 2 Nr. 1 BBiG | 251 | ||
II. Nichtigkeit tätigkeitsbeschränkender Vereinbarungen nach § 12 Abs. 1 Satz 1 BBiG | 254 | ||
1. Feste Bindungspflichten | 255 | ||
2. Verknüpfte Bindungs- und Rückzahlungsvereinbarungen | 256 | ||
a) Abstrakt generelle Perspektive | 260 | ||
b) Konkret individuelle Perspektive | 262 | ||
aa) Übertragbarkeit richterrechtlicher Grundsätze | 263 | ||
bb) Übertragung der wichtigsten Grundregeln im Einzelnen | 264 | ||
c) Zwischenergebnis | 269 | ||
C. Allgemeines Kontrollregime des BGB | 270 | ||
I. Praxisphasenvertrag als Verbrauchervertrag i.S.d. § 310 Abs. 3 BGB | 271 | ||
II. Überraschende Klausel (§ 305c Abs. 1 BGB) | 273 | ||
III. Transparenzgebot (§ 307 Abs. 1 Satz 2 BGB) | 274 | ||
1. Umriss der Rahmenbedingungen für die Anschlussbeschäftigung | 275 | ||
2. Rahmenmäßige Bestimmung der Rückzahlungslast | 278 | ||
IV. Sonderfall: Vorzeitige Aufgabe des dualen Studiums | 279 | ||
V. Rechtsfolgenbetrachtung | 281 | ||
1. Verbot geltungserhaltender Reduktion | 281 | ||
2. Ergänzende Vertragsauslegung | 283 | ||
a) Grundsatz | 285 | ||
b) Ausnahme | 288 | ||
D. Zusammenfassung | 289 | ||
§ 9 Kollektivarbeitsrechtlicher Rahmen | 291 | ||
A. Dual Studierende im Gefüge des Tarifvertragsrechts | 291 | ||
I. Annäherung | 292 | ||
II. Tarifliche Regelungsbefugnis für die Praxisphase dualer Studiengänge | 294 | ||
B. Betriebsverfassungsrechtliche Position dual Studierender | 298 | ||
I. Persönlicher Geltungsbereich (§ 5 BetrVG) | 298 | ||
II. Betriebsverfassungsrechtlicher Weiterbeschäftigungsanspruch (§ 78a BetrVG) | 302 | ||
1. Abgrenzung zu § 24 BBiG | 304 | ||
2. Auszubildendenbegriff des BetrVG | 304 | ||
3. Geltung des § 78a BetrVG für dual Studierende | 306 | ||
C. Rekapitulation des kollektivarbeitsrechtlichen Schutzumfangs | 310 | ||
Vierter Teil: Schluss | 312 | ||
§ 10 Resümee und Ausblick | 312 | ||
A. Wesentliche Ergebnisse | 312 | ||
I. Phänomenologie | 312 | ||
II. Rechtsstatusbestimmung | 313 | ||
III. Arbeitsrechtlicher Schutz | 314 | ||
B. Schlussbetrachtung – Quo vadis, duales Studium? | 316 | ||
Literaturverzeichnis | 318 | ||
Stichwortverzeichnis | 350 |