Custodia
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Custodia
Garantiehaftung im römischen Recht?
Schriften zur Rechtsgeschichte, Vol. 205
(2022)
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Nach Studium und Referendariat 1998 in Freiburg promoviert und habilitierte sich Jan Dirk Harke nach zweijähriger Anwaltstätigkeit und Rückkehr in die Wissenschaft 2003 in Passau. Von 2003 bis 2016 hatte er den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Historische Rechtsvergleichung an der Universität Würzburg inne. 2016 folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Europäische Rechtsgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von 2009 bis 2016 war Harke Richter am Oberlandesgericht Nürnberg; seit seinem Wechsel nach Jena ist er Richter am Thüringer Oberlandesgericht.Abstract
Die Quellen zur custodia-Haftung sind auf den ersten Blick von einem grundlegenden Widerspruch geprägt: Einerseits erscheint die Verantwortlichkeit eines Bewachungspflichtigen als automatische Folge eines Diebstahls der ihm überlassenen Sache, die keinen Raum für eine Beurteilung seines individuellen Verhaltens lässt. Andererseits gibt es genügend Aussagen, in denen die Einstandspflicht für custodia wie eine Verschuldenshaftung behandelt oder ihr zumindest gleichgestellt wird. Diese Diskrepanz hat eine Pendelbewegung in der modernen Forschung ausgelöst. Mal hat man angenommen, custodia bezeichne eine Garantiehaftung für niederen Zufall, und alle Quellen, in denen sie in Zusammenhang mit Verschulden oder Sorgfaltspflicht gebracht wird, seien verfälscht; mal hat man angenommen, bei einer Haftung für einen von dritter Seite verursachten Diebstahl sei stets stillschweigend unterstellt, dass sich der Obhutspflichtige den Vorwurf eines Sorgfaltspflichtverstoßes gefallen lassen müsse. Lösen lässt sich das Dilemma nur, wenn man die Begrenzung des Diebstahlsbegriffs in Rom ernst nimmt.»Custodia«: At first glance, the sources on liability for custodia in Roman law are characterised by a fundamental inconsistency: on the one hand, the liability of a guardian appears as an automatic consequence of a theft of the thing left to him, on the other hand, as a consequence of a breach of due care. This discrepancy has triggered a pendulum movement in modern research. At one time custodia has been declared a guarantee liability, at another a form of liability for fault. The dilemma can only be solved if one seriously considers the limitation of the concept of theft in Rome.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Erstes Kapitel: Einleitung | 7 | ||
I. Konfusion in Konstantinopel | 7 | ||
II. Ein Pendel: die moderne Forschung | 12 | ||
Zweites Kapitel: Custodia und furtum | 19 | ||
I. Diebstahl als Haftungstatbestand | 19 | ||
1. Ein Automatismus | 19 | ||
2. Ein periculum aus custodia | 25 | ||
II. Differenzierung nach dem Verschulden? | 29 | ||
1. Culpa als Grund für die Aktivlegitimation zur actio furti | 29 | ||
2. Ein furtum sine culpa? | 33 | ||
Drittes Kapitel: Custodia und culpa | 45 | ||
I. Custodia- als culpa-Haftung | 45 | ||
1. Fahrlässigkeit als allgemeiner Standard | 45 | ||
2. Vis maior als gemeinsame Grenze | 51 | ||
II. Doch ein Nebeneinander | 58 | ||
Viertes Kapitel: Custodia und diligentia | 63 | ||
I. Bewachung und Sorgfalt | 63 | ||
II. Eine Kontroverse | 70 | ||
Fünftes Kapitel: Befund und Deutung | 79 | ||
I. Die Quadratur des Kreises? | 79 | ||
II. Zwei Parallelfälle | 80 | ||
1. Das Verlieren einer Sache | 80 | ||
2. Die Sklavenflucht | 86 | ||
Sechstes Kapitel: Was ist custodia und von wem wird sie erwartet? | 90 | ||
I. Custodia als Aufgabe | 90 | ||
II. Anknüpfungspunkte | 97 | ||
1. Custodia als vertragliche Haupt- und Nebenleistung | 97 | ||
a) Ein vielgestaltiger Vertrag: die locatio conductio | 98 | ||
b) Custodia als Nebensache: societas und mandatum | 107 | ||
2. Custodia und periculum: der Kaufvertrag | 113 | ||
Fazit | 119 | ||
Literaturverzeichnis | 121 | ||
Quellenverzeichnis | 123 |