Der Schatten des Wanderers – Einzelfall, Rechtswandel und Fortschritt in Rudolf von Jherings Lehre vom Rechtsgefühl
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Der Schatten des Wanderers – Einzelfall, Rechtswandel und Fortschritt in Rudolf von Jherings Lehre vom Rechtsgefühl
Herleitung eines Mehrebenenmodells seines komplexen Rechtsgefühlsbegriffs
Schriften zur Rechtsgeschichte, Vol. 207
(2022)
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Josefa Birr studierte Rechtswissenschaften in Göttingen. Nach dem ersten Staatsexamen im Jahr 2014 war sie bis Anfang 2022 (wissenschaftliche) Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Römisches Recht, Bürgerliches Recht und Neuere Privatrechtsgeschichte an der juristischen Fakultät der Georgia Augusta bei ihrer Doktormutter Prof. Dr. Inge Hanewinkel in Göttingen. Von 2019 bis 2021 leistete sie ihren juristischen Vorbereitungsdienst im OLG-Bezirk Braunschweig. Heute arbeitet sie im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Hannover.Abstract
Als der in der Jurisprudenz nach wie vor schillernde Begriff des Rechtsgefühls im 19. Jahrhundert Schule machte, gab es kaum einen namhaften Rechtswissenschaftler, der sich nicht hierzu äußerte. Vom berühmten Pandektisten und Rechtsempiriker Rudolf von Jhering ist in der Sekundärliteratur allerdings meist nur kursorisch die Rede. Im Rahmen der Dissertation erfolgt erstmals eine umfangreiche Analyse des Jheringschen Rechtsgefühlsphänomens unter Befragung der Nachbarwissenschaften vor dem Hintergrund der methodischen Entwicklungen der Jurisprudenz im 19. Jahrhundert. Die Arbeit entwickelt ein mehrdimensionales Modell des Jheringschen Rechtsgefühlsbegriffs. Dies geschieht unter Einbezug nicht nur Jherings veröffentlichter Werke über das Rechtsgefühl, die erstmalig in sein wissenschaftliches Gesamtwerk eingeordnet werden. Vielmehr werden auch bisher unveröffentlichte, insbesondere spruchrichterliche Schriften aus Jherings Göttinger Nachlass ausgewertet. Im Rechtsgefühl, wie Jhering es verstand, verbinden sich Einzelfall und Zweck des Gesetzes mit der Lebenserfahrung des Rechtsanwenders. Es ist der Inbegriff lebendiger Dogmatik und Rechtsfortbildung.»The Shadow of the Wanderer. Individual Case, Legal Change and Progress in Rudolf von Jhering's Doctrine of »Rechtsgefühl«. Derivation of a Multi-level Model of His Complex Concept of »Rechtsgefühl««: The study deals with the doctrine of »Rechtsgefühl« as developed by the famous pandectist and legal empiricist Rudolf von Jhering (1818-1892). The colourful concept of »Rechtsgefühl« is discussed extensively and impressively in the literature, though Jhering’s key contribution usually receives only cursory mention. This study is intended to show the great significance of Jhering’s »Rechtsgefühl«.»Rechtsgefühl«, as he perceived it, combines a practical consideration of individual cases with a reflection of the purposes of law and the life experience of its observer. It is the essence of a living legal doctrine and the progress of law.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 13 | ||
I. Forschungsinteresse | 13 | ||
II. Forschungsstand und -desiderat | 15 | ||
1. Stand der Forschung zu Jhering allgemein | 15 | ||
2. Stand der Forschung zu Jherings Rechtsgefühl | 16 | ||
III. Ziel und Gang der Untersuchung | 18 | ||
A. Der Jurist Jhering | 21 | ||
I. Jhering und die Historische Rechtsschule | 21 | ||
1. Gegenseitige Emanzipation von Rechtsdogmatik und Rechtsgeschichte | 26 | ||
2. Überwindung der Volksgeistlehre | 35 | ||
3. Kampf gegen die Begriffsjurisprudenz | 43 | ||
4. Forderung nach vereinter Tätigkeit von Theorie und Praxis | 51 | ||
II. Jherings rechtswissenschaftliche Methode | 54 | ||
1. Rechtshistorische Methode | 57 | ||
2. Rechtsdogmatische Methode – „Die höhere Jurisprudenz oder die naturhistorische Methode“ | 60 | ||
3. Methodenkritische Wende | 66 | ||
B. Allgemeine Phänomenologie des Rechtsgefühls in den Wissenschaften | 76 | ||
I. Etymologie des „Rechtsgefühls“ | 77 | ||
1. Erstes Auftreten des Begriffs „Rechtsgefühl“ | 78 | ||
2. Kompositum aus den Worten „Recht“ und „Gefühl“ | 81 | ||
3. Abgrenzung zu semantischen Derivaten | 83 | ||
II. Das Rechtsgefühl in den Nachbarwissenschaften | 85 | ||
1. Rechtsgefühl in der schönen Literatur und Dichtung | 86 | ||
2. Rechtsphilosophische Lehren über das Rechtsgefühl | 94 | ||
3. Objektivierung des Rechtsgefühls durch die Physiologie und Psychologie | 101 | ||
III. Die Bedeutung des Rechtsgefühls im juristischen Diskurs | 106 | ||
1. Historische Rechtsschule und Volksgeist | 107 | ||
2. Hinwendung zur naturwissenschaftlichen Erkenntnismethode des Rechts | 112 | ||
3. Neues Detailinteresse zu Beginn des 20. Jahrhunderts | 118 | ||
C. Exemplarische Fallstudien zum Jheringschen Rechtsgefühl | 127 | ||
I. Die Gerichtspraxis | 128 | ||
II. Jherings Anwendung des Rechtsgefühls am Rechtsfall | 131 | ||
1. Der Schiffspartenfall | 132 | ||
2. Der Oheim-Fall | 134 | ||
a) Fall- und Prozessgeschichte | 135 | ||
b) Jherings rechtliche Beurteilung der Streitsache | 138 | ||
c) Folgerungen für das Jheringsche Rechtsgefühl | 141 | ||
3. Der Lucca-Pistoja-Eisenbahnstreit und -Actienstreit | 142 | ||
4. Der Rechtsstreit Weise wider Zech | 145 | ||
5. Sonstige Rechtsfälle | 147 | ||
a) Das Rechtsinstitut der culpa in contrahendo | 147 | ||
b) Der Rechtsstreit mit seinem Dienstmädchen Caroline Kuhl | 149 | ||
c) Das Rechtsinstitut ,Kauf bricht Miete‘ | 153 | ||
III. Jherings Methode der Falllösung | 154 | ||
IV. Das Rechtsgefühl des Richters | 156 | ||
D. Chronologische Analyse des Rechtsgefühls in Jherings wissenschaftlichem Gesamtwerk | 160 | ||
I. Jherings Begriff des Rechts | 161 | ||
II. Die Entwicklung des Jheringschen Rechtsgefühlsbegriffs | 165 | ||
1. Geist des römischen Rechts auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung | 166 | ||
2. Ist die Jurisprudenz eine Wissenschaft? | 172 | ||
3. Der Kampf um’s Recht | 174 | ||
4. Der Zweck im Recht | 179 | ||
5. Ueber die Entstehung des Rechtsgefühles | 184 | ||
6. Einleitung zur Entwicklungsgeschichte des römischen Rechts | 188 | ||
E. Mehrebenenmodell des Jheringschen Rechtsgefühls | 190 | ||
I. Ursprung des Rechtsgefühls | 191 | ||
II. Verhältnis von Recht und Rechtsgefühl | 196 | ||
III. Die affektive und kritische Funktion des Rechtsgefühls | 199 | ||
1. Die affektive Form | 201 | ||
2. Die kritische Funktion | 202 | ||
3. Zwischenfazit | 203 | ||
IV. Träger des Rechtsgefühls | 204 | ||
V. Das Ideal – Die höchste Ausbildung des Rechtsgefühls | 206 | ||
VI. Die Bedeutung des Jheringschen Geschichtsverständnisses für sein Verständnis vom Rechtsgefühl | 209 | ||
VII. Synergieeffekt von subjektiven und objektiven Anteilen des Rechtsgefühls | 213 | ||
Ergebnis | 217 | ||
I. Fazit | 217 | ||
II. Ausblick | 224 | ||
Anhang: Rudolf Jherings Gutachten zum Oheim-Fall | 230 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 246 | ||
Stichwortverzeichnis | 286 |