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Musterfeststellungsverfahren von Verbraucherverbänden im Zusammenspiel mit europäischen und deutschen Grundprinzipien des Prozessrechts

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Tuna, E. (2023). Musterfeststellungsverfahren von Verbraucherverbänden im Zusammenspiel mit europäischen und deutschen Grundprinzipien des Prozessrechts. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58592-2
Tuna, Elif. Musterfeststellungsverfahren von Verbraucherverbänden im Zusammenspiel mit europäischen und deutschen Grundprinzipien des Prozessrechts. Duncker & Humblot, 2023. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58592-2
Tuna, E (2023): Musterfeststellungsverfahren von Verbraucherverbänden im Zusammenspiel mit europäischen und deutschen Grundprinzipien des Prozessrechts, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58592-2

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Musterfeststellungsverfahren von Verbraucherverbänden im Zusammenspiel mit europäischen und deutschen Grundprinzipien des Prozessrechts

Tuna, Elif

Schriften zum Prozessrecht, Vol. 287

(2023)

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About The Author

Die Autorin studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth. Im Anschluss war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, deutsches und internationales Zivilverfahrensrecht von Prof. Dr. Volker Wiese, LL.M. (McGill) in Bayreuth tätig. Sie absolvierte das Rechtsreferendariat am Oberlandesgericht Bamberg und ist seither als Rechtsanwältin tätig.

Abstract

Nach dem Bekanntwerden des sog. Abgasskandals im Jahr 2015 und der darauffolgenden Klageflut von Verbraucherinnen und Verbrauchern, welche die gesamte deutsche Justiz bis heute beschäftigt, entschied sich der Gesetzgeber einen kollektiven Rechtsbehelf in Verbraucherangelegenheiten einzuführen. Die zivilprozessuale Musterfeststellungsklage wurde im Jahr 2018 in das sechste Buch der Zivilprozessordnung eingefügt. Währenddessen blieb auch die Europäische Kommission nicht untätig und trat mit einem ›New Deal for Consumers‹ auf den Plan. Die Arbeit untersucht vor diesem Hintergrund, ob sich Massenschadensereignisse durch die zivilprozessuale Musterfeststellungsklage besser handhaben lassen und ob das neue Klageinstrument bereits jetzt den Anforderungen des europäischen Gesetzgebers genügt. Im Fokus der Untersuchung steht die Frage, ob sich die zivilprozessuale Musterfeststellungsklage mit den Verfahrensgrundsätzen der deutschen Zivilprozessordnung in Einklang bringen lässt.»Model Case Procedures by Consumer Associations in Conjunction with European and German Principles of Procedural Law«: Consumers tend to refrain from seeking legal redress where companies violate the law through unfair practices. These practices often harm a large number of consumers. The high costs of bringing legal action and other uncertainties deter consumers from enforcing their rights. The German legislator introduced a model case procedure that allows consumers to seek collective redress. This paper examines the question of whether mass damage events can be handled effectively and in a procedurally economical manner through model case procedures.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 16
Einleitung 19
Gang der Untersuchung 23
A. Musterklagen als prozessökonomische und effektive Rechtsdurchsetzungsin‍strumente 25
I. Einführung 25
II. Theoretische Grundlagen 26
1. Grundsätzliche Ausrichtung des Zivilverfahrens auf Individualverfahren 26
a) Zweck des Zivilprozesses 26
b) Objektive Interessen 27
2. Mit der Musterfeststellungsklage wahrgenommene Interessen 27
a) Begriff und Typisierung von Interessen 28
b) Diskussionsstand 29
c) Geschützte Interessen im Rahmen der Verbandsunterlassungsklage 30
d) Geschützte Interessen im Rahmen der Musterfeststellungsklage 31
3. Missbrauchsgefahren 31
a) Pre-trial discovery 32
b) Erfolgshonorare 34
c) Strafschadensersatz 36
d) Interessengemeinschaften 37
aa) Zusammenschluss in einer GbR 37
bb) Inkassodienstleistungen und Prozessfinanzierung 38
e) Erpressungspotential durch eine Musterfeststellungsklage 39
f) Fazit 41
4. Musterfeststellungsklage im System des kollektiven Rechtsschutzes 42
a) Verbandsklagen 42
b) Gruppenklagen 43
c) Musterverfahren 44
III. Rationales Desinteresse von Verbrauchern an der Rechtsverfolgung 45
1. Unterscheidung nach Schadenstypen 45
2. Liquidierung von Streu- und Bagatellschäden durch die Musterfeststellungsklage 46
a) Problemstellung bei Streu- und Bagatellschäden 46
b) Bündelung durch eine Feststellungsklage 48
aa) Gruppenklagen 49
bb) Ombudsstellen 51
c) Konkrete Verfahrensausgestaltung der Musterfeststellungsklage 53
aa) Zweistufiges Verfahren 53
bb) Formelle Anforderungen der Musterfeststellungsklage 54
d) Stellungnahme 55
3. Marktbereinigung als Verbraucheraufgabe 58
a) Beispiele aus der Praxis 58
b) Verhaltenssteuerung durch Schadensersatzrecht 59
4. Liquidierung von Massenschäden durch die Musterfeststellungsklage 61
a) Problemstellung bei Massenschäden 61
b) Zielsetzung der Musterfeststellungsklage 62
aa) Kein begrifflicher Ausschluss 64
bb) Rationales Desinteresse wegen der Rechtsfolgen 64
cc) Fazit 65
IV. Ergebnisse des Kapitels A. 66
B. Musterklagen im Gefüge europarechtlicher Vorgaben für das Prozessrecht 68
I. Grundlagen 70
1. Generelle Kompetenzverteilung zwischen den Mitgliedstaaten und der Europäischen Union 70
2. Auslegung von Kompetenztiteln 72
II. Taugliche Kompetenzgrundlagen zur Regelung des Verfahrensrechts 73
1. Art. 81 AEUV als Kompetenzgrundlage 74
a) Kompetenztitel des Art. 81 Abs. 2 lit. e und f AEUV 74
b) Justizielle Zusammenarbeit in Zivilsachen 75
c) Grenzüberschreitender Bezug 80
d) Stellungnahme 80
2. Art. 114 AEUV als Kompetenzgrundlage 81
a) Subjektive Binnenmarktfinalität 81
b) Objektive Binnenmarktfinalität 83
aa) Verwirklichung der Grundfreiheiten 84
bb) Spürbare Wettbewerbsverzerrungen 85
c) Zwischenergebnis 87
3. Kompetenzkonflikt zwischen Art. 81 AEUV und Art. 114 AEUV 88
a) Methodenlehre im Unionsrecht 88
b) Lex-specialis-Regel 90
aa) Unverträgliche Rechtsfolgen 90
bb) Tatbestandsmerkmale 91
cc) Zwischenergebnis 92
c) Überschneidungen des Tatbestands 93
aa) Sachverhalte mit und ohne grenzüberschreitenden Bezug 93
bb) Direkter und indirekter Binnenmarktbezug 95
cc) Sachliche Überschneidungen 95
d) Auflösung des Kompetenzkonflikts 96
aa) Aktive und reaktive Rechtsangleichung 96
bb) Doppelabstützung auf Art. 81 AEUV und Art. 114 AEUV 97
cc) Sektorspezifische Unterscheidung 98
dd) Sperrwirkung wegen des Prinzips der begrenzten Einzelermächtigung 100
ee) Stellungnahme 101
4. Kompetenzgrundlage des Art. 169 AEUV 103
a) Art. 169 Abs. 2 lit. a AEUV 104
b) Art. 169 Abs. 2 lit. b AEUV 104
aa) Einheitlichkeit der Politik der Mitgliedstaaten 105
bb) Politik der Mitgliedstaaten 106
c) Stellungnahme 107
5. Kompetenzgrundlage des Art. 352 AEUV 108
6. Kompetenzausübungsschranken 109
a) Grundsatz der Subsidiarität nach Art. 5 Abs. 3 S. 1 EUV 109
b) Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nach Art. 5 Abs. 4 S. 1 EUV 110
III. Ergebnisse des Kapitels B. 110
C. Musterklagen im Gefüge der deutschen Prinzipien des Prozessrechts 112
I. Zwecke der Musterfeststellungsklage 112
II. Die Musterfeststellungsklage als Teil des allgemeinen Justizgewähranspruchs 114
1. Einführung 114
2. Konzentration der Klagebefugnis bei Verbraucherverbänden 115
a) Historische Entwicklung 115
b) Befugnisse der qualifizierten Einrichtungen vor Einführung der Musterfeststellungsklage 117
aa) Befugnisse nach UKlaG 117
bb) Befugnisse nach UWG 117
cc) Befugnisse nach GWB 118
dd) Einziehungsklage nach § 8 Abs. 1 Nr. 4 RDG, § 79 Abs. 2 S. 2 Nr. 3 ZPO 119
ee) Verfahren nach KapMuG 120
c) Eignung von Verbraucherverbänden zur Wahrnehmung von Verbraucherinteressen 121
aa) Rationales Desinteresse von Verbraucherverbänden 121
(1) Vergleichbarkeit von Gewinnabschöpfungsklagen mit Musterfeststellungsklagen 121
(2) Lösungsansätze 123
bb) Finanzierung von Kollektivklagen durch Verbraucherverbände 126
(1) Missbrauchspotential 127
(2) Deutscher Verbraucherschutzverein e.V. gegen Telefónica Germany 127
(3) Lösungsansätze 129
3. Dogmatische Einordnung der Verbandsklagebefugnis 132
a) Verbandsklagebefugnis nach dem Verständnis des europäischen Gesetzgebers 133
b) Materiell-rechtliche Konzeptionen 134
aa) Eigener materiell-rechtlicher Anspruch 134
bb) Prozessstandschaft im Namen der angemeldeten Verbraucher? 136
(1) Prozessstandschaft im Kollektivinteresse? 137
(2) Gesetzliche und gewillkürte Prozessstandschaft 138
c) Prozessuale Einordnung 138
d) Zwischenergebnis 139
4. Klagebefugnis nach § 606 Abs. 1 S. 2 ZPO 139
a) Rechtsnatur der klagebefugten Einrichtungen in den Mitgliedstaaten 140
aa) Befund der Kommission 141
bb) Staatliche Behörden 141
cc) Mischsystem 141
b) Eintragungsvoraussetzungen 142
aa) Eintragungsvoraussetzungen nach § 4 Abs. 2 UKlaG 143
bb) Klagebefugnis nach § 606 Abs. 1 S. 2 ZPO 143
cc) Vorgaben des europäischen Gesetzgebers 143
c) Wirkung der Eintragung nach dem Vorbild der Unterlassungsklagenrichtlinie 145
d) Wirkung der Eintragung in der Liste nach § 4 Abs. 1 S. 1 UKlaG 146
e) Stellungnahme 147
aa) Verstoß gegen Unionsrecht? 147
(1) Anwendungsbereich der Unterlassungsklagenrichtlinie 148
(2) Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens 151
(3) Verstoß gegen die Dienstleistungsfreiheit gemäß Art. 56 AEUV 152
bb) Verhältnis zum deutschen Recht 154
f) Ergebnis 155
5. Stellungnahme 155
III. Vereinbarkeit der Musterfeststellungsklage mit dem Anspruch auf rechtliches Gehör 156
1. Rechtliche Stellung der Anmelder im Musterverfahren 156
2. Vereinbarkeit mit dem Anspruch auf rechtliches Gehör 156
3. Rechtfertigung 158
a) Verzicht 159
b) Rechtliches Gehör bei der Verfahrenseinleitung 159
c) Recht auf Information 161
d) Beteiligungsrechte während des Verfahrens 163
4. Ergebnis 165
IV. Vereinbarkeit der Musterfeststellungsklage mit dem Dispositions- und Verhandlungsgrundsatz 165
1. Einleitung des Verfahrens 166
a) Rolle der Anmelder 167
aa) Prozessualer Verbraucherbegriff 167
bb) Anmeldeverfahren 169
b) Parteien einer Musterfeststellungsklage 171
aa) Unternehmer als Beklagter 171
bb) Qualifizierte Einrichtung als Klägerin 171
(1) Vergleich mit anderen Befugnissen der qualifizierten Einrichtungen 172
(2) Regelungshintergrund 173
(3) Auflösung möglicher Kollisionen 173
(4) Alternative Kriterien 174
c) Rolle des Gerichts 175
2. Bestimmung des Streitgegenstands 178
a) Streitgegenstandsbegriff des KapMuG 179
b) Streitgegenstand der zivilprozessualen Musterfeststellungsklage 180
3. Besonderheiten der Musterfeststellungsklage 181
4. Beendigung des Verfahrens 182
a) Durch Urteil gemäß § 613 ZPO 182
aa) Urteilswirkungen nach der Vorstellung des Unionsgesetzgebers 183
bb) Urteilswirkungen der Musterfeststellungsklage 185
b) Durch Vergleich gemäß § 611 ZPO 186
aa) Förderung der Vergleichsbereitschaft 187
bb) Wirkungen eines Vergleichs 188
cc) Nachträglicher Beitritt zum Vergleich 190
5. Ergebnis 191
V. Prozessökonomie und Rechtssicherheit 191
1. Einführung 191
2. Problemlage vor Einführung der zivilprozessualen Musterfeststellungsklage 192
3. Lösungsansätze der zivilprozessualen Musterfeststellungsklage 194
a) Mögliche Parallelität von Musterfeststellungsklage und Individualverfahren 194
b) Keine Vermeidung von Folgeprozessen 195
c) Konzentration des Gerichtsstandes 196
4. Ergebnis 197
VI. Fernwirkungen der Musterfeststellungsklage 197
1. Haftung des Rechtsanwalts gegenüber dem Verbraucherverband 198
2. Haftung des Verbraucherverbands gegenüber den Anmeldern 199
a) Konstellationen 200
b) Haftung aus Auftrag 200
aa) Rechtsbindungswille 200
bb) Abschluss 201
cc) Inhalt 202
dd) Zwischenergebnis 203
c) Begründung eines besonderen Prozessrechtsverhältnisses 204
d) Haftung aus Geschäftsführung ohne Auftrag 204
e) Zwischenergebnis 206
3. Haftung des Rechtsanwalts gegenüber den Anmeldern 206
a) Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter 206
aa) Kenntnis oder Erkennbarkeit 207
bb) Leistungsnähe 209
cc) Gläubigernähe 209
dd) Schutzbedürftigkeit 210
ff) Verhältnis zur Drittschadensliquidation 211
gg) Zwischenergebnis 213
b) Geschäftsführung ohne Auftrag 213
4. Ergebnis 214
VII. Ergebnisse des Kapitels C. 214
D. Die Besonderheit grenzüberschreitender Musterklagen im Gefüge der europäischen und deutschen Prozessprinzipien 216
I. Einführung 216
II. Internationale Zuständigkeit 217
1. Bindungswirkung des Musterfeststellungsurteils gem. § 613 Abs. 1 S. 1 ZPO 217
2. Prüfung der internationalen Zuständigkeit bei Anspruchsanmeldung im Klageregister 218
3. Internationale Zuständigkeit nach Brüssel Ia-VO 220
a) Verbrauchergerichtsstand des Art. 18 Abs. 1 Brüssel Ia-VO 220
b) Gerichtsstand des Erfüllungsortes Art. 7 Nr. 1 Brüssel Ia-VO 221
4. Fazit 222
III. Anwendbares Recht 223
1. Lenkung durch Antragstellung 223
2. Lenkung durch Vereinbarung einer Rechtswahl 224
3. Stellungnahme 224
IV. Ergebnisse des Kapitels D. 225
Gesamtergebnis 226
Literaturverzeichnis 229
Stichwortverzeichnis 254