Disposition über den Instanzenzug im Zivilprozess
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Disposition über den Instanzenzug im Zivilprozess
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 288
(2023)
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Maike Dickmann studierte Rechtswissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Nationaluniversität Taiwan. Nach dem Referendariat am Landgericht Heidelberg begann sie ihre Tätigkeit als Rechtsanwältin für Prozessführung und Schiedsverfahren am Münchener Standort einer renommierten deutschen Großkanzlei.Abstract
Der Instanzenzug steht in der allgemeinen Wahrnehmung häufig sinnbildlich für langwierige und kostenintensive Zivilverfahren. Obwohl bei Weitem nicht in allen Rechtsstreitigkeiten aufgrund der Zugangsvoraussetzungen zwei Rechtsmittel eröffnet sind und die Parteien unter anderem auf die Möglichkeit des Rechtsmittelverzichts zurückgreifen können, wenn sie den Instanzenzug nicht ausschöpfen wollen, kann dieser ein Faktor der Entscheidung gegen die Ziviljustiz und für die Schiedsgerichtsbarkeit sein.Vor dem Hintergrund aktueller Gesetzesentwürfe analysiert die Autorin Möglichkeiten und Grenzen der Einwirkung der Parteien auf den im Einzelfall durchlaufenen Instanzenzug. Mit Blick auf die Übermacht der Schiedsgerichtsbarkeit in großvolumigen Wirtschaftsstreitigkeiten wird aufgezeigt, dass sich die Ziviljustiz insbesondere mit Blick auf die Ausgestaltung des Instanzenzugs neu ausrichten muss, um dem Trend des Rückgangs der Eingangszahlen entgegenzuwirken.»Disposition of Legal Remedies in Civil Proceedings«: The thesis focuses on the framework conditions for the exercise of party disposition powers of legal remedies in German Civil Proceedings. In view of the popularity of arbitration in large-volume commercial disputes, it is highlighted that a reform of the German civil justice system is indispensable, particularly with regard to the disposition of legal remedies, in order to counteract the trend of a decline in the number of cases filed with German civil courts.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 19 | ||
I. Gegenstand der Untersuchung | 19 | ||
II. Gang der Untersuchung | 23 | ||
Erstes Kapitel: Historische Entwicklung und Bedeutung der Rechtsmittelverfahren und der Parteidisposition im Zivilprozess | 26 | ||
A. Historie, Zweck und Verfassungsdimension der Rechtsmittelverfahren des Zivilprozesses | 26 | ||
I. Ausgestaltung von zivilprozessualen Rechtsmittelverfahren in Vergangenheit und Gegenwart | 26 | ||
1. Römisches Recht | 26 | ||
a) Altrömische Periode und Zeit der römischen Republik | 27 | ||
b) Prinzipatszeit | 29 | ||
c) Die nachklassische Zeit und die justinianischen Kodifikationen | 30 | ||
2. Prozessrecht im germanisch-deutschen Rechtskreis bis zum 15. Jahrhundert | 32 | ||
3. Rechtsmittel im kanonischen Recht der Antike und des Mittelalters | 34 | ||
4. Rechtsmittelrecht im Alten Reich seit der Reichskammergerichtsordnung 1495 | 35 | ||
5. Vom Ende des Alten Reichs bis zu den Reichsjustizgesetzen 1877 | 39 | ||
6. Die Civilprozeßordnung von 1877 | 43 | ||
7. Entwicklungslinien des Rechtsmittelrechts nach Inkrafttreten der einheitlichen Prozessordnung | 45 | ||
8. Die ZPO-Reform von 2001 | 49 | ||
9. Aktuelle Entwicklungen bis zur Gegenwart | 50 | ||
10. Zusammenfassung | 53 | ||
II. Aufgabe und Funktion des Zivilprozesses im Allgemeinen und der Rechtsmittelverfahren im Besonderen | 55 | ||
1. Vorbemerkung zur Diskussion um den Prozesszweck | 56 | ||
2. Zweck des Zivilprozesses | 58 | ||
a) Feststellung und Durchsetzung subjektiver Privatrechte | 58 | ||
b) Bewährung des objektiven Rechts | 61 | ||
c) Weitere Auffassungen zum Prozesszweck | 62 | ||
d) Stellungnahme zur Prozesszwecklehre | 64 | ||
3. Zwecke der Rechtsmittelverfahren | 71 | ||
a) Fehlerkontrolle | 71 | ||
b) Rechtseinheit und Rechtsfortbildung | 72 | ||
c) Individualrechtsschutz durch Herbeiführung einer (erneuten) autoritativen Streitentscheidung über einen konkreten Streitgegenstand | 74 | ||
d) Primärzweck der Revision | 76 | ||
e) Stellungnahme | 78 | ||
4. Zusammenfassung | 82 | ||
III. Disposition über den Instanzenzug und Gesamtrechtsordnung – Rahmenbedingungen aufgrund der Verfassung, der EMRK und sonstiger relevanter Rechtsnormen | 83 | ||
1. Verfassung | 84 | ||
a) Subjektives Recht auf einen Instanzenzug? | 85 | ||
b) Parteiherrschaft im Zivilprozess und Verfassungsrecht | 92 | ||
2. Europarecht im engeren Sinne | 98 | ||
3. Völkerrecht | 99 | ||
4. Zusammenfassung | 102 | ||
IV. Zwischenfazit | 103 | ||
B. Parteidisposition im Zivilprozess | 105 | ||
I. Die Dispositionsmaxime und die Disposition über prozessuale Regeln | 107 | ||
1. Die Dispositionsmaxime | 107 | ||
a) Disposition über den Anfang des Verfahrens | 107 | ||
b) Disposition über den Gegenstand des Verfahrens | 109 | ||
c) Disposition über Ende des Verfahrens | 112 | ||
aa) Einseitige Prozessbeendigung durch den Kläger | 113 | ||
bb) Einseitige Prozessbeendigung durch den Beklagten | 115 | ||
cc) Einvernehmliche Prozessbeendigung | 116 | ||
d) Zusammenfassung | 117 | ||
2. Disposition über prozessuale Regeln | 118 | ||
II. Die Zulässigkeit von Prozessverträgen | 119 | ||
1. Dogmatische Grundlagen des Prozessvertragsrechts | 120 | ||
2. Geschriebene Regeln: die Schiedsvereinbarung | 122 | ||
a) Schiedsfähigkeit | 124 | ||
aa) Objektive Schiedsfähigkeit | 124 | ||
(1) Liberalität der Regeln zur objektiven Schiedsfähigkeit | 124 | ||
(2) Grenzen der objektiven Schiedsfähigkeit im Allgemeininteresse | 126 | ||
bb) Subjektive Schiedsfähigkeit | 128 | ||
b) Formanforderungen | 128 | ||
c) Beschränkungen der Dispositionsfreiheit der Parteien im Schiedsverfahrensrecht | 129 | ||
d) Exkurs: Instanzenzug im Schiedsverfahren | 132 | ||
e) Zusammenfassung | 133 | ||
3. Ungeschriebene Regeln zur Zulässigkeit von Prozessverträgen | 133 | ||
a) Dispositives und zwingendes Prozessrecht | 135 | ||
b) Das Verhältnis zwischen zwingendem materiellem Recht und prozessualer Disposition | 143 | ||
c) Herstellung von Vertragsgerechtigkeit im Prozessvertragsrecht | 145 | ||
d) Zusammenfassung | 149 | ||
III. Zwischenfazit | 150 | ||
Zweites Kapitel: Parteidisposition über den Instanzenzug | 152 | ||
A. Instanzenzug und Attraktivität staatlicher Rechtspflege | 152 | ||
I. Vorzüge des Instanzenzugs | 153 | ||
1. Begrenzung von Richtermacht und Kontrolle richterlicher Entscheidungen | 153 | ||
2. Rechtsfortbildung und Rechtssicherheit | 156 | ||
3. Sicherung der Verfahrensintegrität | 158 | ||
4. Bürgernähe der Justiz und Akzeptanz staatlicher Gerichtsentscheidungen | 159 | ||
5. Effiziente Ressourcenallokation | 160 | ||
II. Kehrseiten des Instanzenzugs | 161 | ||
1. Lange Verfahrensdauer | 162 | ||
2. Rechtsunsicherheit | 166 | ||
3. Kostenbelastung | 167 | ||
4. Mangel an Flexibilität | 169 | ||
III. Die Antinomie von Partei- und Allgemeininteressen in Rechtsmittelverfahren | 170 | ||
1. Parteiherrschaft und rechtsfortbildende Entscheidung | 172 | ||
a) Das Individualinteresse an der Verhinderung negativer Präjudizien | 173 | ||
b) Die Implikationen der richterlichen Aufklärungs- und Hinweispflicht und des Primats der gütlichen Streitbeilegung | 176 | ||
c) Die Bedeutung von Präjudizien für den Rechtsstaat | 178 | ||
aa) Rechtseinheit und Rechtssicherheit | 179 | ||
bb) Fortentwicklung des Rechts | 181 | ||
cc) Effizienzsteigerung und Arbeitseinsparung innerhalb der Justiz | 183 | ||
d) Reformvorschläge zur Vereinbarkeit von Parteiherrschaft und Präjudizienbildung | 183 | ||
aa) Begrenzung der Kommunikation zwischen Parteien und Gericht | 185 | ||
bb) Publikation von Hinweisbeschlüssen und vorläufigen Rechtseinschätzungen | 186 | ||
cc) Ansätze Hergenröders: Veröffentlichung von obiter dicta | 192 | ||
dd) Ansätze Hergenröders: Verhinderung eines negativen Präjudizes als prozessuale Arglist | 194 | ||
ee) Vorschlag Hodžićs: Verfahrensbeteiligung eines objektiven Dritten | 196 | ||
ff) Vorlageverfahren zum Bundesgerichtshof | 197 | ||
gg) Normbildung trotz Wegfalls des Entscheidungsinteresses der Parteien | 201 | ||
hh) Anregung Limpergs: Musterfeststellungsantrag im Revisionsverfahren | 206 | ||
ii) Stellungnahme | 207 | ||
2. Parteiherrschaft und Zugang zur Rechtsmittelinstanz | 211 | ||
a) Zwecke der Regulierung des Zugangs zur Rechtsmittelinstanz | 212 | ||
aa) Generelle Ziele von Zugangsbeschränkungen zu den Rechtsmitteln | 213 | ||
(1) Regulierung des Geschäftsanfalls bei den Rechtsmittelgerichten | 213 | ||
(2) Ressourcenverteilung und -einsparung | 214 | ||
bb) Modalitätsspezifische Ziele von Zugangsbeschränkungen zu den Rechtsmitteln | 216 | ||
(1) Wertgrenze als Filter für Bagatellfälle | 216 | ||
(2) Zulassungsgründe als der Erreichung von Rechtsmittelzwecken dienende Regelungselemente | 219 | ||
cc) Keine Beschränkung des Zugangs zu den Rechtsmittelverfahren im Parteiinteresse | 221 | ||
b) Beschränkungen des Zugangs zu einer Rechtsmittelinstanz | 224 | ||
aa) Ausschluss bzw. Abschaffung eines Rechtsmittels | 225 | ||
bb) Wertgrenze | 226 | ||
cc) Difformität der vorinstanzlichen Entscheidungen | 228 | ||
dd) Kombination einer allgemeinen Zulassungsrevision mit streitwertabhängigen Nichtzulassungsbeschwerde | 229 | ||
c) Das Paradoxon einer Wertgrenze im zulassungsbasierten Revisionsverfahren | 231 | ||
aa) Wertgrenze für die Nichtzulassungsbeschwerde als Fremdkörper im Recht des Zugangs zur Revision | 231 | ||
bb) Erfordernis einer Wertgrenze für die Nichtzulassungsbeschwerde zur Entlastung des Bundesgerichtshofs? | 235 | ||
cc) Reformdiskussionen um die Wertgrenze für die Nichtzulassungsbeschwerde | 237 | ||
(1) Entlastung des Bundesgerichtshofs durch Regelungsinstrumente außerhalb des Wertkriteriums | 238 | ||
(2) Anhebung der Wertgrenze | 243 | ||
3. Zusammenfassung | 244 | ||
IV. Zwischenfazit | 245 | ||
B. Dispositionsbefugnisse der Parteien über den Instanzenzug im Einzelfall | 246 | ||
I. Rechtsmittelverzicht | 247 | ||
1. Rechtlicher Bedeutungsgehalt und Tragweite der Verzichtserklärung | 247 | ||
2. Abgrenzung von anderen Dispositionsbefugnissen | 249 | ||
a) Klageverzicht nach § 306 ZPO | 249 | ||
b) Materiell-rechtlicher Verzicht | 250 | ||
c) Beschränkung der Rechtsmittelanträge | 250 | ||
d) Rechtsmittelrücknahme | 251 | ||
3. Arten von Rechtsmittelverzichten | 256 | ||
4. Rechtsnatur des vertraglichen Rechtsmittelverzichts: Prozessvertrag oder Rechtsgeschäft? | 261 | ||
5. Wirksamkeit und Wirkungen von Rechtsmittelverzichten | 263 | ||
6. Grenzen der Zulässigkeit von Rechtsmittelverzichten | 268 | ||
a) Der antizipierte Rechtsmittelverzicht in der Zivilprozessordnung | 269 | ||
b) Der antizipierte Verzicht auf die Beschwerde im Verfahren in Familiensachen | 274 | ||
c) Einschränkungen der Disposition über eine Rechtsmittelinstanz im Interesse der verzichtenden Partei, des Prozessgegners oder der Allgemeinheit? | 279 | ||
7. Sonstige Erscheinungsformen des Verzichts auf Rechtsmittel oder Rechtsbehelfe der Zivilprozessordnung | 280 | ||
a) Verzicht auf das Rechtsmittel der Revision | 281 | ||
b) Verzicht auf das Rechtsmittel der Berufung durch Einlegung der Sprungrevision | 282 | ||
c) Verzicht auf den Einspruch gegen ein Versäumnisurteil | 284 | ||
8. Zusammenfassung | 287 | ||
II. Rechtsmittelrücknahme | 288 | ||
1. Grundlagen des Rechtsinstituts der Rechtsmittelrücknahme | 288 | ||
2. Grenzen der Zulässigkeit der Rechtsmittelrücknahme | 291 | ||
a) Berufungsinstanz | 291 | ||
b) Revisionsinstanz | 293 | ||
aa) Gesetzliche Ausgestaltung de lege lata | 294 | ||
bb) Gestaltungsspielraum de lege ferenda? | 296 | ||
cc) Exkurs: Klageanerkenntnis in der Revisionsinstanz | 301 | ||
3. Zusammenfassung | 304 | ||
III. Zwischenfazit | 305 | ||
Drittes Kapitel: Notwendigkeit und Möglichkeit der Reform der Disposition über eine Rechtsmittelinstanz und des Instituts des Instanzenzugs | 307 | ||
A. Mikroebene: Disposition über eine Rechtsmittelinstanz | 307 | ||
I. Optionen und Grenzen einer Reform der Ausgestaltung von Dispositionsbefugnissen über eine Rechtsmittelinstanz | 307 | ||
II. Konkrete Gestaltungsvorschläge | 309 | ||
III. Erforderlichkeit der Beschränkung der Disposition über eine Rechtsmittelinstanz im öffentlichen Interesse? | 310 | ||
B. Makroebene: Umgestaltung des Instanzenzugs als ein Element der Steigerung der Attraktivität der staatlichen Gerichtsbarkeit | 315 | ||
I. Abschaffung des Instanzenzugs | 316 | ||
II. Verkürzung des Instanzenzugs durch Abschaffung der zweiten Tatsacheninstanz | 319 | ||
III. Beschränkung des Instanzenzugs im Bereich niedriger Streitwerte | 322 | ||
IV. Verkürzung des Instanzenzugs im Bereich hoher Streitwerte | 328 | ||
1. Ausgangslage: geringe Attraktivität der staatlichen Justiz für großvolumige Wirtschaftsstreitigkeiten | 329 | ||
2. Vorschlag der fakultativen Verkürzung des Instanzenzugs | 331 | ||
3. Beispiele für die Verkürzung von Instanzenzügen in zivilrechtlichen Streitigkeiten und in anderen Gerichtszweigen | 332 | ||
4. Ausgestaltung des Instanzenzugs in Commercial Courts ausländischer Rechtsordnungen | 336 | ||
5. Bewertung des Vorschlags eines Gesetzes zur Stärkung der Gerichte in Wirtschaftsstreitigkeiten (BR-Drs. 219/21) | 340 | ||
Zusammenfassende Thesen | 349 | ||
Literaturverzeichnis | 355 | ||
Stichwortverzeichnis | 388 |