Strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung durch den Bundesnachrichtendienst
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Strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung durch den Bundesnachrichtendienst
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1492
(2023)
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Jannis Vogt studierte von 2010 bis Ende 2015 Rechtswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Anschließend promovierte er bei Prof. Dr. Fabian Wittreck (Institut für Öffentliches Recht und Politik) und war zeitweise promotionsbegleitend als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Großkanzlei tätig. Die Promotion wurde zudem durch ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert. Seit Anfang 2021 ist er Rechtsreferendar am Landgericht Bochum.Abstract
Die heimliche Erfassung grenzüberschreitender und rein ausländischer Telekommunikationsverkehre durch den Bundesnachrichtendienst geriet durch die Enthüllungen Edward Snowdens und den NSA-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages in den Fokus. Mittels dieser im Grundsatz vom BVerfG gebilligten »Ausnahmebefugnis« werden gewichtige Erkenntnisse gewonnen, zugleich jedoch anlasslos grundrechtlich geschützte Daten in enormem Ausmaß gefiltert und analysiert. Die Arbeit beleuchtet den Filtermechanismus vor dem Hintergrund des Fernmeldegeheimnisses und zeigt auf, dass dessen formaler Geheimnisschutz sowohl für die Frage der territorialen Reichweite als auch für die Einordnung informationstechnisch anspruchsvoller Filterkaskaden fruchtbar gemacht werden kann. Zugleich werden die strengen Verhältnismäßigkeitsanforderungen an die strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung im Lichte der Leitentscheidung kritisch gewürdigt und Defizite des zersplitterten einfachen Rechts aufgezeigt.»Foreign telecommunications surveillance by the German Federal Intelligence Service«: The German Federal Intelligence Service surveils foreign telecommunications by analyzing content and metadata on a mass scale. The study points out that the Basic Law also protects foreigners not residing on German territory. Furthermore, it discusses how the strategic surveillance that is not based on specific grounds and only limited by the purpose pursued can by justified in the light of Art. 10 of the Basic Law protecting the confidentiality of individual communications and Art. 8 ECHR.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 20 | ||
A. Snowden, der Bundesnachrichtendienst und eine sicherheitsrechtliche Ausnahmebefugnis im Lichte des Verfassungsrechts | 25 | ||
I. Begriffsbestimmung der strategischen Auslandstelekommunikationsüberwachung | 31 | ||
II. Gang der Untersuchung | 32 | ||
III. Begrenzung des Untersuchungsgegenstandes | 33 | ||
B. Der Bundesnachrichtendienst in der deutschen Sicherheitsarchitektur | 35 | ||
I. Nachrichten- oder Geheimdienst? Terminologische Unterscheidung im Wandel | 35 | ||
II. Das Trennungsgebot – Verortung der Nachrichtendienste im Rechtsstaat qua Einhegung operativer Fähigkeiten | 39 | ||
1. „Polizeibrief“ als historische Ausgangslage | 42 | ||
2. Organisatorische Trennung | 44 | ||
3. Befugnisrechtliche Trennung | 45 | ||
a) Gesicherter Stand einfachgesetzlicher Regelung | 45 | ||
b) Ausschluss der Polizei von nachrichtendienstlichen Mitteln? | 46 | ||
aa) Faktische Ausweitung heimlicher Überwachungsmaßnahmen im Polizei- und Strafverfahrensrecht | 46 | ||
bb) Grundsätzliche Anbindung der Polizei und Strafverfolgungsbehörden an den Gefahrbegriff und Verdachtsgrade | 50 | ||
4. Funktionale Trennung: Aufgaben von Polizei und Nachrichtendiensten im Koordinatensystem der Sicherheitsbehörden | 51 | ||
a) Verfassungsgerichtliche Standortbestimmung durch Urteile zum Antiterrordateigesetz und zur Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung | 51 | ||
b) Vermischung tradierter Aufgabenbereiche | 54 | ||
c) Materiell-rechtliche Konsequenzen organisationsrechtlicher Differenzierung – (De-)Privilegierung der Nachrichtendienste? | 59 | ||
5. Informationelles Trennungsprinzip als hypothetische Datenneuerhebung | 69 | ||
6. Verfassungsrang des Trennungsgebotes als rechtsstaatliche Sicherung | 76 | ||
III. Die Nachrichtendienste des Bundes im Überblick | 81 | ||
1. Bundesamt für Verfassungsschutz | 82 | ||
a) Aufgaben und Ressourcen | 84 | ||
b) Befugnisse jenseits der Fernmeldeaufklärung | 85 | ||
2. Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst | 91 | ||
a) Aufgaben und Ressourcen | 91 | ||
b) Befugnisse jenseits der Fernmeldeaufklärung | 93 | ||
3. Bundesnachrichtendienst | 94 | ||
a) Historischer Hintergrund des Dienstes | 96 | ||
b) Auftrag zur Gewinnung von Erkenntnissen über das Ausland | 98 | ||
aa) Das Produkt „intelligence“: Von Rohdaten zu Lageeinschätzungen | 98 | ||
bb) Erkenntnisse von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung | 99 | ||
(1) Auftrag Auslandsaufklärung | 101 | ||
(2) Gegenspionage | 105 | ||
(3) Sonderaufträge des Bundeskanzlers und der Bundesregierung als Relikt | 106 | ||
(4) Spionageabwehr zur Eigensicherung | 107 | ||
c) Signals und Communications Intelligence als bundesnachrichtendienstliche Mittel | 107 | ||
d) Organisation und Ressourcen | 108 | ||
e) Befugnisse jenseits der Fernmeldeaufklärung | 110 | ||
4. Kontrollstrukturen im Überblick | 111 | ||
C. Historie und Bestandsaufnahme der strategischen Auslandstelekommunikationsüberwachung | 116 | ||
I. Abschichtung der Individualkontrollen durch Nachrichtendienste | 117 | ||
1. Individualmaßnahmen zur Erfassung der Telekommunikationsinhalte nach § 3 G10 | 117 | ||
2. Individualmaßnahmen zur Einholung von Telekommunikationsverkehrsdaten | 119 | ||
3. Anordnungsverfahren und Praxis | 120 | ||
II. Strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung – übergeordnete Grundlagen | 120 | ||
III. Strategische Fernmeldeaufklärung nach G10-Gesetz | 123 | ||
1. Historischer Abriss: Von der Fernmeldeaufklärung des Kalten Krieges hin zur digitalen Welt – politischer und technischer Wandel im Lichte der Verfassungsrechtsprechung | 124 | ||
a) Notstandsgesetzgebung und erstes Abhörurteil – BVerfGE 30, 1 | 124 | ||
b) Strategische Kontrolle im Kalten Krieg und zweite Abhörentscheidung – BVerfGE 67, 157 | 126 | ||
c) Verbrechensbekämpfungsgesetz 1994 und dritte Abhörentscheidung – BVerfGE 100, 313 | 129 | ||
d) Neufassung des G10 und jüngere Entwicklung | 135 | ||
e) Entwicklungslinien der Rechtsprechung zur strategischen Fernmeldeaufklärung | 136 | ||
2. Einfachrechtliche Ausgestaltung der strategischen Beschränkungen | 138 | ||
a) Voraussetzungen und Ziele der Überwachung | 138 | ||
b) „Internationale Telekommunikationsbeziehungen“ als verfassungsdogmatische Prämisse | 140 | ||
aa) Bisheriges ständiges Verfassungsverständnis der Staatspraxis | 141 | ||
bb) Ausschluss rein nationaler Telekommunikation aus der strategischen Fernmeldeaufklärung | 142 | ||
c) Durchsuchung des Rohdatenstromes mittels Selektoren und Löschpflichten | 143 | ||
d) Teilverbot der Überwachung einzelner Kommunikationsanschlüsse | 144 | ||
aa) Kernbereichsschutz mit Unklarheiten | 145 | ||
bb) Kein Schutz für besondere Vertrauensbeziehungen | 146 | ||
e) Übermittlung von personenbezogenen Daten aus der strategischen Fernmeldeaufklärung | 147 | ||
aa) Übermittlung an inländische Behörden, insbesondere an operative Stellen | 147 | ||
bb) Übermittlung an ausländische Nachrichtendienste | 150 | ||
f) Anordnungsverfahren und Mitwirkungspflichten der Telekommunikationsdienstleister | 151 | ||
aa) Beschränkungsanordnung | 151 | ||
bb) Mitwirkungspflichten der Telekommunikationsdienstleister | 152 | ||
g) G10-Kommission als Richtervorbehalt ersetzende Kontrollinstanz sui generis mit komplementärer Datenschutzkontrolle | 154 | ||
IV. Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung – vom Datenfischen im grundrechtsfreien Raum zur vorerst gescheiterten Legalisierung des Faktischen | 160 | ||
1. § 1 II 1 BNDG als Generalklausel oder der Schluss von der Aufgabe auf die Befugnis | 162 | ||
a) „Weltraumtheorie“ | 164 | ||
b) „Theorie des virtuellen Auslands“ | 165 | ||
2. Gesetz zur Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung – ein verfassungsrechtlicher Spagat | 165 | ||
a) Zentralnorm des § 6 BNDG | 168 | ||
b) Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung vom Ausland aus ohne Ermächtigungsgrundlage | 171 | ||
c) Eingeschränkte Datenverarbeitungsregelungen und Löschpflichten | 173 | ||
d) Kein Schutz besonderer Vertrauensbeziehungen und unkontrollierte Kernbereichssicherung | 174 | ||
e) Anordnungsverfahren, Mitwirkungspflichten und eingeschränkte Regeln für Selektoren | 175 | ||
f) Allgemeines Übermittlungsregime statt angepasster leges speciales | 176 | ||
g) Grundzüge des Kooperationsrechts – Die Ausnahme von der Ausnahmebefugnis | 178 | ||
h) Zaghafte Kontrolle durch das Unabhängige Gremium – keine zweite G10-Kommission | 182 | ||
D. Grundsatzurteil zur Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung – eine erste Annäherung | 185 | ||
I. Strategisch ausgewählte Beschwerdeführer und ihr Vortrag | 186 | ||
II. Wiederholung größtenteils bekannter Linien: Der Vortrag der Bundesregierung | 188 | ||
III. Die wesentlichen Erwägungen des Ersten Senats | 189 | ||
1. Zulässigkeit als Ausblick auf die Grundsatzentscheidung | 189 | ||
2. Lehrbuchartige Ausführungen zum Grundrechtsschutz samt detaillierter „Segelanweisung“ für den Gesetzgeber im Einzelnen | 192 | ||
E. Technische Hintergründe, praktische Umsetzung und Differenzierungsprobleme der technischen Fernmeldeaufklärung: Erkenntnisse der Post-Snowden-Ära I | 198 | ||
I. Überwachung paket- statt leitungsvermittelter Telekommunikation auf unterschiedlichen Strecken: Technische Evolution respektive Revolution der Fernmeldeaufklärung | 200 | ||
1. Geringeres Volumen nicht-leitungsgebundener Übertragung | 200 | ||
2. Unterschiedliche technische Vermittlung von Kommunikation | 201 | ||
a) Leitungs- und paketvermittelte Datenübertragung | 201 | ||
b) All-IP-Kommunikation als einheitlicher Standard – Funktionsweise der Paketvermittlung im Überblick | 203 | ||
aa) Das Internet als Netz von Netzen | 203 | ||
(1) Glasfaserkabel als physische Netzstruktur | 204 | ||
(2) Netzwerkarchitektur, IP und Routing | 205 | ||
(a) OSI-Schichten- und TCP/IP-Referenzmodell | 205 | ||
(b) IP-Adresse | 206 | ||
(aa) Festnetzanschlüsse | 207 | ||
(bb) IP-Adresse im Mobilfunk und bei öffentlichen Netzwerken | 208 | ||
(cc) Ermittlung von Kommunikationsanschlüssen und Kommunikationsteilnehmern mittels IP-Adressen | 209 | ||
(c) IP-Pakete | 209 | ||
(d) Routing – stetig wechselnde Übertragungswege von Datenpaketen | 210 | ||
II. Zugriff auf Telekommunikationssatelliten und Strecken durch den Bundesnachrichtendienst | 211 | ||
III. Identifizierung relevanter und legal erhebbarer Verkehre bei paketvermittelter Kommunikation als konstitutive technische Herausforderung | 214 | ||
1. Streckenauswahl mittels Datenanalyse | 214 | ||
2. Separator und „Daten-Filter-System“ als technischer Grundrechtsschutz | 216 | ||
a) Separator | 217 | ||
b) DAFIS-Filter | 218 | ||
aa) Geolokalisation von IP-Adressen mittels Separator nicht gänzlich fehlerfrei | 220 | ||
bb) Aussonderung von geschützten Telekommunikationsteilnehmern als komplexe Herausforderung | 223 | ||
(1) Mehrere Übertragungswege bei Client-Server-Architektur | 224 | ||
(2) Einschränkungen der DAFIS-Filter | 225 | ||
IV. Fazit: Technische Herausforderungen als drohendes Vollzugsdefizit normativer Fiktion | 228 | ||
F. Verfassungsrechtliche Anforderungen an eine strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung | 230 | ||
I. Schutzdimensionen und territorialer Geltungsbereich des Fernmeldegeheimnisses | 232 | ||
1. Sachlicher Schutzbereich des Fernmeldegeheimnisses aus praxisorientierter Warte | 233 | ||
a) Vertraulichkeitsschutz von Fernkommunikation durch formalen Anknüpfungspunkt | 233 | ||
b) Neue Kommunikationsformen als Herausforderung für den Grundrechtsschutz: Vermischung von Massen- und Individualkommunikation in der digitalen Welt | 238 | ||
aa) Theoretische Fragen der Abgrenzung anhand des Mediums und der Telekommunikationsteilnehmer im Überblick | 240 | ||
bb) Technologische Praxisperspektive: Ununterscheidbarkeit in Zeiten paketvermittelter Telekommunikation | 244 | ||
c) Lex specialis zum Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 247 | ||
d) Verhältnis zum Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme und zur Pressefreiheit | 248 | ||
e) Fazit | 249 | ||
2. Jedermann-Grundrecht unter Bewährungsdruck – die „Funktionsträgertheorie“ des Bundesnachrichtendienstes | 250 | ||
a) Schutz natürlicher Personen durch das Menschenrecht des Fernmeldegeheimnisses | 250 | ||
b) Wesensmäßiger Schutz von juristischen Personen | 251 | ||
aa) „Funktionsträgertheorie“ bei juristischen Personen des Privatrechts unanwendbar | 254 | ||
bb) Inländische juristische Personen des öffentlichen Rechts: Unterscheidung von Organwaltern und grundrechtsberechtigten Individuen „hinter dem Amt“ | 258 | ||
cc) Ausländische Staaten, inter- und supranationale Organisationen jenseits des nationalen Verfassungsrec | 262 | ||
c) Fazit | 268 | ||
3. Territoriale Reichweite des Fernmeldegeheimnisses: Räumlich begrenzter Schutzbereich oder globales Freiheitsrecht? | 269 | ||
a) Begriffsklärung der Termini und Abschichtung rein objektivrechtlicher Ansätze | 273 | ||
b) Definition von Extraterritorialität im Rahmen des Fernmeldegeheimnisses | 274 | ||
c) Abschichtung allgemein grundrechtsdogmatischer Ansätze oder eines „Verfassungskollisionsrechtes“ | 276 | ||
d) Status negativus des Fernmeldegeheimnisses | 279 | ||
e) Die zentralen Eckpfeiler der bisherigen Rechtsprechungsentwicklung des Bundesverfassungsgerichts: Vom Washingtoner Abkommen zur dritten Abhörentscheidung | 281 | ||
aa) Meilensteine der Rechtsprechung bis zur dritten Abhörentscheidung | 281 | ||
bb) Urteil zur strategischen Fernmeldeaufklärung – BVerfGE 100, 313 | 286 | ||
(1) Fortführung bekannter Argumentationslinien | 287 | ||
(2) Geographische Belegenheit der Überwachungsanlagen als genuine link des Grundrechtsschutzes | 288 | ||
(3) Vermeintliche und tatsächliche Unsicherheiten nach der Entscheidung 1999 | 289 | ||
cc) Extraterritoriale Datentransfers im BKAG-Urteil | 291 | ||
f) Überblick über die bisherigen Strömungen der Debatte im Schrifttum | 292 | ||
aa) Anknüpfung an die Rechtsprechung zum Gebietskontakt | 293 | ||
bb) Technologiespezifische Ansätze | 296 | ||
cc) Wirkungsprinzip bei der Grundrechtsgeltung | 297 | ||
dd) Territorialprinzip als abgeschwächte Demarkation zur Vermeidung völkerrechtlicher Konflikte und Beschneidung außenpolitischer Gestaltungsmacht | 299 | ||
ee) Grundrechtsschutz durch Subordination unter staatliche Herrschaftsgewalt | 302 | ||
(1) Verfassungskollisionsrecht nach Isensee als gangbarer Mittelweg? | 302 | ||
(2) Rein völkerrechtlich determinierte Zuständigkeitsabgrenzung | 305 | ||
(3) Überhöhung verfassungspolitischer und völkerrechtlicher Prämissen | 307 | ||
ff) Der Bundesnachrichtendienst als illegaler Akteur im Ausland? | 308 | ||
g) Zäsur durch das Urteil zur Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung | 311 | ||
aa) Art. 1 III GG als verfassungsrechtliche Grundsatzentscheidung einer umfassenden Grundrechtsbindung deutscher Staatsgewalt | 312 | ||
bb) Internationale Einbindung durch das Grundgesetz und der Blick Richtung Straßburg | 314 | ||
cc) Konkret: Grundrechtsbindung des Bundesnachrichtendienstes als rechtsstaatliche Kompensation ubiquitärer Überwachungstechnologien | 316 | ||
dd) Kraftvolles Plädoyer für eine grundsätzlich umfassende Bindung staatlicher Gewalt | 318 | ||
h) Stellungnahme: Art. 10 I GG als Sonderfall einer grundrechtsimmanenten extraterritorialen Reichweite | 319 | ||
aa) Extraterritoriale Geltung des Fernmeldegeheimnisses durch teleologische Auslegung | 320 | ||
bb) Keine völkerrechtliche Grenze extraterritorialer Geltung des Fernmeldegeheimnisses | 324 | ||
i) Ergebnis: Globales Freiheitsrecht durch formalen Geheimnisschutz | 326 | ||
j) Unmodifizierte Übertragung des Grundrechtsverhältnisses auf Ausländer im Ausland? | 327 | ||
II. Eingriffscharakter der strategischen Auslandstelekommunikationsüberwachung | 332 | ||
1. Eingriffsbegriff und Abgrenzungsfragen bei technisch induzierten Eingriffen | 333 | ||
a) Verlagerung des Eingriffes durch hoheitliche Indienstnahme Privater | 335 | ||
b) Massendatenabgleich als Herausforderung an die Eingriffsdogmatik | 338 | ||
aa) Geolokalisation ohne Eingriffswirkung? | 338 | ||
bb) Irrelevanz der Differenzierung zwischen „Treffern“ und „Nichttreffern“ – Relativierung einer verfehlten Eingriffsdogmatik | 339 | ||
(1) Datenabgleich als „Akt der Auswahl“ und bisherige Nichttrefferfälle-Rechtsprechung | 340 | ||
(2) Beschluss zur Kennzeichenerfassung II – Rücknahme der Nichttreffer-Rechtsprechung | 344 | ||
cc) Bewertung und Teilübertragung der Rechtsprechung zur Kennzeichenerfassung II | 346 | ||
(1) Selektorenabgleich auf „Datenautobahnen“ als Grundrechtseingriff | 348 | ||
(2) Exkurs: Grundrechtseingriff durch Einschüchterungseffekte? – Zum Wert einer juristischen Argumentationsfigur | 350 | ||
(a) Einschüchterungseffekte als vermeintlich nicht validierter Gefühlsschutz für irrationale Ängste | 354 | ||
(b) Antikritik: Einschüchterungseffekte als überindividueller Freiheitsschutz | 357 | ||
(c) Plädoyer für eine Argumentation mit Einschüchterungseffekten | 362 | ||
dd) Alles auf Anfang: Das Urteil zur Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung | 362 | ||
ee) Ungelöste Vorstufe: Separator und DAFIS-Filter als eigene Grundrechtseingriffe – Stellungnahme | 364 | ||
c) Individualisierbarkeit von Grundrechtsträgern als konstitutive Eingriffsvoraussetzung? | 369 | ||
aa) Unbeachtlichkeit des Personenbezuges für den Ersteingriff | 372 | ||
bb) Relevanz für Folgeeingriffe sowie Eingriffsintensität | 374 | ||
(1) Auskunftsrechte bei der strategischen Fernmeldeaufklärung | 374 | ||
(2) Metadatenauswertung durch full take und nachrichtendienstliche Kooperation | 375 | ||
d) Datenerhebungen in der Verantwortlichkeit deutscher Staatsorgane | 377 | ||
e) Fazit | 379 | ||
2. Eingriffsintensität der strategischen Auslandstelekommunikationsüberwachung | 380 | ||
a) Parameter der Eingriffsintensität und Praxistest – zugleich Post-Snowden-Erkenntnisse II | 381 | ||
aa) Art und Aussagekraft von Inhalts- und Metadaten im digitalen Zeitalter | 383 | ||
(1) Ebenenanalyse jenseits der rechtswissenschaftlichen Diskussion | 385 | ||
(2) XKeyscore-Nutzung im Rahmen der Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung | 391 | ||
(3) Befund für die strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung | 392 | ||
bb) Anlasslosigkeit der Überwachung bei korrespondierender hoher Streubreite | 393 | ||
(1) Parlamentarische Berichte: Sehr hohe Streubreite der strategischen Fernmeldeaufklärung | 396 | ||
(2) Lichtschein ins Dunkle: Außerordentlich hohe Streubreite der Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung | 401 | ||
(a) Normative Streubreitenbegrenzungen bei Erhebung vom Inland aus gering | 403 | ||
(b) Datenerhebung vom Ausland aus ohne nennenswerte Streubreitenbegrenzung | 407 | ||
cc) Klandestine Überwachung als eingriffsintensive Ausnahme im Rechtsstaat | 407 | ||
dd) Drohende Nachteile durch Folgeeingriffe – Erneut: Privilegierung der Nachrichtendienste? | 411 | ||
(1) Ausschluss von operativen Maßnahmen und Aufenthalt jenseits der Zugriffsmöglichkeiten deutscher Staatsgewalt | 411 | ||
(a) Staatliche Zugriffsmöglichkeiten auf Individuen als entscheidender Faktor? | 413 | ||
(b) Stellungnahme | 415 | ||
(2) Übermittlungstatbestände mit weiten beziehungsweise ohne Rechtsgüterkataloge | 419 | ||
(3) Begrenzung durch Beschränkung auf finished intelligence? | 420 | ||
b) These: Besonders schwere Grundrechtseingriffe | 421 | ||
c) Befundsicherung durch Rückkoppelung an andere höchstinvasive Informationseingriffe | 423 | ||
III. Rechtfertigungsmöglichkeiten und Grenzen strategischer Auslandstelekommunikationsüberwachung unter dem Grundgesetz | 428 | ||
1. Kompetenzrechtliche Beschränkung auf Gefahren der äußeren Sicherheit als Ausdruck eines auch föderalen Trennungsgebots | 428 | ||
a) G10-Aufklärung kompetenzkonform | 433 | ||
b) Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung und innere Sicherheit? | 434 | ||
2. Zitiergebot als formelle Sicherung mit Nichtigkeitsfolge | 436 | ||
3. Universelle Geltung des Gesetzesvorbehaltes für Grundrechtseingriffe | 442 | ||
a) Fehlende Ermächtigungsgrundlage für die Filterkaskade | 443 | ||
b) Fehlende Ermächtigungsgrundlage für die Aufklärung vom Ausland aus | 445 | ||
c) Normenklare, hinreichend bestimmte Ermächtigungsgrundlagen – auch insoweit keine Privilegierung der Nachrichtendienste | 447 | ||
4. Verhältnismäßigkeit einer strategischen Datenerhebung zur Auslandstelekommunikationsüberwachung | 453 | ||
a) Nachrichtendienstliche Auslandsaufklärung als legitimer Zweck | 454 | ||
b) Strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung als geeignetes technisches Mittel | 455 | ||
c) Erforderlichkeit der technisch-strategischen Auslandsaufklärung | 458 | ||
d) Verfassungsrechtliches Herzstück: Die Angemessenheitsanforderungen an die Datenerhebung | 459 | ||
aa) Überragendes öffentliches Interesse am Auftrag Auslandsaufklärung | 461 | ||
bb) Besonders schwere Grundrechtseingriffe ohne Bindung an eine Einschreitschwelle – Aufklärung „ins Blaue hinein“? | 463 | ||
(1) Konkretisierungsanforderungen an eine präventive Einschreitschwelle | 465 | ||
(2) Grundsätzliche Unzulässigkeit rein final angeleiteter und begrenzter Grundrechtseingriffe | 468 | ||
(3) Ausnahmebefugnis im Rechtsstaat? | 470 | ||
cc) Geltungserhaltende Reduktion durch Verzahnung unterschiedlicher Datenebenen | 474 | ||
(1) Strengste Limitierung einer Nutzung rein inländischer Telekommunikation | 475 | ||
(2) Abstufungen grundrechtlicher Schutzintensität: Fortsetzung territorialer Demarkationslinien | 478 | ||
(a) Alleiniges Ziel: Außen- und sicherheitspolitische Information der Bundesregierung in ihrer Regierungsfunktion | 479 | ||
(b) Verfahrensrechtliche Grundrechtssicherungen | 482 | ||
(aa) Hochzonung politischer Verantwortlichkeit unabhängig von geographischen Parametern | 483 | ||
(bb) Selektorenbestimmung in der Anordnung nicht generell erforderlich | 484 | ||
(c) Gezielte Erfassung konkreter Personen: Grundrechtsschutz doch aufgrund Personalhoheit? | 485 | ||
(3) Bevorratung und Auswertung von Daten: Verhältnismäßigkeit durch Datenverwendungsrecht | 489 | ||
(4) Kernbereichsabschirmung und Schutz von Vertraulichkeitsbeziehungen | 494 | ||
(a) Tradierter Kernbereichsschutz | 494 | ||
(b) Personen- und kontextabhängige Schutzabwägung besonderer Vertraulichkeitsbeziehungen | 497 | ||
(5) Löschpflichten: Wesentlicher Verhältnismäßigkeitsschutz statt reiner Formvorschriften | 500 | ||
dd) Zwischenfazit | 501 | ||
5. Geltungserhaltende Reduktion auf Übermittlungsebene | 501 | ||
a) Übermittlungs- als Einschreitschwellen: Konkretisierungsanforderungen II | 503 | ||
aa) Besonders gewichtige Rechtsgüter und besonders schwere Straftaten | 503 | ||
bb) Strafprozessualer Verdachtsgrad analog § 100c StPO: Begrenzter Ausfall verfassungsgerichtlicher Detaillierungsbestrebungen | 505 | ||
cc) Hinreichend konkretisierte versus konkrete Gefahr: Einhegung gezielter Überwachung | 506 | ||
b) Internationale Datentransfers und Kooperationen unverzichtbar für Auslandsaufklärung | 508 | ||
aa) Angemessenes Datenschutzniveau und Ausschluss menschenrechtswidriger Datennutzung | 510 | ||
bb) Rechtsstaatlichkeitsvergewisserung als politische Prognose | 511 | ||
cc) Formalisierte Kooperationen: An der verfassungsrechtlichen Grenze oder darüber hinaus? | 515 | ||
c) Übermittlung von Erkenntnissen für außenpolitische Regierungsentscheidungen | 520 | ||
d) Fazit: Datenübermittlung komplementiert verfassungsrechtlichen Erhebungsschutz | 524 | ||
6. Gerichtsähnliche und administrative Kontrolle statt Transparenz und Individualrechtsschutz: Reset der bisherigen Strukturen | 525 | ||
a) Transparenz und Benachrichtigungspflichten weit zurückgenommen | 527 | ||
b) Gerichtsähnliche und administrative Kontrolle als umfassende operative Aufsicht | 529 | ||
c) Third Party Rule: Anpassung des Verfassungsrechts an etablierte internationale Praktiken? | 535 | ||
7. Resümee: Effektiver Grundrechtsschutz durch einen Verhältnismäßigkeitsgrundsatz an der Belastungsgrenze – BKAG-Urteil reloaded für die technische Auslandsaufklärung | 538 | ||
IV. Anwendung der Maßstäbe: Kontrolle einfachrechtlicher Vorschriften anhand der Bestimmtheits- und Verhältnismäßigkeitsparameter | 540 | ||
1. Beziehung des Bestimmtheitsgrundsatzes zur Verhältnismäßigkeitskontrolle | 541 | ||
2. BNDG von durchgreifenden verfassungsrechtlichen Mängeln durchzogen | 542 | ||
a) Vielfache Mängel der Normenklarheit und Bestimmtheit im BNDG | 542 | ||
aa) Keine normenklare Beschränkung auf differenzierte Datenerhebungszwecke | 543 | ||
bb) Verweisungskaskaden statt normenklarer Übermittlungsbefugnisse | 545 | ||
cc) Unbestimmtheit des Kooperationsrechts | 549 | ||
dd) Teilweise unzureichende Normenklarheit der Eignungsprüfung | 549 | ||
ee) Fazit: Bestimmtheitsmängel determinieren und reduzieren Verhältnismäßigkeitsprüfung | 551 | ||
b) Vielfache Mängel in Ansehung der Verhältnismäßigkeitsanforderungen | 551 | ||
aa) Datenerhebungs- und Verarbeitungsvorschriften unangemessen ausgestaltet | 551 | ||
bb) Übermittlungsbefugnisse ohne belastbare Einschreitschwellen und Rechtsgüterkataloge | 554 | ||
cc) Kooperationsrecht mit äquivalenten Mängeln | 555 | ||
dd) Unabhängiges Gremium und administrativer Datenschutz grundlegend unzureichend | 556 | ||
ee) Eignungsprüfung unzureichend begrenzt | 557 | ||
3. Veraltete G10-Regelungsstrukturen verfassungsrechtlich nicht mehr tragbar | 558 | ||
a) Graduelle Bestimmtheitsmängel im G10 de lege lata | 559 | ||
aa) Datenerhebungsebene mit Verstößen gegen das Gebot einer normenklaren Aussonderung rein inländischer Telekommunikation | 559 | ||
bb) Datenübermittlungen nach §§ 7, 7a G10 in Teilen zu unbestimmt | 561 | ||
b) Partielle Verstöße gegen Verhältnismäßigkeitsanforderungen im engeren Sinne | 563 | ||
aa) Gezielte Erfassung von Inländern im weiteren Sinne rechtswidrig | 563 | ||
bb) Datenauswertungsrecht ohne besondere Qualifikation | 564 | ||
cc) Durchgreifende Defizite beim Schutz von Vertrauensbeziehungen und des Kernbereichs | 565 | ||
dd) Übermittlungsschwellen als zentrales verfassungsrechtliches Defizit auch im G10 | 567 | ||
ee) G10-Kommission statt umfassender gerichtsähnlicher und administrativer Kontrolle? | 570 | ||
4. Fazit: Erheblicher gesetzgeberischer Handlungsbedarf | 573 | ||
G. Menschen- und unionsrechtliche Anforderungen an eine strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung | 574 | ||
I. Anforderungen der Europäischen Menschenrechtskonvention | 576 | ||
1. Rang und Bedeutung der EMRK in der nationalen Rechtsordnung | 576 | ||
2. Art. 1 und 8 EMRK als konventionsrechtliche Maßstäbe nachrichtendienstlichen Handelns | 579 | ||
a) Schutz des Privatlebens und der Korrespondenz als Oberbegriff | 579 | ||
b) Grundrechtsberechtigte nach der Konvention | 581 | ||
aa) Ratione loci bei grenzüberschreitenden und extraterritorialen Sachverhalten | 582 | ||
(1) Abriss des allgemeinen case law zu extraterritorialem Handeln | 583 | ||
(2) Keine Festlegung des Gerichtshofes bezüglich extraterritorialer Überwachung durch Nachrichtendienste | 587 | ||
(3) Übertragung der allgemeinen judiziellen Parameter auf die nationale Überwachungspraxis | 591 | ||
(a) Grenzüberschreitende Überwachung vom Inland aus – physischer Aufenthalt als konstitutive Anwendbarkeitsvoraussetzung der Konvention | 591 | ||
(b) Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung vom Ausland aus jenseits deutscher Hoheitsgewalt | 594 | ||
(4) Zwischenergebnis: Territoriale Zersplitterung des Konventionsschutzes | 596 | ||
bb) Ratione personae | 596 | ||
3. Konventionseingriff durch bloße Existenz von Befugnisnormen | 598 | ||
4. Anforderungen an die Rechtfertigung einer strategischen Fernmeldeaufklärung | 599 | ||
a) Formelle Anforderungen an eine „gesetzlich vorgesehene“ Überwachung | 599 | ||
b) „Weber“-Katalog der materiell-rechtlichen Mindestanforderungen – kein substantielles update | 600 | ||
c) Notwendigkeit in einer demokratischen Gesellschaft – kontrollierte margin of appreciation | 606 | ||
aa) Garantien gegen staatlichen Missbrauch im nationalen Recht weitgehend implementiert | 608 | ||
bb) Mangelhafter Schutz besonderer Vertraulichkeitsbeziehungen im G10 | 613 | ||
5. Ergebnis: G10-Regime mit partiellen konventionsrechtlichen Defiziten | 615 | ||
II. Anforderungen der EU-Grundrechtecharta und des sonstigen Unionsrechts | 616 | ||
1. Strategische Auslandstelekommunikationsüberwachung als Durchführung bzw. im Anwendungsbereich des Unionsrechts? | 617 | ||
a) Durchführung von Unionsrecht im Sinne des Art. 51 I 1 GRCh | 617 | ||
b) Anwendungsbereich des unionsrechtlichen Diskriminierungsverbotes | 620 | ||
2. Keine unionsrechtliche Determinierung technischer Aufklärung durch Nachrichtendienste | 622 | ||
a) Keine sekundärrechtliche Öffnung im Kernbereich nationaler Sicherheit | 627 | ||
b) Keine Beschränkung von Grundfreiheiten durch technische Aufklärung | 633 | ||
H. Zusammenfassende Reformimpulse: Perspektivische (Neu-)Regelung der strategischen Auslandstelekommunikationsüberwachung | 636 | ||
I. Verfassungspolitischer Appell: Rechtsstaatliche Einhegung und Effizienzsicherung der Nachrichtendienste unmittelbar im Grundgesetz verankern | 637 | ||
II. Vereinheitlichung der einfachrechtlichen Grundlagen der strategischen Auslandstelekommunikationsüberwachung | 640 | ||
1. Gestufte Ermächtigungsgrundlage für die Datenfilterung aller Telekommunikationsverkehre | 643 | ||
2. Datenerhebungsstruktur des G10 dem Grunde nach erhalten | 646 | ||
3. Datenauswertungsrecht qualifizieren | 649 | ||
4. Übermittlungsbefugnisse im BKAG als Vorlage? | 652 | ||
III. Vereinheitlichung der Kontrolle | 655 | ||
I. Bilanz | 660 | ||
Literaturverzeichnis | 663 | ||
Sachregister | 695 |