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Zivilrichterliche Prozessleitung

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Berrer, M. (2023). Zivilrichterliche Prozessleitung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58820-6
Berrer, Marwin. Zivilrichterliche Prozessleitung. Duncker & Humblot, 2023. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58820-6
Berrer, M (2023): Zivilrichterliche Prozessleitung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58820-6

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Zivilrichterliche Prozessleitung

Berrer, Marwin

Schriften zum Prozessrecht, Vol. 293

(2023)

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About The Author

Marwin Berrer studierte von 2011-2016 Rechtswissenschaften an der Universität Bremen. Nach dem 1. Staatsexamen absolvierte er sein Referendariat am OLG Hamburg. Im Januar 2019 legte er sein 2. Staatsexamen ab. Seit Februar 2019 ist er als Rechtsanwalt in einer Wirtschaftskanzlei tätig. Sein Tätigkeitschwerpunkt sind zivilrechtliche Streitigkeiten.

Abstract

Bei dem Zivilprozess handelt es sich um ein Massenphänomen, das nahezu zwangsläufig strukturell fehleranfällig sein muss. Die strukturellen Mängel des Zivilprozesses sind dem Gesetzgeber schon lange bekannt. Sie sollten durch mehrere ZPO-Reformen behoben werden, was jedoch bis heute nicht geglückt ist. (Mit-)Ursächlich ist dafür, dass die Reformen sich stets mit äußeren Faktoren wie beispielsweise der qualitativen und quantitativen Arbeitsbelastung von Richtern auseinandergesetzt haben. Innere Faktoren, insbesondere das für die richterliche Tätigkeit elementare richterliche Amtsethos, wurden aus der Betrachtung ausgeklammert.

Der in der ZPO geregelte Erkenntnisprozess muss jedoch an die »menschlichen Schwächen« (BT-Drs. VI/790, S. 20) der Richter angepasst und die Parteien müssen stärker in die Verantwortung genommen werden. Das soll vor allem durch einen frühen und verpflichtenden Strukturierungstermin gelingen, zu dessen Vorbereitung das Gericht einen vorläufigen Tatbestand verfassen muss.
»Case Management by Civil Law Judges«: The civil process has structural deficiencies that cannot be explained by external factors alone. Instead, human weaknesses of the judges have to be taken into consideration as well. The paper therefore suggests a reform of the ZPO which aims to hold the parties more accountable. This goal is to be achieved through a mandatory case management conference, for the preparation of which the court has to draw up the terms of reference.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Abbildungsverzeichnis 11
Abbildung 1: Verfahrensdauer AG 82
Abbildung 2: Verfahrensdauer LG 83
Abbildung 3: Erledigungsanteil Vergleich AG und LG 86
Abbildung 4: Anteil Erledigungen mit Beweistermin AG und LG 92
Abbildung 5: Personalbestand AG und LG 97
Abbildung 6: Neuzugänge AG 98
Abbildung 7: Neuzugänge LG 99
Abbildung 8: Belastung pro Richter AG 101
Abbildung 9: Belastung pro Richter LG 102
Abbildung 10: Termine pro Richter AG und LG 104
Abbildung 11: Anteil Urteile in Prozent AG 106
Abbildung 12: Urteile pro Richter AG 107
Abbildung 13: Anteil Urteil in Prozent LG 107
Abbildung 14: Urteile pro Richter LG 108
Abbildung 15: Bearbeitungsquote AG und LG 111
Abbildung 16: Verfahrensdauern AG und LG 111
Abkürzungsverzeichnis 12
A. Ideal und Wirklichkeit der zivilrichterlichen Prozessleitung 13
I. These: Fehlende Kongruenz zwischen Ideal und Wirklichkeit 13
II. Ideal der zivilrichterlichen Prozessleitung 14
1. Leitbild der zivilrichterlichen Prozessleitung 14
a) Übergeordnete Ziele des Zivilprozesses 15
b) Verhältnis des Zivilrichters zu den Parteien 18
c) Prozessleitung durch den Richter 20
aa) Prozessleitung als Teil der richterlichen Tätigkeit 20
bb) Verfahrensablauf 21
cc) Zentrale Vorschriften zur Prozessleitung 23
(1) Materielle Prozessleitung, § 139 ZPO 23
(a) Hinweise, § 139 ZPO 27
(b) Strukturierung und Abschichtung, § 139 Abs. 1 Satz 3 ZPO 29
(2) Bestimmung der Verfahrensweise, §§ 272, 275, 276 ZPO 31
(3) Vorbereitung der mündlichen Verhandlung und vorbereitende Maßnahmen, § 273 ZPO 32
(4) Güteverhandlung 34
d) Zwischenergebnis: Ideal eines energischen, auf Beschleunigung und zugleich überzeugende Rechtspflege bedachten Richters 36
2. Richterliches Amtsethos 37
a) Verfassungsrechtliche Stellung der Richter 37
aa) Besonderes Dienst- und Treueverhältnis 37
bb) Richterliche Unabhängigkeit, Art. 97 Abs. 1 GG 39
(1) Sachliche Unabhängigkeit 39
(2) Persönliche Unabhängigkeit 40
(3) Innere Unabhängigkeit 41
cc) Gesetzesbindung der Richter und Legitimation der Justiz 42
b) Einfachgesetzliche Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten 44
aa) Dienstaufsicht 44
(1) Zuständigkeitsverteilung 46
(2) Arbeitszeiten 47
(3) Arbeitspensum 48
(4) Arbeitsweise 49
(5) Regelbewertung 49
(6) Zwischenergebnis: Dienstaufsicht – stumpfes Schwert 50
bb) Strafrechtliche Verantwortung 51
cc) Zivilrechtliche Verantwortung 53
dd) Rechtsmittel 56
ee) Befangenheitsgesuche, § 42 Abs. 2 ZPO 57
c) Zwischenergebnis: Amtsethos als Erwartung des Gesetzes 58
3. Zwischenergebnis: Ideal als Kombination aus Leitbild und Amtsethos 60
III. Prozessleitung in der Realität 60
1. Historisch-empirische Herleitung der Mängel der Prozessleitung 61
a) Vereinfachungsnovelle 61
aa) Historie 61
bb) Bestandsaufnahme des Gesetzgebers 62
cc) Lösungsansatz des Gesetzgebers 62
dd) Evaluation der Vereinfachungsnovelle 65
b) Rechtspflegeentlastungsgesetze 68
c) Gesetz zur Förderung der außergerichtlichen Streitbeilegung 69
d) Reform der Ziviljustiz 2001/2002 69
aa) Bestandsaufnahme des Gesetzgebers 69
bb) Lösungsansatz des Gesetzgebers 69
cc) Empirische Untersuchung der Reform 71
(1) Verstärkte richterliche Streitschlichtung 71
(2) Hinweis- und Dokumentationspflichten, § 139 ZPO 71
(3) Aufarbeitung des Sachverhalts, §§ 142, 144 ZPO 72
e) Justizmodernisierungsgesetze 73
f) Gesetz über den Rechtsschutz bei überlangen Gerichtsverfahren und strafrechtlichen Ermittlungsverfahren 73
g) Studie zu langdauernden Zivilverfahren 74
aa) Verfahren mit Sachverständigen 74
bb) Fehlende Verfahrensförderung durch das Gericht 76
h) ZPO-Änderung 2019 76
i) Bewertung: Nadelöhr Prozessleitung 77
2. Symptome unzulänglicher Prozessleitung 80
a) Verfahrensdauer 80
aa) Verfahrensdauer als Symptom und Qualitätsmerkmal 80
bb) Entwicklung der Verfahrensdauer 81
(1) Verfahren vor den Amtsgerichten 82
(2) Verfahren vor den Landgerichten 83
cc) Zwischenergebnis: Verfahrensdauer indiziert Mängel der Prozessleitung 84
b) Richterliche Ausweichstrategien 84
aa) Drängen zum Vergleich 84
(1) Zunahme vergleichsweiser Erledigungen 85
(2) Gefahr einer Motivationsverschiebung 86
(a) Evaluation der Justizreform aus 2001 87
(b) Motivationsverschiebungen im Zusammenhang von § 257c StPO als Indiz 87
(c) Tendenzen aus der zivilrechtlichen Verfahrenspraxis 89
(3) Zwischenergebnis: Strategische Vergleichsbemühungen 91
bb) Vermeidung von Beweisaufnahmen 91
IV. Zwischenergebnis: Ideal und Wirklichkeit zivilrichterlicher Prozessleitung inkongruent 93
B. Ursachen der Inkongruenz zwischen Ideal und Wirklichkeit 95
I. Zweifelhaft: Äußere Faktoren – Arbeitsbelastung der Richter 96
1. Entwicklung des Personalbestands 97
2. Quantitative Belastung 98
a) Entwicklung der Verfahrenszahlen 98
b) Durchschnittliche Belastung pro Richter nach Fallzahlen 100
aa) Amtsgericht 101
bb) Landgericht 102
c) Durchschnittliche Belastung pro Richter durch Termine 103
d) Zwischenergebnis: Rückgang der quantitativen Belastung 104
3. Qualitative Belastung 105
a) Art der Verfahrenserledigung 105
aa) Amtsgericht 105
bb) Landgericht 107
cc) Zwischenergebnis: Keine qualitative Mehrbelastung durch Art der Verfahrenserledigung 108
b) Komplexität der Verfahren 109
aa) Kontrollüberlegung: Auswirkung der Schuldrechtsreform 110
bb) Zunehmender Einfluss europäischer Regelungen 112
cc) Zunehmende Verrechtlichung des Alltags 113
dd) Komplexitätszuwachs als permanente Herausforderung 113
4. Zwischenergebnis: Äußere Faktoren nicht alleinursächlich 115
II. Entscheidend: Innere Faktoren 115
1. Schwächung des Amtsethos 116
a) Modell der Sozial- und Marktnormen 116
aa) Marktnormen 116
bb) Sozialnormen 117
cc) Zusammentreffen von Markt- und Sozialnormen 118
b) Anwendung des Modells auf die Richterschaft 119
aa) Bestimmung des relevanten Verhältnisses 119
bb) Einordnung des Ideal-Zustands 119
cc) Einordnung des Ist-Zustands 121
(1) Stimmungsbild aus der Richterschaft 121
(2) Personalbestand 123
(3) Technische Ausstattung 124
(4) Arbeitsbelastung und Arbeitszeit 126
(5) Besoldung 128
(6) Zwischenergebnis: zunehmende Relevanz von Marktnormen 129
dd) Zwischenergebnis: Anwendung von Marktnormen schwächt das Amtsethos 130
2. Rückgang von Selbstregulierung und Belohnungsaufschub 131
a) Psychologischer Hintergrund 131
b) Relevanz im Zivilprozess 134
aa) Richtertätigkeit als fortwährender Marshmallow-Test 134
bb) Herausforderung im Berufsalltag 135
3. Zwischenergebnis: geschwächtes Ethos – geschwächte Selbstregulierung 138
C. Lösungsansatz: Änderung der Zivilprozessordnung 139
I. Vorüberlegungen 139
II. Vorschläge der Arbeitsgruppe „Modernisierung des Zivilprozesses“ 140
1. Strukturierung des Parteivortrags 141
a) Vorschlag der Arbeitsgruppe: Basisdokument 141
b) Kritik 142
2. Strukturierungstermin 143
a) Vorschlag der Arbeitsgruppe 143
b) Kritik 144
III. Gängige Praxis in Schiedsverfahren 145
IV. Lösungsvorschlag: Strukturierungstermin und vorläufiger Tatbestand 147
1. Strukturierung des Verfahrens bis zum Haupttermin 147
2. Zu den einzelnen Änderungen 149
a) Strukturierungstermin 149
b) Vorläufiger Tatbestand 151
c) „Absetzungsfrist“ nach dem Strukturierungstermin 153
d) Verfahrenskalender und prozessleitende Verfügung 154
e) Anpassung der Fristen gemäß § 132 ZPO 155
f) Umgehungsschutz 155
D. Ergebnisse 157
Quellen- und Literaturverzeichnis 160
I. Literatur 160
1. Aufsätze 160
2. Kommentare 167
3. Festschriften und Monografien 168
4. Internetquellen 169
II. Drucksachen 171
Stichwortverzeichnis 172