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Shame Sanctions – eine (il)legitime Strafform?

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Hyseni, E. (2023). Shame Sanctions – eine (il)legitime Strafform?. Bestandsaufnahme und umfassende kritische Würdigung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58846-6
Hyseni, Egzona. Shame Sanctions – eine (il)legitime Strafform?: Bestandsaufnahme und umfassende kritische Würdigung. Duncker & Humblot, 2023. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58846-6
Hyseni, E (2023): Shame Sanctions – eine (il)legitime Strafform?: Bestandsaufnahme und umfassende kritische Würdigung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58846-6

Format

Shame Sanctions – eine (il)legitime Strafform?

Bestandsaufnahme und umfassende kritische Würdigung

Hyseni, Egzona

Beiträge zum Internationalen und Europäischen Strafrecht / Studies in International and European Criminal Law and Procedure, Vol. 54

(2023)

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About The Author

Egzona Hyseni studierte Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als Studienstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Von 2016 bis 2018 arbeitete sie als studentische Hilfskraft am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg. Nach Abschluss der Ersten Juristischen Prüfung 2018 war sie bis Frühjahr 2021 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Michael Pawlik, L.L.M. (Cantab.) geleiteten Institut für Straf- und Strafprozessrecht der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig und forschte dort als Promotionsstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Seit Oktober 2022 ist sie Rechtsreferendarin am OLG Karlsruhe.

Abstract

Ein Mann steht acht Stunden vor einer Postfiliale und trägt ein Schild mit der Aufschrift: »Ich habe Post gestohlen - dies ist meine Strafe«. Er wurde von einem Richter zu einer sogenannten Shame Sanction verurteilt, einer Sanktionsform, die seit den 1980er Jahren in den USA verhängt wird. Intuitiv reagiert man auf derartige Szenarien ablehnend, weil sie demütigend wirken. Das Ziel der Arbeit besteht darin, diese intuitive Ablehnung überzeugend zu begründen.

Die Arbeit untersucht zunächst die maßgeblichen Faktoren für das Aufkommen der Shame Sanctions. Dann werden die wichtigsten Gründe, die Befürworter und Gegner dieser Sanktionsform diskutiert und analysiert. Im dritten Teil wird eine eigene Begründung für die intuitive Ablehnung der Shame Sanctions entwickelt, die zum Ergebnis kommt, dass Shame Sanctions mit der in einer demokratischen Bürgergesellschaft geltenden Anforderung, auch den Delinquenten in seiner Bürgerrolle zu respektieren, unvereinbar sind.
»Shame Sanctions - (il)legitimate form of punishment? Overview and Analysis«: The thesis deals with the question of the legitimacy of shame sanctions, a form of sanctions that has been imposed in the USA since the 1980s. The thesis assumes an intuitive rejection of shame sanctions. The author elaborates potential reasons for the emergence of shame sanctions, analyzes the current constitutional and penal theoretical discussion, and, on this basis, presents her own justification for the intuitive rejection

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 11
I. Ziel der Arbeit 12
II. Methodische Überlegungen 13
Teil 1: Das Aufkommen der Shame Sanctions in den USA 15
A. Was sind Shame Sanctions? 15
I. Definition 15
II. Beispiele 17
III. Kategorien 19
1. Stigmatisierende Öffentlichkeit („Stigmatizing Publicity“) 19
2. Reine Stigmatisierung („Literal Stigmatization“) 20
3. Strafe durch Selbsterniedrigung („Self-debasement Penalties“) 21
4. Reuestrafen („Contrition penalties“) 21
IV. Abgrenzung zu anderen Maßnahmen bzw. Sanktionsformen 22
B. Rechtliche Rahmenbedingungen der Shame Sanctions 23
I. Grundlegendes zum amerikanischen Strafrecht und Strafverfahren 23
1. Zugehörigkeit zur Rechtstradition des „Common Law“ 24
2. Der Einfluss des Föderalismus auf das amerikanische Rechtssystem 25
3. Systematisierung des Strafrechts – Der Model Penal Code 27
4. Deliktskategorien im amerikanischen Strafrecht 29
5. Sanktionsarten 31
6. Strafzumessung/Festsetzung der Strafe und des Strafmaßes 33
7. Sentencing Guidelines 36
8. Zusammenfassung 37
II. Verortung der Shame Sanctions innerhalb des amerikanischen Sanktionssystems 38
III. Anwendungsbereich der Shame Sanctions 38
IV. Richter als Urheber der Shame Sanctions 39
V. Fall Gementera – Shame Sanction auf Bundesebene 42
VI. Relevanz der Shame Sanctions innerhalb des Sanktionssystems 44
VII. Zwischenergebnis 44
C. Erklärungsansätze für das Aufkommen der Shame Sanctions 45
I. Untersuchung der historischen Erscheinungsformen von Beschämungsstrafen 45
1. Ehren- und Schandstrafen in Europa 46
a) Der Pranger als Ehrenstrafe 48
b) Schandstrafen 51
c) Öffentlichkeit der Strafvollstreckung 52
2. Pranger in Kolonialamerika 53
3. Abschaffung der Ehren- und Schandstrafen und die „Geburt des Gefängnisses“ 55
a) Zivilisierung der Gesellschaft und der Strafjustiz 56
b) „Geburt des Gefängnisses“ 59
c) Rückkehr der Ehren- und Schandstrafen 60
4. Shame Sanctions und die Ehren- und Schandstrafen 61
5. Zwischenergebnis 63
II. Kriminalpolitischer Hintergrund 64
1. Einführung 64
2. Entwicklung der amerikanischen Kriminalpolitik 65
3. Shame Sanctions als Symptom der kriminalpolitischen Entwicklung? 71
III. Shame Sanctions als Visualisierung der Bestrafung für die Öffentlichkeit 72
1. Rolle der Öffentlichkeit in der Strafrechtspflege im Wandel der Zeit 72
2. Shame Sanctions als Folge direktdemokratischer Legitimation der Richter 75
IV. Zwischenergebnis 81
Teil 2: Betrachtung der gegenwärtigen Diskussion zu den Shame Sanctions 83
A. Verfassungsrechtliche Diskussion 83
I. Verfassungsrechtlicher Hintergrund 83
1. Die Zusatzartikel der „Bill of Rights“ 84
a) VIII. Zusatzartikel 84
b) I. Zusatzartikel 87
c) V. Zusatzartikel 88
d) XIV. Zusatzartikel 88
2. Checks and Balances 88
II. Shame Sanctions aus verfassungsrechtlicher Perspektive 89
1. Verfassungsrechtliche Problematik aus Perspektive der Rechtsprechung 89
a) State Courts 89
b) Federal Courts – Fall Gementera 91
aa) Verletzung des 18. U.S.C. § 3583 (d) 92
bb) Verletzung des VIII. Zusatzartikels – Shame Sanctions als „cruel and unusual punishment“ 93
2. Verfassungsrechtliche Problematik aus Sicht der Literatur 95
a) Vereinbarkeit der Shame Sanctions mit dem VIII. Zusatzartikel 95
b) Vereinbarkeit der Shame Sanctions mit dem I. Zusatzartikel 100
c) Vereinbarkeit der Shame Sanctions mit dem V. Zusatzartikel 101
d) Vereinbarkeit der Shame Sanctions mit dem XIV. Zusatzartikel 102
e) Vereinbarkeit der Shame Sanctions mit dem Prinzip der „Checks and Balances“ 102
III. Zusammenfassung 104
B. Moral- und politikphilosophische Diskussion 104
I. Wirkungsbezogene Bedenken 105
II. Prinzipielle Bedenken 110
1. Verletzung der Würde des Delinquenten 110
2. Verletzung des staatlichen Strafmonopols 115
3. Shame Sanctions als „politisch fragwürdige Praxis“ 125
III. Zusammenfassung 128
Teil 3: Vorschlag für einen dritten Diskussionsstrang – Shame Sanctions im Lichte der Straftheorie 130
A. Theoretischer Hintergrund 130
I. Begriff der Strafe 130
II. Funktion der Straftheorien 132
III. Historische Entwicklung der straftheoretischen Diskussion in den USA ab der Nachkriegszeit 133
1. Utilitarismus 134
a) Deterrence – Individual und General 136
b) Incapacitation 138
c) Rehabilitation 138
d) Niedergang des Rehabilitationsideals 141
2. Retribution 143
3. Restorative Justice 161
4. Inclusive Theory of Punishment 161
5. Neuorientierung in der amerikanischen Straftheorie: Expressive Straftheorien – Strafe als Botschaft 162
a) Unterteilung nach Adressat und Inhalt der Kommunikation 163
b) Philosophische Grundlagen expressiver Theorien 165
c) Legitimation der Missbilligung einerseits, Legitimation der Übelszufügung andererseits 167
aa) Retributive expressive Straftheorien – Missbilligung als angemessene Reaktion auf Fehlverhalten 168
(1) Nominalistisch-akzessorische expressive Theorie 168
(2) Realistisch-akzessorische expressive Theorie 170
(3) Nicht-akzessorische expressive Theorien 170
(a) Von Hirsch – Censure and Proportionality 171
(b) Duff – Repentance, Reform and Reconciliation 173
bb) Utilitaristische expressive Straftheorie – Missbilligung als Mittel zum Zweck 177
(1) Abschreckungswirkung 178
(2) Gewissensbildende Wirkung 178
(3) Stärkung des Kollektivbewusstseins 179
6. Zwischenergebnis 179
IV. Potentielle Faktoren für den Erfolg expressiver Straftheorien 181
B. Shame Sanctions im Lichte der Straftheorie 182
I. Normative Begründung für Shame Sanctions 182
1. Shame Sanctions als Ausdruck von Missbilligung 183
2. Verortung der normativen Begründung für Shame Sanctions in ‚klassisches' straftheoretisches Spektrum 186
a) Shame Sanctions als Mittel zur Abschreckung 186
b) Shame Sanctions als Mittel zur Incapacitation 188
3. Einordnung der Shame Sanctions in historische Entwicklung der straftheoretischen Diskussion 189
4. Kritik an der normativen Begründung für Shame Sanctions 190
II. Bewertung der Shame Sanctions aus Sicht anderer expressiver Straftheorien 192
1. Bewertung der Shame Sanctions aus Sicht utilitaristisch-expressiver Ansätze 192
a) Shame Sanctions zur Abschreckung 192
b) Shame Sanctions zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft 193
2. Bewertung der Shame Sanctions aus Sicht retributiv-expressiver Ansätze 196
a) Shame Sanctions zur Einsicht und Buße 196
b) Shame Sanctions als Tadel 197
c) Shame Sanction zur Normbestätigung 199
III. Modifikation der Shame Sanctions? 211
Schlussfolgerung 213
Literaturverzeichnis 215
Stichwortverzeichnis 232