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Das Bundesverfassungsgericht als kindschaftsrechtliche Superberufungsinstanz?
Zugleich ein Beitrag zur Kontrollkompetenz gegenüber Fachgerichten
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1502
(2023)
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About The Author
Jakob Beaucamp studierte von 2009 bis 2014 Rechtswissenschaften an der WWU Münster und absolvierte anschließend sein Rechtsreferendariat im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm. Von 2017 bis 2018 arbeitete er als Wissenschaftlicher Referent in einer internationalen Großkanzlei im Bereich des öffentlichen Wirtschaftsrechts und trat danach eine Anstellung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Staatsrecht der Universität zu Köln an. Seit Januar 2022 ist er als Richter in der Verwaltungsgerichtsbarkeit tätig.Abstract
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Kontrolltätigkeit des Bundesverfassungsgerichts bei Verfassungsbeschwerden in kindschaftsrechtlichen Fällen. Die Arbeit untersucht zunächst das tatsächliche Entscheidungsverhalten und vergleicht dabei Trennungsentscheidungen mit Entscheidungen zum Umgangsrecht, zur Alleinsorge und zur Vormundschaft. Das Gericht prüft die fachgerichtlichen Entscheidungen bei hoher Eingriffsintensität, d. h. in Trennungsfällen, besonders eingehend. Die Kontrolle erstreckt sich insbesondere auf die fachgerichtliche Tatsachenarbeit, das Gericht betätigt sich als Superberufungsinstanz. Anschließend widmet sich die Arbeit dem normativen Problem der Bestimmung der Kontrollgrenzen des Bundesverfassungsgerichts und greift dafür auf funktionell-rechtliche Argumente zurück. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die empirische Unterlegenheit des Bundesverfassungsgerichts und seine faktische Einbindung in den Instanzenzug einer weitgehenden Tatsachenkontrolle entgegenstehen.»The Federal Constitutional Court as a Super Appellate Court in Child Law? At the same Time, a Contribution to the Discussion about the Control Competence over Specialized Courts«: The dissertation examines the control activities of the Federal Constitutional Court in constitutional complaints in child law cases. Based on the dogmatic models of control competence represented in the literature, the work examines the actual decision-making behavior of the court and then devotes itself to the determination of control limits with recourse to functional-legal arguments.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Widmung | 5 | ||
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 19 | ||
A. Problemaufriss | 19 | ||
B. Gang der Untersuchung | 22 | ||
Teil 1 - Zum Prüfungsumfang des Bundesverfassungsgerichts – Grundlage | 24 | ||
A. Maßgebliche grundrechtsdogmatische Entwicklungen | 24 | ||
I. Untrennbarkeit von einfachem Recht und Verfassungsrecht (Elfes) | 24 | ||
II. Ausstrahlungswirkung der Grundrechte (Lüth) | 26 | ||
III. Verhältnismäßigkeitsgrundsatz | 27 | ||
B. Drei Prüfungsansätze des Bundesverfassungsgerichts | 28 | ||
I. Grundsätzlich unrichtige Anschauung von der Bedeutung der Grundrechte | 28 | ||
1. Die Heck’sche Formel | 28 | ||
2. Die Schumann’sche Formel | 31 | ||
II. Willkürkontrolle | 32 | ||
III. Rechtsfortbildungskontrolle | 32 | ||
IV. Ergebnis | 34 | ||
C. Meinungsstand in der Literatu | 34 | ||
I. Vorschläge zur Änderung des Verfassungs- und Prozessrechts | 34 | ||
II. Materiell- und funktionell-rechtliche Ansätze | 36 | ||
1. Materiell-rechtlicher Ansatz: vollständige Grundrechtsprüfung | 37 | ||
2. Funktionell-rechtlicher Ansatz: begrenzte Grundrechtsprüfung | 38 | ||
a) Ziel und Arten funktionell-rechtlicher Argumente | 39 | ||
b) Methodische Einordnung | 40 | ||
c) Beschränkte Steuerungswirkung | 41 | ||
III. Die Vielfalt funktionell-rechtlicher Vorschläge | 43 | ||
1. Spielraum bei der Bestimmung des Prüfungsumfanges | 43 | ||
2. Begrenzung der Prüfungskompetenz | 45 | ||
a) Rechtssatzkontrolle | 45 | ||
b) Rechtsanwendungskontrolle | 47 | ||
aa) Schwerpunkt bei der objektiven Funktion der Verfassungsbeschwerde | 47 | ||
bb) Berücksichtigung der objektiven und der subjektiven Funktion der Verfassungsbeschwerde | 49 | ||
c) Kontrolle der Tatsachenfeststellung und -würdigung | 51 | ||
IV. Ergebnis und weitere Fragestellung | 53 | ||
Teil 2 - Prüfungsumfang und Eingriffsintensität – Eine Analyse kindschaftsrechtlicher Entscheidunge | 54 | ||
A. Zur Methode: begrenzte Möglichkeit der Skalierung des Prüfungsumfanges | 54 | ||
I. Rechtsanwendungskontrolle | 56 | ||
1. Abwägung und Abwägungskontrolle | 56 | ||
2. Versuch einer Skalierung | 58 | ||
a) Kategorisierung nach Abwägungsfehler | 59 | ||
b) Abwägungsleitlinien und Einzelfallabwägung | 60 | ||
II. Tatsachenkontrolle | 62 | ||
III. Übersicht zur Skalierung des Prüfungsumfanges | 63 | ||
B. Der Prüfungsmaßstab: Art. 6 GG und Kindesgrundrechte | 63 | ||
I. Die Elternverantwortung | 65 | ||
1. Abwehrrecht | 65 | ||
2. Grundpflicht | 67 | ||
3. Kindeswohlorientierung und Elternprimat | 68 | ||
a) Begriff des Kindeswohls | 68 | ||
b) Vorrangige Bestimmung des Kindeswohls durch die Elter | 70 | ||
c) Wohl, Wille und Grundrechte des Kindes | 71 | ||
II. Die Kindesgrundrechte | 72 | ||
1. Das Kind als Grundrechtsträger und Prozessbeteiligte | 73 | ||
a) Grundrechtswahrnehmungsfähigkeit | 73 | ||
b) Selbstbestimmungsfähigkeit | 74 | ||
c) Verfahrensfähigkeit | 76 | ||
2. Recht des Kindes auf Entwicklung nzur selbstbestimmten Persönlichkeit | 78 | ||
3. Recht auf Gewährleistung elterlicher Pflege und Erziehung | 79 | ||
III. Staatliches Wächteramt | 80 | ||
1. Schranke des Elternrechts | 81 | ||
2. Positivierte Schutzpflicht zugunsten der Kindesgrundrechte | 82 | ||
3. Modalitäten und Voraussetzungen des Wächteramts | 83 | ||
IV. Trennung von den Eltern als Anwendungsfall des Wächteramts | 85 | ||
C. Der Prüfungsumfang | 87 | ||
I. Anfänge der Intensitätsrechtsprechung in Entscheidungen zu den Kommunikationsgrundrechte | 88 | ||
1. Ausgangsentscheidungen: Lebach, DGB und Echternach | 88 | ||
2. Eingriffsintensität und abschreckende Wirkung | 91 | ||
a) Eingriffsintensität als grundrechtsinternes Kriterium | 91 | ||
b) Abschreckende Wirkung auf die Grundrechtsausübung Dritte | 94 | ||
3. Auswirkung auf die Kontrolltätigkeit: 3-Stufen-Modell? | 95 | ||
4. Tatsächliches Entscheidungsverhalte | 98 | ||
5. Eingriffsintensität und Tatsachenkontrolle | 99 | ||
6. Fazit und weiterer Gang der Untersuchung | 101 | ||
II. Intensitätsrechtsprechung in kindschaftsrechtlichen Fälle | 102 | ||
1. Erste Intensitätsphase: Kontrolle auf einzelne Auslegungsfehle | 104 | ||
a) Grundsätzlicher Prüfungsumfang: Heck’sche Formel | 105 | ||
b) Erweiterter Prüfungsumfang: Kontrolle auf einzelne Auslegungsfehle | 106 | ||
c) Erste Erkenntnisse | 110 | ||
aa) Zwei-Stufen-Modell | 110 | ||
bb) Keine einheitliche Kontrolltätigkeit | 112 | ||
2. Zweite Intensitätsphase: Tatsachenkontrolle | 113 | ||
a) Erweiterter Prüfungsumfang in Trennungsfälle | 116 | ||
aa) Verfassungsbeschwerden gegen Hauptsacheentscheidunge | 118 | ||
(1) Herausnahmefälle | 119 | ||
(2) Rückführungsfälle | 124 | ||
bb) Verfassungsbeschwerden gegen Eilentscheidunge | 133 | ||
(1) Herausnahmefälle | 134 | ||
(2) Rückführungsfälle | 136 | ||
(3) Ausreiße | 138 | ||
cc) Zwischenergebnis | 139 | ||
(1) Begründung des erweiterten Prüfungsumfanges: Sachliches Gewicht der Grundrechtsbeeinträchtigung | 139 | ||
(2) Auswirkung auf den Prüfungsumfang: erweitertes Zwei-Stufen-Modell | 141 | ||
(3) Tatsächliches Entscheidungsverhalte | 143 | ||
(a) Einzelne Auslegungsfehle | 143 | ||
(b) Sachverhaltsfeststellung und -würdigung | 144 | ||
(4) Flankierende Verfahrenskontrolle | 146 | ||
b) Grundsätzlicher Prüfungsumfang in anderen Kindschaftssache | 148 | ||
aa) Entscheidungen zur Alleinsorge | 149 | ||
bb) Entscheidungen zum Umgangsrecht | 155 | ||
cc) Entscheidungen zur Vormundschaft | 160 | ||
dd) Zwischenergebnis | 164 | ||
(1) Schilderung des grundsätzlichen Prüfungsumfanges | 164 | ||
(2) Tatsächliches Entscheidungsverhalte | 165 | ||
(3) Flankierende Verfahrenskontrolle | 167 | ||
c) Zwischenergebnis: Vergleich der Prüfungsstufe | 167 | ||
III. Ergebnis: Entwicklungslinien der Intensitätsrechtsprechung | 168 | ||
D. Die tatsächliche Kontrolltätigkeit im Abgleich mit den in der Literatur vertretenen dogmatischen Modelle | 169 | ||
I. Keine Orientierung an objektiver Funktion der Verfassungsbeschwerde | 169 | ||
II. Keine Beschränkung auf Rechtssatzkontrolle | 170 | ||
III. Variierende Rechtsanwendungskontrolle als Resultat divergierender Prüfungsmaßstäbe | 170 | ||
IV. Doppeleinfluss der Eingriffsintensität: Tatsachenkontrolle | 171 | ||
Teil 3 - Die Tatsachenkontrollkompetenz des Bundesverfassungsgerichts – funktionell-rechtliche Grenze | 173 | ||
A. Normative Ausgangslage und Notwendigkeit des funktionell-rechtlichen Ansatzes | 174 | ||
I. Überblick: Relevanz von Tatsachen in den bundesverfassungsgerichtlichen Verfahren | 175 | ||
1. Einzeltatsachen und generelle Tatsache | 175 | ||
2. Beteiligung oder Nichtbeteiligung einer tatsachenfeststellenden Vorinstanz | 177 | ||
II. Normative Ausgangslage | 179 | ||
III. Notwendigkeit des funktionell-rechtlichen Ansatzes | 182 | ||
B. Die Tatsachenkontrolle aus funktionell-rechtlicher Perspektive | 185 | ||
I. Das kindschaftsrechtliche Verfahre | 186 | ||
1. Die Verfahrensgrundsätze | 186 | ||
a) Die Offizialmaxime | 186 | ||
b) Der Grundsatz der Mündlichkeit | 187 | ||
c) Das Vorrang- und Beschleunigungsgebot | 191 | ||
d) Das Hinwirken auf Einvernehmen | 192 | ||
e) Zwischenergebnis: Empirische Überlegenheit der Fachgerichte | 193 | ||
2. Der Verfahrensgang | 195 | ||
a) Der verfassungsrechtliche Rahme | 195 | ||
b) Der Instanzenzug in Kindschaftssache | 196 | ||
aa) Das Hauptsacheverfahre | 197 | ||
bb) Das Eilverfahre | 198 | ||
cc) Sonderfall Abänderungsverfahren | 198 | ||
c) Zwischenergebnis zur Tatsachenkontrolle nim fachgerichtlichen Instanzenzug | 199 | ||
II. Verfassungsprozessuale Sicherungen der fachgerichtlichen Erstbeschäftigung | 200 | ||
1. Der Grundsatz der Subsidiarität | 200 | ||
a) Die Rechtswegerschöpfung | 201 | ||
b) Weitere formelle und materielle Subsidiaritätsanforderunge | 202 | ||
c) Folgerung für die Tatsachenkontrolle | 204 | ||
2. Die Substantiierung der Verfassungsbeschwerde | 206 | ||
a) Begründungsanforderunge | 207 | ||
aa) Bezugspunkte der Begründungsobliegenheit | 208 | ||
bb) Tatsachen- und Rechtsausführunge | 208 | ||
b) Rückschlüsse auf das Selbstverständnis des Bundesverfassungsgerichts | 211 | ||
III. Das Annahmeverfahre | 213 | ||
1. Annahmegründe des § 93a BVerfGG | 214 | ||
a) Die Grundsatzannahme | 215 | ||
b) Die Durchsetzungsannahme | 217 | ||
aa) Besonderes Gewicht der geltend gemachten Grundrechtsverletzung | 217 | ||
bb) Besonders schwerer Nachteil | 218 | ||
cc) Zurückhaltende Prüfungspraxis | 220 | ||
2. Zwischenergebnis: Annahme- und Sachentscheidung nals separate Verfahrensabschnitte | 221 | ||
IV. Die gerichtsinterne Aufgabenverteilung | 221 | ||
1. Die stattgebende Kammerentscheidung | 223 | ||
a) Fall der Durchsetzungsannahme | 223 | ||
b) Vorliegen von Senatsmaßstäbe | 223 | ||
c) Offensichtliche Begründetheit | 227 | ||
2. Rückschlüsse auf die Kontrollkompetenz: Keine gerichtsinterne Differenzierung | 228 | ||
V. Die Funktion der Verfassungsbeschwerde | 230 | ||
1. Die subjektive Funktio | 230 | ||
2. Die objektive Funktion | 231 | ||
3. Daneben „genereller Edukationseffekt“ der Verfassungsbeschwerde? | 235 | ||
4. Fazit: Keine Beschränkung der Kontrollkompetenz aufgrund der objektiven Funktion der Verfassungsbeschwerde | 236 | ||
C. Zwischenergebnis zur Tatsachenkontrollkompetenz: Verfahrens- und Willkürkontrolle | 238 | ||
I. Uneingeschränkte Verfahrenskontrolle | 238 | ||
II. Beschränkte materiell-inhaltliche Tatsachenkontrolle | 239 | ||
1. Keine Kompetenz zur selbstständigen Tatsachenermittlung | 240 | ||
2. Auf Willkür beschränkte Kontrolle der Tatsachenwürdigung | 242 | ||
III. Rechtsfolge der Feststellung eines Tatsachenfehlers | 242 | ||
D. Abstufung der Tatsachenkontrollkompetenz anhand der Eingriffsintensität | 243 | ||
I. Fehlen einer materiell-verfassungsrechtlichen Begründung | 243 | ||
II. Die Eingriffsintensität als funktionell-rechtliches Kriterium? | 244 | ||
1. Tatsachenkontrolle im Interesse effektiven Grundrechtsschutzes | 245 | ||
2. Tatsachenkontrolle zur Verfahrensvereinfachung | 247 | ||
III. Methodisches Argument: untrennbare Verknüpfung von Rechts- und Tatsachenkontrolle | 249 | ||
IV. Grundrechtsdogmatische Begründung: Differenzierung zwischen Eingriffs- und Ausstrahlungskontrolle | 250 | ||
E. Ergebnis | 251 | ||
Zusammenfassung | 253 | ||
Teil 1: Zum Prüfungsumfang des Bundesverfassungsgerichts – Grundlage | 253 | ||
Teil 2: Prüfungsumfang und Eingriffsintensität. Eine Analyse kindschaftsrechtlicher Entscheidunge | 254 | ||
Teil 3: Die Tatsachenkontrollkompetenz des Bundesverfassungsgerichts – funktionell-rechtliche Grenze | 259 | ||
Literaturverzeichnis | 265 | ||
Sachverzeichnis | 289 |