Das mit Parité-Gesetzen verfolgte Leitbild der Gruppensouveränität vor dem grundgesetzlichen Demokratieprinzip
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Das mit Parité-Gesetzen verfolgte Leitbild der Gruppensouveränität vor dem grundgesetzlichen Demokratieprinzip
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1503
(2023)
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Studium der Rechtswissenschaften an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität (Erste jur. Prüfung). Anschließend promotionsbegleitende Beschäftigung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht ebenda, juristischer Vorbereitungsdienst am OLG Hamm (Zweite jur. Prüfung), Tätigkeiten u.a. im Bundesministerium für Gesundheit u. Lehraufträge an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW. Alsdann Ernennung zum Richter.Abstract
Das Volk kreiert mit der Wahl der Abgeordneten des Deutschen Bundestages sein unitarisches Vertretungsorgan. Art. 38 Abs. 1 S. 2 GG beruft sie dabei zu Vertretern des ›ganzen‹ Volkes. Doch wenn hiernach das ›ganze‹ Volk zu vertreten ist, hängt das Gelingen dieser Aufgabe nicht fundamental schon von der tatsächlichen Zusammensetzung des Parlaments ab? Unter diesen Vorzeichen ist sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene namentlich die Geschlechterungleichheit in den Fokus der (nicht nur) rechtspolitischen Debatte gerückt. Zur Erreichung des Ziels gleicher Repräsentanz von Frauen und Männern werden im Allgemeinen »geschlechterparitätische Wahlvorschlagsregelungen« in Stellung gebracht. Die Arbeit will in diesem Kontext eine bestehende Lücke schließen. Sie konzentriert sich auf die mit Parité-Gesetzen adressierten Fragen der Demokratietheorie und schält vor dem Hintergrund der eigenständigen Bedeutung des grundgesetzlichen Demokratieprinzips sowie seiner politischen Freiheits- und Gleichheitsidee den Bezugspunkt demokratischer Repräsentation heraus.»The Guiding Principle of Group Sovereignty Pursued by ›Gender Parity Election Proposal Regulation‹ in the Light of the Constitutional Principle of Democracy«: Gender parity election proposal regulations continue to be the (not only) legal-political means of choice to achieve the goal of equal representation of women and men in representative bodies. The thesis closes an existing gap in this context. It concentrates on the questions of democratic theory raised by such laws and fathoms out the reference point of democratic representation in light of the independent significance of the constitutional principle of democracy as well as its political idea of freedom and equality.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Widmung | 5 | ||
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Kapitel 1 - Einleitung | 13 | ||
A. Ausgangslage und Einführung in die Problematik | 13 | ||
B. Gang der Untersuchung | 17 | ||
Kapitel 2 - Einführung in die Thematik: Wesen und Entwicklung der Parlamentswahlen in der freiheitlich-demokratischen Ordnung des Grundgesetzes | 19 | ||
§ 1 Wahlen in der freiheitlichen demokratischen Ordnung des Grundgesetzes | 20 | ||
A. Das Erfordernis personell-demokratischer Legitimation | 20 | ||
I. Die repräsentative Demokratie ndes im Grundgesetz verfassten Staates | 20 | ||
II. Der Grundsatz der Volkssouveränität | 23 | ||
III. Legitimationsvermittlung durch Wahlen | 24 | ||
IV. Verfassungsrechtliche Rahmenbedingungen nder Parlamentswahlen | 26 | ||
1. Die Wahlgrundsätze im Überblick | 27 | ||
a) Allgemeine Wahl | 28 | ||
b) Gleiche Wahl | 29 | ||
c) Unmittelbare Wahl | 30 | ||
d) Geheime Wahl | 31 | ||
e) Freie Wahl | 32 | ||
f) Öffentlichkeit der Wahl | 34 | ||
2. Institutionelle Garantie der Parlamentswahlen | 35 | ||
B. Zusammenfassung: Volkssouveränität nund die Bedeutung von Parlamentswahlen | 36 | ||
§ 2 Die Frau im Wahlrecht: Entwicklung des grundgesetzlich verankerten Wahlrechts | 37 | ||
A. Vom 19. Jahrhundert bis zum Bundeswahlgesetz | 38 | ||
B. 102 Jahre Frauenwahlrecht | 43 | ||
C. Geschlechtliche Verhältnisse auf Bundes- u. Landesebene: nEine Bestandsaufnahme | 48 | ||
I. Der Deutsche Bundestag | 48 | ||
II. Exkurs: Die Landesparlamente | 53 | ||
D. Zwischenergebnis | 54 | ||
Kapitel 3 - Geschlechterparitätische Wahlvorschlagsregelungen im Spannungsfeld mit dem demokratischen Prinzip | 59 | ||
§ 3 Das Parité-Gesetzen zugrundeliegende demokratische Verständnis | 59 | ||
A. Demokratietheoretische Erwägungen nder Parité-Gesetzgebung | 60 | ||
I. Parité-Gesetz: Land Brandenburg | 61 | ||
II. Parité-Gesetz: Freistaat Thüringen | 63 | ||
III. Aktuelle Bestrebungen auf Landes- und Bundesebene – nEine Bestandsaufnahme | 63 | ||
1. Bundesebene | 64 | ||
2. Baden-Württemberg | 67 | ||
3. Bayern | 68 | ||
4. Berlin | 68 | ||
5. Bremen | 69 | ||
6. Hamburg | 69 | ||
7. Hessen | 70 | ||
8. Mecklenburg-Vorpommern | 70 | ||
9. Niedersachsen | 71 | ||
10. Nordrhein-Westfalen | 72 | ||
11. Rheinland-Pfalz | 73 | ||
12. Saarland | 74 | ||
13. Sachsen | 75 | ||
14. Sachsen-Anhalt | 76 | ||
15. Schleswig-Holstein | 77 | ||
B. Zusammenfassender Überblick | 78 | ||
§ 4 Das demokratietheoretische Verständnis von Parité-Gesetzen unter dem grundgesetzlichen Demokratieprinzip de constitutione lata | 79 | ||
A. Eigenständige Relevanz des Demokratieprinzips? nDas Repräsentationsprinzip als immanenter Bestandteil ndes Demokratieprinzips | 79 | ||
B. Zum Begriff der Repräsentation – nAbsage an das Modell eines imperativen Mandats | 82 | ||
C. Der (feststehende) Inhalt des Repräsentationsprinzips | 87 | ||
I. Wer ist das repräsentierte Volk? | 88 | ||
II. Individual- oder Kollektivrepräsentation? | 99 | ||
III. Zur Funktionsweise von Repräsentation | 102 | ||
1. Pitkins Annäherung | 103 | ||
a) Drei Dimensionen der Repräsentation | 104 | ||
b) Keine Festlegung auf ein Repräsentationsmodell | 107 | ||
2. Repräsentation als Herrschaft der Besten – nSmend, Schmitt und Leibholz | 108 | ||
3. Politik der Präsenz | 109 | ||
4. Theorie der kritischen Masse | 111 | ||
5. Representative Claim | 112 | ||
IV. Stellungnahme – Das Erfordernis neiner systematisch-teleologischen Betrachtung | 114 | ||
1. Deutungsoffenheit des Inhalts gelungener Repräsentation nund der Vorrang des Rechts | 114 | ||
2. Die systematisch-teleologische Betrachtung nals Konsequenz der Deutungsoffenheit | 116 | ||
3. Inhomogenität des Repräsentationsprinzips | 119 | ||
V. Inhaltsbestimmung anhand der verfassungspolitischen nDeterminanten des Grundgesetzes | 120 | ||
1. Einheit der Verfassung als vornehmstes Interpretationsprinzip | 120 | ||
2. Keine Repräsentation von Teilvölkern (Art. 38 Abs. 1 S. 2 Hs. 1 GG) | 123 | ||
3. Absage an eine gruppenbezogene Vertretung n(Art. 38 Abs. 1 S. 2 Hs. 2 u. 3 GG) | 125 | ||
4. Verpflichtung auf das Gemeinwohl durch Bekleidung neines öffentlichen Amtes (Art. 48 Abs. 2 S. 1 GG) | 127 | ||
5. Gleichheit der Wahl als praktischer Ausdruck negalitärer Demokratie: Art. 38 Abs. 1 S. 1 GG | 131 | ||
6. Unterschiedslose politische Teilhabe: nDie Allgemeinheit der Wahl, Art. 38 Abs. 1 S. 1 GG | 133 | ||
7. Die Programmfreiheit politischer Parteien nals Bestandteil der demokratischen Grundordnung: nArt. 21 Abs. S. 2 GG | 134 | ||
VI. Verfassungskonkretisierung – e pluribus unum | 136 | ||
1. II. und III. Abschnitt des Grundgesetzes | 137 | ||
2. Besondere Förderpflicht des Art. 3 Abs. 2 S. 2 GG | 149 | ||
a) Gleichberechtigte Teilnahme am politischen Prozess nals Grundvoraussetzung für die Integration politischer Kräfte | 150 | ||
b) Zum Postulat einer strukturellen Benachteiligung der Frau | 151 | ||
c) Ausstrahlung des Art. 3 Abs. 2 S. 2 GG nauf das Repräsentationprinzip? | 160 | ||
d) Keine Ergebnisgleichheit im Rahmen ndemokratischer Legitimationsvermittlung | 162 | ||
§ 5 Schlussfolgerung: Parité-Gesetze als ein antidemokratisches Instrument par excellence | 166 | ||
A. Resümee – Repräsentation einer Werteeinheit | 166 | ||
B. Grundgesetzwidrige Partikularinteressenvertretung | 167 | ||
C. Voraussetzung einer „ununterschiedenen Einheit“ – nLissabon-Entscheidung | 169 | ||
D. Freiheitsnegierende Essentia | 170 | ||
E. Kontradiktion mit der Idee der Menschenwürde | 172 | ||
F. Lossagung vom offenen Prozess politischer Willensbildung als Konsequenz einer notwendigen Ausdehnung auf weitere Gesellschaftsgruppen | 173 | ||
I. Zum Verbot willkürlicher Inkonsequenz nund willkürlicher Prinzipiendurchbrechung | 175 | ||
II. Illusion einer Homogenität der Frauen | 177 | ||
§ 6 Additionale Bestimmungsgrößen des demokratischen Prinzips und Folgefragen | 179 | ||
A. Perspektive eines Verfassungswandels? | 179 | ||
B. Keine Kongruenz von Volkssouveränität und Gruppenpluralität am Beispiel des Rundfunkrats | 183 | ||
C. Gemeinwohl und die Input-Ausrichtung des grundgesetzlichen Demokratieprinzips | 189 | ||
I. Zur Faktizität der Kausalitätsthese von Frauenanteil und Rechtssetzungsgüte | 190 | ||
1. Mutterschutz für Landesbeamtinnen | 190 | ||
2. Anspruch auf Kinderbetreuung | 191 | ||
3. Im Koalitionsvertrag festgelegte Programmsätze | 192 | ||
II. Zum illusorischen Gemeinwohl- und dem Grundgesetz fremden Demokratieverständnis | 195 | ||
1. Spezifität des Gemeinwohls | 196 | ||
2. Grundgesetzlich determinierte Input-Legitimation der Parlamente | 197 | ||
D. Volkssouveränität und der Grundsatz der Spiegelbildlichkeit | 199 | ||
E. Entscheidende Relevanz der Kreiswahlvorschläge | 200 | ||
I. Das Modell geschlechterparitätischer Zweipersonenwahlkreise | 202 | ||
II. Unzureichender Kommunikationsprozess naufgrund übergroßer Wahlkreise | 203 | ||
III. Verletzung der negativen Wahlfreiheit | 206 | ||
IV. Verletzung der Gleichheit des Stimmgewichts | 209 | ||
F. Keine Parité-Gesetzgebung im Wege formeller Grundgesetzänderung | 211 | ||
I. „Berühren der Grundsätze“ als materielle Grenze der Verfassungsänderung | 212 | ||
II. Austausch der Volks- durch Gruppensouveränität de constitutione ferenda? | 213 | ||
1. In Art. 20 GG niedergelegte Grundsätze | 214 | ||
2. In Art. 1 GG niedergelegte Grundsätze | 218 | ||
§ 7 Exkurs: Aktuelle Verfassungsgerichtliche Rechtsprechung | 218 | ||
A. Prüfungsmaßstab der Landesverfassungsgerichtsbarkeit | 219 | ||
B. ThürVerfGH, Urt. v. 15.7.2020 – VerfGH 2/20 | 221 | ||
C. BbgVerfG, Urt. v. 23.10.2020 – VfGBbg 9/19, VfGBbg 55/19 | 222 | ||
D. BayVerfGH, Entsch. v. 26.3.2018 – Vf. 15-VII-16 | 226 | ||
E. BVerfG, Beschl. v. 15.12.2020 – 2 BvC 46/19 | 228 | ||
§ 8 Schluss | 229 | ||
Literaturverzeichnis | 232 |