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Kittel, M. (2023). Die zwei Gesichter der Zerstörung. Raphael Lemkins UN-Genozidkonvention und die Vertreibung der Deutschen. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58905-0
Kittel, Manfred. Die zwei Gesichter der Zerstörung: Raphael Lemkins UN-Genozidkonvention und die Vertreibung der Deutschen. Duncker & Humblot, 2023. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58905-0
Kittel, M (2023): Die zwei Gesichter der Zerstörung: Raphael Lemkins UN-Genozidkonvention und die Vertreibung der Deutschen, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58905-0

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Die zwei Gesichter der Zerstörung

Raphael Lemkins UN-Genozidkonvention und die Vertreibung der Deutschen

Kittel, Manfred

Forschungen zur Geschichte ethnischer Vertreibung, Vol. 1

(2023)

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About The Author

Manfred Kittel war nach dem Studium u.a. am Institut für Zeitgeschichte in München tätig, ab 2009 als Gründungsdirektor der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung in Berlin. Seit 2015 forscht er, zunächst am Deutschen Historischen Museum, dann am Bundesarchiv, wieder zu zeithistorischen Themen. Er lehrt Neuere Geschichte in Regensburg. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen Studien zur Demokratiegeschichte in Deutschland und Frankreich vor 1933/36, zur »Vergangenheitsbewältigung« in Japan und der Bundesrepublik nach 1945 und vor allem zu Geschichte und Erinnerungskultur von Flucht und Vertreibung, zuletzt zur Politik des »Lastenausgleichs« ab 1952.

Abstract

Raphael Lemkin, der polnisch-jüdische Vater der UN-Völkermordkonvention von 1948, sah auch in der Vertreibung von 14 Millionen Deutschen am Ende des Zweiten Weltkrieges einen Genozid. Dieser begann für ihn nicht erst bei der physischen »Ausrottung« ganzer Völker, sondern bedeutete »Zerstörung nationaler Gruppen als solcher« in ihrer sozialen Existenz. Der Deutsche Bundestag schloss sich 1954 beim Beitritt zur UN-Konvention von der CDU bis zur SPD Lemkins breitem Genozidbegriff an.

Mit wachsender Bedeutung des Holocausts in der Erinnerungskultur wurden später in Deutschland Völkermord und Judenvernichtung zeitweilig gleichgesetzt. Der Boom der Kolonialismus-Bewältigung führte jedoch erneut zu einem Begriffswandel. 2021 erkannte die Bundesregierung den Genozid an den Herero im früheren Deutsch-Südwestafrika an. Im vergleichenden Blick auf »ethnische Säuberungen« bis hin zu Putins Krieg gegen die ukrainische Nation heute diskutiert das Buch die »zwei Gesichter« des Genozids zwischen Ausrottung und Zerstörung.

»The Two Faces of Destruction. Rafael Lemkins UN-Genocide-Convention and the Expulsion of the Germans«: For the father of the UN Genocide Convention of 1948, Raphael Lemkin, the expulsion of Germans from parts of Eastern Europe could also be considered a genocidal »destruction of national groups as such«. When the German Bundestag joined the UN Convention in 1954, it adopted Lemkin's perspective. With the growing importance of the Holocaust in the culture of remembrance, genocide was temporarily equated with »extermination« and the annihilation of Jews. However, the term has now expanded again in the context of addressing the issue of colonialism.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Geleitwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Abkürzungsverzeichnis 9
I. Unschärfen des Völkermordbegriffs in der deutschen Erinnerungskultur 11
II. Entstehung und Geist der UN-Genozidkonvention von 1948 17
III. Raphal Lemkins Distanz zum Ausrottungsbegriff des Nürnberger Militärgerichtshofs 26
IV. Lemkins Prägung durch den defizitären Minderheitenschutz der Völkerbundszeit 30
V. Vertreibung als Zerstörung einer Gruppe als solcher 41
VI. Die Rolle Lemkins beim Konventionsbeitritt der Bundesrepublik 1954 44
VII. Bundestagskonsens 1954: Völkermord als „Zerstörung“, nicht „Ausrottung“ einer Gruppe 53
VIII. Konventionsbeitritt ohne Konsequenzen: Verzicht auf die systematische Ermittlung von Vertreibungsverbrechen 58
IX. Folgen von Verjährungsdebatten und Ostverträgen 66
X. Zunehmende Gleichsetzung von Völkermord und Holocaust und Randposition der Vertreibung in der neuen Genozidforschung rseit den 1980er Jahren 74
XI. Rechtsradikale Instrumentalisierungen und linke Verengungen des Genoziddiskurses 84
XII. Zwischen sachlicher Kritik und moralpolitischer Zensur: Lemkins Genozidverständnis und die Genozidforscher 92
XIII. Die „ethnischen Säuberungen“ auf dem Balkan nach 1991 und der breite Begriff des Völkermords in der deutschen und internationalen Rechtsprechung 101
XIV. Kolonialhistorischer Wandel des Genozidbegriffs und Anerkennung des Völkermordes an den Herero 2021 107
XV. Zur Frage der subjektiven und objektiven Komponente des Genozidtatbestands bei der Vertreibung der Deutschen 115
XVI. Jüngste Völkermorddebatten um Polen und die Ukraine 127
XVII. Resümee: Ethnische Vertreibungen als Zerstörungsgenozid 143
Anhang 154
Dokumente zum Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur UN-Genozidkonvention 1953/54 154
Eckdaten zur Biographie Raphael Lemkins 163
Literaturverzeichnis 164
Personenregisterr 179