Pränataldiagnostik
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Pränataldiagnostik
Rechtliche Analyse, Kritik und Reform des § 15 GenDG
Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 71
(2023)
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Paulina Svensson studierte von 2014 bis 2019 Rechtswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Im Jahr 2022 wurde sie durch die juristische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert. Sie war Stipendiatin der FAZIT-Stiftung und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei einer wirtschaftsrechtlichen Boutique-Kanzlei in München. Zurzeit absolviert sie ihr Rechtsreferendariat am Oberlandesgericht Hamm, u.a. mit einer Station im Bundesministerium des Innern.Abstract
Der medizinisch-technologische Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte hat zu einer hochtechnisierten und einfach zugänglichen Schwangerenvorsorge geführt. Mit § 15 GenDG hat der Gesetzgeber die Zulässigkeit pränataldiagnostischer Kontrollen erstmals gesetzlich geregelt. Kritikpunkte an dieser Regelung gibt es jedoch viele: Die in der Praxis nur schwer umsetzbaren Aufklärungs- und Beratungserfordernisse, die Regelung zu sog. spätmanifestierenden Krankheiten (§ 15 Abs. 2 GenDG), die Einsetzung der Gendiagnostik-Kommission usw. Die Arbeit zeigt auf, dass der Gesetzgeber mit § 15 GenDG zwar einen ausreichenden Ungeborenenschutz gewährleistet, dabei jedoch ungerechtfertigt in die Grundrechte der Schwangeren eingreift. Auch die Einsetzung einer Expertenkommission zur Konkretisierung der Voraussetzungen des § 15 Abs. 1 S. 1 GenDG erweist sich als verfassungsrechtlich problematisch. Die Arbeit schließt mit einem rechtspolitischen Vorschlag für eine Novellierung des § 15 GenDG.»Prenatal Diagnostics. Analysis, criticism and reform of § 15 GenDG«: Sec. 15 GenDG regulates the admissibility of prenatal diagnostic examinations. Whether the legislature fulfills its obligation to protect the unborn with this regulation and creates a proportionate balance to the fundamental rights of pregnant women is the subject of this thesis. This raises the question of the scope of the right not to know and the right of reproductive self-determination, as well as the constitutionality of the Genetic Diagnostics Commission.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Einleitung | 13 | ||
A. Einführung in die Thematik | 13 | ||
B. Gang der Untersuchung | 16 | ||
Kapitel 1: Medizinisch-naturwissenschaftliche Grundlagen der Pränataldiagnostik | 18 | ||
A. Vorgeburtliche Untersuchungsverfahren | 18 | ||
I. Nicht-invasive Pränataldiagnostik | 19 | ||
1. Ultraschalluntersuchungen | 19 | ||
2. Ersttrimesterscreening | 21 | ||
3. Nicht-invasive Pränataltests (NIPT) | 22 | ||
II. Invasive Pränataldiagnostik | 24 | ||
1. Chorionzottenbiopsie | 25 | ||
2. Amniozentese | 26 | ||
3. Chordozentese | 27 | ||
B. Erkenntnismöglichkeiten und Handlungsoptionen nach PND | 27 | ||
I. Typische Krankheitsbilder | 28 | ||
II. Chancen und Risiken der pränatalen Diagnostik | 30 | ||
Kapitel 2: Einfachgesetzliche Analyse des § 15 GenDG | 34 | ||
A. Entstehungsgeschichte | 34 | ||
I. Empfehlungen und Stellungnahmen überparteilicher Institutionen | 35 | ||
II. Gesetzgebungsverfahren 2006–2009 | 38 | ||
B. Voraussetzungen der Pränataldiagnostik de lege lata | 41 | ||
I. Einleitung | 41 | ||
II. § 15 Abs. 1 S. 1 GenDG – Grundregel | 42 | ||
1. Genetische Untersuchung | 42 | ||
a) Zweckrichtung der genetischen Untersuchung | 45 | ||
b) Zufallsbefunde | 47 | ||
c) Nicht-invasive Pränataltests (NIPT) | 48 | ||
2. Untersuchung zu medizinischen Zwecken | 51 | ||
3. Genetische Eigenschaften: Beeinträchtigung der Gesundheit | 54 | ||
4. Genetische Eigenschaften: Beeinflussung einer Arzneimitteltherapie | 60 | ||
5. Aufklärung | 62 | ||
6. Einwilligung | 67 | ||
a) Allgemeine Voraussetzungen für die Wirksamkeit der Einwilligung | 67 | ||
b) Vorgeburtliche genetische Untersuchungen bei nicht-einwilligungsfähigen Schwangeren | 68 | ||
7. Genetische Beratung | 69 | ||
8. Mitteilung der Untersuchungsergebnisse | 74 | ||
III. § 15 Abs. 1 S. 2 GenDG – Verbot der Geschlechtsmitteilung vor der 12. Schwangerschaftswoche | 75 | ||
IV. § 15 Abs. 2 GenDG – Untersuchungsverbot spätmanifestierender Krankheiten | 77 | ||
Kapitel 3: Verfassungsrechtliche Vorgaben für das Recht der Pränataldiagnostik | 82 | ||
A. Einleitung | 82 | ||
B. Verfassungsrechtliche Vorgaben | 83 | ||
I. Staatliche Schutzpflichten | 83 | ||
1. Tatbestand der staatlichen Schutzpflichten | 84 | ||
2. Rechtsfolge der staatlichen Schutzpflichten | 88 | ||
II. Grundrechtspositionen des Ungeborenen | 89 | ||
1. Menschenwürde | 90 | ||
2. Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit | 94 | ||
a) Risiken der invasiven Pränataldiagnostik | 95 | ||
b) Schwangerschaftsabbruch nach pränataler Diagnose | 96 | ||
3. Recht auf Nicht-Wissen | 98 | ||
a) Verfassungsrechtliche Herleitung und Schutzgehalt | 99 | ||
b) Beeinträchtigung durch Pränataldiagnostik | 103 | ||
4. Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 105 | ||
5. Verbot der Benachteiligung wegen einer Behinderung | 107 | ||
6. Fazit | 110 | ||
III. Grundrechtspositionen der Schwangeren | 110 | ||
1. Menschenwürde | 110 | ||
2. Recht auf reproduktive Selbstbestimmung | 114 | ||
a) Verfassungsrechtliche Herleitung | 114 | ||
b) Schutzumfang und Beeinträchtigungen | 117 | ||
c) Zwischenfazit | 122 | ||
3. Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit | 122 | ||
a) Körperliche/psychische Integrität und Gesundheit | 122 | ||
b) Selbstbestimmung über den eigenen Körper | 126 | ||
4. Recht auf Wissen | 128 | ||
a) Recht auf Wissen außerhalb der Gendiagnostik | 129 | ||
b) Ausweitung des Schutzbereichs auf genetische/gesundheitliche Informationen des ungeborenen Kindes | 131 | ||
c) Zwischenfazit | 132 | ||
5. Recht auf Nicht-Wissen | 133 | ||
6. Elternrecht | 134 | ||
a) Das Elternrecht als pflichtengebundenes Abwehrrecht | 135 | ||
b) Inhalt und Grenzen des Elternrechts | 137 | ||
aa) Das Kindeswohl als oberste Richtschnur elterlichen Handelns | 137 | ||
bb) Kindliche Grundrechtspositionen als Elternrechtsbegrenzung | 138 | ||
cc) Interpretationsprimat der Eltern | 139 | ||
c) Staatliches Wächteramt | 140 | ||
d) Vorgeburtliche genetische Untersuchungen als „Pflege und Erziehung“ i.S.d. Art. 6 Abs. 2 GG | 142 | ||
IV. Grundrechtspositionen des biologischen Vaters | 144 | ||
1. Recht auf reproduktive Selbstbestimmung | 144 | ||
2. Elternrecht | 146 | ||
3. Recht auf Nicht-Wissen/Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 147 | ||
4. Fazit | 148 | ||
Kapitel 4: Verfassungsrechtliche Analyse des § 15 GenDG | 149 | ||
A. Zulässigkeitsbeschränkung vorgeburtlicher genetischer Untersuchungen, § 15 Abs. 1 S. 1 GenDG | 149 | ||
I. Maßgaben zur Umsetzung staatlicher Schutzpflichten | 150 | ||
II. Ausreichender und wirksamer Schutz des ungeborenen Lebens | 152 | ||
1. Schutzgut: Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit | 152 | ||
2. Schutzgut: Recht auf Nicht-Wissen/ Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 163 | ||
III. Rechtmäßiger Eingriff in die Grundrechte der Schwangeren | 168 | ||
1. Recht auf reproduktive Selbstbestimmung | 170 | ||
2. Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit sowie Selbstbestimmung über den eigenen Körper | 178 | ||
IV. Fazit | 181 | ||
B. Untersuchungsverbot spätmanifestierender Krankheiten, § 15 Abs. 2 GenDG | 181 | ||
I. Grundrechtspositionen der Beteiligten | 182 | ||
II. Umsetzung der staatlichen Schutzpflichten | 184 | ||
C. Rechtsstellung des biologischen Vaters | 189 | ||
I. Recht auf reproduktive Selbstbestimmung | 190 | ||
II. Elternrecht | 198 | ||
III. Recht auf Nicht-Wissen/ Recht auf informationelle Selbstbestimmung | 200 | ||
IV. Fazit | 202 | ||
D. Normative Konkretisierungskompetenz der Gendiagnostik-Kommission | 202 | ||
I. Einleitung | 202 | ||
II. Organisation und Verfahren | 204 | ||
III. Aufgaben | 205 | ||
1. Richtlinienkompetenz | 205 | ||
a) Verbindlichkeit der Richtlinien | 206 | ||
b) Pflicht zum Richtlinienerlass | 209 | ||
2. Stellungnahme- und Berichtkompetenz | 213 | ||
IV. Zwischenfazit | 215 | ||
V. Rechtsstaatliche und demokratietheoretische Anforderungen | 216 | ||
1. Demokratische Legitimation der GEKO | 216 | ||
a) Sachkunde und Interdisziplinarität | 220 | ||
b) Unabhängigkeit | 222 | ||
c) Betroffenenpartizipation und Transparenz | 227 | ||
d) Zwischenfazit | 228 | ||
2. Parlamentsvorbehalt und Wesentlichkeitstheorie | 230 | ||
VI. Fazit | 234 | ||
Kapitel 5: Zusammenfassung und Reformvorschlag | 236 | ||
A. Regelungsvorschlag eines § 15 GenDG-E | 236 | ||
B. Erläuterung des Normtextes | 238 | ||
I. § 15 Abs. 1 und 2 GenDG-E – Grundregel | 238 | ||
1. § 15 Abs. 1 GenDG-E – Untersuchungen vor der 12. Schwangerschaftswoche | 239 | ||
2. § 15 Abs. 2 GenDG-E – Untersuchungen nach der 12. Schwangerschaftswoche | 242 | ||
3. Formelle Voraussetzungen: Vorgeburtliche Pflichtuntersuchungen? | 244 | ||
II. Vorgeburtliche genetische Untersuchungen auf sog. spätmanifestierende Krankheiten | 246 | ||
III. § 15 Abs. 3 GenDG-E – Beratungsregel | 249 | ||
IV. § 15 Abs. 4 GenDG-E – Vorgeburtliche genetische Untersuchungen bei nicht-einwilligungsfähigen Schwangeren | 251 | ||
V. Fazit | 251 | ||
Literaturverzeichnis | 254 | ||
Sachregister | 265 |