Meeresspiegelanstieg und völkerrechtliche Herausforderungen für kleine Inselstaaten
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Meeresspiegelanstieg und völkerrechtliche Herausforderungen für kleine Inselstaaten
Schriften zum Völkerrecht, Vol. 259
(2023)
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Sebastian Losch studierte von 2013 bis 2018 Rechtswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum mit Schwerpunkt Internationale und Europäische Wirtschaft – Internationale und europäische Rechtsbeziehungen. Nach dem Ersten Staatsexamen begann er seine Promotion und war währenddessen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer internationalen Wirtschaftskanzlei tätig. Die Dissertation verteidigte er im Dezember 2022. Nach seinem juristischen Vorbereitungsdienst am Landgericht Bochum (2021–2023) legte er im Juni 2023 die Zweite juristische Staatsprüfung ab.Abstract
Der Klimawandel ist eines der Themen, die die politischen und rechtlichen Diskussionen auf internationaler Ebene seit geraumer Zeit beherrschen. In dieser Arbeit werden seine Auswirkungen auf die wohl am stärksten Betroffenen untersucht. Einige kleine Inselstaaten haben nicht nur mit wirtschaftlichen, sondern insbesondere aufgrund des möglichen Verlusts des gesamten Staatsgebiets mit erheblichen nichtwirtschaftlichen Risiken zu kämpfen. Der Autor behandelt in einem ganzheitlichen Ansatz verschiedene rechtliche Fragen, die sich angesichts dieses beispiellosen Phänomens ergeben. Beleuchtet werden Implikationen des Flüchtlingsvölkerrechts, des Seerechts, Auswirkungen auf die Staatlichkeit, sowie die völkerrechtliche Verantwortlichkeit von Industriestaaten. Die Arbeit zeigt, dass alle adressierten Problemfelder miteinander in Verbindung stehen und sich gegenseitig beeinflussen und ihre konkrete politische und rechtliche Behandlung daher die Würdigung all dieser Aspekte erfordert.»Sea Level Rise and Challenges for Small Island States under International Law«: Climate change is one of the issues that has dominated political and legal discussions at the international level for some time. Coastal and island states are particularly at risk. For small island states, climate change poses a variety of challenges, not least because they could lose their national territory in the foreseeable future. This book takes a holistic approach to address various legal issues that arise for this group of states as well as their implications for each other.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Kapitel 1: Einführung | 15 | ||
A. Einleitung | 15 | ||
I. Problemaufriss | 15 | ||
II. Relevanz des Untersuchungsgegenstands: Die Sonderstellung kleiner Inselstaaten | 18 | ||
III. Untersuchungsumfang: Eine völkerrechtliche Querschnittsanalyse | 20 | ||
IV. Gang der Untersuchung | 21 | ||
B. Klimawandel und kleine Inselstaaten: Besondere Verwundbarkeit | 22 | ||
Kapitel 2: Meeresspiegelanstieg und Migration | 27 | ||
A. Der Nexus von Klimawandel und Migration | 29 | ||
I. Terminologie | 30 | ||
II. Dimensionen der Beziehung zwischen Umwelt und Migration | 34 | ||
III. Fazit | 40 | ||
B. Einordung in das völkerrechtliche System: Mögliche Regelungsansätze | 42 | ||
I. Sicherheitsbasierter Ansatz | 43 | ||
II. Verantwortungsbasierter Ansatz | 46 | ||
III. Menschenrechtsbasierter Ansatz | 47 | ||
IV. Stellungnahme | 50 | ||
C. Entwicklung eines umfassenden Regelungssystems für „Klimamigration“ | 52 | ||
I. Umgang mit „Klimamigration“ nach bestehendem Völkerrecht | 53 | ||
1. Flüchtlingsrecht | 53 | ||
a) Die Genfer Flüchtlingskonvention | 53 | ||
b) Die Guiding Principles on Internal Displacement | 57 | ||
c) Regionales Flüchtlingsrecht | 59 | ||
aa) Die OAU-Konvention | 59 | ||
bb) Die Cartagena-Deklaration | 62 | ||
cc) Die Kampala-Konvention | 63 | ||
d) Zusammenfassung | 64 | ||
2. Staatenlosenregime bei „Untergang des Staates“ | 65 | ||
3. Internationaler Menschenrechtsschutz | 70 | ||
a) Menschenrechtsschutz im Kontext des Klimawandels | 70 | ||
aa) Recht auf gesunde Umwelt | 72 | ||
bb) Recht auf Gesundheit | 74 | ||
cc) Recht auf Leben | 76 | ||
dd) Recht auf Selbstbestimmung und Kultur | 76 | ||
b) Komplementärer Schutz bei grenzüberschreitender Vertreibung | 78 | ||
aa) Das Non-Refoulement-Gebot außerhalb des Flüchtlingsrechts | 78 | ||
bb) Meeresspiegelanstieg und erhebliche Gefahr für grundlegende Menschenrechte | 81 | ||
c) Zusammenfassung | 85 | ||
4. Verbleibende Schutzlücken | 87 | ||
a) Interne Vertreibung | 87 | ||
b) Grenzüberschreitende Vertreibung | 88 | ||
c) Frühzeitige Migration als Anpassungsmaßnahme | 90 | ||
aa) Individuelle Migration aufgrund von Klimaeinflüssen | 91 | ||
bb) Geplante und kollektive Umsiedlung | 93 | ||
d) Sonderfall kleiner Inselstaaten | 94 | ||
II. Politische Lösungsansätze und ergänzende Instrumente | 97 | ||
1. Migration im internationalen Klimaschutzrecht: Die UN-Klimarahmenkonvention | 98 | ||
2. Die Nansen-Initiative und die Platform on Disaster Displacement | 102 | ||
3. Das Recht der Entwicklungszusammenarbeit – Die Agenda 2030 | 104 | ||
a) SDGs in Zusammenhang mit Migration | 105 | ||
b) SDGs mit Relevanz für den Klimawandel | 106 | ||
c) Zusammenfassung | 108 | ||
4. Die Global Compacts von 2018 | 108 | ||
5. Fazit | 111 | ||
III. Zukünftige Konzepte zur Schließung der Schutzlücke | 112 | ||
1. Konventionslösung | 113 | ||
a) Anbindung an bestehende Verträge | 114 | ||
aa) Erweiterung der GFK | 114 | ||
bb) Protokoll zu der UNFCCC | 116 | ||
b) Selbstständiges Vertragswerk | 119 | ||
c) Stellungnahme | 121 | ||
2. Multidimensionale Lösung | 124 | ||
a) Ausschöpfen bestehender Regelungssysteme | 126 | ||
b) Leitlinien statt verbindlicher Konvention – Ein „soft law“-Ansatz | 128 | ||
c) Regionale und nationale Maßnahmen | 131 | ||
3. Fazit | 134 | ||
D. Ergebnis | 135 | ||
Kapitel 3: Meeresspiegelanstieg und seerechtliche Auswirkungen | 138 | ||
A. Das Internationale Seerecht | 140 | ||
I. Das Recht der Meereszonen | 140 | ||
II. Das Recht der Basislinie | 141 | ||
1. Die normale Basislinie | 142 | ||
2. Die gerade Basislinie | 142 | ||
a) Art. 7 Abs. 1 | 142 | ||
b) Art. 7 Abs. 2 | 143 | ||
c) Art. 47 | 143 | ||
B. Seerechtliche Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs | 144 | ||
I. Allgemeine Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs auf Basislinien und Meereszonen | 145 | ||
II. Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs im Falle von Inseln und anderen Gebilden | 147 | ||
III. Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs auf Archipelstaaten | 148 | ||
IV. Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs auf Seegrenzen | 149 | ||
C. Anpassungsoptionen | 150 | ||
I. De lege lata | 151 | ||
1. Nutzung gerader Basislinien | 152 | ||
2. Fixierung des Festlandsockels | 156 | ||
3. Abgrenzung der Seegrenzen in bilateralen Verträgen | 157 | ||
4. Herabsetzung des Seekartennulls | 160 | ||
5. Stellungnahme | 161 | ||
II. De lege ferenda | 161 | ||
1. Vereinbarkeit mit Grundprinzipien des Seerechts | 163 | ||
2. Inhaltliche Anpassung des Meereszonenregimes | 165 | ||
a) Gegenstand der Fixierung | 165 | ||
aa) Fixierung der Basislinien | 165 | ||
bb) Fixierung der äußeren Grenzen | 167 | ||
cc) Stellungnahme | 168 | ||
b) Meereszonen für entterritorialisierte Staaten | 169 | ||
3. Format | 173 | ||
a) Entwicklung entsprechenden Völkergewohnheitsrechts | 173 | ||
b) Änderung oder Erweiterung der Bestimmungen des SRÜ | 175 | ||
aa) Formelle Änderung des SRÜ | 175 | ||
bb) Komplementäre Vereinbarungen zum SRÜ | 176 | ||
4. Stellungnahme | 178 | ||
D. Ergebnis | 179 | ||
Kapitel 4: Meeresspiegelanstieg und Staatlichkeit | 181 | ||
A. Bedeutung für kleine Inselstaaten – Staatlichkeit als Manifestation der Selbstbestimmung | 183 | ||
B. Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs auf die Staatenmerkmale | 185 | ||
I. Auswirkungen auf das Staatsterritorium | 187 | ||
II. Auswirkungen auf das Staatsvolk | 190 | ||
III. Auswirkungen auf die Staatsgewalt | 192 | ||
IV. Fazit | 195 | ||
C. Erhalt der Souveränität bedrohter Inselvölker | 196 | ||
I. Selbstbestimmungsrecht der Völker und SIDSs | 196 | ||
1. Volk im Sinne des Selbstbestimmungsrechts? | 199 | ||
2. Inhalt des Selbstbestimmungsrechts im Kontext untergehender Inselstaaten | 203 | ||
II. Mögliche Szenarien, um die Selbstbestimmung zu erhalten | 206 | ||
1. Begründung eines neuen Territoriums | 207 | ||
a) Abtretung von Territorium durch einen Geberstaat | 207 | ||
b) Käuflicher Erwerb von Territorium | 209 | ||
c) Künstliche Inseln | 210 | ||
d) Zusammenfassung | 212 | ||
2. Freie Assoziation und Integration | 213 | ||
a) Selbstverwaltung in freier Assoziation | 214 | ||
b) Föderation | 216 | ||
c) Zusammenfassung | 218 | ||
3. Entterritorialisierte Staaten | 219 | ||
a) Fortbestehende Anerkennung als Völkerrechtssubjekt trotz Verlust des Territoriums? | 220 | ||
aa) Verbindlichkeit der Montevideo-Kriterien | 222 | ||
bb) Territorium als Merkmal des Staatenbegriffs | 227 | ||
cc) Kontinuitätsprinzip | 232 | ||
dd) Existenzrecht des Staates und Rolle des Selbstbestimmungsrechts | 236 | ||
ee) Zusammenfassung | 239 | ||
b) Umsetzung einer entterritorialisierten Staatlichkeit | 240 | ||
III. Stellungnahme | 245 | ||
D. Ergebnis | 247 | ||
Kapitel 5: Meeresspiegelanstieg und rechtliche Verantwortung | 249 | ||
A. Kompensationspflichten im Klimarecht | 250 | ||
I. Die Geschichte von Loss and Damage im Klima-Völkerrecht | 252 | ||
II. Loss and Damage heute | 256 | ||
1. Warschauer Internationaler Mechanismus | 256 | ||
2. Loss and Damage im Übereinkommen von Paris | 258 | ||
3. Finanzfazilität | 261 | ||
III. Unzulänglichkeiten des Klima-Völkerrechts in Bezug auf Loss and Damage | 262 | ||
1. Fehlende Trennung von Anpassung und Loss and Damage | 262 | ||
2. Fehlende definitorische Abgrenzung zwischen Anpassung und Loss and Damage | 264 | ||
3. Fehlende Definition der von Loss and Damage umfassten Situationen | 265 | ||
4. Fehlende Kompensations- und Finanzierungsmechanismen | 267 | ||
IV. Fazit | 268 | ||
B. Staatenverantwortlichkeit bei Umweltschäden | 269 | ||
I. Anwendbarkeit | 270 | ||
II. Internationally Wrongful Act | 271 | ||
1. Völkerrechtliche Primärpflicht | 271 | ||
a) Vertragliche Normen | 272 | ||
b) „No harm-rule“ | 274 | ||
c) Stellungnahme | 275 | ||
2. Anwendbarkeit der „No harm-rule“ im Kontext des Klimawandels | 275 | ||
3. Umfang der Verpflichtung | 277 | ||
a) Verschuldensmaßstab | 277 | ||
b) Sorgfaltsmaßstab | 282 | ||
aa) Möglichkeit zum Handeln | 283 | ||
bb) Vorhersehbarkeit des Schadens | 284 | ||
cc) Zumutbarkeit der Wahl der Maßnahmen | 285 | ||
c) Zwischenergebnis | 288 | ||
4. Kausaler Schaden | 288 | ||
a) Kausalitätsstandard | 289 | ||
b) Nachzuweisender Kausalzusammenhang | 291 | ||
aa) Erste Stufe: Anstieg der THG-Konzentration | 291 | ||
bb) Zweite Stufe: Erwärmung | 292 | ||
cc) Dritte Stufe: Schäden infolge des Klimawandels | 292 | ||
c) Anforderungen an den zu erbringenden Nachweis | 293 | ||
d) Nachweis der Kausalität im konkreten Fall | 297 | ||
aa) Nachweis der Kausalität bei „sudden-onset“-Ereignissen | 297 | ||
bb) Nachweis der Kausalität bei „slow-onset“-Ereignissen | 298 | ||
III. Rechtsfolge | 299 | ||
1. Wiedergutmachungspflicht | 300 | ||
a) Naturalrestitution | 300 | ||
b) Schadensersatz | 302 | ||
2. Umfang der Ersatzpflicht | 303 | ||
a) Problem der ungewissen Ursächlichkeit menschlicher Emissionen | 305 | ||
b) Problem erlaubter Emissionen | 306 | ||
c) Problem der Pluralität verantwortlicher Staaten | 308 | ||
aa) Anteilige Haftung | 308 | ||
bb) Gesamtschuldnerische Haftung | 310 | ||
cc) Stellungnahme | 314 | ||
IV. Fazit Staatenverantwortlichkeit | 314 | ||
C. Zusammenfassung und Ausblick | 316 | ||
Kapitel 6: Schlusswort | 320 | ||
A. Zusammenfassung | 320 | ||
B. Einordnung der Untersuchungsergebnisse | 330 | ||
Literaturverzeichnis | 335 | ||
Dokumentenverzeichnis | 359 | ||
Stichwortverzeichnis | 376 |