Verkehrssicherungspflichten von Netzdienstanbietern in der Volksrepublik China unter besonderer Berücksichtigung der E-Commerce-Plattform-Betreiber
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Verkehrssicherungspflichten von Netzdienstanbietern in der Volksrepublik China unter besonderer Berücksichtigung der E-Commerce-Plattform-Betreiber
Schriften zum Internationalen Recht, Vol. 239
(2023)
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About The Author
Anne Sophie Ortmanns studierte Rechtswissenschaft an der Universität Passau und absolvierte währenddessen eine fachspezifische Fremdsprachenausbildung in Chinesisch und Englisch. Während eines einjährigen Studienaufenthaltes an der Universität Nanjing, gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes, vertiefte sie ihre Sprachkenntnisse in Chinesisch. Nach Abschluss der Ersten Juristischen Prüfung im Jahr 2020 arbeitete sie bis März 2023 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Internationales Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt Ostasien bei Frau Professorin Dr. Yuanshi Bu, LL.M. (Harvard). Im März 2023 wurde sie von der Juristischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg promoviert. Seit Mai 2023 ist sie Rechtsreferendarin am Kammergericht Berlin.Abstract
Die Volksrepublik China nimmt weltweit eine Vorreiterrolle bei der Zurverfügungstellung digitaler Dienste ein. Angesichts steigender Zahlen online begangener Rechtsverletzungen ist die Problematik, inwieweit neben den unmittelbaren Schädigern auch E-Commerce-Plattform-Betreiber und andere Netzdienstanbieter rechtlich zur Verantwortung gezogen werden, in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus des chinesischen Gesetzgebers geraten. Wesentliche Regelungen enthalten neben diversen justiziellen Auslegungen das am 1.1.2021 in Kraft getretene Zivilgesetzbuch der Volksrepublik China sowie das am 1.1.2019 in Kraft getretene Gesetz über den E-Commerce. Die Arbeit untersucht, inwieweit die neuen Vorschriften sich von ihren Vorgängerregelungen unterscheiden, und kommt zu dem Ergebnis, dass sie trotz großer inhaltlicher Überschneidungen sowohl Verbesserungen als auch haftungsverschärfende Regelungen enthalten, mit denen Rechtsunsicherheit einhergeht.»Duties of Care of Providers of Digital Services with Special Reference to E-Commerce Platform Operators in the People's Republic of China«: In view of the increasing number of online infringements, e-commerce platform operators and other network service providers in the People's Republic of China are the target of new regulatory efforts by the Chinese legislature. The study traces the development of their legal responsibility and, in particular, sheds light on the extent to which a trend toward increased liability has taken place in recent years.«
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
1. Teil: Einführung | 19 | ||
1. Kapitel: Einleitung | 19 | ||
A. Die rechtliche Verantwortung von Netzdienstanbietern im Gefüge staatlichen Handelns | 24 | ||
B. Ausgestaltung der zivilrechtlichen Verantwortung von Netzdienstanbietern | 27 | ||
C. Ausblick auf die folgende Untersuchung | 29 | ||
2. Kapitel: Stand der Forschung, Ziel, Methode und Gang der Untersuchung | 30 | ||
A. Stand der Forschung | 30 | ||
B. Eigener Beitrag zum Forschungsgegenstand | 31 | ||
C. Methode der Untersuchung | 33 | ||
D. Gang der Untersuchung | 34 | ||
3. Kapitel: Begrifflicher Gegenstand der Untersuchung | 35 | ||
A. Verkehrssicherungspflicht | 36 | ||
I. Hintergründe des Instituts der Verkehrssicherungspflicht im chinesischen Recht | 37 | ||
II. Besondere Verkehrssicherungspflichten und allgemeine Verkehrssicherungspflicht | 38 | ||
III. Rechtsprechung über die Abgrenzung eigener und mittelbarer Rechtsverletzungen | 40 | ||
1. Sachverhalt | 40 | ||
2. Entscheidung der Gerichte | 41 | ||
3. Analyse | 43 | ||
B. Berechtigte und Verpflichtete der im Internet geltenden Verkehrspflichten | 44 | ||
I. Netznutzer, E-Commerce-Betreiber und Dienstleistungssubjekte | 44 | ||
1. Netznutzer | 44 | ||
2. E-Commerce-Betreiber und Dienstleistungssubjekte | 45 | ||
II. Netzdienstanbieter und E-Commerce-Plattform-Betreiber | 46 | ||
1. Begriffsbestimmung des Netzdienstanbieters durch das OVG | 46 | ||
a) Differenzierung zwischen Webtechnologiedienst- und Webinhaltsdienstanbietern | 47 | ||
b) Auswirkungen auf die Haftungsfolge | 48 | ||
2. Charakteristika des E-Commerce-Plattform-Betreibers | 48 | ||
a) Anforderungen an die Eigenschaft als E-Commerce-Plattform-Betreiber | 49 | ||
b) Der E-Commerce-Plattform-Betreiber als Mittler | 50 | ||
c) Der E-Commerce-Plattform-Betreiber als Mitgestalter des Handels | 50 | ||
3. Grenzfälle | 51 | ||
a) Rechtsprechung über Miniprogrammplattformdienste | 52 | ||
aa) Sachverhalt und Parteivortrag | 53 | ||
bb) Entscheidung des Internetgerichts Hangzhou | 54 | ||
cc) Analyse | 55 | ||
b) Rechtsprechung über Cloud-Dienste | 56 | ||
aa) Sachverhalt | 57 | ||
bb) Entscheidung des erstinstanzlich zuständigen Gerichts | 57 | ||
cc) Entscheidung des zweitinstanzlich zuständigen Gerichts | 58 | ||
(1) Die Alibaba Cloud Ltd. als Netzdienstanbieterin i.S.v. § 36 DelHaftG | 58 | ||
(2) Haftung der Alibaba Cloud Ltd. nach § 36 Abs. 2 DelHaftG | 59 | ||
dd) Analyse | 59 | ||
c) Fazit | 60 | ||
III. Netznutzer, Dienstleistungssubjekte und auf E-Commerce-Plattformen tätige Betreiber | 61 | ||
IV. Andere E-Commerce-Betreiber | 62 | ||
VI. Fazit | 63 | ||
2. Teil: Die Verkehrspflichten im Rahmen des Notice and Takedown-Verfahrens | 65 | ||
4. Kapitel: Das Notice and Takedown-Verfahren im chinesischen Recht | 65 | ||
A. Übernahme des Notice and Takedown-Verfahrens in das chinesische Recht | 66 | ||
I. Das Notice and Takedown-Verfahren im US-amerikanischen Recht | 66 | ||
1. Verfahrensvoraussetzungen und Rechte bei falschen Benachrichtigungen | 67 | ||
2. Haftung für die Nichtergreifung der notwendigen Maßnahmen | 68 | ||
II. Hintergründe und Ablauf des Notice and Takedown-Verfahrens im chinesischen Recht | 70 | ||
1. Anfänge und Hintergründe der Übernahme in das chinesische Recht | 70 | ||
2. §§ 14ff. und 20ff. SRVI-VO | 72 | ||
a) Ablauf des Notice and Takedown-Verfahrens der §§ 14ff. SRVI-VO | 72 | ||
b) Die Safe Harbor-Bestimmungen der §§ 22f. SRVI-VO | 73 | ||
c) Rechtsdogmatisches Verständnis der §§ 22f. SRVI-VO | 74 | ||
3. § 36 Abs. 2 DelHaftG | 75 | ||
a) Reichweite der Benachrichtigungsregel des DelHaftG | 76 | ||
b) Rechtsdogmatisches Verständnis von § 36 Abs. 2 DelHaftG | 77 | ||
c) Pflicht zur Weiterleitung als notwendige Maßnahme i.S.v. § 36 Abs. 2 DelHaftG | 79 | ||
4. Das Notice and Takedown-Verfahren der §§ 1195f. ZGB und §§ 42f. ECG | 80 | ||
a) Wesentlicher Inhalt der §§ 1195f. ZGB und §§ 42f. ECG | 81 | ||
aa) Inhalt der Benachrichtigung | 82 | ||
bb) Anforderungen an die zu erbringenden Anfangsbeweise | 83 | ||
cc) Weiterleitungspflicht des Netzdienstanbieters | 85 | ||
dd) Notwendigkeit und Angemessenheit der zu ergreifenden Maßnahmen | 85 | ||
ee) Unverzüglichkeit der zu ergreifenden Maßnahmen | 87 | ||
b) Das Recht zur Gegenanzeige | 88 | ||
aa) Zweck des Rechts zur Gegenanzeige | 89 | ||
bb) Pflicht des Netzdienstanbieters zur Weiterleitung der Gegenanzeige | 90 | ||
cc) Haftung für die unvollständige Durchführung des Gegenanzeigeverfahrens | 92 | ||
(1) § 1194 S. 1 ZGB | 92 | ||
(2) Haftung nach § 1165 Abs. 1 ZGB i.V.m. § 1172 ZGB | 93 | ||
B. Rechtsfolge der Haftung der Netzdienstanbieter nach dem ZGB und ECG | 95 | ||
I. Dogmatisches Verständnis der Haftungsregeln | 96 | ||
1. Verständnis des OVG | 96 | ||
a) Verständnis von § 1195 Abs. 2 ZGB | 97 | ||
b) Verhältnis zwischen § 1195 Abs. 2 ZGB und § 1197 ZGB | 98 | ||
2. Missverständnis des Safe Harbor-Modells | 98 | ||
3. Mögliche Ursachen für das Missverständnis des Safe Harbor-Modells | 100 | ||
4. Haftungsbegründungsmodell | 102 | ||
a) Folgen des Haftungsbegründungsmodells | 102 | ||
b) Kritik an dem Haftungsbegründungsmodell | 104 | ||
c) Verschuldensbestimmung im Rahmen des Haftungsbegründungsmodells | 105 | ||
d) Rechtspolitische Erwägungen für das Haftungsbegründungsmodell | 106 | ||
II. Analyse | 107 | ||
1. Das Safe Harbor-Modell im chinesischen Deliktsrecht | 108 | ||
2. Ursache für das Missverständnis der Safe Harbor-Regel | 108 | ||
3. Fazit | 109 | ||
III. Haftung für die nicht erfolgte Weiterleitung der Benachrichtigung | 111 | ||
C. Haftung des Absenders falscher Benachrichtigungen | 111 | ||
I. Hintergründe der Haftungsregeln | 112 | ||
II. Subjektive Anforderungen an die Haftung | 114 | ||
III. Kriterien zur Feststellung der Arglistigkeit | 115 | ||
IV. Arglistige Sendung von Gegenanzeigen i.S.d. § 43 ECG | 116 | ||
D. Vergleich der alten und neuen Regelungen des Notice and Takedown-Verfahrens | 117 | ||
I. Anwendungsverhältnis zwischen dem ZGB und dem ECG | 117 | ||
II. Anwendungsverhältnis zwischen der SRVI-VO, dem ECG und dem ZGB | 118 | ||
III. Anwendungsverhältnis zwischen den justiziellen Auslegungen des OVG | 118 | ||
IV. Die notwendigen Maßnahmen i.S.d. ZGB, ECG und der SRVI-VO | 119 | ||
V. Das Recht zur Gegenanzeige | 119 | ||
VI. Der safe harbor | 120 | ||
VII. Haftung des Absenders falscher Benachrichtigungen | 121 | ||
E. Gesamtanalyse | 121 | ||
I. Ausweitung des Anwendungsbereichs des Notice and Takedown-Verfahrens | 121 | ||
1. Ausweitung des sachlichen Anwendungsbereichs | 122 | ||
2. Ausweitung des persönlichen Anwendungsbereichs | 124 | ||
II. Regelung der Weiterleitungspflicht des Netzdienstanbieters | 126 | ||
III. Regelung der Haftung für falsche Benachrichtigungen | 127 | ||
IV. Exkurs: Die Benachrichtigungsregel im Gefüge des einstweiligen Rechtsschutzes | 128 | ||
1. Interessenungleichgewicht zwischen Rechtsinhabern und Schädigern | 129 | ||
2. § 9 OVG IP E-Commerce i.V.m. §§ 100f. ZPG | 131 | ||
3. Änderungsvorschläge | 133 | ||
4. Analyse | 134 | ||
F. Fazit | 135 | ||
3. Teil: Aktive Prüf- und Sicherungspflichten | 138 | ||
5. Kapitel: Die Wissensregeln des DelHaftG, ZGB, ECG und der SRVI-VO | 138 | ||
A. Gesetzgebungshistorische Hintergründe zu § 36 Abs. 3 DelHaftG | 139 | ||
B. Neuregelung in § 1197 ZGB und § 45 ECG | 140 | ||
C. Die Pflicht nach § 38 Abs. 1 ECG | 141 | ||
D. Bestimmung des Wissens und Wissenmüssens durch die Gerichte | 143 | ||
I. Begriffliche Klärung durch das OVG | 143 | ||
1. Begriffliche Klärung in der Kommentierung des OVG | 143 | ||
2. § 6 OVG Informationsnetze I | 144 | ||
3. § 8f. OVG Informationsnetze II und § 9 OVG Urheberrecht | 146 | ||
4. § 11 OVG IP E-Commerce | 147 | ||
II. Fallbeispiele | 148 | ||
1. Urteil des Gerichts für geistiges Eigentum Beijing | 148 | ||
a) Entscheidung des erstinstanzlichen Gerichts | 148 | ||
b) Entscheidung des zweitinstanzlichen Gerichts | 149 | ||
c) Fazit | 150 | ||
2. Rechtsstreit CBCGDF ./. Alibaba et al. | 150 | ||
a) Sachverhalt und Klägervortrag | 151 | ||
b) Beklagtenvortrag | 151 | ||
c) Entscheidung des Mittleren Volksgerichts Hangzhou | 152 | ||
d) Entscheidung des Oberen Volksgerichts Zhejiang | 153 | ||
e) Analyse | 154 | ||
E. § 1197 ZGB und § 45 ECG als Ausdruck des US-amerikanischen Red Flag-Tests | 155 | ||
I. Chance zur Abkehr von dem US-amerikanischen Red Flag-Test? | 155 | ||
II. Einschränkungen des Grundsatzes der Verschuldenshaftung | 156 | ||
III. Analyse | 157 | ||
F. Fazit | 158 | ||
6. Kapitel: Die Pflichten von E-Commerce-Plattform-Betreibern gemäß § 38 Abs. 2 ECG | 160 | ||
A. Die Prüfpflicht i.S.v. § 38 Abs. 2 Var. 1 ECG | 161 | ||
I. Prüfungsumfang | 162 | ||
II. Analyse | 164 | ||
B. Die Pflicht zur Gewährleistung der Sicherheit nach § 38 Abs. 2 Var. 2 ECG | 165 | ||
I. Tatsächliche Hintergründe für die Schaffung des § 38 Abs. 2 Var. 2 ECG | 165 | ||
II. § 38 Abs. 2 Var. 2 ECG als allgemeine Verkehrspflicht für den E-Commerce | 166 | ||
C. Auslegung der in § 38 Abs. 2 ECG geregelten Pflichten im Einzelnen | 168 | ||
I. § 38 Abs. 2 ECG als Zusammenfassung anderer gesetzlicher Pflichten | 168 | ||
II. Kritik | 169 | ||
III. Das Verhältnis von § 38 Abs. 2 ECG zu § 1198 ZGB und § 18 Abs. 2 VSG | 170 | ||
1. Anwendbarkeit von § 38 Abs. 2 ECG neben § 1198 ZGB | 172 | ||
a) Argumente für die Anwendbarkeit von § 38 Abs. 2 ECG neben § 1198 ZGB | 172 | ||
b) Exklusivitätsverhältnis zwischen § 38 Abs. 2 ECG und § 1198 ZGB | 173 | ||
2. Analyse | 174 | ||
D. Entsprechende Haftung nach § 38 Abs. 2 ECG als Rechtsfolge | 175 | ||
I. Gesetzgebungshistorische Hintergründe | 175 | ||
II. Die entsprechende Haftung | 177 | ||
1. Verständnis der entsprechenden Haftung | 177 | ||
a) Die entsprechende Haftung als gesamtschuldnerische Haftung | 177 | ||
b) Die entsprechende Haftung als anteilige Haftung | 178 | ||
c) Die entsprechende Haftung als entsprechende Ergänzungshaftung | 179 | ||
2. Ausgleichsanspruch des Plattformbetreibers | 180 | ||
3. Analyse | 181 | ||
E. Abgrenzung von § 38 Abs. 1 und Abs. 2 ECG | 182 | ||
I. Anwendungsbeispiel | 182 | ||
1. Sachverhalt und mögliche Lösungen | 183 | ||
2. Abgrenzung anhand zeitlicher Kriterien | 184 | ||
3. Abgrenzung anhand der Offensichtlichkeit der Rechtsverletzung | 184 | ||
4. Entscheidung des Fallbeispiels | 185 | ||
II. Analyse | 185 | ||
F. Fazit | 187 | ||
4. Teil: Schlussbetrachtung | 189 | ||
7. Kapitel: Resümee, Thesen und Handlungsempfehlungen | 189 | ||
A. Resümee | 189 | ||
B. Thesen | 191 | ||
C. Handlungsempfehlungen | 192 | ||
Anhang | 196 | ||
Gesetzesverzeichnis | 196 | ||
Normenverzeichnis | 201 | ||
Literaturverzeichnis | 231 | ||
Stichwortverzeichnis | 244 |