Herrschaft und Indoktrination
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Herrschaft und Indoktrination
Zur Logik der Weltanschauungsdiktatur II
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 204
(2023)
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About The Author
Lothar Fritze, geb. 1954; 1974 bis 1978 Studium der Sozialistischen Betriebswirtschaft an der TH Karl-Marx-Stadt (Dipl.-Ing. oec); 1988 Promotion in Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin; 1997 Habilitation in Politikwissenschaft an der TU Chemnitz. Fritze war von 1993 bis 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden und lehrte ab 2007 als außerplanmäßiger Professor Politikwissenschaft an der TU Chemnitz.Abstract
Der Autor verteidigt die Grundidee des Totalitarismusansatzes, untersucht einzelne Totalitarismuskonzeptionen und diskutiert methodologische Probleme sowie forschungsstrategische Fragestellungen. Im Zentrum des Bandes stehen Analysen zur Funktionsweise von ideologiegeleiteten Diktaturen (Weltanschauungsdiktaturen) sowie Überlegungen zu einer kritizistischen Totalitarismustheorie, die den im Kritischen Rationalismus entwickelten methodischen Kritizismus, nämlich das Verfahren der kritischen Prüfung, fruchtbar zu machen sucht. Der sich daraus ergebende kritizistische Totalitarismusbegriff bezieht sich nicht nur auf die materialisierten Resultate des Handelns; er bezieht sich auch auf die dem Handeln zugrundeliegenden Denkstile und Problemlösungen. Totalitarismusforschung untersucht daher nicht nur totalitäre Diktaturen, sondern auch Formen des totalitären Denkens sowie des entsprechenden Problemlösungsverhaltens - und zwar sowohl in totalitären als auch nicht-totalitären Systemen.»Authority and Indoctrination. On the Logic of Ideocracies II«: This volume centers on the analysis of ideology-driven dictatorships (Ideocracies) and, inspired by critical rationalism and its procedures of critical verification, offers reflections on a critical theory of totali-tarianism. Research on totalitarianism encompasses the analysis of totalitarian dictatorships as well as forms of totalitarian thinking and respective modes of problem solving.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
I. Was heißt und zu welchem Ende betreibt man Totalitarismusforschung? | 19 | ||
1. Gründungsintention und Forschungsauftrag | 20 | ||
a) Der Name des Instituts | 20 | ||
b) Forschungsgegenstand und theoretisches Rüstzeug | 21 | ||
c) Zum ursprünglichen Totalitarismusbegriff | 22 | ||
d) Totalitarismusbegriff und Vergleichsperspektive | 24 | ||
e) Zur Begrifflichkeit des satzungsgemäßen Forschungsauftrags | 25 | ||
2. Ziele der Forschung und Praxisrelevanz | 29 | ||
a) Forschungsgegenstände und Erkenntnisziele | 29 | ||
b) Praktische Orientierung der Totalitarismusforschung | 30 | ||
c) Empirische Forschung in theoriebildender Absicht? | 32 | ||
3. Plädoyer für Totalitarismusvermeidungsforschung | 33 | ||
a) Totalitäres Problemlösungsverhalten | 33 | ||
b) Totalitäre Gefährdungen des demokratischen Verfassungsstaats | 34 | ||
4. Totalitarismus als komplexes Phänomen | 36 | ||
a) Für einen Pluralismus der Konzeptionen und Perspektiven | 36 | ||
b) Perspektivenwechsel | 41 | ||
c) Einheitliche Forschungskonzeption oder forschungsleitende Gesichtspunkte? | 43 | ||
d) Lernen aus der Geschichte? | 44 | ||
e) Diktaturenvergleich | 45 | ||
5. Interdisziplinarität | 46 | ||
a) Forderung oder Begleiteffekt der Forschung? | 46 | ||
b) Betrachtungsebenen | 47 | ||
c) Spezifik von Wissenschaftsdisziplinen | 49 | ||
d) Forschungsperspektiven | 50 | ||
6. Schlussbemerkungen | 51 | ||
II. Unschärfen des Totalitarismusbegriffs | 55 | ||
1. Die Bildung des ursprünglichen Begriffs | 56 | ||
2. Unterschiede zwischen den modernen Diktaturen und den Autokratien der Vergangenheit | 57 | ||
3. Zwei Interpretationsmöglichkeiten | 59 | ||
4. Der Begriff der totalitären Diktatur | 60 | ||
5. Zur essentialistischen Definitionspraxis | 61 | ||
6. Neubestimmung von Wesenszügen | 63 | ||
7. Korrekturen am Merkmals- bzw. Eigenschaftskatalog | 64 | ||
8. Friedrichs Korrektur | 66 | ||
9. Ein neuer Begriff | 69 | ||
10. Missglückter Rettungsversuch | 69 | ||
III. Der Kritische Rationalismus über Ursprünge und Formen totalitären Denkens | 71 | ||
IV. Essentialismus in der Totalitarismusforschung | 75 | ||
1. Essentialismus | 76 | ||
2. Begriffsverwirrung | 78 | ||
3. Essentialistisches Denken in der Totalitarismusforschung | 82 | ||
4. Wie könnten Wesenheiten erkennbar sein? | 84 | ||
5. Paradigmatische Fälle | 85 | ||
6. Zirkularität in der Bestimmung des Wesens | 87 | ||
7. Nominalismus | 89 | ||
8. Relativ stabile Begriffskerne | 91 | ||
9. Begriffsanalyse | 92 | ||
10. Das Scheitern der Begriffsanalyse | 93 | ||
11. Umgangssprachliche Verwendung des Begriffs „totalitär“ | 95 | ||
12. Konsequenzen | 97 | ||
V. Über die Unentscheidbarkeit, ob es Faschismus gegeben hat | 99 | ||
VI. Noch einmal: „Vergleichen“ gleich „Gleichsetzen“? | 103 | ||
1. Vergleiche implizieren Gleichsetzungen | 103 | ||
2. Vortheoretische Überzeugungen | 106 | ||
3. Vergleichsverbot – nicht begründbar | 106 | ||
4. Die Doppeldeutigkeit von „nicht vergleichbar“ | 107 | ||
VII. Kritik des totalitären Denkens | 111 | ||
1. Problemlösungsverhalten und Erkenntnistheorie | 112 | ||
2. Identifikation totalitärer Denkfiguren | 114 | ||
a) Totalkritik | 114 | ||
b) Alternativ-Radikalismus | 114 | ||
c) Vakuum-Fiktion | 115 | ||
3. Hans Alberts Kritik totalitären Denkens | 115 | ||
a) Erkenntnistheoretische Kritik | 116 | ||
b) Pragmatische Kritik | 122 | ||
4. Methodischer Kritizismus als rationale Heuristik | 125 | ||
5. Methodologischer Revisionismus im Bereich der Politik? | 127 | ||
6. Methodischer Kritizismus als kritizistische Totalitarismuskonzeption | 129 | ||
VIII. Dialektik der totalen Herrschaft | 135 | ||
1. Nicht-konstitutionelle Diktaturen | 135 | ||
2. Weltanschauungsdiktaturen | 136 | ||
3. Hannah Arendts Verständnis der totalen Herrschaft | 138 | ||
4. Ein Gedankenexperiment | 143 | ||
5. Paradoxien eines idealtypischen Totalitarismusbegriffs | 146 | ||
6. Terror – ein nicht-notwendiges Merkmal | 148 | ||
7. Orientierung an weltanschaulich-ideologischen Ideensystemen | 152 | ||
8. Indoktrination und Indoktriniertheit | 154 | ||
9. Irrationale Überzeugungsbildung als Herrschaftsmethode | 155 | ||
10. Eine verdeckte Prämisse der Totalitarismuskonzeption | 156 | ||
11. Institutionelle, instrumentelle und ideologische Voraussetzungen totalitärer Herrschaft | 157 | ||
12. Fazit | 158 | ||
IX. Die Weltanschauungsdiktatur | 161 | ||
1. Methodische Vorbemerkung | 161 | ||
2. Der ursprüngliche Diktaturbegriff | 162 | ||
3. Konstitutionelle Diktaturen | 163 | ||
4. Nicht-konstitutionelle Diktaturen | 166 | ||
a) Historische Beispiele | 166 | ||
b) Der Begriff der nicht-konstitutionellen Diktatur | 167 | ||
c) Möglichkeiten der Herrschaftsausübung | 169 | ||
5. Weltanschauungsdiktaturen | 171 | ||
a) Nicht-konstitutionelle Diktaturen besonderer Art | 171 | ||
b) Merkmale der Weltanschauungsdiktatur | 173 | ||
c) Selbstlegitimation für die Machtergreifung und Herrschaftsausübung | 174 | ||
d) Ideologische Selbstbindung | 176 | ||
6. Systemideologien | 178 | ||
7. Totalitäre Diktaturen | 181 | ||
8. Ausblick | 182 | ||
X. Indoktrination und irrationale Überzeugungsbildung | 183 | ||
1. Indoktrination als Herrschaftstechnologie | 183 | ||
a) Konditionierung durch Indoktrination | 184 | ||
b) Die Verzichtbarkeit des Terrors | 185 | ||
2. Überzeugungen und Bewusstseinsformung | 186 | ||
a) Überzeugungen | 186 | ||
b) Indoktrination als Überzeugungsbildung | 189 | ||
c) Indoktrination als Dispositionenerzeugung | 190 | ||
d) Rationalität und Wahrheit | 191 | ||
3. Formen der Überzeugungsbildung | 194 | ||
a) Nicht-diskursive Überzeugungsbildung | 194 | ||
b) Nicht-rationale Überzeugungsbildung | 195 | ||
c) Irrationale Überzeugungsbildung | 199 | ||
d) Rationale Überzeugungsbildung | 200 | ||
4. Indoktrination, Indoktrinierbarkeit und Indoktriniertheit | 201 | ||
a) Bewusstsein von Freiwilligkeit trotz Fremdbestimmung | 202 | ||
b) Sinn und Zweck der Indoktrination | 202 | ||
c) Indoktrinierbarkeit | 205 | ||
d) Indoktriniertheit | 207 | ||
5. Fazit | 208 | ||
a) Ergebnisse | 209 | ||
b) Offene Fragen | 210 | ||
XI. Ideologische Selbstbindung in Weltanschauungsdiktaturen | 211 | ||
1. Ideologien als Quellen der Legitimation | 211 | ||
2. Herrschaft im Interesse der Gemeinschaft? | 212 | ||
3. Interessenidentität von Herrschern und Beherrschten? | 213 | ||
4. Anspruch auf rationale Zustimmungsfähigkeit | 215 | ||
5. Dogmatisierung und Kritikverbot | 217 | ||
6. Bindung des Herrscherwillens an die Systemideologie | 218 | ||
7. Ideologische Selbstbindung und Selbstermächtigung | 220 | ||
8. Ideologische Selbstfesselung | 221 | ||
9. Selbstbindung wider despotische Herrscherwillkür? | 223 | ||
10. Selbstbindung – kein Äquivalent rechtsstaatlicher Institutionen | 224 | ||
11. Das liberale staatstheoretische Paradigma | 226 | ||
12. Ideologische Selbstbindung der Beherrschten | 228 | ||
13. Fazit | 229 | ||
XII. Ideologiekonformität und Indoktriniertheit | 231 | ||
1. Ideologiekonformität | 231 | ||
a) Eine spezifische Herausforderung | 231 | ||
b) Äußere und innere Ideologiekonformität | 232 | ||
c) Öffentliches Bekenntnis und privater Glaube | 233 | ||
d) Zugriff auf das Denken und Fühlen | 236 | ||
2. Ideologiekonformität durch Indoktrination | 237 | ||
a) Autonomie trotz ideologiekonformen Überzeugtseins | 237 | ||
b) Bewusstseinsformung als permanente Aufgabe | 238 | ||
c) Zur Ubiquität irrationaler Überzeugungsbildung | 239 | ||
3. Der idealtypische Herrschaftsanspruch | 240 | ||
a) Opportunisten | 241 | ||
b) Ideologiekonformes Überzeugtsein | 242 | ||
c) Der idealtypisch indoktrinierte Mensch | 244 | ||
d) Geforderte Anpassungen | 246 | ||
4. Was für einen Menschen braucht die Weltanschauungsdiktatur? | 247 | ||
a) Autonomes Denken und Handeln im Rahmen der Systemideologie | 247 | ||
b) Befähigung zur Autonomie als Moment der Realisierung der Systemziele | 249 | ||
c) Unvereinbarkeit von Zielen und Mitteln | 250 | ||
5. Fazit | 251 | ||
Personenregister | 253 | ||
Sachregister | 255 |