Erfüllung in Geld
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Erfüllung in Geld
Ein vertragsrechtlicher Ansatz zur Schadensberechnung
Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 565
(2023)
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Jan Gadinger studierte von Mai 2011 bis Juli 2016 Rechtswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Schwerpunkt Grundlagen des Rechts. Hieran schloss sich bis Oktober 2018 das Referendariat am Oberlandesgericht Nürnberg an. Von August 2016 bis November 2021 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Antike Rechtsgeschichte (Prof. Dr. Hans-Dieter Spengler) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Dissertation entstand unter der Betreuung von Prof. Dr. Michael Grünberger. Im Februar 2023 wurde er an der Universität Bayreuth promoviert. Seit Ende 2021 steht er im Bayerischen Justizdienst.Abstract
Die Arbeit entwickelt am Beispiel der Nichterfüllung des Kaufvertrages die These, dass die §§ 249 ff. BGB einschließlich der hierzu entwickelten Dogmatik auf die außervertragliche Haftung und die damit vergleichbare Vertragshaftung für Integritäts- und Verzugsschäden zugeschnitten und hiernach kein allgemeines Schadensrecht sind. Da die grundlegenden Fragen der Anspruchsbemessung des Schadensersatzes statt der Leistung von den §§ 249 ff. BGB und der schadensrechtlichen Dogmatik nicht adressiert werden, schlägt der Verfasser vor, stattdessen den Haftungszweck der §§ 280 I, III, 281 I 1, IV BGB als maßgeblichen Parameter heranzuziehen. Dieser Anspruch erweist sich als eine alternative Form der Vertragserfüllung. Er ist anhand des vertraglichen Leistungsprogramms zu bemessen und soll dem Gläubiger ein kostenneutrales Ersatzgeschäft ermöglichen. Im Zentrum steht der Vergleich des vereinbarten Kaufpreises mit dem Marktpreis zum Zeitpunkt des Ersatzverlangens.»Contract Performance in Money. A Contract Law Approach to the Calculation of Damages«: Using the example of non-performance of the contract of sale, the thesis is developed that §§ 249 ff. BGB, including the dogmatics of damage law, are orientated towards non-contractual liability and the comparable contractual liability for damage to integrity and delay and therefore do not constitute a »general« law of damages. The purpose of liability for damages in lieu of performance as an alternative form of contract performance should be the decisive parameter for assessing the claim.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
§ 1 Inkompatibilität von Schadensersatz statt der (vollständig ausbleibenden) Leistung und „allgemeinem“ Schadensrecht | 13 | ||
A. Untersuchungsgegenstand: Vollständige Nichterfüllung des Kaufvertrages über marktgängige Waren | 15 | ||
B. Ausgangspunkt: Einheit des Schadensrechts trotz Verschiedenheit im Haftungszweck | 18 | ||
I. Verschiedenheit im Haftungszweck: Schutz vor Einbußen vs. Zuführung der Leistung | 19 | ||
II. Einheit des Schadensrechts: Ersatz von Einbußen | 21 | ||
C. Neukonzeption: Erfüllung in Geld statt Ersatz von „Schäden“ | 22 | ||
I. These: Ausrichtung der §§ 249ff. BGB an der Haftung für Einbußen | 23 | ||
II. Vorschlag: Ausrichtung der vertraglichen Schadensberechnung am Leistungsanspruch | 25 | ||
D. Stand der Forschung und jüngste Entwicklung in der Rechtsprechung | 26 | ||
I. Unterschiede von Schadens- und Interessenhaftung | 26 | ||
II. Insbesondere: „Marktaustausch“ und „monetärer Wert des Vertrages“ | 28 | ||
III. Abkehr vom „allgemeinen“ Schadensrecht in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs? | 30 | ||
E. Methode und Gang der Darstellung | 33 | ||
I. Methode | 33 | ||
II. Gang der Darstellung | 34 | ||
§ 2 Das vollständige Ausbleiben der Leistung im Kaufvertrag: Drei grundlegende Fragen zur Anspruchsbemessung | 36 | ||
A. Die beiden Grundkonstellationen und jeweils drei grundlegende Fragen | 36 | ||
I. Der nicht belieferte Käufer | 36 | ||
II. Der nicht bezahlte Verkäufer | 37 | ||
B. Fiktiver Parteivortrag zur Anspruchsbemessung | 38 | ||
I. Anspruch des Käufers: Zwischen Deckungskauf und gescheitertem Anschlussgeschäft | 38 | ||
1. Nachweis eines Deckungskaufs oder abstrakte Preisdifferenz? | 38 | ||
2. Beschränkung auf Deckungskosten oder Rückgriff auf Gewinnentgang? | 39 | ||
II. Anspruch des Verkäufers: Zwischen Deckungsverkauf und gescheitertem Absatzgeschäft | 40 | ||
1. Nachweis eines Deckungsverkaufs oder abstrakte Preisdifferenz? | 41 | ||
2. Beschränkung auf Mindererlös oder Rückgriff auf Gewinnspanne? | 42 | ||
§ 3 Bisherige Konzeptionen: „Konkrete“ und „abstrakte“ Schadensberechnung | 45 | ||
A. Schaden als negativer Vermögenssaldo (Differenzhypothese) | 45 | ||
B. Grundsatz der „konkreten“ Schadensberechnung | 47 | ||
C. „Abstrakte“ Schadensberechnung des Käufers | 49 | ||
I. Rechtsprechung: Ersatz entgangenen Gewinns auf Grundlage des § 252 S. 2 BGB | 49 | ||
1. Struktur der Weiterveräußerungsvermutung | 50 | ||
2. Konkurrenzverhältnis zum Deckungsgeschäft | 52 | ||
a) Vereinzelter Systembruch: Mehrkosten eines „fiktiven“ Deckungsgeschäftes | 52 | ||
b) Ersatzfähigkeit tatsächlich angefallener Deckungskosten | 53 | ||
II. Literatur: Ersatz fiktiver Deckungskosten als materiellrechtlicher „Mindestschaden“ | 54 | ||
1. Inhalt: Fiktive Deckungskosten statt entgangener Gewinn | 54 | ||
2. Dogmatische Begründung: Ersatz des objektiven Wertes der Leistung | 55 | ||
3. Konkurrenzverhältnis zu tatsächlich angefallenen Deckungskosten | 58 | ||
D. „Abstrakte“ Schadensberechnung des Verkäufers | 59 | ||
I. Rechtsprechung und Literatur: Ersatz des vollen Absatzgewinns | 60 | ||
1. Vorteilsausgleichung als Begründung des Reichsgerichts | 61 | ||
2. Absatzvermutung des § 252 S. 2 BGB als Begründung von BGH und Literatur | 63 | ||
II. Konkurrenzverhältnis zum Deckungsgeschäft | 65 | ||
E. Lösung der Beispielsfälle | 65 | ||
I. Der nicht belieferte Käufer | 65 | ||
1. Die drei Fragen der Anspruchsbemessung | 65 | ||
2. Rechtsprechung | 67 | ||
3. Literatur | 67 | ||
II. Der nicht bezahlte Verkäufer | 68 | ||
1. Die drei Fragen der Anspruchsbemessung | 68 | ||
2. Rechtsprechung und Literatur | 69 | ||
III. Offene Fragen | 70 | ||
§ 4 Neukonzeption: Erfüllung in Geld statt Ersatz von Schäden | 72 | ||
A. Modell der Marktstufen | 72 | ||
B. Anspruchsbemessung: Ersatz der Marktpreisdifferenz | 75 | ||
I. Anspruch des Käufers | 77 | ||
1. Deckungskosten statt Gewinnentgang | 77 | ||
2. Unabhängigkeit der Deckungskosten von ihrem tatsächlichen Anfall | 79 | ||
II. Anspruch des Verkäufers | 81 | ||
1. Deckungskosten statt Gewinnentgang | 81 | ||
2. Unabhängigkeit der Deckungskosten von ihrem tatsächlichen Anfall | 84 | ||
C. Lösung der Beispielsfälle | 84 | ||
I. Der nicht belieferte Käufer | 84 | ||
II. Der nicht bezahlte Verkäufer | 85 | ||
§ 5 Der Mythos von den §§ 249ff. BGB als wirklich allgemeiner Teil des Schadensrechts | 86 | ||
A. Fünf Fragen der Anspruchsbemessung an die §§ 249 ff. BGB | 86 | ||
B. §§ 249, 251 BGB als untaugliche Ansätze zur Bemessung des Schadensersatzes statt der Leistung | 87 | ||
I. § 249 I BGB: Naturalrestitution und Differenzhypothese | 88 | ||
II. Allgemeine Meinung: Ausschluss „lediglich“ des § 249 I BGB | 89 | ||
III. These: Umfassender Ausschluss der §§ 249, 251 BGB | 91 | ||
1. Bisherige Begründung als Ausdruck verkürzter Problemerfassung | 92 | ||
2. Herstellungs- und Wertinteresse als – aufeinander bezogene – Grundpfeiler des Schadensrechts | 93 | ||
a) § 251 BGB als Regelung zum Ersatz des Veräußerlichkeitswertes | 94 | ||
b) Abweichende Auffassung: Bemessung nach dem Wiederbeschaffungswert | 96 | ||
c) Abgrenzung des „Veräußerlichkeitswertes“ nach § 251 BGB zum Ersatz entgangenen Gewinns nach § 252 S. 1 BGB | 98 | ||
3. Keine Übertragbarkeit von Herstellungs- und Wertinteresse zur Definition des Leistungsinteresses | 99 | ||
a) Äußerliche Parallele beim Anspruch des Käufers | 99 | ||
b) Keine Parallele beim Anspruch des Verkäufers | 101 | ||
c) Leistungsanspruch als abschließende Festlegung der Interessenrichtung | 103 | ||
IV. Zusammenfassung | 106 | ||
C. § 252 BGB keine Grundlage für den Ersatz von Weiterveräußerungs- oder Absatzgewinnen | 107 | ||
I. Problemstellung: Verhältnis von entgangenem Gewinn und Marktpreisdifferenz | 107 | ||
II. Regelungszweck des § 252 BGB: Komplettierung der Haftung für Einbußen | 109 | ||
III. Unterschiede „entgangenen Gewinns“ i. S. d. § 252 BGB zum Gewinninteresse im Kaufvertrag | 110 | ||
1. (Weiterveräußerungs-)Gewinn des Käufers | 111 | ||
2. (Absatz-)Gewinn des Verkäufers | 113 | ||
D. Differenzhypothese als (außervertragliches) Hilfsinstrument ohne eigene Abgrenzungsfunktion | 115 | ||
I. Keine Regelungsaussage zur Bewertung der (ausbleibenden oder einbehaltenen) Kaufsache | 116 | ||
II. Keine Regelungsaussage zum Erfordernis einer Vermögenseinbuße | 116 | ||
E. Gescheiterte Anwendung der §§ 249 ff. BGB zur Beantwortung der drei grundlegenden Fragen der Anspruchsbemessung | 118 | ||
I. Unergiebigkeit der Debatte um Differenz und Surrogationstheorie | 119 | ||
1. Allgemeine Ansicht und eigener Standpunkt | 119 | ||
2. Bewertung der Kaufsache anstatt Schicksal der Gegenverpflichtung als zentrale Fragestellung | 121 | ||
a) Einbehalt der Kaufsache beim Anspruch des Verkäufers | 122 | ||
b) Ausbleiben der Kaufsache beim Anspruch des Käufers | 123 | ||
II. Anspruch des Käufers | 125 | ||
1. Ordnungsfunktion der §§ 249, 251 BGB: Deckungsgeschäft als Herstellungsmaßnahme | 125 | ||
2. Abgrenzung von Deckungskosten und entgangenem (Weiterveräußerungs-)Gewinn | 126 | ||
a) Regelmäßiges Wertverhältnis von Restitution und Kompensation | 127 | ||
b) Vorrang des Deckungsgeschäftes als Vorrang der Naturalrestitution? | 128 | ||
c) § 251 I Alt. 2 BGB keine Grundlage für das Konkurrenzverhältnis | 129 | ||
d) Ein möglicher Einwand: Ausnahmsweise umgekehrtes Wertverhältnis | 131 | ||
3. Abstrakter Ersatz von Deckungskosten | 132 | ||
a) Dispositionsfreiheit des geschädigten Sacheigentümers | 133 | ||
b) Dispositionsfreiheit des Käufers? | 135 | ||
4. Verhältnis des abstrakten Ersatzes von Deckungskosten zum konkreten Deckungsgeschäft | 137 | ||
5. Ordnungsfunktion der Differenzhypothese („alles, was anfällt“) | 138 | ||
a) Vielfältige Ersatzzustände ohne Beantwortung der Grundsatzfragen | 138 | ||
b) § 254 BGB als nachgelagertes Korrekturinstrument | 139 | ||
c) Ausrichtung des § 254 BGB an der Haftung für Einbußen | 140 | ||
III. Anspruch des Verkäufers | 141 | ||
1. Differenzhypothese als zentrales Ordnungsinstrument („alles, was anfällt“) | 142 | ||
2. Abgrenzung von Deckungskosten und entgangenem (Vertrags-)Gewinn | 143 | ||
a) Anrechnung der einbehaltenen Absatzkapazität im Wege der Vorteilsausgleichung | 143 | ||
aa) Austausch der Berechnungsmethode statt Abzug eines Vorteils | 145 | ||
bb) Freiwerden einer Absatzkapazität als regelmäßige Folge der käuferseitigen Nichterfüllung | 146 | ||
b) Obliegenheit zum Deckungsverkauf aus § 254 BGB | 146 | ||
c) Vermutung „ständiger Absatzgeschäfte“ nach § 252 S. 2 BGB | 147 | ||
3. Abstrakter Ersatz von Deckungskosten und Verhältnis zum konkreten Deckungsgeschäft | 147 | ||
F. Keine Beantwortung der fünf Fragen der Anspruchsbemessung von den §§ 249ff. BGB | 148 | ||
I. Keine Grundlage für Deckungsaufwand und Vertragsgewinn (Fragen I. und II.) | 148 | ||
II. Keine Grundlage für die Abgrenzung der verschiedenen Ersatzzustände (Fragen III.–V.) | 149 | ||
§ 6 Eine leistungsstörungsrechtliche Perspektive auf den Schadensersatz statt der Leistung | 151 | ||
A. Anspruch des Käufers | 152 | ||
I. Die drei Strukturelemente der Marktpreisdifferenz | 153 | ||
1. Vorrang des – kostenneutralen – Deckungskaufs | 153 | ||
2. Geltendmachung des Anspruchs als maßgeblicher Zeitpunkt | 154 | ||
3. Unabhängigkeit von einer tatsächlichen Vermögensentwicklung | 156 | ||
4. Unabhängigkeit der – auf § 281 IV i.V. m. § 280 III BGB gestützten – Marktpreisdifferenz von § 376 II HGB | 158 | ||
a) § 376 HGB als handelsrechtliche Spezialregelung ohne Abschlusswirkung | 159 | ||
b) Kein Erfordernis einer analogen Anwendung des § 376 II HGB | 160 | ||
c) § 281 IV i.V. m. § 280 III BGB als normativer Anknüpfungspunkt | 161 | ||
II. Bisheriger Problemfall: „Vorzeitiges“ Deckungsgeschäft | 162 | ||
1. Bisheriger Diskussionsstand zur „Abgrenzung der Schadensarten“ | 162 | ||
a) Nachholung der Leistung | 162 | ||
b) Endgültiges Ausbleiben der Leistung | 163 | ||
c) Defizite des bisherigen Diskussionsstandes | 164 | ||
2. Auflösung des Problemfalls bei Ersatz der Marktpreisdifferenz | 166 | ||
III. Ersatz entgangenen Gewinns als Verzögerungsschaden (§§ 280 I, II, 286 BGB) | 167 | ||
1. Konsequente Trennung von Marktpreisdifferenz und verbleibenden Verzugsschäden | 168 | ||
2. Verhältnis dieser Einordnung zur „Abgrenzung der Schadensarten“ | 169 | ||
a) Schadensphänomenologische Abgrenzung | 169 | ||
b) Zeitpunktbezogene Abgrenzung | 170 | ||
c) Defizite beider Abgrenzungsformeln | 170 | ||
3. Zur Bedeutung der Schadensminderungsobliegenheit nach § 254 BGB | 171 | ||
a) Zeitraum nach Fristablauf und nach Geltendmachung des Anspruchs i. S. d. § 281 IV BGB | 172 | ||
b) Zeitraum bis zum Ablauf einer nach § 281 I S. 1 BGB erforderlichen Nachfrist | 172 | ||
c) Exkurs: Ersatzfähigkeit eines „vorzeitigen“ Deckungsgeschäftes als Schadensabwendungsmaßnahme | 173 | ||
B. Anspruch des Verkäufers | 173 | ||
I. Begründung der Marktpreisdifferenz aus ihrer Ablehnung des Ersatzes entgangenen Gewinns | 174 | ||
1. Struktur und Binnenlogik der Gewinnvermutung | 174 | ||
2. Grenzen innerhalb der Binnenperspektive: Stabile Einkaufspreise | 175 | ||
3. Differenzhypothese als zugrunde liegende Perspektive der Problemerfassung | 176 | ||
4. Differenzhypothese als ungeeignete Perspektive | 178 | ||
II. Ergebnis: Deckungsobliegenheit auch des Verkäufers | 179 | ||
§ 7 Zusammenfassung | 181 | ||
Literaturverzeichnis | 185 | ||
Stichwortverzeichnis | 195 |