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Die analoge Anwendung von § 305c Abs. 2 BGB auf die Auslegung von automatisierten Willenserklärungen

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Penné, M. (2024). Die analoge Anwendung von § 305c Abs. 2 BGB auf die Auslegung von automatisierten Willenserklärungen. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59064-3
Penné, Marie Elisabeth. Die analoge Anwendung von § 305c Abs. 2 BGB auf die Auslegung von automatisierten Willenserklärungen. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59064-3
Penné, M (2024): Die analoge Anwendung von § 305c Abs. 2 BGB auf die Auslegung von automatisierten Willenserklärungen, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59064-3

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Die analoge Anwendung von § 305c Abs. 2 BGB auf die Auslegung von automatisierten Willenserklärungen

Penné, Marie Elisabeth

Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 571

(2024)

Additional Information

Book Details

About The Author

Marie Elisabeth Penné begann ihr Studium der Rechtswissenschaften an der Philipps-Universität in Marburg im Sommersemester 2016 und schloss das erste Staatsexamen im April 2021 ab. Nach Abschluss des Ersten Staatsexamens promovierte sie unter der Betreuung von Herrn Prof. Dr. Constantin Willems. Promotionsbegleitend war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Constantin Willems an der Philipps-Universität und bei der Kanzlei Noerr im Bereich Corporate in den Praxisgruppen Aktien- und Kapitalmarktrecht sowie Mergers & Acquisitions und Private Equity tätig. Die Promotion zum Doktor der Rechte erfolgte im Juli 2023 durch den Fachbereich Rechtswissenschaften der Philipps-Universität Marburg.

Abstract

Der Grundsatz, dass Unklarheiten im Zweifel zu Lasten des Verwenders der formularmäßigen Erklärung gehen, gilt für AGB (§ 305c Abs. 2 BGB). Verschiedene renommierte Kommentare zum Bürgerlichen Gesetzbuch legen nahe, dass dieser Grundsatz auch dann entsprechend gilt, wenn eine Willenserklärung mithilfe moderner Kommunikationstechnik abgegeben wird. Diese Ansicht wird mitunter auch als »die herrschende Meinung« bezeichnet. Eine Begründung, warum diese vielfach vertretene Ansicht zutreffen soll, findet sich selten. Vielmehr wird sich hauptsächlich auf Autoritäten aus der Sekundärliteratur berufen, häufig zirkulär.

Die Arbeit widmet sich daher diesem Themenkomplex und unterzieht die genannte »herrschende Meinung« einer kritischen Prüfung. Denn im Bereich des Rechtswesens kann keine Ansicht ohne eine solide Begründung Bestand haben. Unter Berücksichtigung von Erkenntnissen aus der Rechtsgeschichte der Unklarheitenregel, aber auch unter Rückgriff auf Rechtsökonomie und Rechtsvergleichung, zielt die Arbeit darauf ab, die rechtliche Stichhaltigkeit der »herrschenden Meinung« zu hinterfragen und zu ergründen, ob sie tatsächlich die juristische Zustimmung verdient.
»The Analogous Application of Section 305c (2) BGB to the Interpretation of Automated Declarations of Intent«: According to various renowned commentaries on the German Civil Code, the principle that ambiguities are to be borne by the user of general terms and conditions (Section 305c (2) BGB) should also apply to automated declarations of intent. The extent to which this view deserves approval is questioned, taking into account findings from the legal history of the ambiguity rule, but also with recourse to legal economics and comparative law, and then it is explored whether this intention actually deserves legal approval.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsübersicht 7
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 14
A. Einleitung 15
I. Zur Thematik 15
1. Einführung 15
2. Rechtlicher Rahmen von automatisierten Willenserklärungen 17
3. Abgrenzung 18
a) Elektronische Willenserklärung 18
b) Elektronisch übermittelte Willenserklärung 18
c) Computererklärung 19
4. Fallbeispiele 19
a) Vertragsschluss im elektronischen Geschäftsverkehr 19
b) Versicherungsschein 21
c) „Smarter“ Drucker 22
d) Erwerb von DB-Fahrkarten 22
e) Zwischenergebnis 23
II. Ziel und Gegenstand der Arbeit 23
III. Gang der Untersuchung 24
B. Die Auslegung von automatisierten Willenserklärungen 26
I. Die allgemeine Auslegung von automatisierten Willenserklärungen 26
1. Auslegung wie „normale“ Willenserklärungen, §§ 133, 157 BGB 26
2. Auslegung „wie AGB“ 27
a) Vergleich AGB und automatisierte Willenserklärungen 27
aa) Anonymer, unbestimmter Personenkreis 27
(1) Anonymer, unbestimmter Personenkreis bei AGB 27
(2) Anonymer, unbestimmter Personenkreis bei automatisierten Willenserklärungen 28
(3) Zwischenergebnis 29
bb) Vorformulierung 30
b) Ergebnis 31
II. Die Auslegung von automatisierten Willenserklärungen im Falle von Auslegungszweifeln 32
1. Begriffsbestimmung: Auslegungszweifel 34
2. Die zur Analogie von § 305c Abs. 2 BGB vertretenen Literaturstimmen 34
a) Köhler 34
b) Friedmann 37
c) Paefgen 40
d) Kommentarliteratur und weitere Literaturstimmen 42
e) Zusammenfassung 44
3. Untersuchung des Lösungsansatzes 44
a) Allgemein: Analogie 44
aa) Regelungslücke 45
(1) Unvollständigkeit 46
(2) Planwidrigkeit 47
bb) Wertungsgleichheit der Sachverhalte 47
b) Zulässigkeit der Analogie vor dem Hintergrund der Historie 48
aa) Unvollständigkeit des Gesetzes 48
(1) Regelungsabsicht des Gesetzgebers 48
(a) Historische Entwicklung der (allgemeinen) Unklarheitenregel im Rahmen der Auslegung vom antiken Rom bis ins 20. Jahrhundert 49
(aa) Römisches Recht: ambiguitas contra stipulatorem; ambiguum pactum contra venditorem et locatorem 49
(α) Ambiguitas contra stipulatorem 50
(β) Ambiguum pactum contra venditorem et locatorem 56
(γ) Zusammenfassung 61
(bb) Gemeines Recht: In dubio contra proferentem 62
(α) Rechtlicher Inhalt und praktische Bedeutung 63
(β) Zusammenfassung 65
(cc) Kodifizierte Unklarheitenregeln: Das preußisches Allgemeine Landrecht und das sächsische BGB 65
(α) Das preußische Allgemeine Landrecht 66
(β) Sächsisches BGB 67
(γ) Zusammenfassung 68
(dd) Zusammenfassung 69
(b) Die Entscheidung des BGB-Gesetzgebers – „Nicht“-Kodifikation 70
(aa) Entwürfe des BGB: Auslegungsnormen 70
(bb) Gründe für die „Nicht“-Aufnahme einer allgemeinen Unklarheitenregel 73
(c) Historische Entwicklung der Unklarheitenregel im AGB-Recht 75
(aa) (Geschichtliche) Entwicklung von AGB 76
(bb) Rechtliche Behandlung der Unklarheitenregel vor dem AGBG 78
(α) AGB als wichtigster Anwendungsfall der Unklarheitenregel 78
(β) Rechtsprechungsübersicht zur Unklarheitenregel 80
(cc) AGBG von 1976 83
(α) Reformbestrebungen des 20. Jahrhundert und Entstehung des AGBG 83
(β) Die Aufnahme einer Unklarheitenregel ins AGBG 85
(γ) Festschreibung in § 5 AGBG und Anwendungsbereich 88
(δ) Zusammenfassung 89
(dd) Einflüsse auf die Unklarheitenregel seit Inkrafttreten des AGBG 89
(α) RL 93/13/EWG 89
(β) Überführung des AGB-Rechts in das BGB – § 305c Abs. 2 BGB 92
(γ) Zusammenfassung 94
(2) Zwischenergebnis 94
bb) Planwidrigkeit 97
(1) Regelungsabsicht des BGB-Gesetzgebers 97
(2) Regelungsabsicht des § 305c Abs. 2 BGB 99
(3) „Schlupfloch“ in der Regelungsabsicht des BGB-Gesetzgebers 102
(a) Aufstellung besonderer Auslegungsregeln 103
(aa) „Besondere“ Auslegungsregeln 103
(bb) Rückgriff auf § 305c Abs. 2 BGB als „besondere“ Auslegungsregel? 104
(b) Automatisierte Willenserklärungen als „gewisse Fälle“ im Sinne der Motive 106
(aa) Strafvorschrift oder Wahrscheinlichkeitsrechnung 107
(bb) Das Versicherungsrecht 109
(cc) Unklarheitenregel insbesondere auf dem Gebiet des Versicherungsrechts 111
(dd) Vergleich mit automatisierten Willenserklärungen 112
(ee) Zwischenergebnis 115
(4) Ergebnis 116
cc) Wertungsgleichheit der Sachverhalte 119
(1) Ähnlichkeit der Sachverhalte 119
(a) Gemeinsamkeiten 120
(b) Unterschiede 121
(c) Übereinstimmung in maßgeblichen Hinsichten 121
(aa) Vereinbarkeit mit der Normsystematik 121
(bb) Vereinbarkeit mit dem gesetzgeberischen Willen 123
(cc) Vereinbarkeit mit dem Normzweck 124
(dd) Systematische, historische oder teleologische Aspekte 127
(2) Ergebnis 129
dd) Zulässigkeit der Analogie – Ergebnis 129
4. Stellungnahme 131
C. Rechtsökonomie und Rechtsvergleich 136
I. Rechtsökonomische Betrachtung 136
1. Allgemein: Rechtsökonomie 137
2. Risikoverteilung als Funktion der Unklarheitenregel 139
a) Unklarheiten als Transaktionskosten oder Risiken 139
b) Rechtsfigur des „cheapest cost avoiders“ 140
aa) Ursprung und Inhalt der Rechtsfigur 140
bb) Rechtliche Bedeutung der Rechtsfigur 142
cc) Kriterien zur Bestimmung des „cheapest cost avoider“ 142
(1) Aspekt der Information 143
(2) Guidelines zur Bestimmung des „cheapest cost avoider“ 144
c) Verwender von automatisierten Willenserklärungen als der „cheapest cost avoider“ 146
aa) Übertragung auf automatisierte Willenserklärungen 146
(1) Aspekt der Information 147
(2) Calabresis guidelines 148
(a) Relationship between avoidance and administrative cost 148
(b) Avoiding externalization 148
(c) The best briber 149
(3) „Einfachste“ Vermeidung von Unklarheiten 150
bb) Zwischenergebnis 154
3. Auslegung zulasten des Verwenders = Anreiz zur transparenten Formulierung? 154
4. Ergebnis 156
II. Rechtsvergleichende Betrachtung – Österreich 156
1. Die Auslegung von Willenserklärungen 157
a) Allgemeines 157
b) Die Unklarheitenregel in § 915 ABGB 159
aa) Geschichte von § 915 ABGB 160
(1) Römisches Recht 160
(2) Naturrecht 161
(a) Codex Theresianus 162
(b) Entwurf Horten und Josephinisches Gesetzbuch 164
(c) Entwurf Martini und Westgalizisches Gesetzbuch 167
(d) Das ABGB von 1811 169
(3) Zusammenfassung 171
bb) Anwendungsbereich 172
(1) Einseitig verbindliche Verträge 173
(2) Zweiseitig verbindliche Verträge 173
(3) Einseitige Erklärungen 174
(4) AGB 174
2. Auslegung von automatisierten Willenserklärungen 177
a) Automatisierte Willenserklärungen im österreichischen Zivilrecht 177
b) Auslegungsregeln 178
aa) Anwendbarkeit und Auslegungsmaßstab 178
bb) Die Auslegungsnorm § 915 ABGB 179
cc) Gang der Auslegung, Auslegungsergebnis 180
dd) Anwendung von § 6 Abs. 3 KSchG? 180
c) Zusammenfassung 181
3. Die Unklarheitenregel in der österreichischen Rechtsprechung 182
4. Ergebnis 182
III. Stellungnahme 184
D. Lösungsmöglichkeiten de lege lata und de lege ferenda 187
I. Lösungsmöglichkeiten de lege lata 187
1. Die Auslegungsnorm § 157 BGB 187
2. Restriktionsprinzip 190
a) Allgemein 190
b) Automatisierte Willenserklärungen 192
3. Auslegung contra proferentem 193
II. Lösungsmöglichkeiten de lege ferenda 196
1. Kodifizierung einer allgemeinen Unklarheitenregel – Gesetzesänderung? 196
2. Kodifizierung einer besonderen Unklarheitenregel – Gesetzesänderung? 198
3. Stellungnahme 200
III. Ergebnis 201
E. Zusammenfassung der Ergebnisse 202
Literaturverzeichnis 209
Stichwortverzeichnis 218