Die Entwicklung des Zollbegriffs im europarechtlichen Zollrecht
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Die Entwicklung des Zollbegriffs im europarechtlichen Zollrecht
Schriften zum Europäischen Recht, Vol. 214
(2024)
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Stephanie Goebel studierte Rechtswissenschaft an der Universität Passau, der Université de Toulouse sowie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sie absolvierte ihr Rechtsreferendariat am Landgericht Potsdam, mit Stationen in Berlin und Brüssel. Während ihrer Promotion im europäischen Zollrecht an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an europarechtlichen Lehrstühlen der FernUniversität in Hagen und der Freien Universität Berlin. Außerdem arbeitete sie in einer Kanzlei im öffentlichen Wirtschaftsrecht. Seit 2018 ist sie als Referentin in einem Bundesministerium tätig.Abstract
Der Zollbegriff ist ein wesentliches Fundament des europäischen Zollrechts. Bislang fehlt eine einheitliche Definition des Zollbegriffs im Primär- und Sekundärrecht der Europäischen Union, in der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs und in der Literatur. Hier knüpft die vorliegende Arbeit an. Sie befasst sich mit möglichen Begriffsmerkmalen und den Motiven für die Erhebung von Zöllen. Sie hinterfragt dabei auch, ob das formelle und materielle Zollrecht des Unionszollkodex durch den sogenannten Wirtschaftszollgedanken geprägt ist. Die Arbeit zeichnet zugleich den Bedeutungswandel von Zöllen seit deren ersten Erscheinungsformen im Altertum nach und arbeitet eine integrations- und handelspolitische Dimension des Zollbegriffs im europarechtlichen Zollrecht heraus. Abschließend unterbreitet sie einen Definitionsvorschlag, der die vorangegangene Untersuchung reflektiert.»The Development of the Concept of Customs Duties in European customs Legislation«: The concept of customs duties is an essential component of European customs legislation. However, there is as yet no uniform definition of the term »customs duties« in the primary or secondary law of the European Union, in the case law of the European Court of Justice, or in the literature. In this context, this thesis examines possible characteristics of the term and the reasons for imposing customs duties. In the process, it considers whether the substantive and procedural provisions of the Union Customs Code are characterized by the »economic concept of customs duties«.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Einleitung | 19 | ||
A. Ziel und Gegenstand der Untersuchung | 19 | ||
B. Vorspann zur Methodik: Bestimmung des „Unionsbegriffs“ Zoll | 23 | ||
I. „Wort“ und „Begriff“ | 23 | ||
II. Autonome (Zoll-)Begriffsbildung | 25 | ||
III. Der Zollbegriff im Verständnis der Unionsakteure | 26 | ||
IV. Sprachenvielfalt in der Europäischen Union | 29 | ||
V. Methodische Besonderheit bei der Bestimmung des „Rechtsbegriffs“ Zoll | 31 | ||
C. Gang der Untersuchung | 32 | ||
1. Kapitel: Historische und volkswirtschaftliche Grundlagen | 34 | ||
A. Der Zoll aus historischer Perspektive | 34 | ||
I. Altertum | 35 | ||
1. Erste Erscheinungsformen des europäischen Zolls | 36 | ||
a) Zollvorbilder aus Mesopotamien und Ägypten | 36 | ||
b) Zollnachweise auf Kreta | 37 | ||
2. Verbreitung des Zolls im europäischen Raum | 37 | ||
a) Das klassische Griechenland | 37 | ||
b) Hellenistische Zeit am Beispiel des ptolemäischen Ägyptens | 38 | ||
c) Rom | 39 | ||
3. Zollpolitische Zielsetzung des Altertums | 40 | ||
II. Mittelalter | 40 | ||
III. Neuzeit | 42 | ||
1. Der Zoll während des Merkantilismus | 43 | ||
2. Der wirtschaftliche Liberalismus in der Zollpolitik | 45 | ||
3. Die Rückkehr zum Protektionismus | 45 | ||
4. Der Zoll und die Handelsliberalisierung im 20./21. Jahrhundert | 46 | ||
IV. Rückschlüsse auf Begriffsmerkmale des Zolls? | 51 | ||
1. Handelspolitische Bedeutung des Zolls | 52 | ||
2. „Grenz- bzw. Gebietszoll“ | 52 | ||
a) Verwendung der Begriffe in der Literatur | 53 | ||
b) Würdigung | 54 | ||
B. Der Zoll aus volkswirtschaftlicher Perspektive | 55 | ||
I. Aufnahme von internationalem Handel | 56 | ||
1. Theorie der absoluten Kostenvorteile | 56 | ||
2. Theorien der komparativen Kostenvorteile | 57 | ||
a) David Ricardo | 57 | ||
b) Eli Heckscher und Bertil Ohlin | 59 | ||
II. Zollunionstheorie | 61 | ||
1. Handelsschaffender Effekt | 62 | ||
2. Handelsumlenkender Effekt | 62 | ||
3. Fazit | 63 | ||
III. Regulierung des Marktzugangs durch Zölle | 64 | ||
1. Wirkung einer Zollerhebung | 64 | ||
2. Motive einer Zollerhebung | 68 | ||
a) Ökonomische Ansätze | 68 | ||
aa) Wirtschaftszollgedanke | 68 | ||
bb) Erziehungszollgedanke | 69 | ||
b) Politische Ansätze zur Rechtfertigung (Exkurs) | 70 | ||
IV. Rückschlüsse auf Begriffsmerkmale des Zolls? | 71 | ||
2. Kapitel: Der Zollbegriff am Beispiel der Europäischen Union | 72 | ||
A. Vorüberlegungen | 72 | ||
I. Der EU-Zoll als „Wirtschaftszoll“? | 72 | ||
1. Begriff des „Wirtschaftszollgedankens“ | 73 | ||
2. Meinungsstand zur methodischen Einordnung | 76 | ||
3. Exkurs: Wirtschaftliche Betrachtungsweise im deutschen Steuerrecht | 78 | ||
4. Wirtschaftszollgedanke als wirtschaftliche Betrachtungsweise? | 80 | ||
a) Ökonomische Ausrichtung des Unionsrechts | 81 | ||
b) Wirtschaftliche Erwägungen bei der Auslegung von Unionsrecht | 82 | ||
5. Fazit | 84 | ||
II. Das Zollverständnis des GATT als „Auslegungshilfe“? | 85 | ||
1. Bindung der Europäischen Union an das GATT | 85 | ||
2. Der Zollbegriff des GATT | 87 | ||
a) Handelsliberalisierung vs. Regulierung des Marktzugangs durch Zölle | 88 | ||
b) Grundsätzliches zum Zollverständnis | 89 | ||
aa) Tariffs-only Maxime | 89 | ||
bb) Zollbindung | 89 | ||
cc) Zollverhandlungsrunden | 91 | ||
c) Begriffsmerkmale der „Ordinary customs duties“ | 93 | ||
aa) Merkmale der Zölle (OCD) | 94 | ||
bb) Abgrenzung zu „Other duties or charges of any kind“ (ODC) | 96 | ||
d) Fazit | 99 | ||
III. Das Unionszollrecht als Abgabenrecht | 100 | ||
1. Unionsrechtlicher Abgabenbegriff: mögliche Rückschlüsse auf den Zollbegriff? | 100 | ||
2. Das Verhältnis von Zollrecht und Steuerrecht | 102 | ||
a) Exkurs: Der Begriff der Steuer | 104 | ||
aa) Der Steuerbegriff in der deutschen Rechtsordnung | 104 | ||
bb) Der Steuerbegriff im Recht der Europäischen Union | 106 | ||
b) Mögliche Rückschlüsse vom Steuerbegriff auf den Zollbegriff | 108 | ||
aa) Zollrecht als besonderes Steuerrecht – Meinungsstand | 108 | ||
bb) Gesetzliche Fiktion als Steuer | 110 | ||
cc) Zölle sind keine Steuern | 111 | ||
dd) Fazit: Relevanz für den Zollbegriff | 111 | ||
B. Der Zollbegriff im Recht der Unionsverträge | 114 | ||
I. Ausschließliche Unionskompetenz für das Zollrecht | 115 | ||
1. Inhalt und Umfang der EU-Zollkompetenz | 115 | ||
a) Sachbereich der Zollunion | 116 | ||
aa) Art. 31 AEUV | 117 | ||
bb) Art. 33 AEUV | 119 | ||
cc) Gewährleistung der Grundfreiheit der Warenverkehrsfreiheit | 119 | ||
(1) Grundfreiheiten als positive Kompetenzen? | 120 | ||
(2) Grundfreiheiten als negative Kompetenzen? | 121 | ||
(3) Sachbereichs- oder Zielorientierung | 122 | ||
(4) Zwischenfazit | 123 | ||
b) Sachbereich der gemeinsamen Handelspolitik | 123 | ||
aa) Begriff der „gemeinsamen Handelspolitik“ | 124 | ||
bb) Autonome Handelspolitik | 125 | ||
cc) Vertragliche Handelspolitik | 128 | ||
c) Unionskompetenz für das allgemeine Zollrecht: Beispiel des Unionszollkodex | 129 | ||
2. Konsequenz für die Mitgliedstaaten | 131 | ||
3. Fazit | 132 | ||
II. Der Zollbegriff i.S.v. Art. 28ff. AEUV | 133 | ||
1. Absolutes Zollverbot | 134 | ||
2. Bestimmung des Zollbegriffs in Abgrenzung zum Begriff zollgleicher Abgaben | 135 | ||
a) Entwicklung des Begriffs „zollgleiche Abgabe“ in der EuGH-Rechtsprechung | 137 | ||
b) Systematisierung der Rechtsprechungslinien | 138 | ||
aa) Definitionsvorschläge | 138 | ||
bb) Würdigung der Definitionen | 139 | ||
3. Konkretisierung der Begriffsmerkmale der zollgleichen Abgabe | 140 | ||
a) Abgabe bzw. finanzielle Belastung | 140 | ||
b) Bezeichnung | 140 | ||
c) Hoheitlich auferlegt | 141 | ||
d) Einseitig auferlegt | 141 | ||
e) Grenzkausalität | 142 | ||
f) Warenbezug | 142 | ||
g) Höhe und Spürbarkeit der finanziellen Belastung | 143 | ||
h) Kostensteigerung | 144 | ||
i) Zweck der finanziellen Belastung | 145 | ||
j) Diskriminierende oder protektionistische Wirkung | 145 | ||
k) Zollgleiche Wirkung | 145 | ||
4. Fazit: Tatbestandmerkmale des Zollbegriffs | 146 | ||
III. Der Bedeutungswandel der europäischen Zollunion | 147 | ||
1. Von der Zolltarif- zur Zollrechtsunion | 147 | ||
2. „Handelspolitischer Zoll“ | 149 | ||
a) Bekenntnis zur liberalen Außenhandelspolitik | 150 | ||
b) Autonome Handelspolitik mit Zollbezug | 151 | ||
c) Vertragliche Handelspolitik mit Zollbezug | 154 | ||
3. Exkurs: Agrar-Zölle | 158 | ||
IV. Zolleinnahmen als traditionelle Eigenmittel i.S.v. Art. 311 AEUV | 160 | ||
V. Zwischenergebnis | 162 | ||
C. Der Zollbegriff des Unionszollkodex | 163 | ||
I. Anwendungsbereich | 164 | ||
1. Sachlicher Anwendungsbereich | 164 | ||
2. Räumlicher Anwendungsbereich: Zollgebiet der Union | 165 | ||
3. Fazit | 166 | ||
II. Materielles Zollrecht des Unionszollkodex | 166 | ||
1. Verhältnis des Zollschuldrechts zum Zollverfahrens- und Zolltarifrecht | 166 | ||
2. Entwicklungslinien des Zollschuldrechts im Hinblick auf den Wirtschaftszoll | 167 | ||
a) Zollschuld-Richtlinie | 167 | ||
b) Zollschuld-Verordnung | 170 | ||
c) Zollkodex und Unionszollkodex | 171 | ||
3. Exkurs: Ausfuhrzollschuld | 172 | ||
4. Entstehen der Einfuhrzollschuld | 173 | ||
a) Begriff der „Einfuhr“ | 174 | ||
b) Bei einem ordnungsgemäßen Verhalten – Art. 77 UZK | 175 | ||
c) Bei einem nicht ordnungsgemäßen Verhalten – Art. 79 UZK | 177 | ||
aa) Pflichtwidriges Verbringen in das Zollgebiet der Union | 178 | ||
bb) Entziehen aus zollamtlicher Überwachung | 182 | ||
cc) Sonstige Pflichtverletzungen | 185 | ||
5. Erlass und Erstattung, Art. 116 bis 123 UZK | 188 | ||
6. Erlöschen der Zollschuld, Art. 124 bis 126 UZK | 192 | ||
a) Abschließender Katalog der Erlöschenstatbestände | 192 | ||
b) Gesetzgeberische Konzeption | 193 | ||
aa) Einziehung und Beschlagnahme einer abgabenpflichtigen Ware | 193 | ||
bb) Vollständige Zerstörung oder unwiederbringlicher Verlust | 196 | ||
cc) Keine erheblichen Auswirkungen | 197 | ||
dd) Verbringen aus dem Zollgebiet | 199 | ||
c) Keine „rückwirkende“ Anwendung von Art. 124 UZK | 201 | ||
d) Fazit | 202 | ||
7. Sanktionen nach Art. 42 UZK | 203 | ||
a) Regelungsinhalt und -umfang des Art. 42 UZK | 203 | ||
aa) Allgemeiner europäischer Sanktionsbegriff | 204 | ||
bb) Spezielle Sanktionsmerkmale des Art. 42 UZK | 205 | ||
b) Sanktionen und Zollschuldrecht | 206 | ||
c) Harmonisierungsbestrebungen nationaler Zollsanktionen | 206 | ||
d) Fazit | 207 | ||
8. Ergebnis zum Zollgedanken im materiellen Recht des Unionszollkodex | 208 | ||
III. Verfahrensrecht des Unionszollkodex | 209 | ||
1. Grundlagen | 209 | ||
a) Formelles Weltzollrecht | 209 | ||
b) EU-Zollverfahrensrecht: Systematik und Reform | 212 | ||
2. Rückschlüsse vom Charakter der Zollverfahren auf den Zollbegriff | 213 | ||
a) Zollverfahrensbegriff der revidierten Kyoto-Konvention | 213 | ||
b) Zollverfahrensrecht des Unionszollkodex und der Wirtschaftszollgedanke | 214 | ||
aa) Überlassung zum zollrechtlich freien Verkehr | 214 | ||
bb) Besondere Verfahren | 215 | ||
(1) Versand | 216 | ||
(2) Lagerung | 217 | ||
(3) Verwendung | 219 | ||
(4) Veredelung | 220 | ||
cc) Ausfuhr | 223 | ||
3. Ergebnis zum Zollgedanken im Verfahrensrecht des Unionszollkodex | 224 | ||
D. Fazit zum Wirtschaftszollgedanken | 224 | ||
3. Kapitel: Fazit zum EU-Zollbegriff | 228 | ||
A. Charakteristika des Zolls | 228 | ||
B. Definitionsvorschlag | 230 | ||
Literaturverzeichnis | 236 | ||
Sachverzeichnis | 248 |