Allgemeine Schutzmaßnahmen des europäischen Habitatschutzrechts
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Allgemeine Schutzmaßnahmen des europäischen Habitatschutzrechts
Eine rechtsdogmatische Untersuchung der zentralen Erhaltungs- und Vermeidungspflichten des Art. 6 Abs. 1 und 2 FFH-Richtlinie mit ergänzenden Reformvorschlägen
Schriften zum Umweltrecht, Vol. 204
(2024)
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Abstract
Das Ziel der FFH-Richtlinie, einen günstigen Erhaltungszustand der Arten und Lebensraumtypen herzustellen, wurde auch über 30 Jahre nach ihrem Inkrafttreten nicht erreicht. Neben dem allgemeinen Vollzugsdefizit, welches insbesondere im Umweltrecht anerkannt ist, können auch rechtliche Ursachen für das Ausbleiben der erhofften Fortschritte ausgemacht werden. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf dogmatische Fragestellungen bzgl. der allgemeinen Schutzmaßnahmen des europäischen Gebietsschutzes nach Art. 6 Abs. 1 und 2 FFH-RL. Diese werden vor dem Hintergrund möglichst wirksamer Schutzmaßnahmen analysiert und Lösungsvorschläge erarbeitet. Die Verfasserin bewertet etwa das Verwaltungsprivileg kritisch und ordnet das in seinen Einzelheiten noch ungeklärte Verhältnis von Art. 6 Abs. 2 und 3 FFH-RL dogmatisch ein. Ergänzend formuliert die Arbeit Reformvorschläge des Richtlinientextes. Diese wurden auch mit dem Entwurf der europäischen Wiederherstellungsverordnung in Zusammenhang gesetzt.»Management and Protection of Special Areas of Conservation. A Legal Examination of the Conservation and Protection Obligations under Art. 6(1) and (2) of Council Directive 92/43/EEC with Complementary Reform Proposals«: The thesis concentrates on open legal questions concerning the general protection measures of the European site protection pursuant to Articles 6(1) and 6(2) of the Habitats Directive. These are analyzed in the context of the lack of effectiveness of the measures and legal solutions are developed. Furthermore, the study articulates reform suggestions for the directive's textual framework.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
Kapitel 1: Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie | 20 | ||
A. Die Umweltpolitik der Union | 21 | ||
I. Genese einer umfassenden Umweltpolitik | 21 | ||
II. Das Vorsorgeprinzip | 24 | ||
III. Hohes Schutzniveau und nachhaltige Entwicklung | 28 | ||
B. Erlass der FFH-Richtlinie | 30 | ||
I. Politischer Hintergrund | 30 | ||
II. Vom Entwurf bis zum heutigen Normtext der Richtlinie | 31 | ||
C. Ziel und Zweck der Richtlinie | 35 | ||
I. Schutz der Biodiversität | 36 | ||
II. Netz Natura 2000 und Schutzgebietsausweisung | 36 | ||
III. Der günstige Erhaltungszustand | 39 | ||
D. Die gebietsspezifischen Erhaltungsziele | 42 | ||
I. Rechtliche Grundlage | 42 | ||
II. Inhalt der Erhaltungsziele | 43 | ||
III. Der Bewirtschaftungsplan | 44 | ||
IV. Erhaltungsziele als Grundlage weiterer Entscheidungen | 46 | ||
V. Balanceakt zwischen Verbindlichkeit und Flexibilität | 48 | ||
Kapitel 2: Evaluation der FFH-Richtlinie | 51 | ||
A. Bilanz der FFH-Richtlinie | 51 | ||
I. Fortgesetzter Biodiversitätsrückgang | 51 | ||
II. Ausgebliebene Stabilisierung der Erhaltungszustände | 54 | ||
III. Vollzugsdefizit im Gebietsschutz | 57 | ||
1. Vertragsverletzungsverfahren wegen unzureichender Erhaltungsziele | 58 | ||
2. Mangelnde Effektivität der allgemeinen Schutzmaßnahmen | 59 | ||
B. Bisher erfolgte Ursachenforschung | 62 | ||
I. Der so genannte „fitness check“ | 62 | ||
II. Bereits identifizierte Fehlerquellen | 63 | ||
III. Forschungslücke bezüglich rechtlicher Ursachen | 66 | ||
IV. Forschungsstand über die allgemeinen Schutzmaßnahmen | 68 | ||
C. Reaktion der Europäischen Union | 71 | ||
I. Aktionsplan für Menschen, Natur und Wirtschaft | 71 | ||
II. Biodiversitätsstrategie 2030 | 72 | ||
III. Verordnung zur Wiederherstellung der Natur | 73 | ||
IV. Leitfäden | 75 | ||
Kapitel 3: Rechtsdogmatische Untersuchung der allgemeinen Schutzmaßnahmen nach Art. 6 Abs. 1 und 2 FFH-RL | 78 | ||
A. Die Erhaltungsmaßnahmen | 79 | ||
I. Inhalt der Erhaltungsmaßnahmen | 81 | ||
1. Die ökologischen Erfordernisse | 81 | ||
2. Wiederherstellung als Teil des Erhaltungsbegriffs | 84 | ||
a) Erhaltungsbegriff | 84 | ||
b) Flexible Zielvorgabe | 87 | ||
c) Reformvorschlag: Abgrenzung der Begriffe und gemeinsamer Oberbegriff der „Bewirtschaftungsmaßnahmen“ | 89 | ||
3. Abgrenzung der Erhaltungsmaßnahmen | 91 | ||
4. Verfahrensschritte des Gebietsmanagements | 92 | ||
a) Enger Regelungsbereich des Art. 6 Abs. 1 FFH-RL | 93 | ||
b) Reformvorschlag: Pflichtenkatalog ausweiten | 95 | ||
II. Berücksichtigung überörtlicher Faktoren | 95 | ||
1. Grenzen der ökologischen Erfordernisse | 96 | ||
2. Reformvorschlag: Einschränkung der Gestaltungsspielräume zu Gunsten eines holistischen Ansatzes | 99 | ||
III. Erforderlichkeit von obligatorischen, rechtsförmlichen Bewirtschaftungsplänen | 101 | ||
1. Verpflichtend zu nutzendes Instrument des Bewirtschaftungsplans | 101 | ||
2. Rechtsverbindliche Erhaltungsmaßnahmen | 104 | ||
3. Zwischenfazit | 107 | ||
4. Reformvorschlag: Ausdrückliche Pflicht zur rechtsverbindlichen Bewirtschaftungsplanung | 108 | ||
IV. Fristenregelungen für die Erhaltungsmaßnahmen | 109 | ||
1. Bestehende Fristen | 109 | ||
2. Die FFH-Berichterstattung als Gegenmodell zu weiteren Fristen | 113 | ||
3. Reformvorschlag: Anpassungspflicht innerhalb des nächsten Berichtszeitraums | 114 | ||
V. Qualitätssicherung der Erhaltungsmaßnahmen | 118 | ||
1. Mangelnde Überprüfbarkeit der Erhaltungsmaßnahmen aufgrund des Gebietsverwaltungsprivilegs | 118 | ||
a) Die unscharfen Tatbestandsmerkmale des Verwaltungsprivilegs | 119 | ||
aa) Diffuser Begriff der „Verwaltung“ des Gebietes | 120 | ||
(1) Weiter Verwaltungsbegriff | 120 | ||
(2) Schädigende Verwaltungsmaßnahmen | 124 | ||
(a) Umstrittene Reichweite des Verwaltungsbegriffs | 124 | ||
(b) Unzureichende Problembewältigung durch Priorisierung von Erhaltungszielen | 125 | ||
(c) Einschränkende Auslegung im Rahmen der richterlichen Rechtsfortbildung | 128 | ||
bb) Bisher konturlos gebliebene Begriffe der Unmittelbarkeit und Notwendigkeit | 131 | ||
(1) Umstrittene Bedeutung der Unmittelbarkeit | 131 | ||
(2) Weite Auslegung der Notwendigkeit | 132 | ||
(3) Mischpläne | 135 | ||
cc) Zwischenfazit | 137 | ||
b) Das überschätzte Konstrukt der „Konformitätsprüfung“ | 138 | ||
aa) Schwächen der Konformitätsprüfung | 138 | ||
(1) Zu enger Prüfinhalt | 138 | ||
(2) Mangelnde Verfahrensvorgaben | 140 | ||
(a) Fehlende Öffentlichkeitsbeteiligung | 140 | ||
(b) Freistellung von etwaiger Minderung und Kompensation | 142 | ||
(c) Mangelnde Überprüfbarkeit durch behördeninternes Verfahren | 143 | ||
bb) Zwischenfazit | 144 | ||
2. Zusammenfassung | 145 | ||
3. Reformvorschlag: Streichung des Gebietsverwaltungsprivilegs | 145 | ||
4. Die Ausnahmegenehmigung als geeignetes Instrument | 147 | ||
5. Reduzierte Effektivität alternativer Umweltprüfungen | 148 | ||
6. Fallbeispiel: Kalamitätseinschläge als Verwaltungsmaßnahme? – OVG Münster, Beschl. v. 19.12.2019, 21 B 1341/19 | 149 | ||
a) Zum Sachverhalt | 150 | ||
b) Zur Entscheidung | 151 | ||
aa) Kritische Analyse der Entscheidung | 152 | ||
(1) Fehlende Unmittelbarkeit | 152 | ||
(2) Ungeklärter funktionaler Zusammenhang | 156 | ||
(a) Unionsrechtlich determinierter Umgang mit fachlichen Kontroversen | 158 | ||
(b) Praktische Folgen | 162 | ||
bb) Falllösung entsprechend den Vorschlägen zur Streichung des Gebietsverwaltungsprivilegs | 163 | ||
B. Die allgemeinen Vermeidungsmaßnahmen | 164 | ||
I. Inhalt der allgemeinen Vermeidungsmaßnahmen | 166 | ||
1. Verschlechterung und Störung | 167 | ||
2. Präventiver Ansatz | 169 | ||
II. Vermeidungsmaßnahmen außerhalb von Schutzgebieten | 170 | ||
III. Die Vermeidungsmaßnahme im System des Art. 6 FFH-RL | 174 | ||
1. Grundlagen | 175 | ||
2. Vergleich der Vorschriften des Art. 6 Abs. 2 und 3 FFH-RL | 176 | ||
a) Schutzniveau der allgemeinen Vermeidungsmaßnahmen | 177 | ||
aa) Dasselbe Schutzniveau trotz missverständlichen Wortlauts | 177 | ||
bb) Reformvorschlag: Harmonisierung des Wortlauts | 179 | ||
b) Prüfumfang bei allgemeinen Vermeidungsmaßnahmen | 180 | ||
c) Auswahlermessen | 182 | ||
3. Unklare Abgrenzung von Art. 6 Abs. 2 und Abs. 3 FFH-RL | 185 | ||
a) Keine Exklusivität des Art. 6 Abs. 3 FFH-RL bei Projekten und Plänen | 186 | ||
aa) Projekt- und Planbegriff als Abgrenzungskriterium | 186 | ||
bb) Anwendbarkeit des Art. 6 Abs. 2 FFH-RL auf Projekte und Pläne | 189 | ||
b) Ausschließliche Anwendbarkeit des Art. 6 Abs. 2 FFH-RL bei sonstigen Einwirkungen | 191 | ||
c) Genehmigungserfordernis als unzureichendes Abgrenzungskriterium | 192 | ||
aa) Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs | 193 | ||
bb) Kritik | 195 | ||
(1) Kein Umsetzungsspielraum der Mitgliedstaaten | 196 | ||
(2) Dogmatische Widersprüche | 197 | ||
(3) Keine unmittelbare Übertragbarkeit der Begrifflichkeiten der UVP-Richtlinie | 198 | ||
d) Zwischenfazit | 200 | ||
e) Systematische Schlussfolgerungen | 201 | ||
f) Folgen für den Umsetzungsspielraum der Mitgliedstaaten | 202 | ||
g) Reformvorschlag: Ausdrücklicher Hinweis auf den systematischen Zusammenhang des Art. 6 Abs. 2 und 3 FFH-RL | 205 | ||
4. Folgeprobleme der Abgrenzungsproblematik | 206 | ||
a) Umsetzungsschwierigkeiten durch ungeklärtes Verhältnis der Vorschriften | 206 | ||
b) Ausnahmen vom allgemeinen Vermeidungsgebot | 207 | ||
aa) Unzulässige analoge Anwendung des Art. 6 Abs. 4 FFH-RL | 208 | ||
(1) Kein vergleichbarer Sachverhalt | 211 | ||
(2) Keine planwidrige Regelungslücke | 213 | ||
bb) Begrenzte sonstige Abweichungsmöglichkeiten | 216 | ||
cc) Anhaltende Rechtsunsicherheit | 219 | ||
dd) Reformvorschlag: Normierung der Abweichungsmöglichkeiten | 221 | ||
c) Einordnung der sog. Schadensminimierungsmaßnahmen | 222 | ||
d) Vermeidungsmaßnahmen bei bereits andauernden Beeinträchtigungen | 223 | ||
aa) Anerkennung des wirkungsbezogenen Ansatzes zur Bestimmung einheitlicher Projekte | 224 | ||
bb) Folgen für die allgemeinere Bestimmung des Art. 6 Abs. 2 FFH-RL | 229 | ||
e) Rückblick: Gebietsverwaltungsmaßnahmen | 232 | ||
5. Zwischenfazit | 233 | ||
6. Zusammenfassender Reformvorschlag: Neufassung des Art. 6 Abs. 2 und 3 FFH-RL | 234 | ||
7. Fallbeispiel: Fortlaufende Grundwasserabsenkung als zu vermeidende Beeinträchtigung – EuGH, Urt. v. 24.6.2021, C-559/19 | 236 | ||
a) Zum Sachverhalt | 236 | ||
b) Zur Entscheidung | 237 | ||
aa) Kritische Analyse der Entscheidung | 239 | ||
(1) Prüfumfang entspricht Verträglichkeitsprüfung | 240 | ||
(2) Keine ausschließliche Anwendung des Art. 6 Abs. 2 FFH-RL | 241 | ||
(3) Anwendung der Ausnahmevorschrift nur bei Art. 6 Abs. 3 FFH-RL | 243 | ||
(4) Klimawandel als Ent- oder Belastung des beklagten Mitgliedstaates? | 244 | ||
bb) Falllösung entsprechend den Vorschlägen zur Reform des Art. 6 Abs. 2 und 3 FFH-RL | 247 | ||
Fazit und zusammenfassende Thesen | 249 | ||
Literaturverzeichnis | 259 | ||
Stichwortverzeichnis | 278 |