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Der Haftgrund der Schwere der Tat im deutschen und serbischen Strafprozessrecht

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Berger, J. (2024). Der Haftgrund der Schwere der Tat im deutschen und serbischen Strafprozessrecht. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58895-4
Berger, Jasmina. Der Haftgrund der Schwere der Tat im deutschen und serbischen Strafprozessrecht. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58895-4
Berger, J (2024): Der Haftgrund der Schwere der Tat im deutschen und serbischen Strafprozessrecht, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58895-4

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Der Haftgrund der Schwere der Tat im deutschen und serbischen Strafprozessrecht

Berger, Jasmina

Kölner Kriminalwissenschaftliche Schriften, Vol. 77

(2024)

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About The Author

Jasmina Berger hat Rechtswissenschaft an der Freien Universität Berlin und an der Universität zu Köln studiert. Ihr Schwerpunktbereich war »Internationales Straf- und Strafverfahrensrecht«. Nach der Ersten Juristischen Prüfung (2015) arbeitete sie in Köln an ihrer Dissertation bei Prof. Dr. Thomas Weigend und wurde 2022 promoviert. Gleichzeitig absolvierte sie ihren juristischen Vorbereitungsdienst beim Oberlandesgericht Köln. Neben dem Studium war sie u.a. als Dolmetscherin beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für die Sprachen Serbisch, Kroatisch und Bosnisch tätig und arbeitete im Sportmanagement. Nach der Zweiten Staatsprüfung strebt sie eine Tätigkeit in der Justiz an.

Abstract

Sowohl in Deutschland als auch in Serbien kann ein Tatverdächtiger in Untersuchungshaft genommen werden, wenn ihm eine im Gesetz näher bezeichnete schwere Straftat vorgeworfen wird. Dies gilt auch dann, wenn weder zu erwarten ist, dass er sich dem Verfahren durch Flucht entzieht, noch dass er Beweismittel beeinträchtigt. In beiden Ländern werden diese Regelungen kritisiert, unter anderem wegen Verletzung der Unschuldsvermutung. Die Verfasserin vergleicht die entsprechenden Vorschriften in Serbien und Deutschland im Hinblick auf ihre historische Entwicklung, ihre Ausgestaltung und Funktion sowie ihre Anwendung in der Praxis. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach der Legitimation der Regelungen. Die Autorin gelangt zu dem Ergebnis, dass die Existenz eines Haftgrundes der Tatschwere nur in Serbien überzeugend begründet werden kann. Dies beruht vor allem auf den erheblichen historischen und kulturellen Unterschieden zwischen beiden Ländern.»Pretrial Detention because of the Seriousness of the Offense in German and Serbian Criminal Procedure Law«: In Germany as well as in Serbia, a suspect can be taken into pretrial detention if he is suspected of a serious crime listed in the statute, even if no other reasons exist for keeping him in custody. The author compares the relevant provisions in both countries and concludes that pretrial detention to prevent an uproar in the population can be justified in Serbia but not in Germany. The difference she perceives is due to the difference between historical and cultural conditions in both countries.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 9
Abkürzungsverzeichnis 14
Übersetzungshilfe für die serbische Sprache 16
Institute 18
Einleitung 19
A. Untersuchungshaft auch ohne Gefährdung der Verfahrensintegrität? Grundsätze 21
I. Deutschland 21
1. Grundlegendes zur Problematik der Untersuchungshaft in Deutschland 21
a) Recht auf ein faires Verfahren 23
b) Beschleunigungsgebot 25
c) Unschuldsvermutung und ihre rechtlichen Grundlagen 26
aa) Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 27
bb) Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte 27
cc) Grundrechtecharta der Europäischen Union 27
dd) EMRK 28
ee) Deutschland 28
d) Recht auf Freiheit 30
e) Grundsatz der Verhältnismäßigkeit (Art. 20 Abs. 3 GG, § 112 Abs. 1 S. 2 StPO) 34
aa) Geeignetheit, Erforderlichkeit, Angemessenheit des Eingriffs 34
bb) Die „Bedeutung der Sache“ und die „zu erwartende Strafe“ (§ 112 Abs. 1 S. 1 StPO) 37
2. Vollzug der Untersuchungshaft 39
a) Rechte des Untersuchungsgefangenen 39
b) Beschränkung der Grundrechte des Untersuchungsgefangenen 42
II. Serbien 43
1. Grundlegendes zur Problematik der Untersuchungshaft in Serbien 43
a) Problematik der rechtsvergleichenden Betrachtung 43
b) Verfahrensgrundsätze 44
c) Untersuchungshaft 46
d) Grundsatz der Verhältnismäßigkeit 47
2. Vollzug der Untersuchungshaft 49
a) Rechte des Untersuchungsgefangenen 49
b) Beschränkungen der Grundrechte des Untersuchungsgefangenen 51
III. Fazit 52
B. Der Haftgrund der Tatschwere 53
I. Deutschland 54
1. Ausgangspunkt Reichsstrafprozessordnung (RStPO) 1877 54
2. Reformvorschlag 1894 55
3. 1902/1905 55
4. Entwurf zur Änderung der Strafprozessordnung 1909 57
5. Entwurf eines Gesetzes über den Rechtsgang in Strafsachen 1919/1920 59
6. Lex Höfle 60
7. Arbeiten der Kleinen und Großen Kommission zur Erneuerung der Strafprozessordnung 60
8. Schwere der Tat 62
a) Entwurf der kleinen Strafprozesskommission von 1934 63
b) Gesetz zur Änderung des Strafverfahrens und des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 28. Juni 1935 65
c) Gesetz zur Wiederherstellung der Rechtseinheit vom 12. September 1950 68
d) Gesetz zur Änderung der Strafprozessordnung und des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 1. April 1965 69
e) Strafprozessänderungsgesetz vom 7. August 1972, Anti-Terrorismus-Gesetz vom 18. August 1976 74
f) Verbrechensbekämpfungsgesetz 1. Dezember 1994 75
9. Fazit 76
II. Serbien 80
1. Strafprozessordnungen des ehemaligen Jugoslawien 84
2. Zakon o krivičnom postupku Federativne Narodne Republike Jugoslavije (FNRJ) von 1948 84
3. Zakon o krivičnom postupku Federativne Narodne Republike Jugoslavije (FNRJ) von 1953 86
4. Zakon o krivičnom postupku Socialističke Federativne Republike Jugoslavije (SFRJ) von 1976 87
5. Zakon o krivičnom postupku von 2001, 2004, 2006, 2009, 2011, 2012/2013, 2021 89
a) Wiedereinführung der Schwere der Tat ohne das Merkmal der „Beunruhigung der Öffentlichkeit“ 89
b) „Škulićs Gesetz“ von 2006 90
c) Reform von 2009 92
d) Reform von 2011 – 15.1.2012 bzw. 1.10.2013 94
6. Fazit 95
C. Vergleich der beiden Regelungen zum Haftgrund der Tatschwere 97
I. Probleme eines Rechtsvergleichs zwischen Deutschland und Serbien 97
1. Gegenseitige Einflüsse? 97
2. Unterschiede zwischen den Anwendungsbedingungen des Rechts 98
a) Deutschland 98
b) Serbien 100
aa) Differenzen zwischen Lehre und Praxis 101
bb) Einflussnahme der Politik auf die Judikative 103
II. Zum Haftgrund der Tatschwere 109
1. Deutschland 110
a) Problem: Vereinbarkeit mit der Unschuldsvermutung 110
aa) Tatverdacht als alleiniger Anknüpfungspunkt? 112
bb) Heranziehung polizeirechtlicher Grundsätze? 112
b) Ist eine Rechtfertigung des Haftgrundes nach § 112 Abs. 3 StPO dennoch möglich? 113
aa) Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 15. Dezember 1965 114
bb) Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes im Rahmen des Haftgrundes der Tatschwere 119
cc) Haftverschonung nach § 116 StPO 121
dd) Ausweitung des Deliktskatalogs 122
c) Fazit 126
2. Serbien 129
a) Problem: Vereinbarkeit mit der Unschuldsvermutung und legitimer Haftgrund 129
aa) Tatverdacht als Anknüpfungspunkt 131
bb) Weitere Elemente des Tatbestandes 133
cc) Auslegung der Tatbestandsmerkmale 135
(1) Art der Begehung und Schwere der Folge 135
(2) Beunruhigung der Öffentlichkeit, die das Verfahren gefährden kann 137
(3) Auslegung durch die Rechtsprechung 139
b) Von član 211 Abs. 1 Nr. 4 Alt. 1 – 3 ZKP umfasste Straftaten 142
aa) Član 211 Abs. 1 Nr. 4 Alt. 1, 2 ZKP 143
bb) Član 211 Abs. 1 Nr. 4 Alt. 3 ZKP 145
cc) Zweitinstanzliches Verfahren nach član 211 Abs. 3 ZKP 147
c) Ist eine Rechtfertigung des Haftgrundes nach član 211 Abs. 1 Nr. 4 ZKP möglich? 148
d) Fazit 150
III. Tatbestandlicher Vergleich zwischen deutscher StPO und serbischem ZKP 151
1. Anderer Verdachtsgrad erforderlich 151
2. Kein Straftatenkatalog 153
3. Untersuchungshaft nach Urteil bzw. nach Rechtskraft 155
a) Untersuchungshaft nach Abschluss der Hauptverhandlung 155
b) Untersuchungshaft nach Eintritt der Rechtskraft 155
aa) Deutschland 156
bb) Serbien 157
4. Beunruhigung der Öffentlichkeit 158
5. Fazit 159
D. Anwendung des Haftgrundes der Schwere der Tat in der Praxis 161
I. Deutschland 161
1. Tatschwere im Kontext der Fluchtgefahr 162
2. Kritik an der Haftpraxis 166
II. Serbien 167
1. Methodik der Experteninterviews 168
a) Theoretischer und methodischer Ansatz 168
b) Auswertung 169
c) Einführung: schriftliche Experteninterviews, Fragebögen 169
aa) Gestellte Fragen 170
bb) Ausgewertete Fragebögen 171
d) Persönliche Experteninterviews mit Praktikern, Professoren und Studenten 171
aa) Durchführung der Experteninterviews 171
bb) Interviewpartner 172
(1) Richter Miodrag Majić 172
(2) Richter Aleksandar Trešnjev 172
(3) Staatsanwälte F1, F2, F3, M 173
(4) Professor Ivan Djokić 173
(5) Professorin P 174
(6) Rechtsanwalt Borivoje Borović 174
(7) Rechtsanwältin Irina Borović-Munić 174
(8) Rechtsanwalt Djordje Gačević 174
(9) Rechtsanwalt Željko Simić 174
(10) Gerichtsassistentin Ivana Miljuš 175
(11) Student Lazar Glisović 175
2. Ergebnisse Experteninterviews 175
a) Richter Miodrag Majić 176
b) Experteninterviews Ergebnisse 180
aa) Entstehung des član 211 Abs. 1 Nr. 4 ZKP 180
bb) Der Haftgrund nach član 211 Abs. 1 Nr. 4 ZKP: ein Problem des Wortlauts oder der Anwendung in der Praxis? 182
cc) Auslegung der Beunruhigung der Öffentlichkeit, die das Verfahren gefährden kann 184
dd) Probleme des Wortlauts 185
ee) Probleme in der praktischen Anwendung 188
ff) Untersuchungshaft zum Schutz des Beschuldigten 192
gg) Häufigkeit des Haftgrunds der Schwere der Tat nach član 211 Abs. 1 Nr. 4 ZKP, auch im Vergleich zu anderen Haftgründen 192
hh) Notwendigkeit des član 211 Abs. 1 Nr. 4 ZKP 193
ii) Ideale Formulierung 194
c) Professor Milan Škulić 194
aa) Kritik am Wortlaut 195
bb) Lösungsvorschläge 197
cc) Bewertung 198
d) Untersuchungshaft zum Schutz des Beschuldigten – zulässiger oder „apokrypher“ Haftgrund? 202
aa) Fall Rechtsanwalt Simić in Šabac 203
bb) Fall Richter Majić 205
3. Auswertung der schriftlichen und mündlichen Experteninterviews 207
a) Lösungsvorschläge und notwendige Veränderungen 208
aa) Lösung Wortlaut 209
bb) Lösung Praxis 211
III. Fazit 216
E. Abschließender Vergleich zwischen Deutschland und Serbien 219
I. Zur Verfassungsmäßigkeit der Regelungen in Deutschland 219
II. Zur Verfassungsmäßigkeit der Regelungen in Serbien 221
Anhang 1 – Deutsche Gesetze 226
Anhang 2 – Serbische Gesetze und Gerichte 228
Literaturverzeichnis 259
Sachwortverzeichnis 267