Strafrechtsdurchsetzung im digitalen Raum
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Strafrechtsdurchsetzung im digitalen Raum
Vom Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) zum Digital Services Act (DSA)
Schriften zum Strafrecht, Vol. 422
(2024)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Marlene Einfeldt studierte Rechtswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel – und während eines ERASMUS-Aufenthaltes auch an der Aarhus Universitet in Dänemark. Im Schwerpunkt studierte sie Kriminalwissenschaften und wurde nach ihrem Ersten Staatsexamen Ende 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Wirtschaftsstrafrecht von Prof. Dr. Andreas Hoyer. Im Rahmen ihres Promotionsstudiums verfasste sie – mit zwei Unterbrechungen für die Elternzeit mit ihren Kindern – die vorliegende Dissertation. Seit Februar 2023 ist Marlene Einfeldt im Referendariat am Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgericht.Abstract
Die Arbeit untersucht zuerst das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) und sodann das Verhältnis zum Digital Services Act (DSA). Zugrunde liegt die Erkenntnis, dass viele gepostete Inhalte strafbar sind und effektiver gemeldet und auch strafrechtlich leichter verfolgbar gemacht werden müssen.Während das NetzDG mit konkreten Straftatbeständen klare Vorgaben für soziale Netzwerke macht, greift der DSA den Ansatz wieder auf: Für Hostingdiensteanbieter besteht nach Art. 18 Abs. 1 DSA eine Meldepflicht gegenüber Strafverfolgungsbehörden für Inhalte, die den Verdacht begründen, dass eine Straftat, die eine Gefahr für das Leben oder die Sicherheit einer/mehrerer Person(en) darstellt, begangen wurde, begangen wird oder begangen werden könnte. Damit geht die europäische Meldepflicht deutlich weiter, bleibt für die Anwendung jedoch zu unbestimmt. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass die Verknüpfung von deutschem und europäischem Recht erforderlich ist, um eine effektive Lösung zu erreichen.»Criminal Law Enforcement in the Digital Space. From the German Network Enforcement Act (NetzDG) to the European Digital Services Act (DSA)«: The paper first examines the Network Enforcement Act (NetzDG) and then the relationship to the Digital Services Act (DSA), which follows a similar approach and also provides for the reporting of suspected criminal offences under certain conditions. Even if the NetzDG is partly overlaid, it also clarifies and specifies the requirements set up in Art. 18 DSA. The study comes to the conclusion that only by linking German and European law can effective criminal law enforcement be achieved.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis | 12 | ||
Abbildung 1: Anknüpfungspunkt der Meldepflicht (§ 3a NetzDG) für die Netzwerke | 124 | ||
Abbildung 2: Organigramm zur Funktionsweise des NetzDG | 130 | ||
Abbildung 3: Anzahl eingeleiteter Bußgeldverfahren nach § 4 I NetzDG im Zeitraum bis 31.12.2020 | 135 | ||
Abbildung 4: Erforderliche Rückmeldung an soziale Netzwerke bei fehlender Straftat | 161 | ||
Tabelle 1: Eingegangene Beschwerden (und davon als rechtswidrig behandelte Beschwerden) hinsichtlich § 111 StGB | 70 | ||
Tabelle 2: Eingegangene Beschwerden (und davon als rechtswidrig behandelte Beschwerden) hinsichtlich § 184b StGB | 83 | ||
Tabelle 3: Eingegangene Beschwerden (und davon als rechtswidrig behandelte Beschwerden) hinsichtlich § 201a StGB | 93 | ||
Tabelle 4: Anzahl der Fälle, in denen nach § 3 II Nr. 3b NetzDG eine Selbstregulierungseinrichtung konsultiert wurde | 139 | ||
Tabelle 5: Rechtsgrundlagen für die Datenweitergabe im Rahmen des § 3a NetzDG | 146 | ||
Einleitung und Gang der Untersuchung | 13 | ||
1. Teil: NetzDG und DSA im Überblick | 18 | ||
A. Funktionsweise und Charakter des NetzDG in Gegenüberstellung zum DSA | 18 | ||
B. Gesetzeszweck des NetzDG und Fortentwicklung durch den DSA | 20 | ||
I. Neuer Regelungsbedarf durch neue Möglichkeiten | 20 | ||
II. Zum Begriff der „Fake News“ | 23 | ||
III. Anknüpfungspunkt am Delinquenten? | 24 | ||
IV. Anknüpfungspunkt am Plattformanbieter | 25 | ||
V. Bisherige Gesetzesänderungen im NetzDG und resultierende Ausgangspunkte für den DSA | 27 | ||
1. Gesetz zur Änderung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (BGBl. I 2021, S. 1436) | 27 | ||
2. Gesetz zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität (BGBl. I 2021, S. 441) | 28 | ||
3. Gesetz zur Bekämpfung terroristischer Online-Inhalte (BGBl. I 2022, S. 1182) | 30 | ||
4. Ausgangspunkte für den DSA | 31 | ||
VI. Zwischenergebnis | 32 | ||
C. Höherrangiges Recht | 33 | ||
I. Gesetzgebungskompetenz des Bundes für das NetzDG | 34 | ||
1. Keine ausschließliche Zuständigkeit aus Art. 73 GG | 34 | ||
2. Konkurrierende Zuständigkeit aus Art. 74 GG | 34 | ||
3. Erforderlichkeit nach Art. 72 II GG | 37 | ||
4. Im Übrigen: Annexkompetenz kraft Sachzusammenhangs, Art. 70 GG | 38 | ||
5. Zwischenergebnis | 38 | ||
II. Gesetzgebungsmöglichkeiten der EU für den DSA | 38 | ||
III. Das NetzDG im sonstigen europarechtlichen Kontext | 40 | ||
1. Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) | 40 | ||
2. Geoblockingverordnung | 42 | ||
3. E-Commerce-Richtlinie (ECRL) und künftige Haftungsvorgaben des DSA | 43 | ||
a) Providertypologie und Verhältnis zum NetzDG | 44 | ||
b) Koordinierter Bereich, Art. 2 ECRL | 46 | ||
c) Vereinbarkeit mit dem Herkunftslandprinzip, Art. 3 ECRL | 46 | ||
d) Vereinbarkeit mit dem Haftungsprivileg (Art. 12–14 ECRL) und Ausblick auf den DSA | 49 | ||
aa) Einzelne Aspekte zur Vereinbarkeit mit Art. 14 ECRL | 49 | ||
bb) Vorschlag de lege ferenda für § 3 II Nr. 1–3 NetzDG | 52 | ||
4. Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste (AVMD-Richtlinie) | 54 | ||
5. Zwischenergebnis | 55 | ||
IV. Zwischenergebnis | 55 | ||
2. Teil: Strafrechtliche Auswertung des NetzDG und des DSA | 57 | ||
A. Vereinbarkeit der Strafnormen aus § 1 III NetzDG mit dem Telos des NetzDG | 57 | ||
I. Straftaten gegen den demokratischen Rechtsstaat, §§ 86, 86a, 89a, 91 StGB | 60 | ||
II. Landesverräterische Fälschung, § 100a StGB | 62 | ||
III. Öffentliche Aufforderung zu Straftaten, § 111 StGB | 65 | ||
1. Rechtsgut | 66 | ||
2. Praxis des NetzDG, Auswertung der Halbjahresberichte | 69 | ||
IV. Straftaten gegen die öffentliche Ordnung, §§ 126, 129 bis 129b, 130, 131, 140 StGB | 71 | ||
1. §§ 126, 130, 131, 140 StGB: Paradebeispiele für „Netzwerktaten“ | 71 | ||
2. Beispielhafte Auswertung der Berichte zu § 130 StGB | 74 | ||
3. Vermisst: § 126a, § 130a StGB | 75 | ||
4. §§ 129–129b StGB, kriminelle und terroristische Vereinigungen | 76 | ||
V. § 166 StGB als „Religionsdelikt“ | 78 | ||
VI. Pornografiestrafrecht: § 184b StGB | 79 | ||
1. Charakter des § 184b StGB | 80 | ||
2. Abgrenzungsprobleme zwischen Kindern (§ 184b StGB) und Jugendlichen (§ 184c StGB) | 81 | ||
3. Auswertung der bisherigen Halbjahresberichte zu § 184b StGB | 83 | ||
4. De lege ferenda: §§ 176e, 184c und 184l StGB | 85 | ||
VII. Persönliche Ehre, Lebensführung und Freiheit: §§ 185–187 StGB, 201a und 241 StGB | 86 | ||
1. Persönliche Ehre, §§ 185–187, 189 StGB | 86 | ||
2. Ausblick de lege ferenda: § 192a StGB | 89 | ||
3. Persönliche Lebensführung, § 201a StGB | 90 | ||
a) Deliktsnatur | 90 | ||
b) Netzwerkspezifischer Bezug | 92 | ||
c) Fazit und Auswertung der tatsächlichen Beschwerdezahlen | 92 | ||
4. Persönliche Freiheit, § 241 StGB (und de lege ferenda § 240 StGB) | 94 | ||
5. Erwägungen zu §§ 238, 241a StGB | 96 | ||
VIII. § 269 StGB, Fälschung beweiserheblicher Daten | 97 | ||
1. Theoretische NetzDG-Relevanz | 98 | ||
2. Praxis: Tatsächliche NetzDG-Beschwerden zu § 269 StGB | 101 | ||
IX. Zwischenergebnis und Vorschlag de lege ferenda für § 1 III NetzDG | 102 | ||
B. Für die Meldung nach § 3a II Nr. 3 NetzDG relevante Straftaten | 103 | ||
I. Erwägungsgründe des Gesetzgebers | 103 | ||
II. Stellungnahme | 103 | ||
III. Zwischenergebnis und Vorschlag de lege ferenda für § 3a II Nr. 3 NetzDG | 104 | ||
C. Für die Meldung nach Art. 18 DSA relevante Inhalte | 105 | ||
I. Der unionsrechtliche Straftatbegriff | 106 | ||
II. Gefahr für das Leben oder die Sicherheit einer Person oder mehrerer Personen | 106 | ||
1. Rechtsgut „Leben“ | 107 | ||
2. Rechtsgut „Sicherheit für eine Person oder mehrere Personen“ | 107 | ||
3. Der Gefahrbegriff | 108 | ||
4. Zwischenergebnis | 108 | ||
III. Beispiele in Erwägungsgrund 56 | 109 | ||
1. Richtlinie 2011/36/EU zur Bekämpfung von Menschenhandel | 109 | ||
2. Richtlinie 2011/93/EU zur Bekämpfung von sexuellem Missbrauch | 110 | ||
3. Richtlinie 2017/541/EU zur Terrorismusbekämpfung | 110 | ||
4. Bedeutung | 111 | ||
5. Zwischenergebnis | 112 | ||
IV. Zwischenergebnis | 112 | ||
D. Ausblick: Zukünftige Rolle strafrechtlicher Meldepflichten in § 3a NetzDG | 113 | ||
I. Grundsätzliche Unterscheidung zwischen Individual- und Universalrechtsgütern? | 114 | ||
II. Einschränkung aufgrund von Erwägungsgrund 56 | 115 | ||
III. Zwischenergebnis | 118 | ||
E. Zwischenergebnis | 119 | ||
3. Teil: Das NetzDG und der DSA im Kontext der Strafverfolgung | 122 | ||
A. Prozessuale Vorgaben in Art. 18 DSA | 125 | ||
I. Handlungsalternativen | 125 | ||
1. Zur Ermittlung des betreffenden Mitgliedstaates | 126 | ||
2. Zur Unterrichtung des eigenen Mitgliedstaates | 127 | ||
3. Zur Unterrichtung von Europol | 127 | ||
4. Zwischenergebnis | 128 | ||
II. Zuständige Strafverfolgungs- oder Justizbehörde | 128 | ||
B. Überblick: Die Akteure des NetzDG | 129 | ||
I. Die Rolle des Bundeskriminalamtes (BKA) | 131 | ||
II. Die Rolle des Bundesamts für Justiz (BfJ) | 132 | ||
1. Einschreiten erst bei „systemischen Mängeln“ | 132 | ||
2. Anzahl der Bußgeldverfahren, § 4 I NetzDG | 133 | ||
3. Umsetzung des § 3 V NetzDG (Überwachung des Umgangs mit Beschwerden) | 135 | ||
4. Zwischenergebnis und Vorschlag de lege ferenda für § 3 V NetzDG | 137 | ||
III. Die Einrichtung der Regulierten Selbstregulierung auf dem Prüfstand | 137 | ||
IV. Zwischenergebnis | 140 | ||
C. Grundrechtssensible Strafermittlung in sozialen Netzwerken | 140 | ||
I. Relevante Informationen für die Zusammenarbeit von Strafverfolgungsbehörde und sozialem Netzwerk, § 3a NetzDG | 141 | ||
II. Anforderungen des BVerfG an die Bestandsdatenauskunft | 142 | ||
III. Neue Rechtsgrundlagen für die Datenweitergabe gem. § 3a NetzDG | 143 | ||
1. Bestands- und Nutzungsdaten | 144 | ||
2. Erforderliche Rechtsgrundlagen | 145 | ||
D. Die Meldepflicht bei bestimmten Inhalten, § 3a NetzDG | 146 | ||
I. Ausgangspunkt „Anfangsverdacht“ bei § 3a II Nr. 3 NetzDG? | 147 | ||
II. Vergleich mit dem Verdachtsbegriff in Art. 18 Abs. 1 DSA | 149 | ||
III. Zur Rechtsnatur der Meldung nach § 3a NetzDG | 150 | ||
1. Anzeigebefugnis nach § 158 I StPO | 151 | ||
2. Das BKA als Adressat der Anzeige | 152 | ||
3. Zwischenergebnis und Ausblick auf weitere Meldemöglichkeiten | 153 | ||
IV. Zum Umfang der weiterzuleitenden Daten, § 3a IV NetzDG | 155 | ||
1. Der Beschluss des VG Köln v. 1.3.2022, 6 L 1277/21 | 155 | ||
2. Stellungnahme | 157 | ||
3. Vorschlag de lege ferenda für § 3a IV NetzDG | 158 | ||
V. Zur Information der betroffenen Nutzer, § 3a VI NetzDG | 159 | ||
VI. Fehlende Rückmeldepflicht nach Abschluss der Strafermittlungen | 160 | ||
VII. Zwischenergebnis | 162 | ||
E. Praktische Herausforderungen für den Justizapparat und das Polizeiwesen | 163 | ||
I. Auswirkungen der neuen Meldepflicht auf den Justizapparat | 164 | ||
II. Zahlen und Fakten zur polizeilichen Ermittlungspraxis im Kampf gegen Cybercrime | 165 | ||
III. Resultierende Kriminalpolitische Forderungen für die Polizeiarbeit | 167 | ||
F. Zwischenergebnis | 168 | ||
4. Teil: Strafanwendungsrecht und weitere Zuständigkeitsfragen | 170 | ||
A. Die Allzuständigkeit des AG Bonn bei Vorabentscheidungen im Bußgeldverfahren | 170 | ||
I. Notwendige Ermessenseinschränkungen bei der Vorlage | 171 | ||
II. Kein Einbezug der erstinstanzlichen Zuständigkeiten von LG und OLG | 171 | ||
III. Zwischenergebnis und Vorschlag de lege ferenda für § 4 V NetzDG | 172 | ||
B. §§ 5, 7 OWiG i. V. m. § 4 III NetzDG für die Ordnungswidrigkeiten im Rahmen des NetzDG | 174 | ||
C. §§ 3 ff. StGB für die in § 1 III NetzDG genannten Strafnormen | 174 | ||
I. Pro effektive Strafverfolgung: Erweiterung des Schutzprinzips ab 1.1.2021 | 176 | ||
II. Contra effektive Strafverfolgung: Probleme bei der Tatortermittlung (§ 9 StGB) | 177 | ||
1. Handlungsort | 177 | ||
2. Erfolgsort | 179 | ||
a) Möglichkeit 1: Gleichlauf zum tatbestandlichen Erfolgsbegriff | 179 | ||
b) Möglichkeit 2: Kein Gleichlauf zum tatbestandlichen Erfolgsbegriff | 180 | ||
3. Stellungsnahme und Zwischenergebnis | 182 | ||
D. Zwischenergebnis | 183 | ||
Endergebnis und Ausblick | 185 | ||
Anhang | 188 | ||
Literaturverzeichnis | 201 | ||
Verzeichnis über zitierte Internetadressen | 221 | ||
Stichwortverzeichnis | 223 |