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Leibliche Selbstbestimmung

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Andresen, M. (2024). Leibliche Selbstbestimmung. Der grundrechtliche Schutz leiblicher Autonomie vor dem Hintergrund des »Human Enhancement«. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59094-0
Andresen, Mats. Leibliche Selbstbestimmung: Der grundrechtliche Schutz leiblicher Autonomie vor dem Hintergrund des »Human Enhancement«. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59094-0
Andresen, M (2024): Leibliche Selbstbestimmung: Der grundrechtliche Schutz leiblicher Autonomie vor dem Hintergrund des »Human Enhancement«, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59094-0

Format

Leibliche Selbstbestimmung

Der grundrechtliche Schutz leiblicher Autonomie vor dem Hintergrund des »Human Enhancement«

Andresen, Mats

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1526

(2024)

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About The Author

Mats Andresen studierte Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg mit dem Schwerpunktbereich Information und Kommunikation. Nach der ersten Staatsprüfung promovierte er an der Bucerius Law School in Hamburg. Während dieser Zeit war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer international tätigen Wirtschaftskanzlei im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes und des geistigen Eigentums tätig. Seit Februar 2023 absolviert er das Rechtsreferendariat am Hanseatischen Oberlandesgericht mit Stationen unter anderem beim Bundesamt für Presse und Information der Bundesregierung und dem Norddeutschen Rundfunk.

Abstract

Die Schutzbedürftigkeit der Freiheit über den eigenen Körper zu verfügen, liegt auf der Hand. Die Gründe und Grenzen entsprechenden Grundrechtsschutzes erscheinen in der Praxis jedoch auf den Einzelfall bezogen und unsystematisch. Die Arbeit versucht eine Systematisierung dieses Feldes anhand der Debatte um das sog. »Human Enhancement«. Die philosophische Debatte wird für die Rechtswissenschaft aufbereitet und verfassungsrechtlich ausgewertet. Daraus ergeben sich zentrale Thesen: Der grundrechtliche Schutz körperbezogener Freiheiten folgt (mindestens) zwei Prinzipien, nämlich dem der körperlichen Integrität und dem der körperlichen Autonomie. Letzteres findet bislang in keinem anerkannten Grundrechtstatbestand eine adäquate Ausprägung. Ein Grundrecht auf leibliche Selbstbestimmung ist nicht nur erforderlich, um Zukunftstechnologien regulatorisch abzubilden. Es erhellt das Gesamtkonzert der körperbezogenen Freiheitsrechte des Grundgesetzes auch in bekannten Konstellationen.»Bodily Self-Determination. The Protection of Bodily Autonomy under German Fundamental Rights in the Light of ›Human Enhancement‹«: The work examines the debate on »human enhancement« and analyses it in terms of German constitutional law and the protection of bodily freedoms. Results: The constitutional protection of body-related freedoms follows two principles: that of physical integrity and that of bodily autonomy. A fundamental right to bodily self-determination is not only necessary in order to regulate future technologies. It sheds light on the overall concept of body-related freedoms in the German constitution.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
§ 1 Einleitung 15
A. Ziele und Hergang der Arbeit 24
I. Ziele 24
II. Hergang 25
B. Kernbegriffe 27
I. Körper und Leib 28
II. Freiheit und Autonomie 29
III. Körperliche Integrität und Leibliche Autonomie 33
§ 2 „Enhancement“ als Problem leiblicher Selbstbestimmung 36
A. „Enhancement“ als Deskription 36
I. Wunschmedizin? Kontextualität der „Verbesserung“ durch Enhancement 38
II. Enhancement-Technologien im Überblick 40
III. Genomeditierung 42
1. CRISPR/Cas9 43
2. Betrachtungsgegenstand: somatische Genomeditierung zu Enhancementzwecken 44
3. Potentiale des somatischen Gen-Enhancements 48
4. Risiken 53
IV. Fazit 54
C. „Enhancement“ als Rechtsbegriff 54
I. „Enhancement“ als normativer Begriff 55
1. Definitionsansätze im Gesetz, insb. „Doping“ 56
2. Definitionsansätze aus der Rechtsprechung 57
3. Definitionsansätze in der Literatur 58
a) Die Dichotomie: Therapie/Enhancement 59
aa) Definition in Abgrenzung zu „Gesundheit“ 60
bb) Definition anhand des Begriffs der „Krankheit“ 62
cc) Heilbehandlung und Indikation 62
dd) Speziestypisches Funktionsspektrum, species typical functioning 65
b) Zwischenfazit 68
4. Der normative Enhancementbegriff und körperlich-leibliche Selbstbestimmung 71
II. Erscheinungsformen des „Enhancements“ im einfachen Recht 73
C. Die Enhancement-Debatte: Wie mit Enhancement umgehen? 74
I. Erster Zugriff: Die offene, gesellschaftliche Debatte 75
II. Allgemeine Einwände 78
1. Sicherheit 79
2. Natur und Natürlichkeit 80
3. Ungewissheit und Nichtwissen 84
III. Die philosophischen Positionen 86
1. Liberale Positionen 88
2. Trans- und Posthumanistische Positionen 88
3. Biokonservative Positionen 90
4. Zentrale normative Bezüge und ihre Bewertung 92
a) Das „gelungene Leben“ und Authentizität 93
b) Menschlichkeit und Würde 98
c) Chancengerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität 100
IV. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 102
D. Taxonomien des Enhancements 104
I. Mittelbezogene Differenzierungen 105
1. Therapeutisches und nicht-therapeutisches Enhancement 106
2. Reversibles und irreversibles Enhancement 108
3. Invasives und nicht-invasives Enhancement 109
4. Externes und internes Enhancement 110
5. Fazit 111
II. Subjektbezogene Differenzierungen: Selbst- und Fremd-Enhancement 112
III. Wirkungsbezogene Differenzierungen 113
1. Speziestypisches und speziesuntypisches Enhancement 113
2. Freiheitserweiterndes und freiheitsreduzierendes Enhancement 114
3. Absolutes und relatives Enhancement 116
a) Individuelle Dimension 116
b) Kollektive Dimension 117
4. Sicheres und unsicheres Enhancement 119
E. Ergebnisse zu § 2 120
§ 3 Der grundrechtliche Schutz leiblicher Selbstbestimmung 123
A. Gründe grundrechtlicher Betrachtung 124
B. Funktionen grundrechtlicher Betrachtung 125
C. Formalisierung leiblicher Selbstbestimmung als Grundrecht 126
I. Freiheit zum Eigen-Enhancement 127
1. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Leben 127
a) „Leben“ 129
b) „Körperliche Unversehrtheit“ 129
c) Positive Freiheitsdimension des Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG? 132
aa) Historie 132
bb) Wortlaut 132
cc) Telos 134
dd) Systematik 135
ee) Auslegung im Lichte der EMRK 136
ff) Zwischenfazit 138
d) Das „Selbstbestimmungsrecht des Patienten“ 139
aa) Fragwürdige Debattenperspektive 141
bb) Definitionsansätze in der Literatur 141
cc) Der Verortungsstreit in der Literatur unter Verweis auf die Rechtsprechung des BVerfG 142
(1) BVerfGE 52, 131 und das Minderheitsvotum Hirsch, Niebler und Steinberger 144
(2) Keine klare Konfliktlinie 146
(3) Die vermeintlich gefestigte Rechtsprechung des BVerfG 147
(4) Unterstellte Natur des „Selbstbestimmungsrechts des Patienten“ 148
(5) Das „Selbstbestimmungsrecht des Patienten“ in der Rechtsprechung des BVerfG 149
(6) Fazit: Verfehlte Debatte als Ergebnis einer verengten Debattenperspektive 153
dd) Zwischenergebnis 154
e) Das Kehrseitenargument 155
aa) Prämisse 1: Das Recht auf aktive Ablehnung einer körperlichen Beeinträchtigung in Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG 156
(1) Körperliche Integrität und das „diesbezügliche Selbstbestimmungsrecht“ 156
(2) Leben und Körper als individuelle und nicht objektivierte Rechtsgüter 157
(3) Kein positives Freiheitsrecht in Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG 158
bb) Prämisse 2: Die Kehrseite des Rechts auf aktive Ablehnung in Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG 159
(1) Wer „Nein“ sagt, sagt „Ja“ zur Alternative? 160
(2) Untauglichkeit des Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG zur Entwicklung einer Dogmatik leiblich-körperlicher Selbstbestimmung 161
f) Ergebnis 162
2. Das allgemeine Persönlichkeitsrecht 164
a) Abgrenzung zu Art. 2 Abs. 1 GG 165
b) Ein Recht auf Selbstschädigung? 166
aa) Doping 167
bb) Betäubungsmittel und das „Recht auf Rausch“ 169
cc) Recht auf Gestaltung der Körperoberfläche, Tätowierungen, Schmuck und Haartrachten 170
dd) Zwischenfazit: Unsystematische Auslagerung verschiedener körperlich-leiblicher Freiheiten in die allgemeine Handlungsfreiheit 171
c) Formale Abgrenzungen: Tun und Sein 172
d) Notwendigkeit materieller Abgrenzung: Wertneutralität des Art. 2 Abs. 1 GG 177
e) Materielle Abgrenzung 179
aa) Die zweipolige Schutzsystematik des allgemeinen Persönlichkeitsrechts 179
bb) Der Schutz der Grundbedingungen der Persönlichkeitsentfaltung 181
(1) Sozialität 182
(2) Körper und Leib 185
cc) Der Schutz der engeren persönlichen Lebenssphäre 187
f) Ausprägungen leiblicher Selbstbestimmung im allgemeinen Persönlichkeitsrechts? 188
aa) Anerkennung der Geschlechtlichkeit, reproduktive Selbstbestimmung und sexuelle Selbstbestimmung 188
bb) Kenntnis der Abstammung und Achtung genetischer Prägung 192
cc) Recht auf Bildung/Recht auf Lernen 193
dd) Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben 194
(1) BVerfG, Urteil vom 26.02.2020 – 2 BvR 2347/15 195
(2) Ableitungen 196
(3) Kritik 198
(4) Schlussfolgerungen 202
ee) Selbstbestimmungsrecht des Patienten und die Freiheit zur Krankheit 202
ff) Organspende 203
(1) Konkretisierung & Exkurs: Widerspruchslösung 205
(2) Fazit 206
gg) Selbstbestimmte Fortpflanzung und Schwangerschaftsabbruch 207
g) Zwischenergebnis 207
3. Ansätze umfassenderer Schutzpositionen leiblicher Selbstbestimmung 209
a) Bioethische Selbstbestimmung, ethisch existenzielle Selbstbestimmung 209
b) Mentale & neuronale Selbstbestimmung 213
c) Zwischenergebnis 216
4. Das Grundrecht auf leibliche Selbstbestimmung 217
a) Die Funktion der Leiblichkeit für die Persönlichkeitsentfaltung 217
b) Definition 219
c) Dimensionen 219
d) Abgrenzung 220
e) Begrenzung des Schutzbereichs 221
aa) Individuelle Empfindlichkeit 222
bb) Wesentlichkeit der Körperveränderung 223
cc) Langfristige und planmäßige Körperbetätigung, Sport, Meditation 227
dd) Inhärente Grenzen 228
5. Spezielle Grundrechte 229
a) Religionsfreiheit 229
b) Kunstfreiheit & Meinungsfreiheit 230
c) Eigentumsgarantie 230
6. Zusammenfassung 231
II. Freiheit zum & Recht auf Fremd-Enhancement 232
1. Abwehrrecht, Freiheit zum Fremd-Enhancement 232
2. Leistungsrecht auf Fremd-Enhancement 234
a) Gegenüber Privaten 234
b) Gegenüber dem Staat 235
aa) Aus Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG 236
bb) Aus Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG 238
c) Fazit 238
D. Freiheit von „aufgezwungenem Enhancement“ 239
I. Abwehrrechtliche Dimension 240
1. Grundrechtskonkurrenz, das Nebeneinander leiblicher Autonomie und körperlicher Integrität 240
2. Schutzbereichsabgrenzung, keine Fälle von Grundrechtskonkurrenz 241
3. Spezialität, unechte Konkurrenz 242
4. Idealkonkurrenz und Schutzverstärkung 244
a) Schwerpunkt des Eingriffs, Meistbetroffenheit 245
b) Kumulation, Schutzverstärkung oder isoliertes Nebeneinander? 247
aa) Schutzverstärkung in der Rechtsprechung 248
bb) Schutzverstärkung in der Literatur 249
5. Fazit 253
6. Anwendung am Beispiel einer gesetzlichen Impfpflicht 254
II. Schutzpflichtendimension 255
E. Freiheitsvoraussetzungen: Einsichtsfähigkeit und bestimmte Erklärung 258
I. Einsichtsfähigkeit 259
II. Bestimmtheit 260
III. Fazit 261
F. Ergebnisse zu § 3 261
§ 4 Typisierung grundrechtlichen Schutzes leiblicher Selbstbestimmung 263
A. Schutzbereichsabgrenzung 263
B. Kernbereiche leiblicher Selbstbestimmung? 264
I. Kernbereich privater Lebensgestaltung 268
II. Kernbereich leiblicher Selbstbestimmung 271
1. Fälle der Verletzung des Kernbereichs 272
2. Unterscheidung von aufgezwungenen Enhancements und gewillkürtem Eigen- und Fremd-Enhancement innerhalb des Kernbereichsschutzes 274
C. Taxonomie der leiblichen Selbstbestimmung 276
I. Therapeutisches und Nicht-Therapeutisches Enhancement 276
1. Verwendung des Gesundheitsbegriffs in Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG 277
2. Kritik am Gesundheitsbegriff als Rechtsgut und Schutzziel 278
3. Der Gesundheitsbegriff in der Abwehrdimension des Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG, besonderer Schutz vor nicht-therapeutischem Enhancement? 281
4. Der Gesundheitsbegriff in der Schutzpflichtendimension des Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG 282
5. Schutzpflichten zur Förderung therapeutischen Enhancements 283
a) Die Pflicht sich „schützend vor die körperliche Unversehrtheit und Leben zu stellen“ 284
b) Schutz des Lebens und Schutzpflicht der „Gesundheit“ 285
c) Schutz leiblicher Selbstbestimmung und Schutzpflicht der „Gesundheit“ 286
d) Begrenzung der Schutzpflicht durch Vorrang der Selbstbestimmung 287
6. Zwischenergebnis 287
II. Speziestypisches und speziesuntypisches Enhancement 288
1. Grundrechtsfähigkeit 289
7. Begrenzung leiblicher Selbstbestimmung aufgrund einer Gattungswürde? 293
8. Zwischenergebnis 298
III. Relatives und absolutes Enhancement 299
1. Kein Schutz relativen Enhancements durch die leibliche Selbstbestimmung? 299
2. Absolutes Enhancement als Kernbereich leiblicher Selbstbestimmung? 301
3. Angemessenheit in der Verhältnismäßigkeitsprüfung 302
a) Erhöhtes Selbstbestimmungsinteresse, besondere Schwere des Eingriffs bei absoluten Enhancements 302
b) Absolute Enhancements als kontextunabhängig, freiheitserweiternde Maßnahmen 303
c) Allgemein vorteilhafte Güter; Primary Goods nach Rawls 304
4. Zwischenergebnis 307
IV. Reversibles und irreversibles/freiheitserweiterndes und freiheitsreduzierendes Enhancement 308
1. Freiheit zur Unfreiheit, Reduzierung des Schutzbereichs? 309
a) Weicher Paternalismus 311
b) Kein Schutz der Freiheit zur Unfreiheit? 313
c) Teleologische Reduktion der leiblichen Selbstbestimmung? 315
d) Zwischenfazit 317
2. Staatliche Pflicht zum Schutz vor Unfreiheit aus Art. 2 Abs. 1 i. V. m. Art. 1 Abs. 1 GG? 317
a) Keine Wendung der Schutzpflichtendimension gegen den Grundrechtsträger 317
b) Staatliche Pflicht zum Schutz vor unfreiwilligem Verlust der Selbstbestimmungsfähigkeit 319
3. Zwischenergebnis 321
D. Ergebnisse zu § 4 322
§ 5 Grenzen leiblicher Selbstbestimmung 324
A. Der Schutz von Menschlichkeit, Gesundheit und Autonomie 324
B. Der Schutz von Chancengerechtigkeit, Gleichheit und Solidarität 326
I. Bereits ausgemachte Grenzen 326
II. Finanzierungssicherheit der Sozialsysteme 327
III. Biologisch manifeste Ungleichheit 328
1. Abwehrdimension des Art. 3 Abs. 1 GG 330
2. Objektiv-rechtliche Schutzdimension des Art. 3 Abs. 1 GG 332
3. Leiblich-soziales Existenzminimum 333
4. Demokratieprinzip 334
IV. Zwischenergebnis 334
V. Ausblick eines verteilungsgerechten Umgangs mit Enhancements 335
§ 6 Ergebnisse und Zusammenfassung 338
Literaturverzeichnis 347
Sachverzeichnis 369