Strafrechtliche Handlungen gegenüber Schlafenden, Bewusstlosen und Kleinstkindern
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Strafrechtliche Handlungen gegenüber Schlafenden, Bewusstlosen und Kleinstkindern
Ein Vergleich der Tatbestände Diebstahl, Raub, Freiheitsberaubung sowie Mord aus Heimtücke
Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 318
(2024)
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About The Author
Sandra Bachmayer studierte von 2014 bis 2020 Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Für ihre Leistungen in der Juristischen Universitätsprüfung wurde sie im Jahr 2018 vom Alumni- und Förderverein der Juristischen Fakultät der LMU München e.V. mit dem Sylvester-Jordan-Preis ausgezeichnet. Im Anschluss an die Erste Juristische Prüfung war sie von 2020 bis 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Strafrecht und Strafprozessrecht bei Prof. Dr. Matthias Krüger an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätig. Ab 2022 absolvierte sie das Rechtsreferendariat am Oberlandesgericht München.Abstract
Die Personengruppen der Schlafenden, Bewusstlosen und Kleinstkinder haben viele Gemeinsamkeiten - allen voran, dass sie sich gegenüber einem Angriff auf ihre Rechtsgüter nicht verteidigen können. Sie werden jedoch in verschiedenen Tatbeständen des Strafgesetzbuches nicht immer einheitlich behandelt. Die Arbeit leistet einen tatbestandsübergreifenden Vergleich der verschiedenen Personen- und Deliktsgruppen unter Heranziehung medizinischer Erkenntnisse zu den Phänomenen Schlaf und Bewusstlosigkeit sowie der Entwicklung von Kleinstkindern. Dadurch werden diverse Unstimmigkeiten im aktuellen Forschungsstand aufgezeigt und daran anknüpfend Lösungsmöglichkeiten entwickelt. Es wird unter anderem dargelegt, dass Schlafende und Bewusstlose bei dem Mordmerkmal der Heimtücke zwingend gleich zu behandeln sind und darüber hinaus eine Reformierung des Mordmerkmals dringend geboten ist. Die Autorin unterbreitet hierfür auch einen eigenen Reformvorschlag.»Criminal Acts Against Sleeping or Unconscious Persons and Toddlers. A Comparison of the Offenses of Theft, Robbery, Deprivation of Liberty and Murder out of Malice«: The thesis provides a comparison of the various groups of persons and offenses using medical findings. This highlights various inconsistencies in the current state of research and develops possible solutions. Among other things, it is shown that sleeping and unconscious persons must be treated equally when it comes to a murder out of malice. Following on from this, a reform proposal for this characteristic of murder is presented.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
1. Kapitel: Einleitung | 13 | ||
A. Gegenstand und Relevanz der Untersuchung | 13 | ||
B. Begriffsbestimmungen | 15 | ||
C. Gang der Untersuchung | 16 | ||
2. Kapitel: Diebstahl, Raub, Freiheitsberaubung und Mord aus Heimtücke gegenüber Schlafenden, Bewusstlosen und Kleinstkindern nach geltendem Recht | 18 | ||
A. Diebstahl gem. § 242 StGB und Raub gem. § 249 StGB | 18 | ||
I. Gewahrsam von Schlafenden, Bewusstlosen und Kleinstkindern | 19 | ||
1. Gewahrsamsbegriff | 19 | ||
a) Faktisch-sozialer Gewahrsamsbegriff | 19 | ||
aa) Tatsächliche Sachherrschaft | 20 | ||
bb) Natürlicher Herrschaftswille | 21 | ||
b) Sozial-normativer Gewahrsamsbegriff | 22 | ||
c) Zwischenergebnis | 24 | ||
2. Gewahrsam von Schlafenden | 24 | ||
3. Gewahrsam von Bewusstlosen | 26 | ||
4. Gewahrsam von Kleinstkindern | 28 | ||
5. Zwischenergebnis | 29 | ||
II. Regelbeispiel der Hilflosigkeit gem. § 243 I S. 2 Nr. 6 Var. 1 StGB | 29 | ||
1. Schlaf | 30 | ||
2. Bewusstlosigkeit | 31 | ||
3. Kleinstkinder | 31 | ||
III. Gewalt im Sinne des § 249 I StGB gegenüber Schlafenden, Bewusstlosen und Kleinstkindern | 31 | ||
B. Freiheitsberaubung gem. § 239 StGB | 33 | ||
I. Das geschützte Rechtsgut der Freiheitsberaubung | 33 | ||
1. Potentielle Fortbewegungsfreiheit | 34 | ||
2. Aktuelle Fortbewegungsfreiheit | 36 | ||
3. Zwischenergebnis | 38 | ||
II. Freiheitsberaubung gegenüber Schlafenden und Bewusstlosen | 38 | ||
1. Potentielle Fortbewegungsfreiheit | 39 | ||
a) Potentialitätstheorie | 39 | ||
b) Aktualisierbarkeitstheorie | 40 | ||
c) Differenzierende Ansicht | 42 | ||
2. Aktualitätstheorie | 42 | ||
3. Zwischenergebnis | 43 | ||
III. Freiheitsberaubung gegenüber Kleinstkindern | 44 | ||
IV. Qualifikation gem. § 239 III Nr. 1 StGB | 46 | ||
V. Zwischenergebnis | 47 | ||
C. Mord aus Heimtücke gem. § 211 II Var. 5 StGB | 47 | ||
I. Begriff der Heimtücke | 47 | ||
1. Arglosigkeit | 49 | ||
2. Wehrlosigkeit infolge von Arglosigkeit | 50 | ||
II. Heimtücke gegenüber den zu untersuchenden Personengruppen | 51 | ||
1. Arg- und Wehrlosigkeit von Schlafenden | 51 | ||
2. Arg- und Wehrlosigkeit von Bewusstlosen | 53 | ||
a) Grundsatz | 53 | ||
b) Schutzbereite Dritte | 53 | ||
c) Herbeiführung des Zustandes durch den Täter | 54 | ||
3. Arg- und Wehrlosigkeit von Kleinstkindern | 55 | ||
a) Grundsatz | 55 | ||
b) Schutzbereite Dritte | 56 | ||
c) Natürliche Abwehrinstinkte | 57 | ||
III. Zwischenergebnis | 58 | ||
3. Kapitel: Naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu Schlafenden, Bewusstlosen und Kleinstkindern | 59 | ||
A. Bewusstsein | 59 | ||
I. Qualitatives und quantitatives Bewusstsein | 59 | ||
II. Bewusstseinsstörungen | 60 | ||
B. Der Schlaf | 61 | ||
I. Definition des Schlafs | 62 | ||
II. Schlafphasen | 63 | ||
1. Schlafstadium NREM 1 | 63 | ||
2. Schlafstadium NREM 2 | 64 | ||
3. Schlafstadium NREM 3 | 64 | ||
4. Schlafstadium REM | 65 | ||
III. Beginn und Ende einer Schlafperiode | 65 | ||
1. Das Einschlafen | 66 | ||
2. Das Aufwachen | 67 | ||
IV. Wahrnehmung der Umgebung im Schlaf | 68 | ||
V. Bewusstsein im Schlaf | 69 | ||
C. Die Bewusstlosigkeit | 70 | ||
I. Bewusstlosigkeit als quantitative Bewusstseinsstörung | 70 | ||
1. TLoC (transient loss of consciousness) | 71 | ||
a) Synkope | 71 | ||
b) Nicht-synkopale-TLoC | 72 | ||
2. Koma | 72 | ||
II. Kontrolliert herbeigeführter Bewusstseinsverlust | 74 | ||
D. Das Kleinstkind | 75 | ||
I. Entwicklung der Motorik | 76 | ||
1. Grobmotorik | 76 | ||
2. Feinmotorik | 77 | ||
II. Wahrnehmung | 78 | ||
1. Nahsinne | 79 | ||
2. Fernsinne | 79 | ||
III. Kognitive Fähigkeiten und Sprachentwicklung | 80 | ||
IV. Soziale Beziehungen | 81 | ||
V. Wille und Ich-Empfinden | 82 | ||
E. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Personengruppen | 84 | ||
I. Art des Zustandes | 84 | ||
II. Beginn und Ende des Zustandes | 85 | ||
III. Äußeres Erscheinungsbild | 87 | ||
IV. Bewusstsein | 88 | ||
V. Fähigkeiten der Personengruppen | 89 | ||
1. Wahrnehmung der Umgebung | 89 | ||
2. Motorik | 90 | ||
3. Bildung eines eigenen Willens | 90 | ||
VI. Zwischenergebnis | 91 | ||
4. Kapitel: Eigene Sichtweise und Schlussfolgerungen aus den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen | 92 | ||
A. Behandlung der Personengruppen beim Diebstahl und beim Raub | 92 | ||
I. Vergleichbarkeit der Personengruppen beim Diebstahl | 93 | ||
1. Vergleichbarkeit von Schlafenden und Bewusstlosen | 93 | ||
2. Vergleichbarkeit von Kleinstkindern mit Schlafenden bzw. Bewusstlosen | 95 | ||
II. Strafrechtliche Behandlung der Personengruppen beim Diebstahl | 97 | ||
1. Strafbarkeit des Diebstahls gegenüber Schlafenden und Bewusstlosen | 97 | ||
a) Vorliegen von Gewahrsam bei Schlafenden und Bewusstlosen | 97 | ||
b) Gewahrsamsverlust bei dauerhafter Bewusstlosigkeit als Ausnahme | 99 | ||
c) Zwischenergebnis | 100 | ||
2. Strafbarkeit des Diebstahls gegenüber Kleinstkindern | 100 | ||
a) Gewahrsam von Neugeborenen | 101 | ||
b) Altersgrenze für den Erwerb von Gewahrsam | 102 | ||
III. Regelbeispiel der Hilflosigkeit gem. § 243 I S. 2 Nr. 6 Var. 1 StGB | 104 | ||
1. Vergleichbarkeit der Hilflosigkeit bei den Personengruppen | 104 | ||
2. Vorliegen des Regelbeispiels der Hilflosigkeit | 105 | ||
IV. Raub gem. § 249 StGB | 107 | ||
1. Vergleichbarkeit des Nötigungsmittels der Gewalt bei den Personengruppen | 107 | ||
2. Strafbarkeit des Raubes gegenüber den Personengruppen | 108 | ||
B. Behandlung der Personengruppen bei der Freiheitsberaubung | 110 | ||
I. Vergleichbarkeit der Personengruppen | 110 | ||
1. Vergleichbarkeit von Schlafenden und Bewusstlosen | 111 | ||
2. Vergleichbarkeit von Kleinstkindern mit Schlafenden bzw. Bewusstlosen | 114 | ||
II. Strafrechtliche Behandlung der Personengruppen bei der Freiheitsberaubung | 115 | ||
1. Das geschützte Rechtsgut des § 239 StGB | 115 | ||
a) Wortlaut | 115 | ||
b) Historie | 117 | ||
c) Systematik | 119 | ||
d) Telos | 122 | ||
2. Strafbarkeit der Freiheitsberaubung gegenüber Schlafenden und Bewusstlosen | 125 | ||
a) Kritik an der Potentialitätstheorie | 127 | ||
b) Kritik an der Aktualisierbarkeitstheorie | 128 | ||
c) Kritik an der differenzierenden Ansicht | 129 | ||
d) Streitentscheid | 130 | ||
3. Strafbarkeit der Freiheitsberaubung gegenüber Kleinstkindern | 132 | ||
a) Neugeborene als Tatopfer von § 239 StGB | 132 | ||
b) Altersgrenze | 133 | ||
4. Verwirklichung der Qualifikation gem. § 239 III Nr. 1 StGB | 134 | ||
C. Behandlung der Personengruppen beim heimtückischen Mord | 135 | ||
I. Vergleichbarkeit der Personengruppen | 136 | ||
1. Vergleichbarkeit von Schlafenden und Bewusstlosen | 136 | ||
a) Vergleichbarkeit der Arglosigkeit | 136 | ||
aa) Bewusstsein der Sicherheit oder Fehlen von Argwohn | 137 | ||
bb) Fähigkeit zum Argwohn als weitere Voraussetzung | 139 | ||
cc) Anknüpfungszeitpunkt für die Arglosigkeit | 140 | ||
b) Vergleichbarkeit der Wehrlosigkeit | 142 | ||
c) Vergleichbarkeit des Kausalzusammenhangs von Arg- und Wehrlosigkeit | 143 | ||
d) Weitere Erwägungen | 144 | ||
e) Ausnahmen in der Rechtsprechung | 146 | ||
aa) Herbeiführung des Zustandes durch den Täter | 146 | ||
bb) Schutzbereite Dritte | 147 | ||
f) Zwischenergebnis | 147 | ||
2. Vergleichbarkeit von Kleinstkindern mit Schlafenden bzw. Bewusstlosen | 148 | ||
a) Vergleichbarkeit der Arglosigkeit | 148 | ||
b) Vergleichbarkeit der Wehrlosigkeit | 150 | ||
c) Vergleichbarkeit des Kausalzusammenhangs von Arg- und Wehrlosigkeit | 150 | ||
d) Altersgrenze bei Kleinstkindern | 151 | ||
e) Ausnahmen in der Rechtsprechung | 154 | ||
3. Fazit | 155 | ||
II. Strafrechtliche Behandlung der Personengruppen beim heimtückischen Mord | 156 | ||
1. Heimtücke gem. § 211 II Var. 5 StGB nach der geltenden Definition | 156 | ||
a) Arglosigkeit | 156 | ||
b) Wehrlosigkeit | 159 | ||
c) Kausalzusammenhang von Arg- und Wehrlosigkeit | 160 | ||
d) Zwischenergebnis | 161 | ||
2. Notwendigkeit einer Reform des Heimtückemerkmals | 162 | ||
3. Das Mordmerkmal der Heimtücke de lege ferenda | 166 | ||
a) Streichung des Heimtückemerkmals | 166 | ||
b) Modifizierung des Heimtückemerkmals: Ausnutzen der Schutzlosigkeit des Opfers | 168 | ||
aa) Bestimmung der Schutzlosigkeit | 168 | ||
bb) Auswirkungen auf die Personengruppen | 170 | ||
cc) Kritische Auseinandersetzung mit dem modifizierten Mordmerkmal | 171 | ||
5. Kapitel: Anwendung der Erkenntnisse auf die Personengruppe der Geisteskranken sowie abschließender Vergleich | 173 | ||
A. Strafbarkeit von Diebstahl, Raub, Freiheitsberaubung und Mord aus Heimtücke gegenüber Geisteskranken | 173 | ||
I. Diebstahl gem. § 242 StGB und Raub gem. § 249 StGB | 173 | ||
II. Freiheitsberaubung gem. § 239 StGB | 175 | ||
III. Mord aus Heimtücke gem. § 211 II Var. 5 StGB | 176 | ||
B. Abschließender Vergleich der Delikte und Personengruppen | 177 | ||
6. Kapitel: Zusammenfassung der Ergebnisse | 181 | ||
Literaturverzeichnis | 184 | ||
Stichwortverzeichnis | 197 |