Menu Expand

Bedingt einsatzbereit? Politische Delikte im europäischen Übergabesystem am Beispiel des deutschen Hochverrats und der spanischen Rebellion

Cite BOOK

Style

Klimek, F. (2024). Bedingt einsatzbereit? Politische Delikte im europäischen Übergabesystem am Beispiel des deutschen Hochverrats und der spanischen Rebellion. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59158-9
Klimek, Friederike. Bedingt einsatzbereit? Politische Delikte im europäischen Übergabesystem am Beispiel des deutschen Hochverrats und der spanischen Rebellion. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59158-9
Klimek, F (2024): Bedingt einsatzbereit? Politische Delikte im europäischen Übergabesystem am Beispiel des deutschen Hochverrats und der spanischen Rebellion, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59158-9

Format

Bedingt einsatzbereit? Politische Delikte im europäischen Übergabesystem am Beispiel des deutschen Hochverrats und der spanischen Rebellion

Klimek, Friederike

Kölner Kriminalwissenschaftliche Schriften, Vol. 78

(2024)

Additional Information

Book Details

Pricing

Abstract

Die Arbeit behandelt anlässlich des Falls Carles Puigdemont die Frage, inwieweit das System des Europäischen Haftbefehls im europäischen (Strafrechts-)Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts auch für politische Kernverbrechen zur Anwendung gebracht werden kann oder sollte. Sie gelangt nach einer exemplarischen rechtsvergleichenden Analyse des deutschen Hochverrats und der spanischen Rebellion zu dem Ergebnis, dass die derzeit im Rahmenbeschluss über den Europäischen Haftbefehl vorgesehene Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit für politische Kernverbrechen unzulänglich ist. Diese lässt nämlich außer Acht, dass die Schutzgüter und Sachverhalte entsprechender Delikte dynamisch an das nationale Verfassungsrecht anknüpfen und daher kaum vergleichbar und nicht ohne Weiteres auf andere Staaten übertragbar sind. Vorzugswürdig ist stattdessen eine Ordre-public-Prüfung, um ein rechtsstaatliches Verfahren auch für politische Straftäter im Einzelfall sicherzustellen»Partially Operational? Political Offences in the European Surrender System by the Example of German High Treason and the Spanish Rebellion«: The thesis deals with a problem that has had rencent implications for European criminal law. On the background of the case of Carles Puigdemont, who fled Spain to Belgium in 2017 to avoid prosecution for ›rebellion‹ in his homeland, the question is addressed as to what extent the European arrest warrant system can or should be applied for political offences in the European area of freedom, security and justice.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Abkürzungsverzeichnis 12
Vorbemerkung 15
Einleitung 17
1. Teil: Grundprinzipien des europäischen Haftbefehls 25
A. Der Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung 25
I. Die unionsrechtliche Pflicht zur gegenseitigen Anerkennung im Lichte des Souveränitätsprinzips 26
II. Das Souveränitätsprinzip im immer stärker zusammenwachsenden Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts 28
III. Grundlage für die zu einem Souveränitätsverzicht führende Anerkennungspflicht 30
B. Das Prinzip des gegenseitigen Vertrauens als Voraussetzung für die gegenseitige Anerkennung 32
I. Bedeutung gegenseitigen Vertrauens 33
II. Der Vertrauensbegriff 37
1. Soziologische Grundlagen 38
2. Rechtliche Grundlagen 40
a) Anhaltspunkte in sekundärrechtlichen Akten 41
b) Anhaltspunkte in der Rechtsprechung des EuGH 42
c) Anhaltspunkte im RbEuHb selbst 43
d) Fazit 45
III. Voraussetzungen für die Herstellung von Vertrauen 46
1. Vertrauen und Harmonisierung 46
2. Vergleichbarkeit als vertrauensstiftender Faktor 49
IV. Das Verhältnis zwischen Vertrauen und Anerkennung 50
1. Vertrauen als notwendige Bedingung für eine gegenseitige Anerkennung 51
2. Wirkbeziehung 52
3. Umfang und Reichweite des Vertrauens 53
V. Fazit 56
C. Die Grundsätze des gegenseitigen Vertrauens und der gegenseitigen Anerkennung bezüglich politischer Delikte im RbEuHb 58
2. Teil: Vergleichbarkeit als Grundlage der gegenseitigen Anerkennung bei politischen Delikten am Beispiel von Hochverrat (§ 81 StGB) und Rebellion (Art. 472 CP) 60
A. Zur Auswahl der zu vergleichenden Rechtsordnungen und Delikte 60
B. Rechtsvergleich des deutschen Hochverrats (§ 81 StGB) und der spanischen Rebellion (Art. 472 CP) 62
I. Überblick zur Entstehungsgeschichte von Hochverrat und Rebellion 65
1. Der historische Hintergrund von § 81 StGB 65
a) Kaiserreich 66
b) Weimarer Republik 67
c) NS-Zeit 72
d) Nachkriegszeit 75
e) Entwicklung bis heute 79
f) Zwischenergebnis 80
2. Historischer Hintergrund von Art. 472 CP 81
a) Vom Erlass des Código Penal von 1822 bis zum Militärputsch von 1936 83
b) Franco-Regime 88
c) Transición bis heute 91
d) Zwischenergebnis 94
3. Vergleichende Betrachtung 95
II. Normzweck des Staatsschutzstrafrechts 98
1. § 81 StGB 99
a) Aufgabe des Staatsschutzrechts 101
b) Die einzelnen Schutzgüter des § 81 StGB 102
aa) Bestandsschutz 102
(1) Freiheit von fremder Botmäßigkeit 103
(2) Staatliche Einheit 104
(3) Territoriale Integrität 105
bb) Verfassungsmäßige Ordnung 105
c) Zwischenergebnis 110
2. Art. 472 CP 111
3. Vergleichende Betrachtung 117
III. Deliktsstruktur und Tatbestandsmerkmale 121
1. § 81 StGB 121
a) Hochverrat als Unternehmensdelikt 121
b) Unternehmensziel 122
aa) Bestandsbeeinträchtigung 123
bb) Verfassungsbeeinträchtigung 123
c) Tathandlung 126
aa) Gewalt 126
bb) Drohung mit Gewalt 130
d) Subjektive Tatseite und Beteiligungsfragen 130
e) Rechtswidrigkeit und Schuld 131
f) Strafzumessung 132
2. Art. 472 CP 132
a) Deliktsnatur 132
b) Tatbestandsmerkmale 135
aa) Umsturzziele 136
(1) Nr. 1: Derogar, suspender o modificar total o parcialmente la Constitución 136
(2) Nr. 2: Destituir o despojar en todo o en parte de sus prerrogativas y facultades al Rey o a la Reina o al Regente o miembros de la Regencia, u obligarles a ejecutar un acto contrario a su voluntad 137
(3) Nr. 3: Impedir la libre celebación de elecciones para cargos públicos 138
(4) Nr. 4: Disolver las Cortes Generales, el Congreso de los Diputados, el Senado o cualquier Asamblea Legislativa de una Comunidad Autónoma, impedir que se reúnan, deliberen o resuelvan, arrancarles alguna resolución o sustraerles alguna de sus atribuciones o competencias 139
(5) Nr. 5: Declarar la independencia de una parte del territorio nacional 140
(6) Nr. 6: Sustituir por otro el Gobierno de la Nación o el Consejo de Gobierno de una Comunidad Autónoma, o usar o ejercer por sí o despojar al Gobierno o Consejo de Gobierno e una Comunidad Autónoma, o a cualquiera de sus miembros de sus facultades, o impedirles o coartarles su libre ejercicio, u obligar a cualquiera de ellos a ejecutar actos contrarios a su voluntad 141
(7) Nr. 7: Sustraer cualquier clase de fuerza armada a la obediencia del Gobierno 142
(8) Abschließender oder offener Katalog? 142
bb) Alzamiento 143
cc) Público 144
dd) Violento 144
(1) Drohung (mit Gewalt) 145
(2) Gewalt gegen Sachen 147
(3) Eignung der Gewalt 148
(a) Verweis auf die Voraussetzungen des Ausnahmezustands 150
(b) Gefahr nachhaltiger Verfassungsänderungen 151
(c) Bewaffnungserfordernis 152
ee) Subjektive Tatseite 154
c) Strafausschließungsgründe 155
d) Strafzumessung 156
3. Vergleichende Betrachtung von Art. 472 CP und § 81 StGB 156
4. Der Fall Puigdemont als Anschauungsbeispiel 158
a) Die Katalonien-Krise und das Unabhängigkeitsreferendum vom 01.10.2017 158
b) Entscheidung des OLG Schleswig-Holstein 162
c) Stellungnahme und eigene rechtliche Würdigung 166
aa) Gewaltmerkmal 166
bb) Abgrenzung zur Vorbereitungsphase 168
d) Urteil des Tribunal Supremo 171
e) Stellungnahme 173
C. Fazit und Konsequenzen für den Europäischen Haftbefehl 175
3. Teil: Implikationen für das europäische Übergabesystem 179
A. Lösungsansätze innerhalb der aktuellen Struktur des Rahmenbeschlusses 2002/584/JI 179
I. Erste Option: Auslieferungsverbot 180
1. Klassische Begründungsansätze für die Auslieferungsausnahme bei politischen Delikten 181
2. Gründe gegen ein Auslieferungsverbot im RbEuHb 184
3. Problem der Definition politischer Delikte 187
4. Fazit 189
II. Zweite Option: Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit 190
1. EuGH-Rechtsprechung zur Prüfung der beiderseitigen Strafbarkeit 190
2. Stellungnahme 194
3. Fazit 198
III. Dritte Option: Aufnahme in Art. 2 II RbEuHb 199
1. Exkurs: Die EU als wehrhafte Demokratie? 202
a) „Democratic Backsliding“ in der EU 203
b) Unionsrechtliche Abwehrmechanismen 206
aa) Art. 7 EUV 208
bb) Vertragsverletzungsverfahren Art. 258 AEUV 211
cc) EuGH-Rechtsprechung zu Art. 19 EUV 213
dd) Der EU-Rechtsstaatsmechanismus (Haushaltskonditionaliätsverordnung) 216
c) Zwischenfazit: begrenzte Wehrhaftigkeit 218
2. Ausschlussgrund der politischen Verfolgung 219
IV. Fazit 221
B. Lösungsansätze außerhalb der aktuellen Struktur des Rahmenbeschlusses 2002/584/JI 222
I. Unionsrechtlicher ordre public-Vorbehalt 223
1. Anhaltspunkte im RbEuHb 227
2. Rechtsprechung des EuGH 229
3. Fazit 235
II. Nationaler ordre public-Vorbehalt 242
1. Rechtsprechungsentwicklung des EuGH zur Zulässigkeit eines nationalen ordre public-Vorbehalts 244
2. Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts 245
3. Fazit 249
III. Eingeschränkter Ausschlussgrund bei politischen Delikten? 252
IV. Fazit 253
Resümee 256
Literaturverzeichnis 261
Sachwortverzeichnis 285