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Schwuchow, N. (2024). Die Haftung für durchgangsärztliche Tätigkeiten unter Berücksichtigung ihrer Rechtsnatur. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59141-1
Schwuchow, Noreen. Die Haftung für durchgangsärztliche Tätigkeiten unter Berücksichtigung ihrer Rechtsnatur. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59141-1
Schwuchow, N (2024): Die Haftung für durchgangsärztliche Tätigkeiten unter Berücksichtigung ihrer Rechtsnatur, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59141-1

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Die Haftung für durchgangsärztliche Tätigkeiten unter Berücksichtigung ihrer Rechtsnatur

Schwuchow, Noreen

Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 74

(2024)

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About The Author

Noreen Schwuchow studierte Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Brsg und an der Universidade de Coimbra mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Sozialrecht. Nach Abschluss des ersten Staatsexamens promovierte sie bei Prof. Dr. Katharina von Koppenfels-Spies und war als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Kanzlei für Medizinrecht in Freiburg sowie in einer Sozietät mit gesundheitsrechtlichem Schwerpunkt in Berlin tätig. Seit November 2022 ist sie Rechtsreferendarin am Kammergericht Berlin.

Abstract

Die sogenannten Durchgangsärzte (kurz: D-Ärzte) sind im System der gesetzlichen Unfallversicherung sowohl für die Durchführung der besonderen Heilbehandlung als auch für die (vorgelagerte) Entscheidung verantwortlich, welche Art der berufsgenossenschaftlichen Versorgung (allgemeine oder besondere) für den jeweiligen Arbeitsunfallverletzten erforderlich ist. Dadurch nehmen sie im berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren eine Doppelfunktion ein: Einerseits sind sie (wie die Vertragsärzte innerhalb der GKV) ärztliche Leistungserbringer, die auf Grundlage privater Behandlungsverträge tätig werden, andererseits fungieren sie als Entscheidungsorgan der staatlichen Unfallversicherungsträger. Aus dieser Doppelfunktion ergibt sich die in dieser Arbeit untersuchte Frage, welche Rechtsnatur (private oder öffentlich-rechtliche) den Tätigkeiten des D-Arztes zukommt, und wer in der Konsequenz für seine Behandlungsfehler haftet - der Staat im Wege der Amtshaftung oder der D-Arzt selbst.»Legal Nature and Liability of the Treatment Provided by Accident Insurance Doctors«: In the accident insurance system of the state, so-called D-doctors are responsible both for providing medical treatment (like any other doctor) and for deciding what type of medical treatment (general or specific) is required for the patient in question. In latter function, they do not only act as doctors, but also as decision-makers for a state institution. This raises the question of which law (private or public) is applicable to their activities and what kind of liability follows from this.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Einführung 15
I. Gegenstand und Ziel der Untersuchung 15
II. Gang der Untersuchung 19
Kapitel 1: Grundlagen der durchgangsärztlichen Haftung 21
A. Das Durchgangsarztverfahren 21
I. Historische Entwicklung 21
1. Vertrauensarztsystem 23
2. Berechtigung zur Übernahme des Heilverfahrens 24
3. Verpflichtung zur Sachleistung 24
4. Abschaffung der 13-wöchigen Karenzzeit 27
5. Abschaffung der Vorleistungspflicht der Krankenkassen 28
6. Zusammenfassung 29
II. Das heutige Durchgangsarztverfahren 30
1. Rechtsgrundlagen 30
2. Voraussetzungen für die Beteiligung als Durchgangsarzt 32
3. Ablauf des Durchgangsarztverfahrens 32
a) Erstversorgung und Vorstellungspflicht der Vertragsärzte 32
b) Durchgangsärztliche Aufgaben 34
aa) Fachärztliche Untersuchung und Erstversorgung 35
bb) Festlegung der Art der Weiterbehandlung 36
(1) Grundsätze der allgemeinen Heilbehandlung 37
(2) Grundsätze der besonderen Heilbehandlung 38
cc) Nachschau 40
III. Zwischenergebnis: Die Doppelrolle des Durchgangsarztes 41
B. Anwendbarkeit der Amtshaftung für das Fehlverhalten Privater 43
I. Der Anwendungsbereich des § 839 Abs. 1 S. 1 BGB i.V.m. Art. 34 GG 43
1. Ausübung eines öffentlichen Amts durch eine Privatperson 46
a) Materieller Ansatz: Erfüllung einer staatlichen Aufgabe 46
b) Formeller Ansatz: Handeln in öffentlicher Rechtsform 47
2. Zwischenergebnis: Abhängigkeit des Amtshaftungsanspruchs von der Rechtsnatur der schädigenden Handlung 51
II. Konsequenz für die Untersuchung der durchgangsärztlichen Haftung 52
Kapitel 2: Die Rechtsnatur der durchgangsärztlichen Weiterbehandlung 54
A. Die Bestimmung der Rechtsnatur der ärztlichen Tätigkeit (Regel-Ausnahme-Prinzip) 55
I. Regel: Die ärztliche Heilbehandlung als privatrechtliche Betätigung 57
1. Die Entwicklung eines partnerschaftlichen Arzt-Patienten-Verhältnisses 57
2. Die ärztliche Freiberuflichkeit und ihre öffentlich-rechtliche Funktion 58
3. Die Kodifizierung des Behandlungsvertrags 61
4. Die Heilbehandlung in öffentlich-rechtlichen Krankenanstalten 62
II. Ausnahme: Die Heilbehandlung in Ausübung eines öffentlichen Amtes 62
1. Zwangsbehandlungen 63
2. Heilbehandlungen in „Sonderrechtsverhältnissen“ 64
3. Notärztliche Behandlung 66
4. Amtsärztliche und „vertrauensärztliche“ Tätigkeit 68
III. Zwischenergebnis 71
B. Die Rechtsnatur der Heilbehandlung als sozialversicherungsrechtliche Leistung 72
I. Die Rechtsnatur der vertragsärztlichen Leistungserbringung 73
1. Inhalt der Sachleistungspflicht 74
a) Wortlaut und Gesetzessystematik: echte Dienstleistungspflicht 74
b) Historisch bedingte teleologische Reduktion der Sachleistungspflicht? 75
aa) Vom Einzelvertragssystem zum Kollektivvertragssystem 76
bb) Die Kassenarztkrise in den 30er Jahren – Schaffung der kassenärztlichen Vereinigungen 79
cc) Das System der „organisiert freien Arztwahl“ 81
c) Zwischenergebnis: Vertragsarztsystem als Festlegung einer Erfüllungsmodalität 82
2. Rechtsform der Erfüllung der vertragsärztlichen Leistung 83
a) Vertragsärzte als Beamte oder als Beliehene? 83
b) Vertragsärztliche Tätigkeit als hoheitliche Leistungskonkretisierung? 86
c) Vertragsärztliche Tätigkeit als Verwaltungssubstitution 87
3. Verhältnis zu § 76 Abs. 4 SGB V 89
a) Meinungsstreit um die Auslegung des § 76 Abs. 4 SGB V 89
b) Relevanz des Meinungsstreits für die vorliegende Untersuchung 91
c) Stellungnahme 92
aa) Rechtshistorische Bedeutung des § 76 Abs. 4 SGB V 92
bb) Therapiefreiheit des Vertragsarztes und Selbstbestimmungsrecht des Vertragspatienten 96
4. Zwischenergebnis: Behandlungsvertrag zwischen Vertragsarzt und Vertragspatient 99
II. Gemeinsamkeiten und Unterschiede der vertragsärztlichen und durchgangsärztlichen Leistungserbringung 101
1. Unfallversicherungsträger als „Herren“ des Verfahrens 101
2. Rechtliche Stellung der Durchgangsärzte gegenüber den Unfallversicherungsträgern 104
a) Durchgangsärzte als Beamte oder Angestellte der Unfallversicherungsträger? 105
b) Einschränkung der durchgangsärztlichen Therapiefreiheit gem. § 26 Abs. 5 SGB VII ? 108
c) Durchgangsärzte als Freiberufler 112
3. Einschränkung der freien Arztwahl 113
C. Ergebnis 117
Kapitel 3: Die Rechtsnatur der durchgangsärztlichen Erstbehandlung 119
A. Die Rechtsnatur der Entscheidung des Durchgangsarztes 120
I. Die Entscheidung des Durchgangsarztes als Erfüllung einer öffentlichen Rechtspflicht 120
1. Entscheidung als „Maßnahme“ i. S. d. § 34 Abs. 1 S. 1 SGB VII 121
2. Andere Bewertung durch Einführung des § 11 Abs. 5 SGB V? 122
3. Entscheidung als Bestimmung i. S. d. § 26 Abs. 5 SGB VII 124
II. Rechtsform der Erfüllung dieser öffentlichen Rechtspflicht 125
1. Durchgangsärztliche Entscheidung als Beleihung? 125
2. Durchgangsärztliche Entscheidung als vertrauensärztliche Begutachtung 127
III. Zwischenergebnis 128
B. Auswirkungen auf die Rechtsnatur der entscheidungsvorbereitenden Heilbehandlungsmaßnahmen 130
I. Standpunkte der Rechtsprechung 130
1. „Rechtsprechung der doppelten Zielrichtung“ (1974–2008) 131
a) Urteil des BGH vom 09.12.1974 (III ZR 131/72) 131
b) Urteil des BGH vom 28.06.1994 (VI ZR 153/93) 132
c) Beschluss des BGH vom 04.03.2008 (VI ZR 101/07) und Urteil des BGH vom 09.12.2008 (VI ZR 277/07) 132
d) Zusammenfassung der Rechtsprechungsgrundsätze 133
2. Rechtsprechungsänderung (2016–2020) 133
a) Urteile des BGH vom 29.11.2016 (VI ZR 208/15) und vom 20.12.2016 (VI ZR 395/15) 134
b) Urteil des BGH vom 10.03.2020 (VI ZR 281/19) 136
3. Zusammenfassung und Analyse der geänderten Rechtsprechungsargumentation 137
II. Kritische Würdigung der Rechtsprechung 138
1. Durchgangsärztliche Erstbehandlung als Erfüllung einer eigenständigen öffentlichen Rechtspflicht 138
a) Gesonderte Nennung der „Erstversorgung“ im SGB VII und im Ärztevertrag 139
b) D-ärztliche Erstbehandlung als „Maßnahme“ i. S. d. § 34 Abs. 1 S. 1 SGB VII? 141
aa) Aufgrund der besonderen Qualifikation des Durchgangsarztes? 141
bb) Aufgrund der Beschränkung der freien Arztwahl? 142
cc) „Maßnahmen“ i. S. d. § 34 Abs. 1 Satz 1 SGB VII sind rein organisatorischer und verfahrensrechtlicher Art 143
c) Zwischenergebnis 143
2. Zurechnung der Heilbehandlungsmaßnahmen zur Amtsausübung? 144
a) Die Theorie des Sachzusammenhangs 144
aa) Hintergrund der Sachzusammenhangstheorie 145
(1) Die „Abgrenzung“ von Regelungen und die „Zuordnung“ von schlichten Handlungen 145
(2) Zuordnung von Handlungen nach ihrer Zielrichtung 146
bb) Kritik an der Formel des „Sachzusammenhangs“ 147
b) Rechtsfigur des einheitlichen Haftungsregimes 148
aa) Dogmatische Begründung? 149
bb) Teleologische Begründung? 150
c) Zwischenergebnis 154
3. Eigener Ansatz: Inhaltliche Abgrenzung der Pflichtenkreise 154
a) Umfang der vom D-Arzt mit der Entscheidung übernommenen Amtspflicht 155
aa) Schutzzweck der durchgangsärztlichen Entscheidung 156
bb) Missachtung des Schutzzweckzusammenhangs durch Annahme einer „zeitlichen Zäsur“ 158
b) Zwischenergebnis 160
4. Rechtsfolgenbetrachtung 161
a) Konflikt mit arzthaftungsrechtlichen Zurechnungsgrundsätzen 161
aa) Wechselwirkung von Befunderhebungs- und Diagnosefehlern 161
bb) Unanwendbarkeit des Vertrauensgrundsatzes 163
cc) Keine Gesamtschuldnerhaftung infolge des § 839 Abs. 1 S. 2 BGB 166
b) Verstoß gegen unfallversicherungsrechtliche Zurechnungsgrundsätze 168
aa) Amtshaftung für Behandlungsfehler bei unfallfremden Verletzungen 168
bb) Amtshaftung für Behandlungsfehler nicht vertretungsberechtigter Ärzte 170
c) Spaltung des Rechtswegs im Regressfall 171
aa) Regress gem. Art. 34 Satz 2 GG – Ordentliche Gerichtsbarkeit 171
bb) Ersatz der Eigenschäden aus notwendigem Behandlungsmehraufwand – Sozialgerichtsbarkeit 173
cc) Keine Gesamtzuständigkeit gem. § 17 Abs. 2 Satz 1 GVG 174
d) Zusammenfassung 174
5. Fazit 175
C. Ergebnis 176
Kapitel 4: Zusammenfassung der Ergebnisse 178
Literaturverzeichnis 182
Stichwortverzeichnis 192