Die Legitimität des Verbots der Auslandsbestechung
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Die Legitimität des Verbots der Auslandsbestechung
Zum Rechtsgut einer internationalrechtlich determinierten Rechtsnorm und den Grenzen transnationaler Strafgewalt
Schriften zum Strafrecht, Vol. 430
(2024)
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About The Author
Alexander Ponader studierte Rechtswissenschaften in Augsburg und Washington, DC. Anschließend promovierte er am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, ausländisches Strafrecht und Strafrechtstheorie von Prof. Dr. Luís Greco, LL.M. an der Humboldt-Universität zu Berlin. Während der Dissertation war er am Lehrstuhl von Prof. Dr. Gassner in Augsburg, in einer international tätigen Wirtschaftskanzlei und für einen Bundestagsabgeordneten tätig. Sein Referendariat absolvierte er am Kammergericht Berlin.Abstract
§ 335a StGB stellt ausländische Amtsträger deutschen Amtsträgern für die Tatbestände der Bestechung und Bestechlichkeit gleich - unabhängig von der Strafbarkeit nach ausländischem Recht. Die Vorschrift beruht auf internationalen Übereinkommen, die jedoch zu undifferenziert im nationalen Recht umgesetzt wurden. Ausgehend von einer durch die Rechtsgutslehre modifizierten Verhältnismäßigkeitsprüfung wird untersucht, ob und unter welchen Voraussetzungen sich die Vorschrift auf ein legitimes Schutzgut stützen lässt. Insbesondere wird das Verhältnis von Korruption und Menschenrechtsverletzungen erörtert. Darüber hinaus wird die staatensouveränitätsbezogene Dimension der Strafgewaltserstreckung mit ihren Auswirkungen auf die materielle Strafnorm geklärt. Am Ende steht das Ergebnis, dass es sich bei Auslandsbestechung um kein nach dem Weltrechtsprinzip verfolgbares Delikt handelt. Naheliegend wäre eine Strafbarkeit zum Schutz ausländischer Verwaltungen. Hierfür müsste der Schutz aber einem Stellvertretungsgedanken folgen.»The Legitimacy of the Ban on Foreign Bribery. On the Value of a Legal Norm determined by International Law and the Limits of Transnational Criminal Jurisdiction«: The ban on foreign bribery in German criminal law is based on international anti-corruption conventions. It is far-reaching but does not follow a consistent approach. The author examines which interests the provision can be based on, including a human rights-based and a solidarity-based approach, and to what extent it is merely a symbolic legal norm based on international conventions. In addition to criminal law considerations, questions of state sovereignty are also examined and answered.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Einführung | 19 | ||
I. Anlass und Ziel der Arbeit | 19 | ||
II. Gang der Untersuchung | 22 | ||
Kapitel 1: Grundlagen und Ausgestaltung des Verbots der Auslandsbestechung in Deutschland | 24 | ||
A. § 335a StGB | 24 | ||
I. Begriffliches | 25 | ||
1. Auslandsbestechung und ausländischer Amtsträger | 25 | ||
2. Korruption | 26 | ||
3. Vorteilsgeber und -nehmer | 27 | ||
4. Internationalstrafrechtliche Begrifflichkeiten | 28 | ||
II. Ursprünge der Kriminalisierung der Auslandsbestechung | 30 | ||
1. OECD-Übereinkommen und IntBestG | 30 | ||
2. Europaratübereinkommen und UNCAC | 32 | ||
a) Europaratübereinkommen: Erstmals fehlt der Bezug zum Geschäftsverkehr | 33 | ||
b) UNCAC: Ähnlichkeiten zu Europaratübereinkommen, aber keine klaren Vorgaben | 36 | ||
3. Exkurs: Die Messung von Korruption als Motor der Korruptionsbekämpfung auf internationaler Ebene | 38 | ||
III. Tabellarische Übersicht zu internationalen Vorgaben und nationalem Recht | 41 | ||
IV. Die Strafnorm | 43 | ||
1. Der ausländische Amtsträger | 44 | ||
2. Die Abkehr vom internationalen Geschäftsverkehr | 45 | ||
3. Die Gleichstellung der Nehmerseite | 47 | ||
B. Europäische Amtsträger, Amtsträger aus Mitgliedstaaten, Amtsträger internationaler Organisationen | 48 | ||
I. Die Grundlagen der Korruptionsbekämpfung durch die EU | 49 | ||
II. Der Zweck der Einbeziehung von EU-Amtsträgern | 50 | ||
III. Der Schutz internationaler Organisationen | 52 | ||
IV. Der Schutz anderer Mitgliedstaaten | 53 | ||
C. Zwischenergebnis | 54 | ||
Kapitel 2: Strafanwendungs- und völkerrechtliche Rahmenbedingungen | 55 | ||
A. Zum Verhältnis von Schutzbereichs- und Geltungsfragen | 56 | ||
B. Völkerrechtliche Grundlagen der Ausübung von Strafgewalt | 58 | ||
I. Grundlagen | 59 | ||
II. Nichteinmischungsgrundsatz | 60 | ||
1. Territorialitätsprinzip | 62 | ||
2. Aktives Personalitätsprinzip | 64 | ||
a) Eingeschränktes aktives Personalitätsprinzip | 65 | ||
b) Absolutes aktives Personalitätsprinzip | 66 | ||
c) Domizilprinzip | 67 | ||
3. Schutzprinzipien | 68 | ||
a) Passives Personalitätsprinzip | 68 | ||
b) Real- bzw. Staatsschutzprinzip | 69 | ||
c) Unionsschutzprinzip | 70 | ||
III. Weltrechtsprinzip | 71 | ||
IV. Stellvertretende Strafrechtspflege und aut dedere aut iudicare | 75 | ||
C. Jurisdiktionskonflikte | 78 | ||
I. Kompetenzverteilungsprinzip | 79 | ||
II. Rangordnung strafanwendungsrechtlicher Anknüpfungspunkte | 81 | ||
1. Zur Sonderstellung des Weltrechtsprinzips | 83 | ||
2. Eingeschränkte Sperrwirkung bei Nichtverfolgung | 85 | ||
3. Gedanken zum Verbot der Auslandsbestechung | 86 | ||
III. Exkurs: Verbot der Doppelbestrafung (ne bis in idem) | 87 | ||
IV. Zwischenfazit | 91 | ||
D. Das deutsche Strafanwendungsrecht | 91 | ||
I. Die strafanwendungsrechtliche Seite des Verbots der Auslandsbestechung | 93 | ||
1. Anwendbarkeit aufgrund aktiver Personalität (lit. a) | 94 | ||
2. Schutz in Anknüpfung an die Staatsangehörigkeit des Vorteilsnehmers (lit. d) | 96 | ||
3. Auslandsbestechung als Delikt unter dem Weltrechtsprinzip | 98 | ||
a) Unterstützung in Teilen der deutschen Literatur | 99 | ||
b) Völkergewohnheitsrechtliche Anerkennung | 101 | ||
4. Stellvertretende Strafrechtspflege und Rechtshilfekonstruktionen | 104 | ||
II. Der Nichteinmischungsgrundsatz und die materielle Strafnorm | 106 | ||
E. Zwischenergebnis | 109 | ||
Kapitel 3: Die Legitimität des Verbots der Auslandsbestechung | 111 | ||
A. Anforderungen an das Schutzgut deutscher Straftatbestände | 111 | ||
I. Zur Rechtsgutsproblematik | 113 | ||
II. Alternative und ergänzende Ansätze | 116 | ||
III. Verfassungsrechtlicher Ansatz | 121 | ||
1. Probleme eines verfassungsrechtlichen Ansatzes | 121 | ||
2. Modifikation durch die Rechtsgutslehre | 122 | ||
B. Legitimationsfremde Erwägungen | 125 | ||
I. Pflicht zur Umsetzung internationaler Vorgaben | 125 | ||
II. Geringe Anwendbarkeit und einzelfallbezogene Korrekturmöglichkeiten | 127 | ||
1. Vernachlässigbarer Anwendungsbereich des § 335a StGB | 127 | ||
2. Strafprozessuale Verfolgungshindernisse und Einschränkungsmöglichkeiten | 129 | ||
III. Wirtschaftliche Aspekte und Reputation im Inland | 132 | ||
C. Wettbewerbsschutz | 132 | ||
I. Der Wettbewerbsschutz nach altem Recht | 133 | ||
II. Übertragbarkeit auf die geltende Rechtslage | 134 | ||
D. Schutz deutscher Kollektivrechtsgüter | 136 | ||
I. Vorüberlegungen: Das Schutzgut des Verbots der Bestechungsdelikte im Amt | 137 | ||
1. Kumulationsdelikte | 139 | ||
2. Vertrauensrechtsgüter | 140 | ||
II. Gesetzessystematik | 143 | ||
III. Mittelbarer Kollektivrechtsgüterschutz | 145 | ||
1. Gewöhnungseffekt und Übertragung auf die deutsche Verwaltung | 145 | ||
2. „Goldene Regel“/Reziprokes Strafen | 147 | ||
3. Zimmermanns interessentheoretischer Ansatz | 149 | ||
IV. Zwischenfazit | 150 | ||
E. Schutz von Individualinteressen | 151 | ||
F. Schutz der ausländischen Verwaltung | 154 | ||
I. Vorüberlegung: Das Verhältnis des geltenden deutschen Strafrechts zu ausländischen (Kollektiv-)Rechtsgütern | 155 | ||
II. Der Schutz ausländischer Verwaltungen durch § 335a StGB | 157 | ||
1. Grundlegende Bedenken gegenüber der ausländischen Verwaltung als Schutzgut des deutschen Strafrechts | 158 | ||
a) Fehlen einer schützenswerten ausländischen Verwaltung | 158 | ||
aa) Vertrauensschutz | 159 | ||
bb) Schutz von Verwaltungen die den Grundsätzen des deutschen Rechts widersprechen | 161 | ||
b) Kein nennenswerter Beitrag zum Schutz ausländischer Verwaltungen | 165 | ||
c) Sonderopfer des Bürgers bei Bestrafung zugunsten ausländischer Kollektivrechtsgüter | 166 | ||
2. Verwerflichkeit von Korruption | 168 | ||
a) Konsequenzen von Korruption | 168 | ||
b) Korruption als kulturelles Phänomen | 172 | ||
aa) Berücksichtigung kultureller Wertvorstellungen auf Einzelfallebene | 176 | ||
bb) Korruption für den guten Zweck | 178 | ||
cc) Erpressungsfälle | 180 | ||
c) Exkurs: Weitere Ursachen von Korruption | 182 | ||
3. Strafbarkeit wider Willen | 184 | ||
III. Schutz auf Grundlage eines Stellvertretungsgedankens | 188 | ||
IV. Zwischenfazit | 189 | ||
G. (Auslands-)Bestechung als Menschenrechtsverletzung | 190 | ||
I. Strafwürdigkeit von Menschenrechtsverletzungen | 192 | ||
II. Korruption als Menschenrechtsverletzung | 195 | ||
1. Ausgangspunkt: Die internationale Wahrnehmung | 195 | ||
a) Aufwertung der Korruptionsbekämpfung als Beweggrund | 197 | ||
b) Risiken einer ausufernden Antikorruptionsagenda | 199 | ||
2. Übertragbarkeit: Strafrechtliche Betrachtung | 200 | ||
a) Unbestimmtheit des Menschenrechtsbegriffs | 200 | ||
b) Die Sanktionierung von (bestimmten) Menschenrechtsverletzungen | 202 | ||
c) Notwendigkeit eines menschenrechtsorientierten Korruptionsstrafrechts | 204 | ||
III. Zwischenfazit | 206 | ||
H. Strafbarkeitsbegründung zur Verantwortungsübernahme | 207 | ||
I. Solidarität mit den Betroffenen und Verantwortung für eigenen Beitrag | 208 | ||
1. Solidaritätserwägungen | 209 | ||
a) Negative Folgen von Korruption als Grund | 210 | ||
b) Strafrecht als flankierende Korruptionsbekämpfungsmaßnahme | 211 | ||
2. Verantwortungsgedanke statt echtem Weltrechtsprinzip | 211 | ||
3. Entkoppelung von Strafdrohung und Strafrechtsschutz | 213 | ||
II. Deutsche Eigeninteressen | 214 | ||
III. Zwischenfazit | 215 | ||
I. Ergebnis der Legitimationsanalyse | 216 | ||
Kapitel 4: Weiterführende Erwägungen | 218 | ||
A. Legitime Modelle und alternative Ansätze | 218 | ||
I. Völkervertragliches Modell mit Stellvertretungsgedanken | 219 | ||
1. Strafbarkeit im Anstellungsstaat | 219 | ||
2. Kongruentes Interesse des vertretenen Staates | 219 | ||
a) Stellvertretungsmodell nach Münkel | 219 | ||
b) Internationaler Korruptionsbekämpfungskonsens als Ausgangspunkt | 221 | ||
3. Konsequenzen für die Ausgestaltung der Strafbarkeit | 222 | ||
II. Rückbesinnung auf den Wettbewerbsschutz | 224 | ||
1. Dogmatische Erwägungen | 224 | ||
2. Konsequenzen für die Ausgestaltung der Strafbarkeit | 226 | ||
III. Verfolgung der Auslandsbestechung durch eine internationale Organisation | 226 | ||
IV. Strafrechtsexterne Lösung | 229 | ||
1. Strafrecht als wesentlicher Bestandteil der Korruptionsbekämpfung | 230 | ||
2. Subsidiarität und Ultima-Ratio-Prinzip | 231 | ||
B. Auslegung der Tatbestandsmerkmale | 232 | ||
I. Anforderungen an die Nehmerseite | 232 | ||
II. Pflichtwidrigkeit | 235 | ||
1. Deutscher Maßstab | 236 | ||
2. Recht des ausländischen Staates | 236 | ||
3. Autonomes Verständnis mit Ordre Public-Vorbehalt | 237 | ||
C. Diskussionswürdige Änderungsvorschläge | 240 | ||
I. Wegfall der Beschränkung auf künftige Diensthandlungen | 241 | ||
II. Erstreckung auf Vorteilsannahme und -gewährung | 242 | ||
III. „Facilitation Payments“-Ausnahme | 243 | ||
1. Internationale und ausländische Regelungen | 244 | ||
2. Ausnahmeregelungen im deutschen Strafrecht | 246 | ||
a) Toleranzprinzip | 246 | ||
b) Dogmatische Bedenken | 248 | ||
D. Anmerkungen zum Umgang mit internationalen Übereinkommen | 249 | ||
E. Zwischenergebnis | 251 | ||
Fazit | 253 | ||
Anhang | 256 | ||
Literaturverzeichnis | 257 | ||
Stichwortverzeichnis | 292 |