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Gerichtsrhetorik

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Schnetter, M. (2024). Gerichtsrhetorik. Persuasion im europäischen Verfassungsgerichtsverbund. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59203-6
Schnetter, Marcus. Gerichtsrhetorik: Persuasion im europäischen Verfassungsgerichtsverbund. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59203-6
Schnetter, M (2024): Gerichtsrhetorik: Persuasion im europäischen Verfassungsgerichtsverbund, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59203-6

Format

Gerichtsrhetorik

Persuasion im europäischen Verfassungsgerichtsverbund

Schnetter, Marcus

Sprache und Medialität des Rechts / Language and Media of Law, Vol. 8

(2024)

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About The Author

Internationaler Jugendfreiwilligendienst in Indonesien von 2012 bis 2013. Von 2013 bis 2020 Studium der Politik- und Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt im Europa- und Völkerrecht sowie Zusatzausbildungen im angloamerikanischen Recht und der römischen Privatrechtsgeschichte in Münster und Sheffield. Danach wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promotionsstudent am Sonderforschungsbereich »Recht und Literatur« bis 2023. Forschungsaufenthalte in Graz, Tübingen und Kopenhagen. Sodann wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für deutsches und internationales öffentliches Recht und Rechtsvergleichung in Münster. Seit September 2023 Rechtsreferendar am Landgericht Münster.

Abstract

Gerichte begründen ihre Urteile. Dies dient der juristischen Rechtfertigung der Entscheidung. Aber dienen Begründungen nicht vielleicht auch dazu, ein Publikum zu überzeugen? Sind Entscheidungsbegründungen also persuasive Texte, die sich über rein rechtlicher Argumentation hinaus auch rhetorischer Strategien, Mittel und Topoi bedienen? Diese und weitere Fragen untersucht die Arbeit mit Blick auf den europäischen Verfassungsgerichtsverbund. Als thematisches Referenzfeld analysiert sie den Diskurs von Gerichten und Rechtswissenschaft über den Grundrechtsschutz in Mehrebenensystemen. Sie stellt heraus, wie Rhetorik eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz verfassungsgerichtlicher Entscheidungen spielt. Die inter- und multidisziplinäre Arbeit vereint dabei Perspektiven der juristischen Rhetorik mit der Rechts-, System- und Literaturtheorie, um deren Erkenntnisse für die klassische Rechtswissenschaft fruchtbar zu machen.»Judicial Persuasion. A Rhetorical View on the Multilevel Cooperation of European Constitutional Courts«: The author argues that constitutional courts can be understood as rhetorical actors and that their decisions can be read as persuasive texts. To this end, he analyses the reasoning of decisions of the German Federal Constitutional Court, the Austrian Constitutional Court and the European Court of Justice. His interdisciplinary approach highlights the importance of rhetoric as a means of facilitating acceptance of judicial decisions.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsübersicht 9
Inhaltsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 16
A. Einleitung 23
B. Theorie: Gerichte als rhetorische Akteure begreifen 26
I. Eine Geschichte aus der Rechtsgeschichte 26
1. Akt: Ein gespaltenes Land 26
2. Akt: Ein aufsehenerregendes Judikat 27
3. Akt: Ein ungewollt prophetischer Vortrag? 27
4. Akt: Ein entpolitisiertes Gericht 28
5. Akt: Ein entmachtetes Gericht 29
II. Lehren aus dieser Geschichte 31
1. Eine schwache Gewalt 31
2. Eine starke Gewalt 34
3. Eine politische Gewalt? 42
4. Eine legitimitätsbedürftige Gewalt 53
5. Eine rhetorische Gewalt 58
III. Thematisches Referenzfeld: Der europäische Verfassungsgerichtsverbund 62
1. Der Europäische Gerichtshof als Verfassungsgericht der Unionsrechtsordnung 63
2. Der Europäische Gerichtshof als legitimitätsbedürftiges Verfassungsgericht der Unionsrechtsordnung 64
3. Der Verfassungsgerichtsverbund als Kommunikationsverhältnis 70
4. Der Verfassungsgerichtsverbund als rhetorisches Legitimitätsverhältnis 74
5. Der Verfassungsgerichtsverbund als politisches Verhältnis? 81
C. Methodologie: Gerichtsentscheidungen als persuasive Texte verstehen 86
I. Wer? 88
1. Persuasionsmotivation (Produktionsseite) 88
a) Das Verschwinden des Texturhebers 89
aa) … in der Literaturwissenschaft 89
bb) … in der Rhetorik 92
b) … und seine Rückkehr 97
aa) … in der Literaturwissenschaft 98
bb) … in der Rhetorik 100
c) Persuasionsmotivation als methodologische Minimalannahme 101
aa) Persuasionsmotivation als latentes Kollektivbewusstsein 102
bb) Rechtfertigung des Persuasionsmotivationsansatzes 104
cc) Konsequenzen für die rechtsrhetorische Analyse 105
d) Intentionale Sprachverwendung 108
2. Persuasionswirkung (Rezeptionsseite) 110
a) Adressatenbegriff 110
b) Heterogenes Auditorium 111
c) Fokussierung auf professionelle Sekundäradressaten 112
aa) Andere Gerichte im Verfassungsgerichtsverbund 113
bb) Rechtswissenschaft 113
(1) Begründungsorientierung statt Ergebnispräferenz 115
(2) Vermutung der Rhetorikimmunität 117
(3) Legitimitätsgenerierung durch symbiotische Verknüpfung 117
(4) Legitimitätsgenerierung durch Gatekeeper-Position 122
d) Konstruiertes Adressatenverständnis 123
II. Warum? 124
1. Rechtsinterner Blickwinkel 124
a) Das formalistische Argument 125
b) Fehlender Adressatenbezug 129
c) Mehrentscheidbarkeit des Rechts und Formalismus 130
d) Argumentation und Formalismus 132
2. Rechtsexterner Blickwinkel 133
a) Das pragmatische Gegenargument 134
b) Rhetorik und rhetorische Analyse als pragmatische Ansätze 140
c) Rhetorische Analyse als rechtswissenschaftliche Methode 141
d) Rhetorische Analyse als Beobachtung 143
III. Wie? 146
1. Rechtssprache als institutionelle Fachsprache 148
a) Präskriptivität durch den Sachlichkeitsstil 150
b) Sicherheit und Autorität durch Intertextualität 155
c) Anschaulichkeit und Institutionalität durch Metaphern 157
d) Zwischenfazit 163
e) Konsequenzen für die rechtsrhetorische Analyse 164
2. Gerichtliche Begründungsstile im Vergleich 173
a) Verfassungsgerichtshof 176
aa) Die klassische Wahrnehmung 176
bb) Die jüngere Wahrnehmung 179
b) Europäischer Gerichtshof 180
aa) Die französische Prägung 184
bb) Die Kollegialkultur in einem multisprachlichen und multikulturellen Umfeld 185
cc) Das pragmatische Methodenverständnis 188
dd) Viele Eigen-‍, kaum Fremdzitate 189
ee) Die Ersatzfunktion der Gutachten der Generalanwälte 191
c) Bundesverfassungsgericht 193
aa) Ein populäres Gericht 193
bb) Begründungsausführlichkeit und -tiefe 194
cc) Subsumtionsideal und Institutionendenken 197
dd) Ein synkritischer Stil 198
ee) Ausgiebige Eigenzitierung bei moderater Fremdzitation 199
D. Analyse: Gerichtsentscheidungen als persuasive Texte lesen 202
I. Auswahl der Untersuchungstexte 202
II. Methodik der Begründungsanalyse 204
III. Analysen 207
1. Verfassungsgerichtshof, Erkenntnis v. 14. März 2012, U466/11, U1836/11 VfSlg 19632/2012 – Charta-Erkenntnis 208
a) Kommunikative Ausgangslage 208
aa) Verfassungs- und institutionenpolitischer Hintergrund 208
bb) Reaktionen von Rechtswissenschaft und anderen Gerichten 210
b) Rechtliche Lösung und rhetorische Darstellung 212
aa) Rechtsprechungsänderung 212
(1) Rechtliche Lösung 213
(2) Rhetorische Darstellung 214
bb) Europarechtliche Zulässigkeit 215
(1) Rechtliche Lösung 215
(2) Rhetorische Darstellung 216
cc) Verfassungsrechtliche Zulässigkeit 216
(1) Rechtliche Lösung 216
(2) Rhetorische Darstellung 218
dd) Funktionsäquivalenz europäischer Grundrechte 221
(1) Rechtliche Lösung 221
(2) Rhetorische Darstellung 222
c) Zusammenfassung 226
2. Europäischer Gerichtshof, Urteil v. 26. Februar 2013, Rs. C-617/10 ECLI:EU:C:2013:105 – Åkerberg Fransson 228
a) Kommunikative Ausgangslage 229
aa) Anwendbarkeit europäischer Grundrechte vor Inkrafttreten der Charta 229
bb) Anwendbarkeit europäischer Grundrechte mit Inkrafttreten der Charta 232
cc) Brisanz des Verfahrens und seiner Entscheidung 234
b) Rechtliche Lösung und rhetorische Darstellung 236
aa) Maßstab: Normwortlaut und Erläuterungen als Rechtsprechungsbestätigung 236
(1) Rechtliche Lösung 236
(2) Rhetorische Darstellung 238
bb) Maßstab: Kein (systematisches) Gegenargument 240
(1) Rechtliche Lösung 241
(2) Rhetorische Darstellung 242
cc) Subsumtion: Schwedisches Mehrwertsteuerstrafrecht als Durchführung von Unionsrecht 243
(1) Rechtliche Lösung 244
(2) Rhetorische Darstellung 246
dd) Subsumtion: Kein Gegenargument 247
(1) Rechtliche Lösung 247
(2) Rhetorische Darstellung 248
c) Zusammenfassung 249
d) Weitere Rechtsprechungsentwicklung 250
3. Bundesverfassungsgericht, Urteil v. 24. April 2013, 1 BvR 1215/07 BVerfGE 133, 277 – Antiterrordatei 250
a) Kommunikative Ausgangslage 251
aa) Unmittelbarkeit der Reaktion des Bundesverfassungsgerichts 251
bb) Pressemitteilung als Paratext 252
cc) Reaktionen der Rechtswissenschaft 254
b) Rechtliche Lösung und rhetorische Darstellung 255
aa) Keine Vorabentscheidung aufgrund fehlender Determinierung 255
(1) Rechtliche Lösung 255
(2) Rhetorische Darstellung 257
bb) Verfassungskonforme Lesart der Entscheidung Åkerberg Fransson 261
(1) Rechtliche Lösung 261
(2) Rhetorische Darstellung 262
c) Zusammenfassung 263
d) Kommunikative Anschlusshandlung in Bundesverfassungsgericht, Beschluss v. 6. November 2019, 1 BvR 16/13 BVerfGE 152, 152 – Recht auf Vergessen I (Rn. 43) 264
4. Bundesverfassungsgericht, Beschluss v. 6. November 2019, 1 BvR 276/17 BVerfGE 152, 216 – Recht auf Vergessen II 266
a) Kommunikative Ausgangslage 266
b) Rechtliche Lösung und rhetorische Darstellung 269
aa) Verfassungsrechtliche Integrationsverantwortung des Bundesverfassungsgerichts 269
(1) Rechtliche Lösung 269
(2) Rhetorische Darstellung 271
bb) Verantwortung des Bundesverfassungsgerichts für die Gewährleistung wirksamen Grundrechtsschutzes 273
(1) Rechtliche Lösung 273
(2) Rhetorische Darstellung 275
cc) Funktionsäquivalenz europäischer Grundrechte 277
(1) Rechtliche Lösung 277
(2) Rhetorische Darstellung 278
dd) Unvollständigkeit des Grundrechtsschutzes und Schließung der Schutzlücke 279
(1) Rechtliche Lösung 279
(2) Rhetorische Darstellung 282
ee) Kein Gegenargument 285
(1) Rechtliche Lösung 286
(2) Rhetorische Darstellung 288
c) Zusammenfassung 290
E. Schluss 294
Literaturverzeichnis 305
Rhetorisches Glossar 376
Personen- und Sachwortverzeichnis 382