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Amnestien vor dem Internationalen Strafgerichtshof

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Bröcker, Y. (2024). Amnestien vor dem Internationalen Strafgerichtshof. Eine Untersuchung der Berücksichtigungsmöglichkeiten von Amnestien im Völkerstrafprozess. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59217-3
Bröcker, Yara del Carmen. Amnestien vor dem Internationalen Strafgerichtshof: Eine Untersuchung der Berücksichtigungsmöglichkeiten von Amnestien im Völkerstrafprozess. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59217-3
Bröcker, Y (2024): Amnestien vor dem Internationalen Strafgerichtshof: Eine Untersuchung der Berücksichtigungsmöglichkeiten von Amnestien im Völkerstrafprozess, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59217-3

Format

Amnestien vor dem Internationalen Strafgerichtshof

Eine Untersuchung der Berücksichtigungsmöglichkeiten von Amnestien im Völkerstrafprozess

Bröcker, Yara del Carmen

Kölner Kriminalwissenschaftliche Schriften, Vol. 79

(2024)

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About The Author

Yara del Carmen Bröcker begann 2014 das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln. Dieses schloss sie 2019 mit dem ersten Staatsexamen und einem Schwerpunkt im u. a. internationalen Strafrecht ab. Von Oktober 2019 bis August 2023 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für ausländisches und internationales Strafrecht (Direktorin Prof. Dr. Bettina Weißer) der Universität zu Köln und fertigte dabei ihre Dissertation an. Die Disputation erfolgte im Februar 2024. Seit September 2023 absolviert Yara del Carmen Bröcker den juristischen Vorbereitungsdienst.

Abstract

Amnestien gelten immer noch als probates Mittel der Konfliktbefriedigung etwa im Rahmen von Friedensverhandlungen. Es verwundert daher nicht, dass der IStGH bereits mehrfach in Konflikt mit ihnen geraten ist. Allerdings hat er bisher keine Leitlinien zu ihrem Umgang entwickelt. An dieser Stelle setzt die Arbeit an und versucht die Frage zu beantworten, ob und wie die Anerkennung einer Amnestie mit Blick auf die Bewältigung von Konflikten möglich ist. Dabei wird zunächst das Völkerrecht in den Blick genommen und untersucht, ob (in)direkte Amnestieverbote ihre Berücksichtigung ausschließen. Danach werden die Art. 16, 17 und 53 RS hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit auf Amnestien überprüft, wobei Art. 53 RS eine Abwägung zwischen strafrechtlicher Aufarbeitung und Einstellung aus Friedenserwägungen ermöglicht. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass insbesondere aus Gesichtspunkten des Opferschutzes und der Friedenssicherung eine Einstellung in akuten Notsituationen möglich ist.»Amnesties and the International Criminal Court. A Study on the Possibilities of Considering Amnesties in International Criminal Proceedings«: The ICC has already come into conflict with amnesties. Yet, it has not yet developed any guidelines for dealing with them. That is why this thesis attempts to answer the question of whether and how the recognition of amnesties is possible with a view to conflict resolution. The analysis shows that a discontinuation of the proceedings within the meaning of Art. 53 RS is possible in acute emergency situations, particularly from the point of view of victim protection, prevention and peacekeeping.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Abkürzungsverzeichnis 13
I. Teil: Der Forschungsgegenstand und seine Einschränkung 15
A. Einführung 15
I. Das Problem 15
II. Die Relevanz 16
III. Das Ziel 19
IV. Der Weg zum Ziel 20
B. Begriffsbestimmung: Amnestie 20
I. Die entscheidenden Charakteristika von Amnestien 20
1. Tatbestand 21
a) Staatliche Regelung 21
b) Sachlicher Geltungsbereich 22
c) Personeller Geltungsbereich 23
d) Zeitlicher Geltungsbereich 24
e) Zwischenergebnis 24
2. Das Entscheidende: Die Rechtsfolge 25
a) Straflosigkeit 25
b) Unmittelbarkeit 26
c) Endgültigkeit 27
d) Zwischenergebnis 27
II. Verschiedene Arten von Amnestien 28
III. Zwischenergebnis 29
C. Unmöglichkeit der Berücksichtigung von Amnestien aufgrund völkerrechtlicher Vorgaben? 29
I. Völkervertragsrecht 30
1. Direkte Verbote von Amnestien 30
2. Indirekte Verbote von Amnestien 32
a) Verfolgungspflicht durch das Rom-Statut selbst 33
aa) Erster Anknüpfungspunkt: Abs. 6 der Präambel 34
bb) Zweiter Anknüpfungspunkt: Das Komplementaritätsprinzip 35
b) Explizite Verfolgungspflichten 37
aa) Verfolgungspflichten betreffend den Völkermord i. S. v. Art. 6 RS 38
bb) Verfolgungspflichten betreffend Kriegsverbrechen im internationalen bewaffneten Konflikt i.S.v Art. 8 II lit. a und b RS 39
cc) Verfolgungspflichten betreffend Kriegsverbrechen im nicht-internationalen bewaffneten Konflikt i. S. v. Art. 8 II lit. c und e RS 42
dd) Verfolgungspflichten betreffend Menschlichkeitsverbrechen i. S. v. Art. 7 RS 43
(1) Versklavung i. S. v. Art. 7 I lit. c RS 43
(2) Folter i. S. v. Art. 7 I lit. f RS 44
(3) Zwangsweises Verschwindenlassen i. S. v. Art. 7 I lit. i RS 47
(4) Verbrechen der Apartheid i. S. v. Art. 7 I lit. j RS 49
ee) Auswirkungen expliziter Verfolgungspflichten auf eine mögliche Berücksichtigung von Amnestien durch den IStGH 50
c) Implizite Verfolgungspflichten 52
aa) Verfolgungspflicht durch die „Convention on the Non-Applicability of Statutory Limitations to War Crimes and Crimes against Humanity“? 52
bb) Verfolgungspflicht durch allgemeine Verträge 54
(1) Allgemeine Menschenrechtskonventionen 54
(a) Die Amerikanische Menschenrechtskonvention (AMRK) 55
(b) Der Internationale Pakt für bürgerliche und politische Rechte (IPbpR) 59
(c) Die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) 61
(d) Die Afrikanische Menschenrechtskonvention (AfrMRK) 64
(2) Humanitäres Völkerrecht 67
cc) Auswirkungen impliziter Verfolgungspflichten auf eine mögliche Berücksichtigung von Amnestien durch den IStGH 70
3. Zusammenfassung – Völkervertragsrecht 72
II. Völkergewohnheitsrecht 72
III. Allgemeine Rechtsgrundsätze 75
IV. Von der mangelnden Absolutheit „absoluter“ Verfolgungspflichten 76
1. Faktische und rechtliche Gründe 76
2. Logische Gründe 79
D. Ergebnisse des ersten Teils 80
II. Teil: Die Berücksichtigungsmöglichkeiten im Rom-Statut 82
A. Art. 17 RS: Die Amnestie als Unzulässigkeitsgrund 82
I. Verfahrensrechtliche Kontextualisierung 83
1. Grundvoraussetzung: Zuständigkeit des Gerichtshofs 83
2. Erstes Aufkommen von Zulässigkeitsfragen und mögliche Einfallstore für Amnestien: Das Vorermittlungsverfahren 85
3. Erste Überprüfungsmöglichkeit: Das Vorschaltverfahren nach Art. 18 RS als Berücksichtigungsmöglichkeit für Amnestien 88
4. Die Zulässigkeitsprüfung im weiteren Verlauf des Verfahrens: Weitere Beeinflussungsmöglichkeiten durch Amnestien? 90
5. Weitere Überprüfungsmöglichkeit: Die Zulässigkeitsrüge nach Art. 19 RS als Einfallstor für Amnestien 92
a) Das Recht des Gerichtshofs zur Selbstüberprüfung, Art. 19 I 2 RS 92
b) Überprüfungsmöglichkeiten aus Art. 19 II, III RS 93
6. Zusammenfassung 95
II. Amnestien und das Komplementaritätsprinzip Unzulässigkeit des Verfahrens nach Art. 17 I lit. a–c RS 96
1. Amnestien und die übergreifend zwingend notwendigen Voraussetzungen des Art. 17 I RS 98
a) Amnestie und internationale Tätigkeit betreffen dieselbe Sache 98
b) Erfordernis eines „Staates“ – Konformität mit Amnestien? 103
2. Die Amnestie als eingeschränktes Ermittlungshindernis i. S. d. Art. 17 I lit. a RS – Amnestie als Ausdruck nationaler Ermittlungstätigkeit? 104
3. Die Amnestie als (Straf-)Verfolgungshindernis nach Art. 17 I lit. b RS 112
a) Kernelemente der „Entscheidung“ 113
b) Abgrenzung zu Art. 17 I lit. c RS – Auswirkung im Amnestiefall 115
c) Amnestie als „staatliche Entscheidung“ i. S. d. Art. 17 I lit. b RS 119
4. Art. 17 I lit. c RS i. V. m. Art. 20 III RS: Amnestie als Vollstreckungshindernis 123
a) IStGH-Rechtsprechung als Hinweis auf Anwendbarkeit? 124
b) Amnestie durch Wahrheitskommission – Notwendigkeit eines gerichtlichen Verfahrens? 127
c) Amnestie als Vollstreckungshindernis – Notwendigkeit eines Vollstreckungselementes? 128
5. Amnestie als vollständiges Ermittlungshindernis und ihre Auswirkung auf die Zulässigkeit des Verfahrens 131
6. Zusammenfassung: Welche Fallkonstellationen lassen ein Verfahren vor dem IStGH grundsätzlich unzulässig werden? 132
III. Amnestien und das Komplementaritätsprinzip – Ausnahmsweise Zulässigkeit nach Art. 17 II, III und Art. 20 III RS 133
1. Die Amnestie als Ausdruck des mangelnden Willens nach Art. 17 II und Art. 20 III RS 137
a) Verfahrensverzögerung und Amnestien 138
b) Amnestie als Ausdruck nicht unabhängiger oder unparteiischer Verfahren? 139
c) Die Amnestie als Ausdruck einer staatlichen Schutzabsicht? 141
aa) Kernelemente der Schutzabsicht 143
bb) Ausnahmsweise Zulässigkeit nach Art. 17 II lit. a RS i. F. e. Amnestie 147
(1) Die Schutzabsicht und gleichzeitige Ermittlungen 147
(2) Die Schutzabsicht und Amnestien als Verfolgungshindernisse 148
(3) Die Schutzabsicht und Vollstreckungshindernisse 153
d) Amnestie als ungeschriebener Ausnahmetatbestand sui generis des Art. 17 II RS? 154
e) Zusammenfassung 156
2. Die Amnestie als Fall des Unvermögens nach Art. 17 III RS 156
a) Amnestie als Grund für das Unvermögen 158
aa) Die Amnestie als Zusammenbruch des innerstaatlichen Justizsystems 158
bb) Die Amnestie als Ausdruck der mangelnden Verfügbarkeit eines innerstaatlichen Justizsystems – faktische oder normative Unverfügbarkeit 160
(1) Rechtsprechung – Tendenz zur faktischen Unverfügbarkeit? 162
(2) Schrifttum – Tendenz: rechtliche Unverfügbarkeit 165
(3) Eigene Begründung 166
b) Amnestie als Manifestation des Unvermögens 169
c) Zusammenfassung 169
IV. Amnestien und die mangelnde Schwere der Sache i. S. v. Art. 17 I lit. d RS 170
1. Kernelemente der „Schwere“ 171
2. Alternativen zur Strafverfolgung als Zeichen mangelnder Schwere? 174
3. Unterschiedliche Ausgangslagen i. F. v. Amnestien und Art. 17 I lit. d RS 176
V. Zusammenfassung – Ergebnis zu Art. 17 RS 176
B. Art. 16 RS: Der Aufschub durch den UNSR als Lösung zum Umgang mit Amnestien 180
I. Verfahrensrechtliche Kontextualisierung 180
II. Kernelemente des Aufschubs nach Art. 16 RS 182
III. Mangelnde Kompetenz bei rein innerstaatlichen Konflikten – Fehlendes Anwendungspotential im Amnestiefall? 185
IV. Der Aufschub und die Vereinbarkeit mit dem Amnestiebegriff 187
V. Zusammenfassung 189
C. Art. 53 RS – Die „interests of justice“ im Kontext von Amnestien 190
I. Verfahrensrechtliche Kontextualisierung der Art. 53 I lit. c und II lit. c RS 191
II. Amnestien und die „interests of justice“ 194
1. Der Ausnahmecharakter der „interests of justice“-Vorschriften und seine Bedeutung für die Anwendbarkeit i. F. v. Amnestien 194
2. Berücksichtigungsmöglichkeit von Amnestien – Friedenserwägungen als wesentlicher Grund? 198
a) Wortlaut 198
b) Systematik 201
aa) „Interessen der Gerechtigkeit“ im Regelwerk des Gerichtshofs 202
bb) Art. 16 RS und die (alleinige) Kompetenz des UNSR in Friedensfragen? 203
cc) Art. 53 IV RS als Ausschlussgrund für die Anwendbarkeit auf Amnestien? 207
c) Telos 208
aa) Sinn und Zweck des Art. 53 RS: Der Ankläger und politische Entscheidungen – Möglichkeiten, Konsequenzen, Grenzen? 209
(1) Möglichkeiten: Apolitischer Gerichtshof? 209
(a) Der Wunsch nach einem apolitischen Gerichtshof 209
(b) Die Realität eines inhärent politischen IStGH 211
(2) Konsequenzen: Die alleinige Verantwortung des Anklägers in Friedensfragen? 213
(3) Grenzen: Kompetenzüberschreitung bei der Bewertung von Staatspolitiken? 215
bb) Sinn und Zweck des Rom-Statuts als Leitbild der Auslegung 216
(1) Ausgleichsgedanke i. S. absoluter Straftheorien 219
(2) Individualisierung von Verantwortung 224
(3) (General-)Prävention 225
(a) Abschreckung 225
(b) Normstabilisierung 230
(c) Beeinträchtigung der Abschreckung und der Normstabilisierung bei ausnahmsloser Verfolgung 233
(4) Resozialisierung der Täter 235
(5) Wahrheitsfindung i. S. e. (historischen) Dokumentation begangener Verbrechen 237
(6) Versöhnung der Gesellschaft 239
(7) Frieden 241
(8) Gerechtigkeit für Opfer 246
(9) Ende der „impunity“ 252
(10) Abschließende Gesamtbetrachtung: Ausnahmslose Verfolgung? 254
d) Ergänzend: historische Auslegung 255
e) Ergebnis der Auslegung 257
3. Ergebnis: Der Notstand als Richtlinie zur Berücksichtigung von Amnestien 258
a) legitimer Zweck 259
b) Eignung 259
c) Erforderlichkeit 260
d) Angemessenheit 260
aa) Akute Notsituation 260
bb) Schwere der Verbrechen 261
cc) Nur bedingte Amnestien 262
dd) Interessen der Opfer 264
III. Teil: Zusammenfassung der Ergebnisse 266
Literaturverzeichnis 279
Entscheidungsverzeichnis 308
Stichwortverzeichnis 321