Vergleich der Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums nach deutschem und türkischem Recht
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Vergleich der Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums nach deutschem und türkischem Recht
Schriften zum Strafrechtsvergleich, Vol. 22
(2024)
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Halil Kaan Canan hat sein Studium an der juristischen Fakultät der Universität Istanbul im Jahr 2014 abgeschlossen. Anschließend leistete er sein Rechtsreferendariat in Ankara ab und wurde 2015 in die Anwaltskammer Ankara aufgenommen. Mit einem Stipendium des türkischen Bildungsministeriums absolvierte er zunächst ein Masterstudium an der LMU München. Anschließend promovierte er 2024 an derselben Universität bei Prof. Dr. Ralf Kölbel zum Thema »Vergleich der Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums nach deutschem und türkischem Recht«. Seit 2024 arbeitet er an der juristischen Fakultät der Universität Hacettepe.Abstract
Beim Erlaubnistatbestandsirrtum irrt der Täter über das Vorliegen rechtfertigender Umstände. Im deutschen Recht fehlt eine eigene Regelung, so dass § 16 Abs. 1 StGB analog angewendet wird. Diese Lösung wird von Lehre und Rechtsprechung überwiegend akzeptiert. Im türkischen Recht hingegen behandelt Art. 30 Abs. 3 tStGB den Erlaubnistatbestandsirrtum wie einen Verbotsirrtum, was aufgrund einiger unklarer Voraussetzungen in der Regelung zu Verwirrung führt. Die türkische Lehre schlägt Änderungen vor, um die derzeitige unklare Situation zu lösen. Es wird vorgeschlagen, Art. 30 Abs. 3 tStGB aufzuheben und Abs. 1 analog wie im deutschen Recht anzuwenden. Die Studie zeigt, dass die deutschen Theorien und Erfahrungen hilfreich sind, um das türkische Recht zu verbessern. Eine systematischere und kohärentere Terminologie im türkischen Recht würde zu klareren rechtlichen Lösungen beitragen. Das Fazit betont, dass beide Rechtssysteme voneinander profitieren können, indem sie die Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums klarer und konsistenter gestalten.»Comparison of the Treatment of Mistake of Objective Elements of Justification Reasons under German and Turkish Law«: In the case of a mistake of objective elements of justification reasons, the offender mistakenly believes in the existence of justifying circumstances. Germany has no specific regulation but applies § 16 (1) of the criminal code by analogy, which addresses errors that remove intent, a generally accepted solution. Turkey treats this similarly to an error affecting fault through Art. 30 (3) of the criminal code, which leads to confusion. This study shows that the theories developed in German doctrine can improve Turkish law and emphasizes the need for systematic terminology for clear legal solutions.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
A. Einleitung | 15 | ||
I. Erlaubnistatbestandsirrtum als Gegenstand des Vergleichs | 15 | ||
II. Gang der Darstellung | 16 | ||
B. Die Rechtslage im deutschen Recht | 18 | ||
I. Sinn und Aufbau der Verbrechenslehre | 18 | ||
1. Die geschichtliche Entwicklung | 20 | ||
a) Der klassische Verbrechensaufbau | 20 | ||
b) Der neoklassische Verbrechensaufbau | 21 | ||
c) Der finale Verbrechensaufbau | 23 | ||
2. Heute herrschende Lehre | 24 | ||
II. Aufbau des Erlaubnistatbestands | 25 | ||
1. Der objektive Erlaubnistatbestand | 25 | ||
2. Der subjektive Erlaubnistatbestand | 28 | ||
a) Erforderlichkeit eines subjektiven Rechtfertigungselements | 28 | ||
b) Inhalt des subjektiven Rechtfertigungselements | 30 | ||
c) Der umgekehrte Erlaubnistatbestandsirrtum | 32 | ||
d) Subjektives Rechtfertigungselement beim Fahrlässigkeitsdelikt | 33 | ||
3. Zusammenfassung | 34 | ||
III. Irrtumslehre | 34 | ||
1. Die Entwicklung der Irrtumsrechtsprechung | 35 | ||
2. Die heutige Regelung der Irrtümer im StGB | 37 | ||
IV. Überblick über den Meinungsstand – Die Theorien über die Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums | 38 | ||
1. Vorsatztheorien | 38 | ||
2. Schuldtheorien | 39 | ||
a) Strenge Schuldtheorie | 40 | ||
b) Die Lehre von den negativen Tatbestandsmerkmalen | 42 | ||
c) Die eingeschränkte Schuldtheorie | 43 | ||
d) Die rechtsfolgenverweisende Schuldtheorie | 44 | ||
3. Die Rechtsprechung zum Erlaubnistatbestandsirrtum | 46 | ||
4. Zusammenfassung | 47 | ||
V. Einzelheiten und Stellungnahme zur Debatte über die rechtliche Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums | 48 | ||
1. Die direkte Anwendung des § 16 StGB | 48 | ||
a) Diskussionen über den zweistufigen Verbrechensaufbau | 49 | ||
aa) Normenkonflikt | 49 | ||
bb) Wertungsmäßiger Unterschied | 51 | ||
cc) Rechtswidrigkeit als Tatbestandsmerkmal | 53 | ||
dd) Rechtswidrigkeitsregeln | 54 | ||
ee) Erforderlichkeit der Vorstellung des Fehlens aller Rechtfertigungsgründe | 56 | ||
ff) Duldungspflicht | 57 | ||
gg) Generalpräventive Funktion | 59 | ||
b) Annahme des unechten zweistufigen Verbrechensaufbaus | 60 | ||
c) Möglichkeit der unmittelbaren Anwendung von § 16 StGB | 61 | ||
d) Zwischenergebnis | 62 | ||
2. Die direkte Anwendung des § 17 StGB | 62 | ||
a) Die Appellfunktion des Tatbestandsvorsatzes | 62 | ||
b) Unvereinbarkeit mit dem Erfordernis der subjektiven Rechtfertigungselemente | 64 | ||
c) Stellung des Erlaubnistatbestandsirrtums | 66 | ||
d) Unmöglichkeit einer Analogie des § 16 StGB | 68 | ||
e) Die Unbilligkeit der Rechtsfolgen des § 17 StGB | 69 | ||
f) Zwischenergebnis | 71 | ||
3. Die analoge Anwendung des § 16 StGB | 72 | ||
a) Mangel an der Vorsatzschuld | 72 | ||
b) Mangel am Vorsatzunrecht | 75 | ||
c) Rechtsfolgen hinsichtlich der Teilnahmelehre | 77 | ||
aa) Gleichbehandlungstheorie | 78 | ||
bb) Differenzierungstheorie | 79 | ||
cc) Schlussfolgerung | 79 | ||
d) Zwischenergebnis | 80 | ||
VI. Besondere Situationen | 80 | ||
1. Unterscheidung zwischen Erlaubnistatbestandsirrtum und Erlaubnisirrtum | 80 | ||
2. Abergläubische Fehlvorstellungen | 82 | ||
3. Zweifel über das Vorliegen eines Rechtfertigungsgrundes | 82 | ||
VII. Ergebnis zum deutschen Recht | 84 | ||
C. Die Rechtslage im türkischen Recht | 86 | ||
I. Aufbau des Erlaubnistatbestands | 87 | ||
II. Einschlägige Regelungen im türkischen Strafgesetzbuch | 90 | ||
1. Definition von Vorsatz und Fahrlässigkeit | 90 | ||
a) Die gesetzliche Regelung | 90 | ||
b) Stellung des subjektiven Elements im Verbrechensaufbau | 91 | ||
aa) Die Ansichten, die das subjektive Element in der Schuld verorten | 91 | ||
bb) Die Ansichten, die das subjektive Element außerhalb der Schuld verorten | 92 | ||
c) Rechtswidrigkeit als Tatbestandsmerkmal und Gegenstand des Vorsatzes | 93 | ||
d) Einwilligung als negatives Tatbestandsmerkmal | 94 | ||
2. Gründe, welche die strafrechtliche Verantwortung aufheben oder mildern | 95 | ||
a) Die gesetzliche Regelung | 95 | ||
b) Diskussionen über die Klassifizierung von Notstand | 96 | ||
c) Überschreitung der Grenzen | 98 | ||
3. Akzessorietätsprinzip und mittelbare Täterschaft | 99 | ||
4. Irrtumsregelungen | 100 | ||
5. Zusammenfassung | 102 | ||
III. Positionen in der Lehre und Rechtsprechung zur Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums | 103 | ||
1. Positionen in der Lehre | 104 | ||
a) Ansichten parallel zur strengen Schuldtheorie | 104 | ||
b) Ansichten parallel zur Lehre von den negativen Tatbestandsmerkmalen | 107 | ||
c) Ansichten parallel zur eingeschränkten Schuldtheorie | 108 | ||
d) Ansichten parallel zur rechtsfolgenverweisenden Schuldtheorie | 111 | ||
e) Andere Ansichten | 112 | ||
2. Die Position der Rechtsprechung | 114 | ||
3. Zusammenfassung | 115 | ||
IV. Die Diskussionen über die rechtliche Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums nach tStGB | 118 | ||
1. Die direkte Anwendung von Art. 30. Abs. 1 tStGB | 119 | ||
2. Die direkte Anwendung von Art. 30. Abs. 3 tStGB | 119 | ||
a) Fiktion des Rechtfertigungsgrundes | 119 | ||
b) Ausschluss von Vorsatz und Fahrlässigkeit bei Unvermeidbarkeit | 120 | ||
c) Erlaubnistatbestandsirrtum als Verbotsirrtum | 121 | ||
3. Die analoge Anwendung von Art. 30 Abs. 1 tStGB bei vermeidbarem Erlaubnistatbestandsirrtum | 123 | ||
a) Analogieverbot im türkischen Strafrecht | 124 | ||
b) Die Möglichkeit der Analogie im Fall des vermeidbaren Erlaubnistatbestandsirrtums im türkischen Recht | 127 | ||
4. Schlussfolgerung | 130 | ||
V. Lösungsvorschläge de lege ferenda | 131 | ||
1. Änderungsvorschlag von Abanoz | 131 | ||
2. Änderungsvorschlag von Erman | 132 | ||
3. Änderungsvorschlag von Karaaslan | 133 | ||
4. Änderungsvorschlag von Meraklı | 133 | ||
VI. Ergebnis zum türkischen Recht | 134 | ||
D. Rechtsvergleichende Betrachtung | 136 | ||
I. Unterschiede, die sich auf die Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums auswirken | 136 | ||
1. Irrtumsregelungen | 136 | ||
2. Verbrechensaufbau | 138 | ||
3. Subjektiver Erlaubnistatbestand | 139 | ||
4. Klassifizierung von Rechtfertigungsgründen und Entschuldigungsgründen | 140 | ||
II. Die Ansichten in Lehre und Rechtsprechung über die Behandlung des Erlaubnistatbestandsirrtums | 142 | ||
1. Die Ansichten in der Lehre | 142 | ||
2. Die Rechtsprechung | 143 | ||
III. Weitere Auswirkungen der derzeitigen Praxis in Bezug auf die Rechtsfolgen | 144 | ||
1. Teilnahme | 144 | ||
2. Irrtum über das Vorliegen der Einwilligung | 145 | ||
3. Abgrenzung zwischen Erlaubnistatbestandsirrtum und Erlaubnisirrtum | 146 | ||
E. Gesamtergebnis | 147 | ||
Literaturverzeichnis | 150 | ||
Stichwortverzeichnis | 163 |