Die Zulässigkeit der Allgemeinverfügung als Rechtsform befehlender Hoheitsakte
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Die Zulässigkeit der Allgemeinverfügung als Rechtsform befehlender Hoheitsakte
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1553
(2025)
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Max Malchow studierte von 2011 bis 2014 Law in Context an der Technischen Universität Dresden und anschließend von 2014 bis 2018 Rechtswissenschaften an der Universität Münster. Von 2022 bis 2024 absolvierte er das Referendariat beim Kammergericht in Berlin. 2024 wurde er mit einer Arbeit aus dem allgemeinen Verwaltungsrecht an der Universität Münster promoviert. Seit September 2024 ist er als Rechtsanwalt im Bereich Umwelt- und Planungsrecht tätig.Abstract
Vor dem Hintergrund der Corona-Maßnahmen befasst sich die Untersuchung mit den wesentlichen Fragen der Verwendung der Allgemeinverfügung als Handlungsform der Verwaltung im Bereich der Gefahrenabwehr. Wird eine Regelung als Allgemeinverfügung erlassen, obwohl sie zulässigerweise nur als Rechtsnorm hätte ergehen dürfen, führt dies zur Nichtigkeit der behördlichen Maßnahme. Ausgehend vom bisherigen Stand der Diskussion in Rechtsprechung und Literatur werden deshalb Leitlinien für eine differenzierte Bestimmung des Einzelfalls aufgestellt. Maßgeblich ist dabei die Unterscheidung der Maßgaben des § 35 VwVfG von speziellen fachrechtlichen Vorgaben. Die häufig anzutreffende pauschale Bezugnahme auf die „Endiviensalat-Entscheidung“ des Bundesverwaltungsgerichts verbietet sich dagegen. Im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes ist die Zulässigkeit der Allgemeinverfügung als Handlungsform jedenfalls im Falle der Maßgeblichkeit der Vorgaben des § 35 VwVfG abschließend zu prüfen.»The Admissibility of the General Decree as a Legal Form of Commanding Sovereign Acts«: The study deals with the essential questions of the issuance of general decrees in the field of hazard prevention. Official measures that were issued as general decrees but should have been enacted as legal norms are null and void. Based on the current state of the discussion in jurisdiction and literature on the delimitation of legal norms and individual acts, the treatise establishes guidelines for administrative action in the legal form of general decrees and their review by the courts.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
A. Einleitung | 13 | ||
I. Untersuchungsgegenstand | 13 | ||
II. Gang der Darstellung | 18 | ||
B. Begriffsbestimmungen und Vorfragen | 21 | ||
I. Kategorien hoheitlicher Willensäußerung | 21 | ||
II. Bedeutung der Rechtsform und des materiellen Regelungsgehalts | 22 | ||
III. Die materielle Beschreibung der Maßnahme | 24 | ||
1. Das Begriffspaar „individuell/generell“ | 26 | ||
2. Das Begriffspaar „konkret/abstrakt“ | 29 | ||
3. Vier „rechtstheoretische Allgemeinheitsstufen“ | 30 | ||
IV. Regelungsinhalt | 31 | ||
C. Die Konzeption des Gesetzgebers in § 35 Satz 2 VwVfG | 32 | ||
I. Die Allgemeinverfügung als Spielart des Verwaltungsaktes | 32 | ||
II. Die personenbezogene Allgemeinverfügung | 34 | ||
III. Die sachbezogenen Allgemeinverfügungen | 36 | ||
1. Die statusregelnde Allgemeinverfügung | 37 | ||
2. Die benutzungsregelnde Allgemeinverfügung | 39 | ||
D. Das Erfordernis der Abgrenzung von Einzelfallregelung und Rechtsnorm | 41 | ||
I. Verfassungsrechtliche Vorgaben für den Regelungsgegenstand behördlicher Maßnahmen | 41 | ||
1. Grundsätzliche verfassungsrechtliche Aufgabenverteilung | 42 | ||
2. Erlass abstrakt-genereller Regelungen durch die Verwaltung | 43 | ||
3. Kein Abgrenzungserfordernis bei gesetzgeberischer Rechtsformwahl | 44 | ||
II. Strukturelle Unterschiede zwischen Allgemeinverfügung und Rechtsverordnung | 46 | ||
1. Zuständigkeit, Verfahren, Form | 47 | ||
2. Vollstreckung | 50 | ||
3. Rechtsfehler und Rechtsschutz | 52 | ||
III. Praktische Vorteile der Allgemeinverfügung aus Sicht der Verwaltung | 55 | ||
IV. Rechtsfolge unzulässiger Rechtsformwahl: Rechtswidrigkeit und Rechtsverletzung der Betroffenen | 58 | ||
1. Formelle oder materielle Rechtswidrigkeit? | 59 | ||
2. Wirksamkeit oder Nichtigkeit? | 61 | ||
V. Notwendigkeit von Abgrenzung und Eingrenzung | 65 | ||
E. Methoden der Einzelfallbestimmung bei personenbezogenen Allgemeinverfügungen | 67 | ||
I. Bestimmung des Einzelfalls anhand des Adressatenkreises? | 68 | ||
1. Bestimmtheit oder Bestimmbarkeit des Adressatenkreises im Zeitpunkt des Erlasses der Allgemeinverfügung | 68 | ||
2. Im Erlasszeitpunkt bestehende Eigenschaft als „allgemeines Merkmal“ | 70 | ||
3. Kritik | 70 | ||
a) Vorzüge | 70 | ||
b) Wortlaut und Gesetzesgenese | 71 | ||
c) Allgemeinverfügungen mit erweiterungsfähigem Adressatenkreis | 73 | ||
II. Bestimmung des Einzelfalls allein anhand des geregelten Sachverhalts | 78 | ||
1. Gemeinsamer Bezug zum konkreten Sachverhalt als „allgemeines Merkmal“ | 79 | ||
2. Begrenzung des Anwendungsfeldes der personenbezogenen Allgemeinverfügung auf konkret-generelle Regelungen | 79 | ||
3. Abgrenzung der Allgemeinverfügung von Einzel- und Sammelverwaltungsakt anhand des personalen Elements | 81 | ||
4. Abweichendes Verständnis von individueller und genereller Regelung | 81 | ||
5. Kritik | 82 | ||
a) Wortlaut und Gesetzesgenese | 82 | ||
b) Systematische Gründe | 83 | ||
c) Sinn und Zweck | 85 | ||
III. Bestimmung des Einzelfalls anhand des Adressatenkreises und des geregelten Sachverhalts | 86 | ||
1. Bedeutungsgehalt des § 35 Satz 2 Alt. 1 VwVfG | 87 | ||
a) „Bestimmter“ und „bestimmbarer“ Personenkreis | 87 | ||
b) Zwei Erscheinungsformen allgemeiner Merkmale | 90 | ||
c) Objektivität der gattungsmäßigen Bestimmung | 91 | ||
d) Wahlrecht der Verwaltung zwischen Allgemeinverfügung und Einzelverfügungen bei individuellem Regelungsgehalt | 92 | ||
2. Konkretheit des Sachverhalts und Geschlossenheit des Adressatenkreises als Kriterien des Einzelfalls | 95 | ||
a) Einzelfall bei generellem Regelungsgehalt | 96 | ||
b) Einzelfall bei individuellem Regelungsgehalt | 96 | ||
aa) Unzulässigkeit des Erlasses abstrakt-individueller Regelungsgehalte durch Allgemeinverfügung | 96 | ||
bb) Ein Fall und die bestimmte Vielzahl von Fällen | 100 | ||
F. Ansätze zur Bestimmung des Kriteriums des konkreten Sachverhalts | 102 | ||
I. Der „Fall“ als Sachverhalt | 102 | ||
II. Der Sachverhalt als geregeltes Verhalten oder als Anlass der Regelung | 105 | ||
1. Der enge Ansatz | 106 | ||
a) Der Sachverhalt als „das geregelte menschliche Verhalten“ | 106 | ||
b) Einzelfall bei einer Vielzahl von Personen | 107 | ||
2. Der weite Ansatz | 110 | ||
a) Der Sachverhalt als Anlass der Regelung | 110 | ||
b) Einfluss des Gefahrbegriffs auf den Einzelfallbegriff | 112 | ||
3. Rechtstheoretische Unterschiede beider Ansätze | 114 | ||
4. Unstimmigkeiten beider Ansätze | 116 | ||
a) Auslegung des Wortlauts des § 35 Satz 1 VwVfG | 116 | ||
b) Zu kleiner Anwendungsbereich der personenbezogenen Allgemeinverfügung? | 120 | ||
c) Die Rolle des allgemeinen Gefahrenabwehrrechts | 121 | ||
d) Grenzenlosigkeit des Begriffs des Anlasses | 123 | ||
III. Vermittelnde Ansätze | 126 | ||
G. Leitlinien zur Bestimmung des Kriteriums des konkreten Sachverhalts | 128 | ||
I. Verwaltungsaktbefugnis als eigenständige Rechtmäßigkeitsvoraussetzung | 128 | ||
II. Vorrang fachrechtlicher Rechtsformvorgaben vor § 35 VwVfG | 130 | ||
III. Differenzierung zwischen allgemeinem Gefahrenabwehrrecht und § 35 VwVfG | 131 | ||
1. Bestimmung des Einzelfalls im Gefahrenabwehrrecht | 131 | ||
a) Bestimmung des Einzelfalls ohne Bezug zu Regelungsinhalt und Adressatenkreis | 131 | ||
b) Weiter Einzelfallbegriff aus Gründen der Flexibilität und Effektivität der Gefahrenabwehr | 132 | ||
aa) Abhängigkeit des Einzelfalls von der Gefahrenprognose | 133 | ||
bb) Weiter Gefahrbegriff | 133 | ||
2. Strukturvorgaben des § 35 VwVfG | 136 | ||
a) Kein Rückgriff auf § 35 VwVfG im allgemeinen Gefahrenabwehrrecht | 137 | ||
b) Keine Anknüpfung an die Abgrenzung von konkreter und abstrakter Gefahr im Infektionsschutzrecht | 141 | ||
c) Keine spezialgesetzliche Rechtsformvorgabe im Infektionsschutzrecht | 142 | ||
d) Rückgriff auf § 35 VwVfG im Infektionsschutzrecht | 145 | ||
e) Maßgeblichkeit des Regelungsinhalts für den Einzelfall im Sinne von § 35 Satz 1 VwVfG | 145 | ||
aa) Problem der Bestimmung des Einzelfalls auf Tatbestandsebene im Infektionsschutzrecht | 145 | ||
bb) Einzelfallbestimmung auf Rechtsfolgenseite und Verzicht auf fachrechtliche Rechtsformvorgaben | 148 | ||
cc) „Konkrete Seuchengefahr“? – keine Übertragung des Endiviensalat-Urteils auf das geltende Infektionsschutzrecht und auf § 35 VwVfG | 148 | ||
IV. Gesamtverhalten als konkreter Sachverhalt bei personenbezogenen Allgemeinverfügungen nach § 35 Satz 2 Alt. 1 VwVfG | 150 | ||
1. Die allgemeinverbindliche Regelung als Kontrapunkt zur Einzelfallregelung | 150 | ||
a) Begriff und Reichweite allgemeinverbindlicher Regelungen | 152 | ||
b) Grundannahme: „Natürliche“ Beschränkung des räumlichen Geltungsbereichs auf den jeweiligen Hoheitsbereich | 153 | ||
c) Erscheinungsformen allgemeinverbindlicher Regelungen | 155 | ||
aa) „Grundform“: Tatbestandslose Befehle | 155 | ||
bb) Gattungsbezogene allgemeinverbindliche Regelungen | 156 | ||
cc) Zeitlich beschränkte allgemeinverbindliche Regelungen | 157 | ||
dd) Räumlich beschränkte allgemeinverbindliche Regelungen | 163 | ||
2. Exkurs: Allgemeinverbindliche Regelungen als Allgemeinverfügungen in Gestalt einer Benutzungsregelung im Sinne von § 35 Satz 2 Alt. 3 VwVfG | 167 | ||
a) Räumliche Grenzen des Sachbegriffs in § 35 Satz 2 Alt. 3 VwVfG | 168 | ||
aa) Absolute Grenzen | 168 | ||
bb) Kriterien der Rechtsprechung | 169 | ||
cc) Übertragung der Kriterien zur Unterteilung von Luftraum | 172 | ||
b) „Sammelallgemeinverfügungen“ | 173 | ||
c) Abgrenzung zu normkonkretisierenden Allgemeinverfügungen | 174 | ||
aa) Einrichtung öffentlicher Sachen durch statusregelnde Allgemeinverfügung nach § 35 Satz 2 Alt. 2 VwVfG | 174 | ||
bb) Weitere normkonkretisierende Allgemeinverfügungen | 176 | ||
d) Wahlrecht bei Sachbezug | 178 | ||
3. Eingrenzung des Einzelfalls durch Anknüpfung an ein Gesamtverhalten bei der personenbezogenen Allgemeinverfügung nach § 35 Satz 2 Alt. 1 VwVfG | 180 | ||
a) Entschärfung des Problems der Kontinuität von Raum und Zeit | 181 | ||
aa) Zeitlicher Regelungsbedarf bei raumbezogener Regelung | 181 | ||
bb) Räumlicher Regelungsbedarf bei zeitlicher Begrenzung | 182 | ||
cc) „Grenz-“ oder „Übergangsbereich“ zwischen Einzelfallregelung und abstrakt-genereller Regelung? | 184 | ||
dd) Verzicht auf Eingrenzung anhand räumlicher und zeitlicher Kriterien | 186 | ||
b) Keine Übertragung der Schwierigkeiten bei der Abgrenzung der Gefahrenarten auf andere Rechtsbereiche | 187 | ||
c) „Ausgleich“ des begrenzten Anwendungsbereichs bei offenem Adressatenkreis | 188 | ||
d) Verwaltungsprozessuale Gründe | 189 | ||
aa) Keine weitere Einschränkung des Bestandskraftprinzips | 189 | ||
bb) Vereinheitlichung der „Überlegungsfristen“ | 194 | ||
cc) Reichweite der Entscheidungswirkungen | 196 | ||
4. Ausnahme in Eilfällen | 199 | ||
V. Schematischer Vergleich der Zulässigkeit der Allgemeinverfügung nach § 35 VwVfG und nach dem allgemeinen Gefahrenabwehrrecht | 201 | ||
H. Einstweiliger Rechtsschutz und Rechtsformenmissbrauch | 204 | ||
I. Grundsatz: Kein öffentliches Interesse am Vollzug offensichtlich rechtswidriger Verwaltungsakte | 205 | ||
1. Stufensystem | 206 | ||
2. Erfolgsaussichten als Teilaspekt einer „originären Interessenabwägung“ | 208 | ||
3. Reine Interessenabwägung bei offenem Ausgang der Hauptsache | 208 | ||
II. „Rettung“ behördlicher Anordnungen im Eilverfahren – Relativierung formeller (und materieller) Fehler im Aussetzungsverfahren nach § 80 Abs. 5 VwGO | 208 | ||
III. „Rettung“ formeller Allgemeinverfügungen? | 211 | ||
1. Kritik am Prüfungsmaßstab der Rechtsprechung | 214 | ||
2. Keine Relativierung des offensichtlichen Rechtsformenmissbrauchs im Verfahren nach § 80 Abs. 5 VwGO | 215 | ||
a) Keine Übertragung der Rechtsprechung des OVG Koblenz und des VGH München auf Fälle des Rechtsformenmissbrauchs | 215 | ||
b) Keine Aufrechterhaltung des Sofortvollzugs bei offensichtlicher Rechtswidrigkeit | 219 | ||
IV. Verlagerung der Prüfung der zulässigen Handlungsform in das Hauptsacheverfahren? | 223 | ||
1. Prüfungstiefe im Eilverfahren in Bezug auf die gewählte Handlungsform | 224 | ||
a) Prüfungstiefe nach allgemeinen prozessrechtlichen Grundsätzen | 225 | ||
aa) Abschließende Beantwortung reiner Rechtsfragen im Eilverfahren | 225 | ||
bb) Ausnahme vom Gebot einer abschließenden Rechtsprüfung? | 227 | ||
b) Abschließende Prüfung der Rechtsformvorgaben des § 35 VwVfG | 229 | ||
aa) Keine Notwendigkeit einer Sachverhaltsermittlung | 229 | ||
bb) Komplexität der Rechtsfrage? | 230 | ||
c) Abschließende Prüfung fachrechtlicher Rechtsformvorgaben | 232 | ||
2. Verstoß gegen das Gebot effektiven Rechtsschutzes bei unzureichender Prüfungstiefe | 233 | ||
I. Fazit | 235 | ||
Literaturverzeichnis | 241 | ||
Stichwortverzeichnis | 253 |