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Die Verwirkung von Souveränität und souveränen Rechten

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Bodemann, A. (2025). Die Verwirkung von Souveränität und souveränen Rechten. Ein Beitrag zur Lehre von der Rechts- und Herrschaftsverwirkung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59331-6
Bodemann, Anna. Die Verwirkung von Souveränität und souveränen Rechten: Ein Beitrag zur Lehre von der Rechts- und Herrschaftsverwirkung. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59331-6
Bodemann, A (2025): Die Verwirkung von Souveränität und souveränen Rechten: Ein Beitrag zur Lehre von der Rechts- und Herrschaftsverwirkung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59331-6

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Die Verwirkung von Souveränität und souveränen Rechten

Ein Beitrag zur Lehre von der Rechts- und Herrschaftsverwirkung

Bodemann, Anna

Schriften zum Völkerrecht, Vol. 261

(2025)

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About The Author

Anna Bodemann studierte Rechtswissenschaften von 2001 bis 2005 an der Bucerius Law School in Hamburg und der University of Virginia School of Law. Die beiden juristischen Staatsexamina erfolgten in Hamburg in den Jahren 2006 und 2012. Die am Lehrstuhl von Professor Dr. Dr. Udo Di Fabio entstandene und mit einem Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes geförderte Dissertation wurde 2022 von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn angenommen.

Abstract

»Die souveräne Macht kann nicht verwirkt werden.« Dieser apodiktischen Aussage von Thomas Hobbes wird in der Arbeit widersprochen. Der moderne staatliche Leviathan ist janusköpfig. Hinter der Schutzverantwortung für seine Bevölkerung kann sich ungezügeltes Machtstreben unter Verletzung ihrer grundlegenden Rechte verbergen, während Eingriffe durch die Staatengemeinschaft wegen Verstoßes gegen die völkerrechtliche Souveränität nicht erfolgen dürfen. Unter Einbeziehung von Rechtsvergleichung, Rechtsgeschichte und Staatsphilosophie wird untersucht, ob die anthropozentrische Wende im Völkerrecht den Weg für einen allgemeinen Rechtsgrundsatz der Verwirkung von Souveränität und daraus abgeleiteten Rechten ebnet. Die Verwirkung von Staatenimmunität wird teilweise bejaht, die Verwirkung von territorialer Unversehrtheit am Beispiel der humanitären Intervention verneint und die Möglichkeit der abhelfenden Sezession wegen Verwirkung des Rechts auf territoriale Einheit befürwortet.»The Forfeiture of Sovereignty and Sovereign Rights. A Contribution to the Theory of Forfeiture of Rights and Power«: Taking into account comparative law, legal history and political philosophy, it is examined whether the anthropocentric turn in international law paves the way for a general principle of law of forfeiture of sovereignty. The forfeiture of state immunity is partly affirmed, the forfeiture of territorial integrity is denied using the example of humanitarian intervention and the possibility of remedial secession due to the forfeiture of the right to territorial unity is supported.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Teil 1: Rechtsverwirkung 17
A. Einleitung 17
B. Verwirkungsbegriff 24
I. Verwirkung wegen der illoyal verspäteten Geltendmachung von Rechten 27
II. Verwirkung wegen anderer Arten rechtlich missbilligten Verhaltens 27
1. Deutsches Recht 28
2. Common Law 30
3. Französisches Recht 31
C. Historische Verwirkungstatbestände 32
I. Atimie 34
II. Ostrakismos 36
III. Römisches Recht 38
1. Aqua et igni interdictio 38
2. Hostis-Erklärung 39
3. Proskription 40
IV. Acht 41
V. Kirchenbann/Exkommunikation 44
VI. Verwirkung im Nationalsozialismus 46
1. Vom Grundrechtsträger zum „Volksgenossen“ 47
2. „Volksgemeinschaft“ und Verwirkung 49
a) Ausschluss von Juden aus der „Volksgemeinschaft“ 49
b) Ausschluss aus der „Volksgemeinschaft“ wegen Einstellung und Verhaltens im Widerspruch zur nationalsozialistischen Ideologie 50
3. „Verwirkung kraft ungeschriebenen Rechtes“ 52
VII. Piraterie 53
1. Piraterie in historischer Entwicklung: Zwischen Rechtsverwirkung und politischer Instrumentalisierung 53
a) Der Pirat als gemeinsamer Feind aller 53
b) Barbareskenstaaten 55
2. Piraterie in der Gegenwart: Zwischen Weltrechtsprinzip und Menschenrechtsschutz 56
VIII. Zusammenfassung und Ausblick 60
D. Anwendungsfälle der Verwirkung 62
I. Verwirkung im Erbrecht 64
II. Verwirkung von Unterhaltsansprüchen 65
III. Verwirkung des Notwehrrechts 66
IV. Einziehung 67
V. Verwirkung des Sorgerechts 68
VI. Verlust von Amtsfähigkeit und Wahlrecht 69
VII. „Feindstrafrecht“ 71
1. Die Lehre vom „Feindstrafrecht“ 71
2. Kritik am „Feindstrafrecht“ 73
3. Ablehnung des „Feindstrafrechts“ in der Rechtspraxis 77
VIII. Statusverwirkung im Verfassungsrecht und im Europa- und Völkerrecht 79
1. Grundrechtsverwirkung in Deutschland 80
2. Ausländische Verfassungsbestimmungen 82
3. Völker- und europarechtliche Bestimmungen 85
4. Historische Entwicklung und Ratio legis 88
a) Ideengeschichtlicher Hintergrund und Missbrauchspotenzial 88
b) Grundrechtsverwirkung als Reaktion auf das Scheitern der Weimarer Republik 90
c) Grundrechtsverwirkung als Merkmal der Streitbarkeit von Demokratie 91
5. Tatbestand 92
a) Grundrechtsmissbrauch 92
b) Grundrechtekatalog 94
c) Schutzgut 96
6. Rechtsfolge 98
a) Keine Berufung auf Grundrechte möglich 98
b) Unterschiede zwischen Grundrechtsverwirkung und Rechtsmissbrauchsverboten anderer Rechtsordnungen 101
c) Umfang der Grundrechtsschutzeinbuße 102
d) Besondere Rechtsfolgen der deutschen Grundrechtsverwirkung 105
7. Zusammenfassung 106
IX. Verwirkungsklauseln 108
1. Verwirkungsklauseln in nationalen Rechtsordnungen 108
2. Verwirkungsklauseln im Völkerrecht 109
a) Präambel des Briand-Kellogg-Pakts 109
b) Ausschluss- und Suspendierungsklauseln in Satzungen Internationaler Organisationen 110
aa) Ausschluss aus einer Internationalen Organisation 111
bb) Suspendierung von Mitgliedschaftsrechten in einer Internationalen Organisation 112
cc) Satzungsexterne Ausschluss- und Suspendierungsmöglichkeiten als Frage der Verwirkungsfähigkeit von Souveränität 114
E. Zusammenfassung 118
F. Zur Völkerrecht aufhebenden Kraft allgemeiner Rechtsgrundsätze 121
G. Abgrenzung der Verwirkung von anderen völkerrechtlichen Grundsätzen 124
I. Treu und Glauben 125
II. Estoppel 126
III. Acquiescence 127
IV. Rechtsmissbrauch 128
Teil 2: Souveränitätsverwirkung 131
A. Souveränität als Verwirkungsgegenstand 131
I. Das Rechtsinstitut der Souveränität 133
1. Völkerrechtliche Definition von Souveränität 133
2. Innere Souveränität 136
3. Äußere Souveränität 138
4. Rechtsfolgen von Souveränität 140
5. Völkerrecht als Souveränitätsschranke 143
II. Souveränitätsverwirkung als Herausforderung für die auf Souveränität beruhende Völkerrechtsordnung 146
1. Verwirkungsfähigkeit von Souveränität 146
2. Folgen von Souveränitätsverwirkung 149
a) Verwirkung von Immunität: Abschied vom Kooperationsrecht der Völkerrechtsordnung 149
b) Verwirkung von territorialer Integrität: Bellum iustum für den Menschenrechtsschutz 150
c) Verwirkung von Souveränität in toto: Revolution und Sezession 152
III. Verwirkung von Souveränität als Frage der Legitimität von Souveränität 155
1. Legitimität als Rechtsbegriff 157
2. Legitimitätsmaßstab von Souveränität 160
IV. Zusammenfassung und Ausblick 162
B. Zwischen Himmel und Erde: Herrschaftsverwirkung im Altertum 165
I. Verwirkung bei Sakralherrschaft und Herrscherkult 165
II. Das alte China 168
III. Persische Reiche 169
IV. Das alte Israel 170
V. Mesopotamien 172
VI. Das alte Ägypten 174
VII. Das alte Griechenland 177
1. Platon 180
2. Aristoteles 184
VIII. Römisches Reich 189
1. Cicero 190
2. Kaiserzeit: Zwischen praesens divus und Cäsarenwahn 195
IX. Zusammenfassung 197
C. Zwischen Papsttum und Kaiserreich: Herrschaftsverwirkung im Mittelalter 199
I. Der Weg zu einer christlichen Verwirkungslehre 199
1. Herrschaft und Gehorsam im Christentum 201
2. Herrschersakralität im Nova Roma der Spätantike 204
3. Augustinus und Gelasius I. 207
4. Sakralherrschaft im Frühmittelalter: Päpstlich-herrscherliche Allianz ohne irdische Streitschlichtungsinstanz 209
II. Theorien zur Herrschaftsverwirkung im Mittelalter 212
1. Verwirkung bei Ketzerei und Apostasie 212
2. Verwirkung bei sündhaftem Verhalten und Rechtsbruch 213
III. Verwirkung und die Frage nach der Richtbefugnis über die weltliche Obrigkeit 216
IV. Verwirkung als Wegbereiter souveräner Staatlichkeit 221
1. Verwirkung in der politischen Praxis: Canossa und der päpstliche Verwirkungsspruch 221
2. Anfänge des Souveränitätsbegriffs und Niedergang der christlichen Verwirkungslehre 224
V. Zusammenfassung 229
D. Zwischen Fürsten- und Volkssouveränität: Souveränitätsverwirkung in der Neuzeit 232
I. Einleitung 232
II. Jean Bodin 238
1. Souveränitätsinhalt und -schranken 240
2. Souveränitätsverwirkung 242
III. Die Intervention aus humanitären Gründen und das Widerstandsrecht 246
IV. Thomas Hobbes 251
1. Naturzuständliche Freiheit und gesellschaftsvertraglich begründete Souveränität 252
2. Souveränitätsverwirkung 255
V. John Locke 258
1. Natürliche Rechte in Naturzustand und Rechtsstaat 259
2. Souveränitätsverwirkung 262
VI. Charles Louis de Secondat, Baron de la Brède et de Montesquieu 265
1. Freiheitsrealisierung durch Gewaltenunterscheidung und -ausbalancierung 267
2. Souveränitätsverwirkung 268
VII. Jean-Jacques Rousseau 272
1. Freiheit, Gleichheit, Volkssouveränität 273
2. Souveränitätsverwirkung 277
VIII. Immanuel Kant 281
1. Vernunftstaat mit Vernunftsouveränität 283
2. Souveränitätsverwirkung 286
IX. Absolute Souveränität 290
X. Zusammenfassung 294
E. Zwischen souveränitätsabhängigem Menschenrechtsschutz und menschenrechtlich konditionierter Souveränität: Souveränitätsverwirkung im Völkerrecht der Gegenwart 298
I. Verortung der Souveränitätsverwirkungsfrage im universellen Völkerrecht 298
1. Souveränitätsverwirkung in einer multipolaren Staatenwelt unter der Ägide der Vereinten Nationen 299
2. Souveränitätsverwirkung in einer anthropozentrischen Völkerrechtsordnung 301
a) Von der territorialen Souveränität des Staates zur „individuellen Souveränität“ des Menschen 301
b) Entwürfe und Theorien einer bedingten Souveränität 303
aa) „Humanized State Sovereignty“ 303
bb) „Schurkenstaaten“ 305
II. Der Mensch als Schutzobjekt und Rechtssubjekt der Völkerrechtsordnung 310
1. Der Menschenrechtsschutz im universellen Völkerrecht 311
2. Der Umfang der Völkerrechtssubjektivität des Individuums 313
III. Völkerstrafrecht 316
IV. Die Charta der Vereinten Nationen: Friedensphilosophie ohne Menschenrechtsphilosophie? 319
1. Die Charta zwischen Friedens- und Menschenrechtsschutz 320
a) Die Vereinten Nationen als Internationale Organisation zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit 320
b) Die Vereinten Nationen als Internationale Organisation zum Schutz der Menschenrechte 322
2. Gewalteinsatz zum Menschenrechtsschutz nach der Charta 324
a) Selbstverteidigung 324
b) Feindstaatenklauseln 324
c) Kollektive Sicherheit 326
V. Die Souveränitätsverwirkungslehre von der Schutzverantwortung 330
1. Humanitäre Intervention 331
2. Inhalt der Lehre von der Schutzverantwortung 332
a) Verantwortung zur Prävention 333
b) Verantwortung zur Reaktion 335
aa) Nichtmilitärische Maßnahmen 335
bb) Militärische Intervention 335
(1) Just cause und right intention 336
(2) Last resort, proportional means und reasonable prospects 337
(3) Right authority 338
c) Verantwortung zum Wiederaufbau 340
3. Analyse und Rezeption der Lehre von der Schutzverantwortung 342
a) Bedeutung der Schutzverantwortung für das Verständnis von Souveränität 343
aa) Menschenrechtsschutz als originärer Auftrag souveräner Staatlichkeit 343
bb) Verwirkung von Souveränität bei Nichtwahrnehmung von Schutzverantwortung 343
cc) Gesamtwürdigung 345
b) Auswirkungen der Lehre von der Schutzverantwortung auf den Menschenrechtsschutz 346
aa) Stärkung des Menschenrechtsschutzes in der Theorie 346
bb) Stärkung des Menschenrechtsschutzes in der Praxis? 347
(1) Rezeption der Lehre von der Schutzverantwortung bei den Vereinten Nationen 347
(2) Beispiele für die Umsetzung der Lehre von der Schutzverantwortung 349
c) Rezeption der Lehre von der Schutzverantwortung in der Völkerrechtswissenschaft 350
VI. Zwischenergebnis 352
VII. Zwingendes Völkerrecht als Maßstab von Souveränitätsverwirkung 354
1. Entstehungsgeschichte des zwingenden Völkerrechts 354
2. Erzeugung von zwingendem Völkerrecht 356
a) Die „internationale Staatengemeinschaft in ihrer Gesamtheit“ als Erzeuger von zwingendem Völkerrecht 357
b) Der Rechtserzeugungsprozess 357
c) Materielle Anforderungen an das zwingende Völkerrecht 359
3. Rechtssätze zwingender Natur 360
4. Eignung des zwingenden Völkerrechts als Maßstab von Souveränitätsverwirkung 363
a) Zwingendes Völkerrecht als ethisch-moralische Wertordnung 363
b) Vorrang von zwingendem Völkerrecht vor Souveränität 365
c) Zwingendes Völkerrecht als Völkerrecht der Gemeinschaftsinteressen mit Wirkung erga omnes 368
5. Zwingendes Völkerrecht als Weltverfassung? 371
6. Zwingendes Völkerrecht und die historische Tradition der Herrschaftsverwirkungsmaßstäbe 373
7. Zusammenfassung 374
Teil 3: Verwirkung in der völkerrechtlichen Praxis 377
A. Die Verwirkung von Staatenimmunität 377
I. Das Rechtsinstitut der Staatenimmunität 377
II. Subsidiarität der Verwirkung von Staatenimmunität bei Verletzung von zwingendem Völkerrecht 380
III. Verwirkung 386
1. Verwirkungsfähigkeit von Staatenimmunität 386
2. Verhältnismäßigkeit der Verwirkung der Immunität von Staaten 387
B. Die Verwirkung des Schutzes durch das Gewaltverbot am Beispiel der humanitären Intervention 397
I. Die völkerrechtliche Problematik der humanitären Intervention 397
II. Subsidiarität der Verwirkung des Schutzes durch das Gewaltverbot bei Verletzung von zwingendem Völkerrecht 400
III. Verwirkung 405
1. Verwirkungsfähigkeit des Schutzes durch das Gewaltverbot 406
2. Verhältnismäßigkeit der Verwirkung des Schutzes durch das Gewaltverbot 408
3. Verwirkung des Schutzes durch das Gewaltverbot aufgrund eines allgemeinen Rechtsgrundsatzes 417
C. Die Verwirkung von territorialer Souveränität in toto 419
I. Die Verwirkung von Souveränität über das gesamte Staatsgebiet 420
1. Verwirkungsfähigkeit von territorialer Souveränität 420
2. Die Problematik der Verwirkungsfolgen 421
a) Beibehaltung oder Ende von Staatlichkeit und Völkerrechtssubjektivität 421
b) Die Reichweite einer Verwirkung von Souveränität in toto 424
II. Die Verwirkung von Souveränität über einen Teil des Staatsgebiets am Beispiel der abhelfenden Sezession (remedial secession) 429
1. Der Begriff der (abhelfenden) Sezession 429
2. Subsidiarität der Souveränitätsverwirkung bei Verletzung von zwingendem Völkerrecht 435
3. Verwirkung von Souveränität über einen Teil des Staatsgebiets 439
a) Verwirkungsfähigkeit von territorialer Souveränität 439
b) Verhältnismäßigkeit der Verwirkung von Souveränität über einen Teil des Staatsgebiets 440
D. Zusammenfassende Schlussbetrachtung 446
Literaturverzeichnis 459
Stichwortverzeichnis 507