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Die Strafbarkeit von Schockschäden

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Luther, N. (2024). Die Strafbarkeit von Schockschäden. Zur Beeinträchtigung Angehöriger durch die Tat und ihrer Zurechenbarkeit im Strafrecht. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59271-5
Luther, Nick. Die Strafbarkeit von Schockschäden: Zur Beeinträchtigung Angehöriger durch die Tat und ihrer Zurechenbarkeit im Strafrecht. Duncker & Humblot, 2024. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59271-5
Luther, N (2024): Die Strafbarkeit von Schockschäden: Zur Beeinträchtigung Angehöriger durch die Tat und ihrer Zurechenbarkeit im Strafrecht, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59271-5

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Die Strafbarkeit von Schockschäden

Zur Beeinträchtigung Angehöriger durch die Tat und ihrer Zurechenbarkeit im Strafrecht

Luther, Nick

Schriften zum Strafrecht, Vol. 436

(2024)

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About The Author

Nick Heinrichs studierte Rechtswissenschaft mit dem Schwerpunkt Strafrechtspflege an der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort promovierte er nach seinem ersten Staatsexamen bei Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof a.D. Prof. Dr. Günther M. Sander. Während seiner Promotionszeit war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Berliner Wirtschaftskanzlei im Bereich Datenschutz- und IT-Recht tätig. Im Anschluss absolvierte er von 2022 bis 2024 sein Rechtsreferendariat im Bezirk des Kammergerichts Berlin.

Abstract

Der Autor nimmt sich mit der strafrechtlichen Bewertung von Schockschäden eines Themas an, das jedenfalls in strafrechtlichen Fachpublikationen bislang kaum vertieft diskutiert und dem in der strafprozessualen Praxis fast keine Beachtung geschenkt worden ist. Die angesprochenen Fragen sind auf unterschiedlichen dogmatischen Ebenen relevant. Durch Analyse der Sach- und Rechtslage unter Heranziehung einschlägiger juristischer und medizinischer Literatur sowie maßgeblicher Judikate schlägt die Arbeit Antworten zum Umgang mit psychisch vermittelten Schäden Angehöriger des Opfers vor. Dabei erarbeitet der Autor, warum die bislang in der Literatur vorgebrachten Einwände gegen die Zurechnung von Schockschäden nicht durchgreifen. Sodann befasst er sich mit der virulent gewordenen Frage, wie die grundsätzlich als möglich erachtete Zurechenbarkeit dogmatisch tragfähig begrenzt werden kann, und entwickelt ein um Ausgleich der Interessen bemühtes Zurechnungsmodell.»Criminal Liability for Nervous Shock«: The thesis offers an in-depth examination of the imputability of nervous shocks. It elaborates on the medical and legal foundations and outlines the range of conceivable scenarios. On this basis, the various objections put forward against imputation are analyzed. Finally, possibilities for limiting imputation are examined and brought together in a proposal for an imputation model.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Einleitung 17
I. Anlass der Arbeit 17
II. Gegenstand der Arbeit 20
III. Ziele, Aufbau, Methoden und Terminologie 22
1. Kapitel: Grundlagen 25
A. Medizinische Grundlagen (unter Beachtung rechtlicher Aspekte) 25
I. Begriffsklärungen 25
1. Schock 26
2. Seele, Psyche und Geist 28
3. Krankheit, Störung und Neurose 31
a) Krankheit und Störung 31
b) Neurose 32
II. Auswirkungen einer Schocksituation auf den Organismus 33
1. Die verschiedenen Dimensionen eines Schockereignisses 34
2. Auswirkungen auf den Organismus 37
a) Physische Auswirkungen eines Schocks 38
b) Psychische Auswirkungen eines Schocks 42
c) Psychopathologische Erfassung des Schockschadens 45
d) Auswirkungen auf Minderjährige, insbesondere Kinder 47
III. Die Erfassung von Schockschäden im Sachverständigengutachten 49
1. Probleme in der gutachterlichen Praxis 49
2. Lösungsansätze 51
IV. Fazit 53
B. Rechtliche Grundlagen 54
I. Zivilrechtliche und sozialrechtliche Bewertung von Schockschäden 55
1. Historie 55
2. Geltende Anforderungen für zivilrechtlichen Schadensersatz 59
a) Der klassische Schockschadensersatz 59
b) Der neue Anspruch auf Hinterbliebenengeld 61
3. Geltende Anforderungen für sozialrechtliche Entschädigung 62
a) Entschädigung nach dem Opferentschädigungsgesetz 62
b) Das neue soziale Entschädigungsrecht 64
II. Strafrechtliche Bewertung von Schockschäden 64
1. Überblick Meinungsstand 64
2. Begriffsannäherung 69
a) Schockdelikt, situativer Konnex und zusätzliches Unrecht 70
aa) Schockdelikt 70
bb) Situativer Konnex 73
cc) Zusätzliches Unrecht 74
b) Strafrechtliche Relevanz der psychischen Auswirkungen eines Schocks 77
aa) Körperverletzungsdelikte 78
(1) Körperverletzung 78
(2) Gefährliche Körperverletzung 80
(3) Schwere Körperverletzung 82
(4) Misshandlung von Schutzbefohlenen 84
(5) Beteiligung an einer Schlägerei 86
bb) Delikte mit Wortlautbezug zur Psyche 87
(1) Verletzung der Fürsorge- oder Erziehungspflicht 87
(2) Schwerer sexueller Missbrauch von Kindern 88
(3) Straftaten nach dem Völkerstrafgesetzbuch 88
cc) Delikte mit Sinnbezug zur Psyche 89
(1) Straßenverkehrsdelikte 89
(2) Delikte mit dem Tatbestandsmerkmal „Gesundheitsschädigung“ 89
(3) Weitere Delikte 90
c) Strafrechtliche Relevanz der physischen Auswirkungen eines Schocks 91
aa) Körperverletzungsdelikte 92
bb) Tötungsdelikte und Delikte mit Todesfolge 93
d) Beschränkung auf Drei-Personen-Verhältnisse 94
3. Weitere Konturierung 97
a) Mitteilungsfälle 98
aa) Schockschaden aufgrund unwahrer Mitteilung 99
(1) Enger und weiter Schockschadensbegriff 99
(2) Zurechnung lediglich bei unwahrer Mitteilung? 101
bb) Schockschaden aufgrund der Mitteilung/Relevanz von Sorgfaltspflichten 103
cc) Schockschaden aufgrund medialer Berichterstattung 104
b) Miterlebensfälle 106
aa) Qualitative Abstufung? 107
bb) Schockschaden aufgrund Anblicks der Tatfolgen 111
cc) Schockschaden aufgrund unverschuldeter Verwicklung in ein Schockereignis 113
dd) Schockschaden aufgrund Belastung im Einsatz 115
ee) Schockschaden durch Hinrichtungsvideos und Live-Übertragungen der Tat 116
III. Zwischenfazit: Untauglichkeit des klassischen Begriffs und Ansatz Sowadas 120
1. Szenarien ohne Tötung oder schwere Verletzung als Schockereignis 123
a) „Lösegeld-Fall“ 123
b) „Juwelier-Fall“ 123
c) „Schockanruf-Fall“ 124
d) „Missbrauch-Fall“ 124
2. Szenarien mit Tötung oder schwerer Verletzung als Schockereignis 125
a) „Bahnspringer-Fall“ und „Opernsänger-Fall“ 125
b) „Spielstraßen-Fall“, „Liebhaber-Fall“ und „Polizeianruf-Fall“ 126
c) „Rachemord-Fall“ 126
d) „Massenpanik-Fall“, „Weihnachtsmarkt-Fall“ und „Livestream-Fall“ 127
2. Kapitel: Strafrechtsdogmatische Bestandsaufnahme 128
A. Kriminalpolitische und verfassungsrechtliche Einwände 128
I. Unzulässige Ausdehnung des Strafrechts? 128
1. Fehlendes Sanktionierungsbedürfnis 128
a) Strafrecht als ultima ratio 128
b) Gründe für ein Sanktionierungsbedürfnis 132
2. Einschränkung der Handlungsfreiheit 135
3. Wiederbelebung einer Versari-Haftung 137
II. Verstoß gegen den Bestimmtheitsgrundsatz 139
1. Drohende Unbestimmtheit von Verhaltensnormen? 139
2. Mögliche Haftung für Schockschaden erkennbar 141
III. Psyche als untaugliches oder jedenfalls problembehaftetes Rechtsgut 142
1. Praktische Unmöglichkeit einer hinreichenden Kausalitätsanalyse? 142
2. Praktische Probleme bei der Begutachtung 145
a) Gefahr von Simulation und Aggravation 145
b) Stützen auf Diagnosemanual problematisch 147
c) Staatliche Aufklärungspflicht und Opferinteressen 148
IV. Zwischenfazit 152
B. Untersuchung einzelner als zurechnungsausschließend beurteilter Topoi 152
I. Allgemeines Lebensrisiko 152
II. Atypischer Kausalverlauf 156
1. Schockschäden als Zufallsprodukt eines unkontrollierbaren Kausalverlaufs 157
2. Vorhersehbarkeit von Schockschäden 161
3. Vorhersehbarkeit nur bei Tod Angehöriger? 164
4. Schockschäden in aller Regel keine atypischen Tatfolgen 165
III. Schutzzweckzusammenhang 165
1. Vorgebrachte Argumente 166
a) Roxin 167
b) Schünemann 169
c) Hoyer 171
d) Zwischenfazit 172
2. Widersprüche zu und mangelnde Berücksichtigung von tangierten Rechtsgebieten 172
a) Zivil- und Sozialrecht 173
b) Verfassungsrecht 176
c) Strafprozessrecht 180
d) Zwischenfazit 182
3. Gesetzessystematik 183
a) Anhaltspunkte im systematischen Wortlautvergleich? 183
b) Verkehrsdelikte und andere gemeingefährliche Straftaten 185
c) Parallelen zum gemeingefährlichen Mord 187
d) Beteiligung an einer Schlägerei 189
e) Delikte mit Nötigungskomponente und Einbeziehung Dritter in den Tatkomplex 190
aa) Wertungen zum personellen Schutzzweck in §§ 239a, 239b, 249, 253 StGB? 190
bb) Hineinziehen Dritter in den Tatkomplex 192
f) Zwischenfazit 193
4. Normative und teleologische Erwägungen 194
a) (Un-)Mittelbare Betroffenheit des Schockopfers 195
b) Erwägungen zum Schutzzweck der Tötungsdelikte über den Lebensschutz hinaus 198
aa) Der umfassende und effektive Schutz des Lebens 198
bb) Tötung geht zwingend mit Beeinträchtigung Angehöriger einher 199
cc) Anhaltspunkte für die Berücksichtigung durch den Gesetzgeber und Doppelverwertungsverbot 202
c) Ungleichbehandlung gleichartiger Fälle? 205
d) Noch einmal: Tötung als bloßes Mittel zum Zweck 208
e) Zwischenfazit 212
IV. Gesamtbetrachtung 213
C. Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse und vorläufiges Fazit 213
3. Kapitel: Eingrenzung der Zurechnung und weitere Konturierung 217
A. Ableitung sachgerechter Kriterien zur Zurechnungseingrenzung 218
I. Orientierung am Status quo – Grenzen und Modifizierung zivil- und sozialrechtlicher Zurechnungsschranken 218
1. Begriffskontinuität 218
2. Besondere Anforderungen an die Gesundheitsverletzung 220
3. Zurechnungsbeschränkung auf nahe Angehörige 221
a) Konflikt mit Legaldefinition in § 11 Abs. 1 Nr. 1 StGB 222
b) Bedarf weitergehender Eingrenzung/Zurechnungsausuferung durch Großfamilie? 223
c) (Beschützer-)Garantenstellung als Surrogat? 225
d) Flexible Handhabung des Angehörigenkriteriums 228
4. Begehrensneurosen im Strafrecht relevant? 229
5. Mitverschulden als Zurechnungsschranke 230
a) Mitverschulden des Handlungsopfers 230
b) Mitverschulden des Schockopfers 231
II. Weitere Ansätze zur Eingrenzung aus der Literatur 233
1. Situative Besonderheiten 233
2. Qualität des Schockdeliktserfolgs 235
a) Orientierung an § 226 Abs. 1 StGB 236
b) Orientierung an medizinischen Klassifizierungen 237
3. Erfolgserfordernis? 239
4. „Harte“ und „weiche“ Kriterien 241
5. Abschichtung anhand subjektiver Kriterien 244
a) Können subjektive Aspekte die Zurechnung beeinflussen? 245
aa) Strengere Zurechnungsmaßstäbe beim Fahrlässigkeitsdelikt 245
bb) Systembruch? 248
b) Unrechtsabstufung innerhalb der Vorsatz- und Fahrlässigkeitsformen 250
aa) Vorsatz 251
bb) Fahrlässigkeit 253
c) Berücksichtigung von Nebenmotiven 255
d) Vorschlag für ein Zurechnungssystem nach subjektiver Abstufung 256
III. Entwicklung eines eigenen Zurechnungsmodells 258
1. Zurechnungseinschränkung anhand der objektiven Handlungsqualität 259
a) Nachvollziehbarer Anlass 259
b) Differenzierung nach Intensität der Wirkung auf das Schockopfer 259
2. Zurechnungseinschränkung anhand der subjektiven Handlungsqualität 260
3. Zurechnungseinschränkung anhand opferbezogener Kriterien 261
a) Angehörigeneigenschaft beibehalten, jedoch situationsbezogen 261
b) Ausnahme: Schockschäden bei Kindern 262
B. Typologisierung und Exemplifizierung 263
I. Weitere Konturierung 263
1. Mitteilungsfälle 263
a) Schockschaden aufgrund sorgfaltswidriger Mitteilung 263
aa) Exkurs: Schockschaden aufgrund der Mitteilung 263
bb) Übertragung auf die Konstellation „Täter als Überbringer“ 266
cc) Sorgfaltspflichtverstöße Dritter 267
b) Schockschaden aufgrund medialer Berichterstattung 268
c) Schockschaden aufgrund sexuellen Missbrauchs eines Angehörigen 270
2. Miterlebensfälle 273
a) Schockschaden aufgrund Anblicks der Tatfolgen 273
b) Schockschaden aufgrund Belastung im Einsatz 276
c) Schockschaden durch Hinrichtungsvideos und Live-Übertragungen der Tat 279
II. Exemplifizierung 283
1. „Lösegeld-Fall“ und „Juwelier-Fall“ 283
a) Vorüberlegungen 284
b) Falllösung 286
2. „Schockanruf-Fall“ 288
3. „Missbrauch-Fall“ 290
4. „Opernsänger-Fall“ und „Bahnspringer-Fall“ 292
a) „Opernsänger-Fall“ 293
b) „Bahnspringer-Fall“ 294
5. „Spielstraßen-Fall“, „Liebhaber-Fall“ und „Polizeianruf-Fall“ 295
a) „Spielstraßen-Fall“ 295
b) „Liebhaber-Fall“ 297
c) „Polizeianruf-Fall“ 298
6. „Rachemord-Fall“ 298
7. „Massenpanik-Fall“, „Livestream-Fall“ und „Weihnachtsmarkt-Fall“ 299
a) „Massenpanik-Fall“ 299
b) „Livestream-Fall“ 300
aa) Schockschäden durch den Stream 300
bb) Schockschäden der Einsatzkräfte 301
cc) Schockschäden von Passanten 302
c) „Weihnachtsmarkt-Fall“ 302
aa) Schockschäden der Weihnachtsmarktbesucher 303
bb) Schockschäden besorgter Angehöriger zuhause 303
cc) Schockschäden der Einsatzkräfte 303
C. Fazit 304
Ergebnisse 306
Anhang: Verzeichnis Gerichtsentscheidungen 309
Literaturverzeichnis 311
Stichwortverzeichnis 326