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Das Unrechtsbewusstsein im demokratischen Rechtsstaat

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Lee, T. (2025). Das Unrechtsbewusstsein im demokratischen Rechtsstaat. Eine Rekonstruktion auf Grundlage der Diskurstheorie des Rechts. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59288-3
Lee, Tsung-Yuan. Das Unrechtsbewusstsein im demokratischen Rechtsstaat: Eine Rekonstruktion auf Grundlage der Diskurstheorie des Rechts. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59288-3
Lee, T (2025): Das Unrechtsbewusstsein im demokratischen Rechtsstaat: Eine Rekonstruktion auf Grundlage der Diskurstheorie des Rechts, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59288-3

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Das Unrechtsbewusstsein im demokratischen Rechtsstaat

Eine Rekonstruktion auf Grundlage der Diskurstheorie des Rechts

Lee, Tsung-Yuan

Schriften zum Strafrecht, Vol. 437

(2025)

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About The Author

Tsung-Yuan Lee ist derzeit Assistenzprofessor an der NTHU in Taiwan. Er erwarb sowohl seinen LLB- als auch seinen LLM-Abschluss an der National Taiwan Universität und legte während seines Studiums das taiwanische Staatsexamen ab. Nach seinem Abschluss wurde er als Anwalt zugelassen und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Academia Sinica. 2024 wurde Tsung-Yuan Lee an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main promoviert, gefördert durch ein Stipendium des taiwanischen Bildungsministeriums. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen das Strafrecht und die Strafrechtstheorie, insbesondere die Bedingungen der Zurechnung in der modernen Gesellschaft.

Abstract

Aufgrund der zunehmenden Komplexität der Gesellschaft sowie der Differenzierung von Moral, Sitten und Recht ist es in modernen pluralistischen Gesellschaften schwierig, die Rechtswidrigkeit eines Verhaltens anhand dessen Bedeutung in der alltäglichen Lebenswelt zu erkennen. Unter diesen Umständen sollte das Unrechtsbewusstsein bei der Zurechnung normwidrigen Verhaltens von größerer Bedeutung sein als in der Vergangenheit.

Die Obliegenheit zur Normkenntnis basiert auf der Rechtsbefolgungspflicht, die in einem demokratischen Rechtsstaat nicht nur die Freiheit des Täters umfasst, sondern auch demokratische Verfahren, die das Gleichgewicht zwischen privater und öffentlicher Autonomie gewährleisten.


Da die Einhaltung von Normen die individuelle Anwendung durch den Handelnden erfordert, müssen bei der Beurteilung der Vermeidbarkeit eines Verbotsirrtums die Bestimmtheit, Wirksamkeit und Begründbarkeit der Norm sowie die Fähigkeit des Täters berücksichtigt werden, um ein individuelles Schuldurteil zu fällen.
»The Awareness of Wrongdoing in the Democratic Constitutional State. A Reconstruction Based on the Discourse Theory of Law«: Awareness of wrongdoing is more important for imputation in pluralistic societies. The obligation to be aware of norms in a democratic constitutional state presupposes both the freedom of the individual and a procedure that balances private and public autonomy. Compliance with norms requires individual application, with the specificity, effectiveness, and justifiability of the norm, as well as the individual's ability, being taken into account.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 13
I. Fragestellung 13
II. Strafrecht und Demokratie 14
III. Moral, Recht und Demokratie 17
IV. Forschungsziel 20
V. Begriffserklärung 20
1. Kapitel: Der Begriff des Unrechtsbewusstseins 21
A. Historische Entwicklung 21
B. Allgemeine Darstellung der aktuellen Dogmatik 24
I. Schuldtheorie 24
II. Gegenstand des Unrechtsbewusstseins 25
III. Anforderungen des Unrechtsbewusstseins 26
IV. Vermeidbarkeit 27
C. Kritische Bemerkungen zu dogmatischen Problemen 29
I. Die unterschiedliche Behandlung 29
1. Leichter vermeidbar? 30
2. Verwerflicher als Tatumstandsirrtum? 31
a) Höhere Rechtsuntreue? 31
b) poena naturalis? 32
3. Welzels Ansicht 33
4. Zwischenergebnis 35
II. Abgrenzung zwischen Tatumstandsirrtum und Verbotsirrtum 35
1. Die Abgrenzung 36
a) Puppe 38
b) Kindhäuser 42
c) Irrtum über normative Tatbestandsmerkmale als Verbotsirrtum 43
2. Verschiedene Arten normativer Tatbestandsmerkmale 45
3. Kritik des Unterschieds zwischen Vorsatz und Unrechtsbewusstsein 46
a) Appellfunktion 46
b) Vorsatzirrelevanter Subsumtionsirrtum 48
c) Trennbarkeit des Unrechtsbewusstseins 49
aa) Die Auffassung in dieser Arbeit 49
bb) Verbotsregel? 50
D. Zwischenergebnis 51
2. Kapitel: Kritik der subjektiven und objektiven Theorie 52
A. Die subjektive Theorie 52
I. Vorstellung des Täters 52
1. Vorsatztheorie 52
2. Motivationsfähigkeit 53
3. Partielle Normativierung 55
a) Schuldbegriff und Unrechtsbewusstsein 55
b) Die Vermeidbarkeit 57
c) Bereich der rechtlichen Sondernormen 59
4. Kritik 61
a) Die notwendigen Bedingungen der Normen 61
b) Kritik der einzelnen Ansichten 62
aa) Otto 62
bb) Horn 63
cc) Rudolphi 63
II. Anerkennungsverhältnis und Strafrecht 65
1. Grundlage 65
2. Aktuelles Unrechtsbewusstsein 67
3. Vorverschulden 68
a) Köhler 68
b) Groteguth 69
4. Kritische Würdigung 70
B. Die objektive Theorie 72
I. Normgeltung 72
1. Begründung 72
a) Der Sinn der subjektiven Seite 72
b) Strafrecht als eines der sozialen Systeme 73
2. Objektivierung der subjektiven Seite 75
3. Kritik 76
a) Legitimation als eine Bedingung der Normgeltung 76
b) Die Vernachlässigung der subjektiven Seite 78
II. Mitwirkungspflicht 79
1. Deutungsschema und Bedeutung der Handlung 79
2. Aufrechterhaltung der Freiheitlichkeit 80
3. Objektivierung des Unrechtsbewusstseins 81
4. Weitere Überlegungen 83
a) Objektivität der Bedeutung 84
b) Legitimität der Obliegenheit 85
3. Kapitel: Die Begründung der strafrechtlichen Schuld 87
A. Deliberative Person 88
I. Voraussetzungen 88
II. Autonomie und Intersubjektivität 89
III. Person und Gesellschaft 91
1. Symbolisch vermittelnde Interaktion 92
2. Identität 94
3. Erweiterung 96
IV. Handeln aus Gründen 98
1. Pragmatische Theorie 98
2. Intersubjektive Verbindlichkeit 100
V. Lebenswelt als Hintergrundwissen 101
B. Begründung des Strafrechts 103
I. Modernes Recht 105
II. Grundrechte und Demokratie 108
1. Freiheit der Stellungnahme 109
a) Möglichkeit der Negation 109
b) Handlungsmotiv 112
2. Rechtliche Institutionalisierung 113
3. Grundrechte und Moral 115
4. Rechtsbegründung und Rechtsanwendung 116
III. Kommunikative Schuld 119
1. Staatsbürger und Rechtsperson 119
2. Straftat und Zurechnung im demokratischen Rechtsstaat 122
a) Straftat 122
b) Zurechnung 124
C. Sinn des Unrechtsbewusstseins 127
I. Ursache und Grund 127
1. Freiheit und Normalitätsunterstellung 127
2. Rechtfertigung 129
II. Richtigkeitsanspruch 131
1. Handlungsmotive und Handlungsorientierung 132
2. Das Unrechtsbewusstsein: Schlussfolgerung der individuellen Normenwendung 135
III. Obliegenheit der Normenkenntnis 137
1. Die „Parallelwertung“ 138
2. Obliegenheit 140
a) Voraussetzung der Rechtsbefolgung 140
b) Die Grundlage 142
c) Die Normativierung der Normkenntnis 143
3. Schuldurteil 145
a) Zurechnung als Kommunikationsprozess 145
b) Verantwortungsdialog 146
c) Das Verständnis in dieser Arbeit 147
4. Kapitel: Auslegung des geltenden Gesetzes 149
A. Anwendungsdiskurs 150
I. Unentbehrliche richterliche Rechtsanwendung 150
II. Bedeutungswandel und Kohärenz 151
1. Integrität 151
2. Gegenseitige Anerkennung 152
3. Anwendungsdiskurs 154
III. Grundlage des Schuldurteils 156
B. Unrechtsbewusstsein 158
I. Gegenstand des Unrechtsbewusstseins 158
1. Strafbarkeit 158
2. Materiale Werte? 160
a) Wertordnung 160
b) Materiale Werte hinter den Normen 162
3. Unklare Rechtslage 163
a) Unvermeidbarkeit und Unzumutbarkeit 163
b) Bestimmtheitsgebot 165
c) Keine Mitwirkungspflichtverletzung 166
d) Zwischenergebnis 168
II. Unrechtszweifel? 170
III. Abgrenzung zum Tatumstandsirrtum 173
1. Der für den Vorsatz unbeachtliche Subsumtionsirrtum 175
2. Der den Vorsatz ausschließende Subsumtionsirrtum 176
3. Erlaubnistatbestandsirrtum 178
IV. Zwischenergebnis: Maßstab des Unrechtsbewusstseins 179
C. Unvermeidbarkeit des Verbotsirrtums 179
I. Bezüglichkeiten 181
II. Handlungsleitende Normen 182
1. Wirksamkeit der Normen 182
2. Orientierung an Gerichtsentscheidung 184
III. Kohärenz der Rechtsordnung 185
1. Schädigungsvorsatz? 185
2. Begründbarkeit der Norm 186
IV. Individuelle Vermeidbarkeit 188
1. Anlass als Voraussetzung? 188
2. Fähigkeitsdefizit 189
3. Rechtserkundigung 191
4. Der bewusste Subsumtionsirrtum 192
D. Strafmilderung 193
E. Fazit: Das Schuldurteil von Unrechtsbewusstsein und Verbotsirrtum 195
F. Exkurs: Unrechtsbewusstsein im Unrechtsstaat 196
Zusammenfassung 200
Literaturverzeichnis 205
Stichwortverzeichnis 218