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Das Rechtsgut der Datenhehlerei

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Kindhäuser, N. (2025). Das Rechtsgut der Datenhehlerei. Untersuchungen zu § 202d StGB. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59339-2
Kindhäuser, Niklas. Das Rechtsgut der Datenhehlerei: Untersuchungen zu § 202d StGB. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59339-2
Kindhäuser, N (2025): Das Rechtsgut der Datenhehlerei: Untersuchungen zu § 202d StGB, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59339-2

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Das Rechtsgut der Datenhehlerei

Untersuchungen zu § 202d StGB

Kindhäuser, Niklas

Schriften zum Strafrecht, Vol. 438

(2025)

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About The Author

Niklas Kindhäuser studierte Rechtswissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der University of Leeds (England) und der Eberhard Karls Universität Tübingen mit Schwerpunkt Kriminalwissenschaften und Strafrechtspflege. Sein Referendariat absolvierte er am Landgericht Hechingen. Er ist Rechtsanwalt und als Strafverteidiger in allen Bereichen des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts bei Feigen Graf Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB in Köln tätig.

Abstract

Die Übertragung von Konzepten aus »klassischen« Delikten in Tatbestände des Datenstrafrechts wird vom Gesetzgeber regelmäßig praktiziert, ist aber - aufgrund der Besonderheiten immaterieller Güter - bereits im Ansatz problematisch. Dies gilt für den der Sachhehlerei nachgebildeten Straftatbestand der Datenhehlerei, § 202d StGB, in besonderem Maße. Mit der Datenhehlerei hat der Gesetzgeber einen (weiteren) Straftatbestand geschaffen, der Kriterien für die Zuordnung von Daten voraussetzt, aber nicht definiert oder festlegt. Dem deutschen Recht im Allgemeinen und dem Strafrecht im Besonderen fehlt ein einheitliches gesetzliches System zur Zuordnung von Daten.

Die Untersuchung dieses Problemfeldes erfolgt in der Arbeit anhand der Bestimmung des Rechtsgüterschutzes der Datenhehlerei. Dabei zeigt sich, dass die Datenhehlerei eine Schutznorm für semantische Informationen, die als Daten gespeichert sind, darstellt und das von der ganz herrschenden Lehre vertretene »formelle Datengeheimnis« nicht das Rechtsgut von § 202d StGB ist.
»The Legally Protected Interest of the Offence ›handling stolen data‹ - Investigations into Section 202d StGB«: The statutory offence of section 202d StGB (›handling stolen data‹) requires criteria for the legal attribution of data, but does not define them, as German law lacks a uniform legal system in this regard. This problem is examined by determining the legally protected interest (Rechtsgut) of section 202d StGB. It is shown that the handling of stolen data represents a statutory offence to protect semantic information stored as data.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Einleitung 15
Teil 1: Grundlagen und Begriffsbestimmungen 19
§ 1 Überblick zur Normgenese 19
A. Vorgeschichte 19
B. Normtext 21
C. Zu den Motiven der Gesetzgebung 21
D. Verfassungsbeschwerde 23
§ 2 Rechtsgut 24
A. Der Begriff des Rechtsguts 25
I. Die Ansätze in der Literatur 26
1. Systemimmanenter Rechtsgutsbegriff 26
2. Systemkritischer Rechtsgutsbegriff 27
3. Ablehnung des Rechtsgutsbegriffs 28
II. Rechtsgutsbegriff und Verfassung 28
III. Konsequenzen: Bedeutung des Rechtsgutsbegriffs für die vorliegende Arbeit 29
B. Methodik zur Bestimmung des Rechtsguts 31
I. Die „Achillesferse“ der rechtsgutsbezogenen Auslegung 32
II. Subjektive und objektive Auslegung 35
C. Zusammenfassung: Hermeneutisch-methodischer (systemimmanenter) Rechtsgutsbegriff 37
§ 3 Anschlussdelikt 39
§ 4 Daten, Informationen und Geheimnisse 41
A. Computer- und Datenstrafrecht 41
B. Der Begriff der Daten im StGB 43
C. Informationsbegriffe 44
D. Daten und Informationen in der Informatik 46
E. Schlussfolgerungen 47
I. Semantische, syntaktische und strukturelle Informationen 47
II. Daten i. S. d. Datenschutzrechts 49
III. Daten und Datenträger 51
1. Datenträger als „notwendige Lebensbedingung“ 51
2. Verkörperung und digitale Daten 52
F. Zur Zuordnung von Daten und Geheimnissen 54
I. Einführung 54
II. Mögliche Anknüpfungspunkte für die Zuordnung von Daten 56
III. Die strafrechtliche Diskussion über die Zuordnung von Daten bei § 303a StGB 57
1. Zum Tatbestand der Datenveränderung 57
2. Zuordnungskriterien 58
3. Unbeachtlichkeit semantischer Aspekte 60
4. Rechte am Datenträger 61
5. Skripturaktstheorie 62
a) Strenge Skripturaktstheorie 63
b) Modifizierte Skripturaktstheorie 64
6. Wertungen des UrhG 64
7. Stellungnahme 65
IV. Zuordnung über den Zugang: Geheimnisse 66
1. Geheimnisschutz 66
a) Zum Begriff des Geheimnisses 67
b) Die von Geheimnisschutznormen geschützten Rechtsgüter und die Zuordnung von Geheimnissen 68
2. Formeller Geheimnisschutz (§ 202 StGB) 69
Teil 2: Der Rechtsgüterschutz der Datenhehlerei 71
§ 5 Rechtsgutsbezeichnungen in der Begründung des Gesetzentwurfs 71
§ 6 Formelles Datengeheimnis 72
A. Das „formelle Datengeheimnis“ bei §§ 202a, 202b, 202c StGB 72
I. Rechtsgüterschutz bei § 202a StGB (Ausspähen von Daten) 72
1. Überblick 72
2. Merkmale des „formellen Datengeheimnisses“ 76
a) Besondere Sicherung und Überwindung der Sicherung 76
b) § 202a StGB als „elektronischer Hausfriedensbruch“ 77
c) Europa- und völkerrechtliche Vorgaben und Rahmenbedingungen 79
3. Missverständliche Begrifflichkeiten im Schrifttum 81
a) „Recht am gedanklichen Inhalt“ 81
b) „Besitz“ 83
c) Zugänglichkeit der Information 83
4. Rechtsgutsträger und „Verfügungsbefugnis“: Zuordnung der Daten bei § 202a StGB 84
a) Ansichten im Schrifttum 84
b) Stellungnahme: Zuordnung des Geheimbereichs 85
aa) Unterschied zur Situation bei § 303a StGB 85
bb) Situation bei § 202 StGB 87
cc) Übertragung auf § 202a StGB 90
(1) Keine notwendige Reihenfolge von Datenspeicherung und Sicherung 90
(2) Kriterien für die Zuordnung des Geheimbereichs 94
(3) Übermittlung 95
5. Fazit 95
II. Rechtsgüterschutz bei § 202b StGB (Abfangen von Daten) 97
III. Rechtsgüterschutz bei § 202c StGB (Vorbereiten des Ausspähens und Abfangens von Daten) 99
IV. Fazit und Schlussfolgerungen 100
B. Schutz „vor einer Aufrechterhaltung und Vertiefung“ der Verletzung: Perpetuierungstheorie 101
C. Formelles Datengeheimnis als Rechtsgut der Datenhehlerei? 102
I. Zum Tatbestand des § 202d Abs. 1 StGB 102
1. Anhaltspunkte für formellen Geheimnisschutz? 103
a) Merkmale formellen Geheimnisschutzes in anderen Normen 103
b) Daten, „die nicht allgemein zugänglich sind“ 103
aa) Wortlaut 103
bb) Hinweise in den Gesetzesmaterialien 104
(1) Begründung in früheren Entwürfen 104
(2) Begründung des späteren Gesetzentwurfs 106
cc) Datenschutzrechtliches Begriffsverständnis 107
dd) Fazit 108
c) Tathandlungen 109
aa) Verschaffen, Überlassen, Zugänglichmachen 109
bb) Verbreiten 109
cc) Vergleich mit § 202c StGB 111
d) Bereicherungs- oder Schädigungsabsicht 112
e) Fazit 112
2. Anhaltspunkte für einen Perpetuierungstatbestand? 113
a) Vergleich mit § 259 StGB 113
aa) Vortat 113
bb) Tathandlungen 114
b) Loslösung von der Vortat 114
3. Fazit 115
II. Zur Stellung im Gesetz 115
III. Zum Konzept formellen Geheimnisschutzes durch das Anschlussdelikt 115
1. Zur Verletzung des formellen Datengeheimnisses durch die Vortat 116
a) Ausführungen und Beispiele in der Begründung 116
b) Überprüfung der Annahmen 117
2. Zur Perpetuierbarkeit einer Verletzung des formellen Datengeheimnisses durch die Vortat 120
a) Ausführungen in der Begründung des Gesetzentwurfs 120
b) Überprüfung der Annahmen 121
aa) Geheimbereich der Vortat 122
bb) Zuordnung der durch die Vortat erlangten Daten 125
(1) Verfügungsbefugter der Vortat? 125
(2) Zur Phänomenologie von Datenschwarzmärkten 127
(3) Schlussfolgerungen 129
(4) Vergleich mit § 202 StGB 130
(5) Verfügungsbefugnis des von der semantischen Information Betroffenen 131
3. Konsequenzen 132
a) Gesetzesmaterialien und „Wille des Gesetzgebers“ 132
b) Kontextualisierung des Fehlers der Begründung des Gesetzentwurfs 135
aa) Anderweitige Ausführungen in der Begründung des Gesetzentwurfs 135
(1) Siebers Gutachten zum 69. DJT 135
(2) „Schutzlücken“ bei § 17 Abs. 2 UWG a.F. und § 44 i.V.m. § 43 Abs. 2 Nr. 1, 3 BDSG a.F. 136
bb) Anhaltspunkte in der Genese des Gesetzes 138
IV. Ergebnis 140
§ 7 Allgemeine Sicherheitsinteressen 140
A. Argumente für und gegen die Gefährlichkeitstheorie bei § 259 StGB 141
B. Situation bei § 202d StGB 142
I. Strafmaß 142
II. Bereicherungsabsicht 143
III. Antragsdelikt 143
IV. Argumente in der Begründung des Gesetzentwurfs 143
C. Konsequenzen 144
§ 8 Materielles Datengeheimnis 145
A. Zum Tatbestand des § 202d Abs. 1 StGB 146
I. Daten 147
II. Nicht allgemein zugänglich 147
III. Vortäter 150
IV. Tathandlung des „Verbreitens“ 150
V. Bereicherungs- oder Schädigungsabsicht 151
B. Weitergabe und Verbreitung semantischer Informationen als Unrecht 151
C. Zum Konzept materiellen Informationsschutzes durch das Anschlussdelikt 152
I. Verletzter und Geheimhaltungsinteresse 152
II. Bezug zur Vortat 154
1. Vortaten 154
2. Unmittelbarkeit, Datenkreationen, Ersatzhehlerei und „Sachidentität“ 155
a) Datenkreationen 156
b) „Sachidentität“ 159
aa) Zu Wortlaut und Systematik 159
bb) Zum „Schokoriegel“-Vergleich 161
D. Ergebnis: Die Datenhehlerei als materielles Geheimnisschutzdelikt 164
§ 9 Schluss 165
Literaturverzeichnis 167
Stichwortverzeichnis 190