Die demokratische Revisibilität von Fiskalregeln
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Die demokratische Revisibilität von Fiskalregeln
Rechtliche Grenzen der Verfassungsänderung und der Bindung des einfachen Gesetzgebers am Maßstab des änderungsfesten Kerns des Demokratieprinzips
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1560
(2025)
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About The Author
Philipp Orphal studierte Rechtswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit Schwerpunkt Steuerrecht. Neben der Promotion bei Professor Dr. Hanno Kube (LLM Cornell) am Institut für Finanz- und Steuerrecht der Universität Heidelberg arbeitete er in einer Großkanzlei als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Steuerrecht und beim Dezernat Zukunft, Berlin mit Schwerpunkt im deutschen und europäischen Finanz-, Wirtschafts-, Zentralbank- und Währungsrecht. Das Referendariat absolvierte er am Kammergericht Berlin mit Stationen unter anderem im Bundeskanzleramt und am Bundesverfassungsgericht.Abstract
Kern der Untersuchung ist die dogmatische Erarbeitung des demokratischen Grundsatzes der Revisibilität am Maßstab des »einfachen« Demokratieprinzips (Art. 20 GG) und des besonders geschützten Kerns des Demokratieprinzips (Art. 79 Abs. 3 GG). Als Referenzgebiet dienen Fiskalregeln, da diese auf nahezu allen Ebenen der Normenhierarchie verankert sind. Zunächst werden die Regeln des Stabiliäts- und Wachstumspakts, der Schuldenbremse und des SKS-Vertrags erörtert. Sodann werden unter Heranziehung wirtschafts- und politikwissenschaftlicher Erkenntnisse ihre Funktionen in der bestehenden Wirtschafts- und Finanzordnung besprochen. Hiernach wird eine Dogmatik der demokratischen Revisibilitätsgrundsätze herausgearbeitet, an deren Maßstab konkrete Regeln (hier: Fiskalregeln) auf ihre Verfassungsmäßigkeit geprüft werden können. Darauf folgend wird dieser Maßstab auf die vorgestellten Fiskalregeln angewendet. Abschließend werden die Thesen der Arbeit und die zugrunde gelegten Ausgangspunkte dargestellt.»The Democratic Revisibility of Fiscal Rules. Legal Limits of Amending the Constitution and of Binding the Legislating Bodies Deriving from the Core Democratic Principle as Declared Unalterable by the German Constitution«: The author develops a legal theory of the democratic principle of revisability. According to this principle, binding future democratic majorities is permissible under Art. 79 para. 3 in conjunction with Art. 20 para. 1 GG only if it stabilizes the legal and social order and is open to changes in values or knowledge. Although the German debt brake pursues stabilization purposes (sustainability, monetary stability, financial stability, stability of interest rates), it does not meet this standard.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Teil 1: Vorüberlegungen und Weichenstellung | 13 | ||
A. Ausgangsfragen | 13 | ||
B. Erschließung der Forschungsfrage | 16 | ||
I. „Revisibilität“ von „Fiskalregeln“ | 16 | ||
1. „Revisibilität“ als Maßstab | 16 | ||
2. „Fiskalregeln“ als Untersuchungsgegenstand | 20 | ||
II. Das Problem mit Fiskalregeln | 24 | ||
C. Methodische Vorüberlegungen | 28 | ||
I. Interdisziplinarität der Untersuchung | 28 | ||
II. Relative Normbindung öffentlicher Gewalt | 30 | ||
III. Art. 79 Abs. 3 GG und Judicial restraint | 32 | ||
D. Stand der Dogmatik eines demokratischen Revisibilitätsgrundsatzes | 34 | ||
I. Revisibilität als epistemischer Vorzug | 35 | ||
II. Revisibilität als normativer Anspruch | 35 | ||
III. Revisibilität in der Normenhierarchie | 36 | ||
IV. Revisibilität einzelner Normbindungstypen | 37 | ||
E. Aufbau der Untersuchung | 40 | ||
Teil 2: Bestandsaufnahme der geltenden Fiskalregeln | 42 | ||
A. Fiskalregeln im Unions- und Verfassungsrecht | 42 | ||
I. Europäische Wirtschaftsunion | 42 | ||
1. Präventive Komponente des Stabilitäts- und Wachstumspakts | 43 | ||
a) Stabilitätsprogramm und mittelfristiges Haushaltsziel | 44 | ||
aa) Mittelfristiges Haushaltsziel | 44 | ||
bb) Prüfung des Stabilitätsprogramms | 46 | ||
cc) Überwachung bei der Umsetzung | 47 | ||
dd) Zusammenfassung | 49 | ||
b) Mittelfristige Finanzplanung | 49 | ||
2. Korrektive Komponente des Stabilitäts- und Wachstumspakts | 51 | ||
a) Inhaltliche Vorgaben | 51 | ||
aa) Öffentliches Defizit | 51 | ||
bb) Öffentlicher Schuldenstand | 52 | ||
b) Beurteilungs- und Ermessensspielräume | 53 | ||
II. Art. 109 Abs. 2 GG | 57 | ||
III. Schuldenbremse des Grundgesetzes | 59 | ||
B. Weitere Fiskalregeln | 63 | ||
I. Fiskalvertrag (SKSV) | 63 | ||
II. Einfachgesetzliche Fiskalregeln | 64 | ||
C. Zusammenfassung | 65 | ||
Teil 3: Die Rolle von Fiskalregeln | 66 | ||
A. Die verschiedenen Aspekte von Staatsausgaben, öffentlichem Defizit und Staatsschuld | 66 | ||
I. Ökonomische Aspekte | 67 | ||
1. Staatsausgaben (Ausgabenseite) | 67 | ||
a) Wirtschaftliche Zusammenhänge | 67 | ||
aa) Nicht nachfragewirksame Ausgaben | 67 | ||
bb) Außenhandel und Wechselkurse | 67 | ||
cc) Produktionspotenzial und Inflation | 68 | ||
b) Politökonomische Anreizstrukturen | 69 | ||
2. Defizit und Kreditaufnahme (Einnahmeseite) | 72 | ||
a) Wirtschaftliche Zusammenhänge | 72 | ||
aa) Wirkungen für die Wirtschaft | 72 | ||
bb) Wirkungen für die Staatsfinanzen | 76 | ||
cc) Wirkungen in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion | 76 | ||
b) Politökonomische Anreizstrukturen | 77 | ||
aa) Staatsverschuldung und Psychologie | 77 | ||
bb) Staatsverschuldung in der repräsentativen Demokratie | 80 | ||
cc) Staatsverschuldung in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion | 81 | ||
3. Zwischenergebnis | 81 | ||
II. Ethische Aspekte | 82 | ||
III. Rechtliche Aspekte | 83 | ||
IV. Politische Aspekte | 86 | ||
B. Staatsschuld und Geld als Maßeinheiten für wirtschaftlichen Wohlstand | 88 | ||
I. Staatsschuld und Geld | 88 | ||
1. Was ist Staatsschuld? | 89 | ||
2. Was ist Geld? | 89 | ||
3. Verbindlichkeiten „des Staats“ | 91 | ||
4. Typenfreiheit der Verbindlichkeiten | 93 | ||
5. Der Schuldner von Euro-Verbindlichkeiten | 95 | ||
II. Leistungsfähigkeit und nachhaltiger Wohlstand | 97 | ||
1. Was kann sich eine Gesellschaft leisten? | 97 | ||
a) Staat und BIP | 98 | ||
b) Der „Rahmen des Finanzierbaren“ | 100 | ||
c) Zwischenergebnis | 104 | ||
2. Sparen für die Zukunft? | 104 | ||
a) Die Finanzierungssalden der Sektoren der Volkswirtschaft | 105 | ||
b) Die reale Produktion der Volkswirtschaft | 108 | ||
c) Zwischenergebnis | 109 | ||
C. Ergebnis: Die Rolle von Fiskalregeln | 110 | ||
Teil 4: Demokratische Revisibilität im Haushaltsrecht | 111 | ||
A. Revisibilität gemäß dem allgemeinen Demokratieprinzip (Art. 20 GG) | 111 | ||
I. Revisibilität und einfaches Recht | 111 | ||
II. Revisibilität und Völkerrecht | 115 | ||
1. Treaty override | 116 | ||
a) Allgemeine Grundsätze der Bindung durch Völkerrecht | 116 | ||
b) Revisibilität von völkerrechtlichen Verträgen | 118 | ||
aa) Divergierende Judikate | 118 | ||
bb) Entscheidungserhebliche Differenzierungen | 120 | ||
(1) Prozessuale Unterschiede | 120 | ||
(2) Materielle Unterschiede | 122 | ||
(3) Zwischenergebnis | 126 | ||
cc) Zur Kritik am Treaty override | 126 | ||
(1) Methodische Einwände | 127 | ||
(2) Verhältnis zwischen Bundesregierung und Bundestag | 127 | ||
(3) Demokratieprinzip vs. Völkerrechtsfreundlichkeit und Rechtsstaatsprinzip? | 128 | ||
(4) Demokratische Legitimation bei einseitiger Beendigung | 130 | ||
(5) Organzuständigkeit zur Vertragskündigung | 131 | ||
dd) Stärkere Bindung an bestimmte Inhalte? | 135 | ||
2. Völkerrechtliche Verpflichtung als Revisibilitätsproblem? | 135 | ||
a) Innerstaatliche Bedeutung völkerrechtlicher Pflichten | 136 | ||
b) Anforderungen an die Revisibilität | 136 | ||
3. Zwischenergebnis: Revisibilität von völkervertraglichen Bindungen | 137 | ||
B. Revisibilität im Kern des Demokratieprinzips (Art. 79 Abs. 3 GG) | 138 | ||
I. Revisibilität und Unionsrecht | 138 | ||
1. Integrationsprozess im Allgemeinen | 139 | ||
2. Unionsrecht im Besonderen | 140 | ||
a) Bindung an Primärrecht | 141 | ||
aa) Weisungsrecht zu Primärrechtsänderungsinitiativen | 141 | ||
bb) Weisungsrecht zum Austritt aus der Union | 145 | ||
cc) Zwischenergebnis | 146 | ||
b) Bindung an Sekundär- und weiteres Unionsrecht | 146 | ||
aa) Demokratische Teilhabe in der Europäischen Union | 147 | ||
bb) Bundestag und Europäische Rechtsetzung | 148 | ||
c) Zwischenergebnis | 154 | ||
II. Revisibilität und Verfassungsänderung | 154 | ||
1. Legitimität durch Revisibilität und Legitimation durch Mehrheit | 155 | ||
a) Chance auf effektiven Machtwechsel als Legitimitätsvoraussetzung | 155 | ||
b) Zustimmung der Mehrheit als Legitimationsvoraussetzung | 159 | ||
c) Zwischenergebnis | 162 | ||
2. Alternative Legitimierung von Verfassungsrecht? | 163 | ||
a) Erhöhte Legitimation bei erhöhter Mehrheit? | 164 | ||
b) Erhöhte Legitimität von materiellem Verfassungsrecht? | 166 | ||
c) Erhöhte Legitimität aus besonderen Zwecken? | 168 | ||
aa) Legitimität durch Schutz bestimmter Güter? | 168 | ||
bb) Legitimität durch besondere rationale Richtigkeit? | 169 | ||
(1) Das Konzept „Output-Legitimität“ | 170 | ||
(2) Je größer die Zustimmung, desto richtiger die Position? | 172 | ||
(3) Was ist „richtig“? | 172 | ||
(4) Rationalisierung durch erschwertes Verfahren | 176 | ||
cc) Legitimität durch Stabilisierung | 178 | ||
(1) Stabilisierung und Schutz grundlegender Verfassungsentscheidungen | 178 | ||
(2) Verfassungswandel als Stabilitätsgarantie | 181 | ||
d) Zwischenergebnis | 186 | ||
3. Revisibilität und Bundesratszustimmung | 187 | ||
III. Zwischenergebnis: Revisibilität im Kern des Demokratieprinzips | 190 | ||
C. Haushaltsgesetz als Zeitgesetz | 191 | ||
D. Ergebnis: Revisibilität als doppelter demokratischer Grundsatz | 193 | ||
Teil 5: Die geltenden Fiskalregeln vor dem Revisibilitätsgrundsatz | 195 | ||
A. Revisibilität von Programmen und Finanzplanungen? | 195 | ||
B. Schuldenbremse des Grundgesetzes | 197 | ||
I. Legitimes Stabilisierungsziel | 198 | ||
1. Stabilisierungsziele im gegebenen wirtschaftsrechtlichen Rahmen | 198 | ||
a) National: Stabilität von Staat, Geld und wirtschaftlichem Rahmen | 198 | ||
b) International: Finalität der Europäischen Integration | 198 | ||
2. Legitimität des gegebenen Rahmens | 199 | ||
a) Finalität der Europäischen Integration | 200 | ||
aa) Integrationsauftrag und Vertragstext | 201 | ||
bb) Bestimmbare konkrete Finalität? | 202 | ||
b) Reichweite der Legitimierungswirkung | 204 | ||
aa) Legitimität der Integrationsziele | 205 | ||
bb) Reichweite der Legitimierungswirkung für weitere Systementscheidungen | 205 | ||
(1) Stabilität von Finanzmärkten: Systementscheidung Binnenmarkt und Finanzintegration | 206 | ||
(2) Stabilität des Geldes: Systementscheidung Währungsunion | 211 | ||
(3) Stabilität der Staatsfinanzen: Systementscheidung mitgliedstaatliche Eigenständigkeit | 212 | ||
3. Zwischenergebnis: legitime Ziele der Schuldenbremse | 215 | ||
II. Konkrete Eignung zur Stabilisierung | 216 | ||
III. Dauerhaftigkeitsgewähr | 217 | ||
Teil 6: Ergebnisse der Untersuchung | 221 | ||
A. Revisibilitätsgrundsätze des Demokratieprinzips | 221 | ||
B. Revisibilität und Fiskalregeln | 222 | ||
C. Zugrundeliegende Thesen | 222 | ||
I. Mensch | 222 | ||
II. Demokratie | 223 | ||
III. Verfassung | 224 | ||
IV. Staat | 224 | ||
V. Wirtschaft | 224 | ||
VI. Geld | 225 | ||
VII. Finanzen | 225 | ||
VIII. Europa | 226 | ||
Literaturverzeichnis | 227 | ||
Stichwortverzeichnis | 251 |