Dynamische Staatszielbestimmungen
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Dynamische Staatszielbestimmungen
Institutionelle Teilverfassungen am Beispiel des Umweltschutzes
Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1564
(2025)
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Qin Duan, geboren in Xinjiang (China); von 2011 bis 2015 Studium der Rechtswissenschaft und Studium der Germanistik (Nebenfach) an der Universität Wuhan (China); von 2013 bis 2014 Austausch an der Philipps-Universität Marburg; 2017 Magister Legum (LL.M.) an der Philipps-Universität Marburg; 2024 Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München.Abstract
Die Untersuchung geht davon aus, dass die Staatszielbestimmung eine dynamische Kategorie darstellt, deren Normativität sich in dem Maße entwickelt und weiterentwickeln kann, wie sich die Rolle der Verfassung und die objektive Welt verändert haben. Der Klima-Beschluss des BVerfG eröffnet neue Wege für die Entwicklung ihrer normativen Kraft: die Wechselwirkung zwischen Verfassungsnormen und Wirklichkeitsordnung und die gestaltende Auslegung durch den Gesetzgeber. Auf dieser Grundlage wird versucht, aus einer strukturalistischen Perspektive auf einer Mesoebene das Konzept einer Teilverfassung für die Weiterentwicklung der ökologischen Staatszielbestimmung zu begründen. Als gestaltende Interpretationsmethode zielt die Teilverfassung darauf, die realitätsbezogene Wirklichkeitsordnung und die wertgeprägte Rechtsordnung als zwei zentrale Perspektiven der Staatszielbestimmung institutionell zu integrieren. Damit konturiert die Studie ein neues Verständnis der Umweltverfassung im GG.»Dynamic Fundamental National Objectives. Institutional Sub-Constitutions Illustrated by the Example of Environmental Protection«: The fundamental national objective (Staatszielbestimmung) is a dynamic category, whose normativity can develop and evolve as the role of the constitution and the objective world have changed. Thus, the climate ruling by the Federal Constitutional Court (BVerfG) opens new paths: the interaction between constitutional norms and the order of reality, and the shaping interpretation by the legislator. The sub-constitution can serve the further development of the ecological national objective.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
Einleitung | 15 | ||
A. Wachsende Regelungskraft der Staatszielbestimmung | 20 | ||
I. Verfassungsstaat, Rechtsverfassung und verfassungsrechtliche Normativität | 20 | ||
1. Rechtliche Normativität der Verfassung und Verfassungsstaat | 20 | ||
2. Anwachsen der verfassungsrechtlichen Normativität | 23 | ||
II. Normativität der Staatszielbestimmung in der Weimarer Verfassung | 26 | ||
1. Als „Programm“, aber nicht nur als solches | 26 | ||
2. Integrierende Staatsformbestimmung | 29 | ||
III. Positivierung der Staatszielbestimmungen im Grundgesetz | 30 | ||
1. Begrenzter Umfang, aber stärkere Regelungskraft der Staatszielbestimmung | 30 | ||
a) Vorläufige Verfassung und Staatszielbestimmung | 30 | ||
b) Erneute Wertentscheidungen und Rekonstruktion der Gesellschaftsordnung | 33 | ||
c) Verfassungstotalitarismus? | 36 | ||
2. Rechtsdogmatische Entfaltung (Scheuner und Sachverständigenkommission) | 37 | ||
3. Allgemeines Verständnis der Staatszielbestimmung Umweltschutz (Art. 20a GG) | 41 | ||
a) Verfassungsrechtlich bindende Zielbestimmungen für den Staat | 42 | ||
b) Objektiv-rechtliche Verfassungsbestimmung ohne Subjektivierungsraum | 44 | ||
c) Justiziabilität der Staatszielbestimmung und juristische Prüfungsdichte | 45 | ||
d) Anthropozentrischer und nachhaltiger Schutz der Umwelt | 47 | ||
e) Umweltstaat | 49 | ||
IV. Normativitätsentfaltung des Art. 20a GG im Klima-Beschluss | 51 | ||
1. Beanstandung eines Unterlassens | 54 | ||
2. Kein Verstoß gegen das Untermaßverbot | 56 | ||
3. Eingriffsähnliche Vorwirkung und Übermaßverbot | 58 | ||
4. Kerngehalt des Art. 20a GG bei Übermaßprüfung | 61 | ||
5. Gekoppeltes Verhältnismäßigkeitsgebot und intertemporale Freiheitssicherung | 65 | ||
a) Allgemeine rechtsdogmatische Kontur der intertemporalen Freiheitssicherung | 65 | ||
b) Argumentationsstrategie des BVerfG und ihre Bedingungen | 69 | ||
V. Neue Entwicklungsansätze der Staatszielbestimmungsnormativität | 73 | ||
1. Wechselwirkung zwischen Staatszielbestimmung und Wirklichkeitsordnung | 75 | ||
2. Gesetzliche gestaltende Interpretation in der Verfassungsentwicklung | 80 | ||
3. Normative Geschlossenheit in sprachlicher Offenheit des Verfassungsrechts | 84 | ||
4. Vordringen zum Kern einer Staatszielbestimmung | 88 | ||
B. Staatszielbestimmung und institutionelle Teilverfassung | 94 | ||
I. Verfassung als rechtliche Grundordnung für ein Gemeinwesen | 95 | ||
1. Verfassungsfunktion als Vorfrage des Verständnisses einer Staatszielbestimmung | 95 | ||
2. Konzeptionelle Auseinandersetzung | 99 | ||
3. Positive Verkörperung und Praxis | 103 | ||
4. Vermeidung von begrifflicher Entfremdung | 107 | ||
a) Variante 1: Juristisches Weltenei | 107 | ||
b) Variante 2: Abschied von der Normativität | 109 | ||
c) Mögliche negative Rolle der Staatszielbestimmung | 111 | ||
II. Teilverfassung als institutionelle Interpretationsmethode für Staatszielbestimmung | 113 | ||
1. Normativitätsentfaltung der Staatszielbestimmung durch Teilverfassung | 113 | ||
2. Öffentlichkeit als soziale Grundlage der Teilverfassung | 116 | ||
a) Verfassung und Öffentlichkeitskonstruktion | 116 | ||
b) Öffentlichkeitsordnung und Rang einer Teilverfassung | 119 | ||
3. Teilverfassung und zwei Arenen der Verfassungsinterpretation | 121 | ||
a) Wechselwirkung und Konkurrenz zwischen BVerfG und Gesetzgeber bei der Verfassungsentwicklung | 121 | ||
b) Teilverfassung als Dialog- und Integrationsmechanismus für Verfassungsinterpreten | 124 | ||
4. Wandelbare institutionelle Verfassungsmaßstäbe durch Teilverfassung | 129 | ||
a) Normativität verrechtlichter Realität und Einrichtungsgarantie | 129 | ||
b) Institutionelle Figur der staatszielbestimmungsbezogenen Teilverfassung | 133 | ||
c) Maßstäbe der Staatszielbestimmung und Rechtsinstitution | 136 | ||
C. Umweltschutz und institutionelle Umweltverfassung | 142 | ||
I. Empirische Faktoren für Rechtsinstitutionen der Umweltverfassung | 143 | ||
1. Komplexität des Ökosystems und Dringlichkeit des Umweltschutzes | 144 | ||
2. Anthropozän | 149 | ||
II. Rechtsinstitutionen einer Umweltverfassung | 153 | ||
1. Sicherung ausreichender und transparenter Umweltinformationen | 153 | ||
a) Information und Umweltrisikovorsorge | 153 | ||
b) Information und Umweltpolitik | 157 | ||
c) Informationen und Umweltplanung | 160 | ||
d) Staatlich geleitete Informationsrechtsinstitution | 161 | ||
2. Lückenlose Zurechnung der ökologischen Verantwortung | 164 | ||
a) Verantwortungszurechnung nur zwischen Privaten? | 165 | ||
b) Verantwortungszurechnung im Verhältnis „Staat-Bürger-Bürger“ | 166 | ||
c) Neuer Anknüpfungspunkt für die Zurechnungsstruktur: Natur als Rechtsperson | 172 | ||
3. Garantien von ökologischer Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit | 180 | ||
a) Status quo und potenzielle Probleme | 180 | ||
b) Mögliche Entwicklungen und Zukunftsaussichten | 184 | ||
4. Konstruktive Beteiligung an einem gerechten globalen Umweltschutz | 187 | ||
a) Von der Staatenwelt zurück zur Menschenwelt | 191 | ||
b) Internationales und interindividuelles globales Umweltrechtsregime | 195 | ||
III. Neue Umweltrechte im Sinne einer Rechtsinstitutionsgarantie | 202 | ||
1. Recht auf freien Zugang zu ökologischer Information | 206 | ||
2. Recht auf lückenlose Zurechnung der ökologischen Verantwortung | 207 | ||
3. Recht auf Garantie der intertemporalen Umweltgerechtigkeit | 208 | ||
4. Recht auf konstruktive staatliche Beteiligung an einem gerechten globalen Umweltschutz | 210 | ||
Schlusswort | 212 | ||
Literaturverzeichnis | 217 | ||
Stichwortverzeichnis | 237 |